Es erscheint schwierig, im Rahmen einer Hausarbeit in einem Seminar vier vollständige Theorien der internationalen Beziehungen vorzustellen, nach ihren zentralen Unterschieden zu suchen und diese sogar noch durch weitere Theorieansätze zu ergänzen. Leicht könnte man fragen, ob ein solches Unterfangen überhaupt einen Sinn macht und ob es nicht sinnvoller wäre, sich auf die Untersuchung einer Theorie zu beschränken. Für den Verfasser liegt jedoch gerade darin die Herausforderung: die vorliegende Arbeit soll in verständlicher Sprache einen sehr kompakten, dennoch aussagekräftigen Überblick der Theorien internationaler Beziehungen bieten, mit Hilfe dessen sich auch der politologische Laie innerhalb kürzerer Zeit ein erstes, einführendes Bild von den wissenschaftlichen Erklärungsansätzen internationaler Beziehungen machen kann.
Die bestimmende Untersuchungsfrage lautet dabei: worin liegen die zentralen Unterschiede der Theorien internationaler Beziehungen und welche Erklärungskraft haben sie (noch) heute für die Realität der internationalen Politik? Dabei ist eine These des Autoren, dass jede Theorie zunächst in ihrer jeweiligen Zeit, in einer bestimmten Konstellation des Staatensystems entstanden ist und dementsprechend ihre Erklärungskraft in einem historischen Zusammenhang gesehen werden muss. Darüber hinaus wird vermutet, dass sich die unterschiedlichen Theorien der internationalen Beziehungen in Teilaspekten gegenseitig sehr gut ergänzen, dass auch gerade in moderneren theoretischen Annahmen und Überlegungen Ansätze enthalten sind, die sich durchaus mit Perspektiven traditioneller Theorien verknüpfen lassen. Methodisch wird ein deskriptiver Ansatz gewählt, das heißt die Kerngedanken der einzelnen Theorien werden zunächst beschrieben und dann in ihren Differenzierungen analysiert.
Zunächst werden dabei die vier Theorien Realismus, Institutionalismus, Liberalismus und Konstruktivismus chronologisch in ihren jeweiligen Ausprägungen anhand der Hauptvertreter vorgestellt. In jedem Kapitel wird sich dann eine Bilanz anschließen, die versucht, die Vorteile, die Widersprüche und die ungelösten Probleme der einzelnen Theorien aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang werden auch deren Unterschiede herausgearbeitet. Im Anschluss soll ein kurzer Überblick über weitere Theorien das Gesamtbild vervollständigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Vorbemerkung
- Theorien internationaler Beziehungen
- Realismus
- klassischer Realismus (Carr und Morgenthau)
- Sicherheitsdilemma (Herz)
- Neorealismus (Waltz)
- Bilanz: Vorteile und Probleme des Realismus
- Institutionalismus
- normativistisch-reflexiver Institutionalismus
- utilitaristisch-rationalistischer Institutionalismus
- Bilanz: Vorteile und Probleme des Institutionalismus
- Liberalismus
- drei Ausprägungen nach Andrew Moravcsik
- Abgrenzung von Realismus und Institutionalismus
- These des demokratischen Friedens
- Grenzen der liberalen Friedenstheorie
- Konstruktivismus
- zentrale Aspekte und Abgrenzungen
- Perspektiven und Probleme des Konstruktivismus
- Andere Theorien und Denktraditionen
- Thukydides
- Idealismus
- (Neo-)Marxismus
- Feminismus
- Politische Psychologie
- Realismus
- Zusammenfassende Schlussbemerkung
- Anhang: Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Gegenüberstellung zentraler Unterschiede in den Theorien der internationalen Beziehungen. Ziel ist es, einen kompakten Überblick über die wichtigsten Theorien zu geben und deren Erklärungskraft für die heutige internationale Politik zu beleuchten. Die Arbeit soll auch dem politologischen Laien einen ersten Einblick in die wissenschaftlichen Erklärungsansätze internationaler Beziehungen ermöglichen.
- Zentrale Unterschiede der Theorien internationaler Beziehungen
- Erklärungskraft der Theorien für die heutige internationale Politik
- Historischer Kontext der Entstehung der Theorien
- Mögliche Ergänzung und Verknüpfung der Theorien
- Vorteile, Widersprüche und ungelöste Probleme der einzelnen Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer einleitenden Vorbemerkung, die die Herausforderungen und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Anschließend werden die vier Theorien Realismus, Institutionalismus, Liberalismus und Konstruktivismus chronologisch in ihren jeweiligen Ausprägungen anhand der Hauptvertreter vorgestellt. Jedes Kapitel beinhaltet eine Bilanz, die die Vorteile, Widersprüche und ungelösten Probleme der einzelnen Theorien aufzeigt. Im Anschluss wird ein kurzer Überblick über weitere Theorien das Gesamtbild vervollständigen.
Der Realismus geht davon aus, dass das Machtstreben der Menschen zu einem Machtstreben der Staaten führt. Der klassische Realismus (Carr und Morgenthau) betont die Bedeutung von Macht und Interessen in der internationalen Politik. Der Neorealismus (Waltz) hingegen fokussiert auf die Struktur des internationalen Systems und das Sicherheitsdilemma, das durch die Anarchie entsteht.
Der Institutionalismus betrachtet die Rolle von Institutionen in der internationalen Politik. Der normativistisch-reflexive Institutionalismus betont die Bedeutung von Normen und Werten, während der utilitaristisch-rationalistische Institutionalismus die rationale Interessenverfolgung der Akteure in den Vordergrund stellt.
Der Liberalismus betont die Bedeutung von Demokratie, Freihandel und internationalen Organisationen für die Förderung von Frieden und Kooperation. Die drei Ausprägungen des Liberalismus nach Andrew Moravcsik sind der liberale Interdependenz-Liberalismus, der republikanische Liberalismus und der ideelle Liberalismus.
Der Konstruktivismus betont die Bedeutung von Ideen, Normen und Identitäten für die Gestaltung der internationalen Politik. Er argumentiert, dass die internationale Politik nicht nur von materiellen Faktoren, sondern auch von sozialen und kulturellen Faktoren geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Theorien der internationalen Beziehungen, Realismus, Institutionalismus, Liberalismus, Konstruktivismus, Macht, Sicherheit, Anarchie, Interessen, Normen, Werte, Demokratie, Freihandel, internationale Organisationen, Ideen, Identitäten, und die Erklärungskraft der Theorien für die heutige internationale Politik.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Helmut Schäfer (Autor:in), 2005, Gegenüberstellung zentraler Unterschiede der Theorien in den internationalen Beziehungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149689