Das römische Reich nimmt in der Geschichte eine einzigartige Stellung ein: Es ist nicht nur eines der größten Reiche, die die Welt bis dato gesehen hat, es hatte über eine gewaltige Zeitspanne bestand. Betrachtet man die Geschichte des römischen Reiches, so wird eines deutlich. Die römische Geschichte ist eine symbiotische Beziehung zwischen Militär und Gesellschaft. Beide Faktoren, Gesellschaft und Militär, beeinflussen die Politik des Imperiums, beide können nicht getrennt voneinander gesehen werden: Im Militär bildet sich die Gesellschaft ab – die Gesellschaft erfährt ständige Veränderungen durch das Militär. Das Vorrangige Ziel der Römer ist es, durch fortwährende Integration von Provinzbewohnern bzw. unterworfenen Völkern einen Staat zu schaffen, der nicht als Eroberer da steht, sondern als Heilsbringer der Völker. Die Römer erreichten in vielen Fällen ihr Ziel – an einigen – hier sei auf „Germania Magna“ und den vergeblichen Eroberungsversuch der rechtsrheinischen Gebiete bis zur Elbe verwiesen – Stellen scheiterte man jedoch. Diese Kombination aus Expansion und Integration war in den Jahren bis zur Regierungszeit Hadrians ein Erfolgsrezept. Gewaltige Ressourcen an Mensch und Material stehen der wohl besten Armee seiner Zeit zur Verfügung und verschaffen den Herren und Bewohnern des Weltreiches Wohlstand.
Die aggressive Expansionspolitik Roms, die Eroberung eines gewaltigen Imperiums, erfährt in der Zeit der Kaiser Trajan und Hadrian eine Zäsur: Auf dem Zenit seiner Macht begann Rom scheinbar seine Außenpolitik in großem Stil zu ändern. Nicht mehr Eroberung stand im Focus der Politik des Reiches, sondern Grenzsicherung. Wurde die bewährte Praxis von Eroberung und Integration zur Sicherung aufgeben? Worauf ist der massive Ausbau von Grenzbefestigungen zurückzuführen?
Als Begründung möglich wäre ein Scheitern der Integrationspolitik der Römer oder ein Stimmungswandel in der römischen Gesellschaft. In wie weit das zutrifft gilt es im Folgenden zu untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Expansionspolitik bis Trajan
3 Limes und Hadrianswall
4 römische und griechische Stellungnahmen in der Literatur
a) Griechische Literatur
b) Römische Literatur
5 Außenpolitik der Folgekaiser
6 Zusammenfassung
7 Quellen und Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das römische Reich nimmt in der Geschichte eine einzigartige Stellung ein: Es ist nicht nur eines der größten Reiche, die die Welt bis dato gesehen hat, es hatte über eine gewaltige Zeitspanne bestand. Betrachtet man die Geschichte des römischen Reiches, so wird eines deutlich. Die römische Geschichte ist eine symbiotische Beziehung zwischen Militär und Gesellschaft. Beide Faktoren, Gesellschaft und Militär, beeinflussen die Politik des Imperiums, beide können nicht getrennt voneinander gesehen werden: Im Militär bildet sich die Gesellschaft ab – die Gesellschaft erfährt ständige Veränderungen durch das Militär. Das Vorrangige Ziel der Römer ist es, durch fortwährende Integration von Provinzbewohnern bzw. unterworfenen Völkern einen Staat zu schaffen, der nicht als Eroberer da steht, sondern als Heilsbringer der Völker. Die Römer erreichten in vielen Fällen ihr Ziel – an einigen – hier sei auf „Germania Magna“ und den vergeblichen Eroberungsversuch der rechtsrheinischen Gebiete bis zur Elbe verwiesen – Stellen scheiterte man jedoch. Diese Kombination aus Expansion und Integration war in den Jahren bis zur Regierungszeit Hadrians ein Erfolgsrezept. Gewaltige Ressourcen an Mensch und Material stehen der wohl besten Armee seiner Zeit zur Verfügung und verschaffen den Herren und Bewohnern des Weltreiches Wohlstand.
Die aggressive Expansionspolitik Roms, die Eroberung eines gewaltigen Imperiums, erfährt in der Zeit der Kaiser Trajan und Hadrian eine Zäsur: Auf dem Zenit seiner Macht begann Rom scheinbar seine Außenpolitik in großem Stil zu ändern. Nicht mehr Eroberung stand im Focus der Politik des Reiches, sondern Grenzsicherung. Wurde die bewährte Praxis von Eroberung und Integration zur Sicherung aufgeben? Worauf ist der massive Ausbau von Grenzbefestigungen zurückzuführen?
Als Begründung möglich wäre ein Scheitern der Integrationspolitik der Römer oder ein Stimmungswandel in der römischen Gesellschaft. In wie weit das zutrifft gilt es im Folgenden zu untersuchen.
2 Expansionspolitik bis Trajan
Über Jahrhunderte hinweg musste das römische Reich sich gegen Konkurrenten und Neider in kriegerischen Auseinandersetzungen durchsetzen. Ob nun in den punischen Kriegen, dem folgenden Bundesgenossenkrieg, den Bürgerkriegen oder den Expansionskriegen in Germanien – die Geschichte Roms ist eine von Kriegen und Militärs geprägte Geschichte. Diese Prägung hat aus den Menschen des Imperiums Soldaten und aus ihren Politikern Feldherren gemacht. Kurz: Militärische Tugenden waren die Ideale der damaligen Zeit.[1] Die Bewährung im Krieg und Eroberungen stellten die höchsten und erstrebenswertesten Ziele der Gesellschaft dar. Das galt für die „normale“ Bevölkerung genauso wie, in deutlich gesteigerter Form, auch für die Führungselite der römischen Gesellschaft.[2] Gerade durch diese Haltung der Gesellschaft war das Reich geradezu gezwungen ständig zu expandieren, um den Führern bzw. den Eliten der römischen Armee fortwährend die Möglichkeit zu geben, sich in bewaffneten Konflikten zu beweisen und dabei den Ruhm Roms (was den eigenen Ruhm einschloss) zu mehren, indem man zumindest an der Expansion des Reiches Anteil hatte. Krieg und Eroberung waren damit die zentralen und bestimmenden Elemente im politischen Vorgehen, zugleich waren sie maßgeblich für die soziale Identität der Römer verantwortlich.[3] Diese Ausrichtung auf Militär und Krieg wird vor allem deutlich, wenn man sich die Einführung von Gladiatorenkämpfen (in denen nicht selten –erfolgreiche- Schlachten der Römer nachgestellt wurden, vor Augen führt.[4] Durch die Kombination von öffentlicher Nachfrage nach Ruhm im Krieg und Glorifizierung des Todes im Kampf durch die Gladiatorenspiele sorgte für eine zunehmende und immer weiter fortschreitende Militarisierung der Bevölkerung. „Militarisierung heißt in diesem Zusammenhang, dass eine gedankliche Ausrichtung der Römer auf das Militär hin erfolgte[5], in deren Zuge das Handeln und der Katalog von Werten und Normen derart am Militärapparat ausgerichtet wurde, dass die Lebensweise selber zu einer Glorifizierung des römischen Militärs wurde. Macht und Prestige mussten dementsprechend durch militärische Erfolge Legitimiert werden: Große (aristokratische) Persönlichkeiten Roms zur Zeit der res publica [6] mussten ihre Ansprüche auf Führerschaft mit militärisschen Erfolgen untermauern, um so den weiteren sozialen (und damit wiederum militärischen) Aufstieg zu sichern.[7] Damit hatte das römische Reich sich selbst in einen „Teufelskreis“ bugsiert: Je größer die Erfolge eines Feldherren waren, umso mehr setzten sie die Nachfolger unter Druck es ihm gleich zu tun; sprich: Die Notwendigkeit die Grenzen des Reiches auszudehnen wurde immer größer, um sich selber ins rechte Licht rücken zu können. Augustus musste also am Anfang seiner Zeit als Princeps außenpolitische Erfolge vorweisen[8] und spätere Kaiser mussten sich daher immer wieder an den Erfolgen ihrer Vorgänger messen lassen.[9] Besonders deutlich wird die Wichtigkeit der Eroberungen und die Präsentation des Erreichten, wenn man sich den Altar des Augustus zu ehren der pax augusta auf dem Marsfeld ansieht. Gerade dieser Altar stellt dar, was die pax augusta wirklich war: Ein auf durch ständige Kriege an den Grenzen gesicherter, auf das innere Reich beschränkter Friede. Das fällt in der Tat schon dem Laien auf, wenn er sich die Darstellungen auf dem Altar ansieht. Dargestellt im einzelnen sind die Beendigung des Bürgerkrieges und die Einigung mit dem Senat als Zeichen für die Wiederherstellung des inneren Friedens und der politischen Ordnung, die Befriedung der Militärs und die Begründung des monarchischen Herrschaftssystems, um der Gesellschaft zu suggerieren, dass sie weder Umstürze, noch Enteignung und politischen Terror fürchten musste.[10] Augustus (Oktavian) war bestrebt, der eigenen Bevölkerung und den Barbaren außerhalb des Imperiums zu zeigen, dass das römische Weltreich (und dessen Herrscher) mit dem Einverständnis der Götter neue Länder dem Reich hinzufügte und Vorteile der römischen Zivilisation verbreitete.[11] Augustus wurde damit (und zwangsläufig durch seine Stellung als Princeps oder erster Kaiser) zum Vorbild für alle ihm folgenden Kaiser, die gerade durch dieses Vorbild bestrebt waren, ihren Machtanspruch durch Eroberungen und herausragende militärische Leistungen zu bestätigen.[12] Kaiser ohne Nachweis einer erfolgreichen Erweiterung des Imperiums, konnten in Gefahr laufen ihre Macht zu untergraben und ihre Ehre zu verlieren.[13]
Der wohl bekannteste „Vergrößerer“ des Reiches war Trajan, der, weil er als erster der Kaiser in einer der Provinzen geboren wurde, sehr stark gezwungen war außenpolitische Erfolge (also gewonnene Kriege) vorzuweisen. Unter ihm Erreichte das Imperium 117 n. Chr. seine größte Ausdehnung.
Aus dem Beschriebenen ist zu folgern, dass die Kaiser des ersten Jahrhunderts nach Christus stets bemüht waren, und bemüht sein mussten, ihr Reich zu vergrößern – und diese Erfolge durch Bauten oder Inschriften der Bevölkerung präsentieren mussten. Die großen Monumente wie die Trajanssäule oder der angesprochene Alter zu Ehren der pax augusta zeugen von diesem Prozess. Um eben diese Kriege zu erhalten, musste man zuerst einmal Kriege führen: Zwar konnte man wie Tiberius (durch Germanicus) auf gewaltsame Übergriffe von feindlichen Stämmen oder Staaten reagieren, es konnte aber durchaus auch vorkommen, dass man Gründe konstruieren[14] musste.
[...]
[1] Tilmann-Schmitt, Marcelo: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr., Stuttgart 1997, S. 13.
[2] Plinius: Naturalis historia, 7, 139.
[3] Tilmann-Schmitt, Marcelo: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr., Stuttgart 1997, S. 14.
[4] Hopkins, K.: Death and Renewal. Sociological Studies in Roman History II., Cambridge 1983, S. 1ff.
[5] Etwas, dass man nicht zuletzt an dem Drang der römischen Literaten erkennen kann, die ständig bemüht sind, ihre Schriften als „Mehrung des römischen Ruhmes“ darzustellen, um so eine Legitimation für ihr Tun zu erhalten
[6] Hier sind vor allem namentlich Sulla, Crassus, Pompeius und Caesar zu erwähnen
[7] Tilmann-Schmitt, Marcelo: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr., Stuttgart 1997, S. 16.
[8] Nicht ohne Schreibt Augustus bereits zu Anfang seines „res gestae“, dass er bereits mit 19 Jahren ein Heer aufgestellt hat. Er stellt somit dar, dass er bereits in jungen Jahren fähig war ein Heer zu führen und militärische Erfahrungen sammeln konnte. Vgl. Augustus, res gestae (Anfang). Zusätzlich vergisst er nicht, die zahllosen Ehrungen zu erwähnen, die der Senat im hat zukommen lassen – inklusive derer, die er abgelehnt hat. Vgl. Augustus: res gestae, (Mitte)
[9] Die wichtigen marianischen Reformen hätten in ihrem vollen Umfang nicht zur damaligen Zeit durchgeführt werden können, wäre Gaius Marius nicht schon zuvor ein Feldherr mit guter Reputation gewesen
[10] Tilmann-Schmitt, Marcelo: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr., Stuttgart 1997, S. 17
[11] Gruen, E.: Augustus and the Ideology of War and Peace. In: Winkes, R. (Hrsg.): The Age of Augustus. Conference held at the Brown University Providence, Rhode Island, 1982, S. 51ff.
[12] Der Kaiser musste nicht zwangsläufig selber ein Heer anführen, sondern konnte – wie Germanicus für Tiberius oder Agricola für Claudius – Generäle benennen, die in seinem Namen fochten. Allerdings konnte der Kaiser auch selber das Heer anführen, wie zum Beispiel Trajan (vgl.: Campbell, J. B.: The Roman Army. 31BC – AD 337. A Sourcebook. London 2005, S. 73, Nr. 131).
[13] Tilmann-Schmitt, Marcelo: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts n. Chr., Stuttgart 1997, S. 18.
[14] Sueton: Claudius 17.
- Arbeit zitieren
- Patrick Saal (Autor:in), 2008, Wandel des Militärsystems unter Hadrian, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149741
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