Der Nationalismus in der Habsburgermonarchie wirkte spaltend; einigende Faktoren waren supranational und historisch wie beispielsweise die Dynastie, die Armee, die Verwaltung und die Kirche. Die Lage der Juden war nicht gerade rosig, da nur eine kleine Minderheit wohlhabend war, während die große Masse, vor allem in Galizien, eine wirtschaftliche Stellung einnahm, die mittelalterlich anmutete. Im Jahre 1848 schlossen sich die Juden politisch den Liberalen an, welche nationalistisch waren und fast keine Sympathien für die Bestrebungen der anderen Nationalitäten empfanden. In Wien spielten die Juden eine hervorragende Rolle, sodass ein Teil der konterrevolutionären Propaganda einen antisemitischen Ton erhielt, der sich besonders gegen die jüdischen Kaffeehausliteraten wendete, die den überwiegenden Teil der damals in Blüte stehenden Journale, Gazetten und Flugschriften produzierten. Während der 1850er und 1860er Jahre hatten katholische und konservative Kräfte ihren Kampf gegen liberale Forderungen mit antisemitischen Parolen verstärkt. Die Verfassungskämpfe, die Nichtanerkennung des Konkordats und die Abspaltung der Altkatholiken nach dem Ersten Vatikanum erschütterte den österreichischen Katholizismus, und die konservative Presse gab die Schuld den Juden, die "gegen die Kirche, gegen den Klerus und die religiösen Orden" hetzen „und die verblendete Masse bis zu Gewalttaten aufreizen“. Karl Freiherr von Vogelsang, einer der führenden konservativen politischen Theoretiker jener Zeit, stimmte in die Hetze gegen die Juden mit ein, wobei sein Hauptinteresse sozialen und wirtschaftlichen Problemen galt. Sein Ideal war die Restauration der christlichen Wirtschaftsordnung, für den die Juden die Vorhut der kapitalistischen Ideologie und Praxis darstellten. Als Katholik lehnte er jedoch den rassischen Antisemitismus dezidiert ab und griff auch die hebräische Religion als solche nicht an. Nur der katholische Antisemitismus, der für eine Aufhebung der Emanzipation der Juden plädiert, sei der einzig sittliche, der christliche, und deshalb auch der einzig zielführende.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der moderne Antisemitismus
- Zur Situation in der Habsburgermonarchie
- Der Schönerer-Antisemitismus
- Der Lueger-Antisemitismus
- Zur Situation in Kärnten
- Zur Situation in der Habsburgermonarchie
- Die „Los-von-Rom“-Bewegung
- Zur Situation in der Habsburgermonarchie
- Von der „Badeni-Krise“ zur „Los-von-Rom“-Bewegung
- Die studentische „Los-von-Rom“-Bewegung
- Zur Situation in Kärnten
- Zur Situation in der Habsburgermonarchie
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Antisemitismus und der „Los-von-Rom“-Bewegung in der Habsburgermonarchie. Sie analysiert, wie diese beiden Phänomene ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussten. Der Fokus liegt dabei auf der Situation in Kärnten. Die Arbeit beleuchtet die historische Entwicklung des Antisemitismus im Kontext der Habsburgermonarchie und untersucht die Rolle der „Los-von-Rom“-Bewegung in dieser Entwicklung.
- Der moderne Antisemitismus in der Habsburgermonarchie
- Die „Los-von-Rom“-Bewegung und ihre Verbindungen zum Antisemitismus
- Die Situation in Kärnten im Kontext dieser beiden Phänomene
- Der Einfluss von Nationalismus und Religion auf die Entstehung und Verbreitung des Antisemitismus
- Die Rolle von Politik und Gesellschaft in der Gestaltung des Antisemitismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung gibt einen Überblick über die Situation der Juden in der Habsburgermonarchie und die Verbindung des Liberalismus mit dem Antisemitismus.
- Kapitel 1 beleuchtet den modernen Antisemitismus in der Habsburgermonarchie, einschließlich des Schönerer- und Lueger-Antisemitismus. Es analysiert die Situation in Kärnten im Kontext der Entwicklungen in der gesamten Monarchie.
- Kapitel 2 befasst sich mit der „Los-von-Rom“-Bewegung, ihrer Entstehung und ihren Auswirkungen auf die Habsburgermonarchie. Es analysiert die Situation in Kärnten im Kontext der Bewegung.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, „Los-von-Rom“-Bewegung, Habsburgermonarchie, Kärnten, Nationalismus, Religion, Politik, Gesellschaft, Liberalismus, Schönerer, Lueger, Badeni-Krise, Kulturprotestantismus, Konfession, Geschichte, Sozialreform.
- Quote paper
- Fabian Gottfried Prilasnig (Author), 2024, Antisemitismus und "Los-von-Rom" in der Habsburgermonarchie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1496972