Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Figuren, die den Beruf einer Schriftstellerin/eines Schriftstellers ausüben, in Spielfilmen dargestellt werden. Erstaunlicherweise gibt es unzählige Filme mit Schriftstellerprotagonisten, obwohl der wichtigste Teil der Arbeit des Schriftstellers in dessen Kopf stattfindet und nicht leicht in Bildern darzustellen ist, während das eigentliche Schreiben zwar gezeigt werden kann (und auch gezeigt werden sollte), durch seine Eintönigkeit aber nicht besonders dafür geeignet scheint, ein Kinopublikum für diese Tätigkeit zu interessieren.
Der Schriftstellerbegriff wird häufig synonym mit dem des Autors gebraucht. Insbesondere seit dem 20. Jahrhundert werden verstärkt Theorien entwickelt, die den Autor und seine Intentionen nicht als bedeutsam für die Textinterpretation ansehen und z.T. völlig auf ihn verzichten wollen. Als besonders einflussreich hat sich die poststrukturalistische Autorkritik mit dem Schlagwort vom ‚Tod des Autors’ erwiesen. Die Magisterarbeit nimmt die beiden Texte von Roland Barthes und Michel Foucault, auf denen diese Theorie hauptsächlich beruht, unter die Lupe, um die postmoderne Vorstellung vom Autor als jemandem, der seine Texte nicht kontrollieren kann, zu zeigen.
Die Magisterarbeit beschäftigt sich insbesondere mit vier ausgewählten Filmen aus dem Zeitalter der Postmoderne, die Schriftsteller als Hauptfiguren haben. Die Arbeit zeigt, dass die postmodernen Vorstellungen vom Autor auch das Bild des Schriftstellers im Film nachhaltig geprägt haben. PROVIDENCE (1977) macht den kreativen Entstehungsprozess eines literarischen Werks nachvollziehbar. Außerdem werden die Grenzen der schriftstellerischen Macht aufgezeigt. Die Romanadaption NAKED LUNCH (1991) entwirft das Bild eines Schriftstellers, der erst versucht, sich gegen seine Berufung zu wehren, jedoch eine Entwicklung durchmacht, die bewirkt, dass er schließlich seine Berufung nicht länger leugnet. BARTON FINK (1991) ist ein postmoderner Kommentar über die Arbeitsbedingungen von Drehbuchautoren im Hollywood der 1940er Jahre, der sowohl den Umgang mit Kreativen kritisiert als auch das Selbstbild des Autors als autonomem Künstler. SHAKESPEARE IN LOVE (1998) ist eines von zahlreichen Beispielen für eine filmische Schriftstellerbiografie, die ein für postmoderne Kunstwerke charakteristisches Spiel mit einem historischen Stoff betreibt und die Arbeitsweise von Schriftstellern Ende des 16. Jahrhunderts mit heute vergleicht.
Inhaltsverzeichnis
- Zu Konzeption und Aufbau der Arbeit
- Die postmoderne Theorie von der Abwesenheit des Autors
- Der Begriff des 'Autors' – Ein geschichtlicher Überblick
- Roland Barthes: Der Tod des Autors
- Michel Foucault: Was ist ein Autor?
- Die Rezeption der Theorien – Das Überleben des Autors
- Filmanalyse: PROVIDENCE
- Alain Resnais und die Zusammenarbeit mit seinen Drehbuchautoren
- Das Sichtbarmachen des kreativen Prozesses
- Das Neuschreiben des eigenen Lebens
- Die Grenzen der schriftstellerischen Macht
- Das Entgleiten der Figuren
- Das Filmende
- Filmanalyse: NAKED LUNCH
- Die Verfilmung eines 'unverfilmbaren' Romans
- Ablehnen der Berufung und Realitätsflucht
- Einsicht in die Berufung
- Filmanalyse: BARTON FINK
- Die Stellung des Drehbuchautors im Studiosystem
- Barton Fink und Hollywood
- Barton Finks Schreibblockade
- Auslöser und Verlauf der Schreibblockade
- Überwindung der Schreibblockade (?)
- Filmanalyse: SHAKESPEARE IN LOVE
- Filmische Schriftstellerbiographien
- Der Fall Shakespeare
- Shakespeare als Ikone
- Shakespeares Autorschaft im Film
- Das postmoderne Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Darstellung des Schriftstellers als filmischen Protagonisten im Kontext der Postmoderne. Die Arbeit analysiert, wie ausgewählte Filme den kreativen Prozess und die Herausforderungen des Schreibens visualisieren und die Konzepte der Autorschaft im postmodernen Diskurs reflektieren.
- Die postmoderne Theorie der Autorschaft und ihre Auswirkungen auf die filmische Darstellung des Schriftstellers.
- Die Herausforderungen der filmischen Darstellung des Schreibprozesses und die kreativen Lösungsansätze der ausgewählten Filme.
- Die Konzepte von Kreativität, Schreibblockaden und der Beziehung zwischen innerer und äußerer Realität im Leben eines Schriftstellers.
- Die Rolle des Schriftstellers innerhalb des filmischen und gesellschaftlichen Kontextes.
- Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Autor und Werk im postmodernen Film.
Zusammenfassung der Kapitel
Zu Konzeption und Aufbau der Arbeit: Die Einleitung begründet die Wahl des Themas "Schriftsteller als filmischer Protagonist" und adressiert die scheinbare Schwierigkeit, den Schreibprozess filmisch darzustellen. Sie verweist auf die Vielfalt von Filmen mit Schriftstellern als Protagonisten und diskutiert die unterschiedlichen filmischen Strategien zur Überwindung der dargestellten Herausforderung, den oft introspektiven Akt des Schreibens visuell zu gestalten. Die Arbeit definiert den "Schriftsteller" im Gegensatz zum "Autor" und kündigt eine Auseinandersetzung mit postmodernen Theorien der Autorschaft an.
Die postmoderne Theorie von der Abwesenheit des Autors: Dieses Kapitel bietet einen geschichtlichen Überblick über den Begriff des Autors und analysiert die einflussreichen Theorien von Roland Barthes ("Der Tod des Autors") und Michel Foucault ("Was ist ein Autor?"). Es werden die Argumente gegen die Bedeutung von Autorintentionen für die Textinterpretation diskutiert, wobei der Einfluss dieser Theorien auf die Vorstellung vom Autor und die Produktion/Rezeption postmodernen Kunstwerks im Mittelpunkt steht. Die Diskussion berücksichtigt die Kritik an der Polemik und den teilweise widersprüchlichen Argumentationen der beiden Aufsätze.
Filmanalyse: PROVIDENCE: Die Analyse von Alain Resnais' "Providence" untersucht die filmische Darstellung des kreativen Prozesses eines sterbenden Schriftstellers. Der Film wird analysiert in Bezug auf die Zusammenarbeit von Regisseur und Drehbuchautoren, die Visualisierung des Schreibens und die Darstellung der Grenzen der schriftstellerischen Macht über die eigene Schöpfung und das eigene Leben. Das "Neuschreiben des eigenen Lebens" als filmisches Motiv wird genauer betrachtet.
Filmanalyse: NAKED LUNCH: Die Adaption von William S. Burroughs' "Naked Lunch" wird analysiert hinsichtlich der Herausforderungen bei der Verfilmung eines "unverfilmbaren" Romans. Die Analyse fokussiert auf die Darstellung des Schreibens als Akt der Ablehnung der Berufung und Realitätsflucht, gefolgt von der Einsicht in die Bedeutung der künstlerischen Berufung. Die filmische Umsetzung des Romans und die Herausforderungen im Umgang mit dessen experimentellem Stil werden im Detail beleuchtet.
Filmanalyse: BARTON FINK: Die Coen-Brüder' "Barton Fink" wird analysiert im Hinblick auf die Darstellung der Stellung des Drehbuchautors im Hollywood-Studiosystem. Der Film wird als Allegorie für die Kreativität und die damit verbundenen Konflikte, besonders die Schreibblockade des Protagonisten interpretiert. Die Analyse untersucht die Ursachen und den Verlauf der Schreibblockade sowie die Frage nach deren Überwindung. Die Problematik der künstlerischen Integrität innerhalb kommerzieller Strukturen wird beleuchtet.
Filmanalyse: SHAKESPEARE IN LOVE: Dieser Kapitel analysiert die Darstellung Shakespeares im Film "Shakespeare in Love" als Beispiel für filmische Schriftstellerbiographien und konzentriert sich auf die Darstellung Shakespeares als Ikone und die Frage nach seiner Autorschaft. Der Film wird als postmodernes Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart interpretiert, das die Konstruiertheit von Geschichte und Identität thematisiert.
Häufig gestellte Fragen zu: Magisterarbeit über Schriftsteller als filmische Protagonisten
Was ist das Thema der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die Darstellung von Schriftstellern als filmische Protagonisten im Kontext der Postmoderne. Im Fokus stehen die Visualisierung des kreativen Prozesses und die Reflexion von Autorschaftskonzepten im postmodernen Diskurs.
Welche Filme werden analysiert?
Die Arbeit analysiert vier Filme: "Providence" (Alain Resnais), "Naked Lunch" (David Cronenberg), "Barton Fink" (Coen-Brüder) und "Shakespeare in Love" (John Madden). Diese Filme wurden aufgrund ihrer unterschiedlichen Herangehensweisen an die Darstellung des Schreibprozesses und der Auseinandersetzung mit Autorschaft ausgewählt.
Welche postmodernen Theorien werden behandelt?
Die Arbeit bezieht sich auf die einflussreichen Theorien von Roland Barthes ("Der Tod des Autors") und Michel Foucault ("Was ist ein Autor?") zur postmodernen Autorschaft. Sie diskutiert deren Argumente gegen die Bedeutung von Autorintentionen für die Textinterpretation und deren Einfluss auf die Produktion und Rezeption von Kunstwerken.
Wie werden die Filme analysiert?
Die Filmanalysen untersuchen, wie die ausgewählten Filme den kreativen Prozess, Schreibblockaden, die Beziehung zwischen innerer und äußerer Realität, sowie die Rolle des Schriftstellers im filmischen und gesellschaftlichen Kontext darstellen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Visualisierung des Schreibens und der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Autor und Werk.
Welche Aspekte der Autorschaft werden diskutiert?
Die Arbeit befasst sich mit verschiedenen Aspekten der Autorschaft, darunter die Herausforderungen der filmischen Darstellung des Schreibprozesses, die Konzepte von Kreativität und Schreibblockaden, die Grenzen der schriftstellerischen Macht, die Beziehung zwischen Autor und Werk und das Verhältnis von Autorintention und Textinterpretation im postmodernen Kontext.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit möchte zeigen, wie ausgewählte Filme den kreativen Prozess und die Herausforderungen des Schreibens visualisieren und die Konzepte der Autorschaft im postmodernen Diskurs reflektieren. Sie untersucht die filmische Darstellung des Schriftstellers als Protagonisten und die verschiedenen Strategien, die eingesetzt werden, um den oft introspektiven Akt des Schreibens visuell zu gestalten.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Konzeption und Aufbau, der postmodernen Theorie der Autorschaft, sowie Einzelanalysen der vier genannten Filme und einem Resümee mit Ausblick. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung und Analyse der relevanten Aspekte.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Postmoderne, Autorschaft, Schriftsteller, filmische Darstellung, kreativer Prozess, Schreibprozess, Schreibblockade, Realität, Hollywood-Studiosystem, Autorintention, Textinterpretation, Filmanalyse, Providence, Naked Lunch, Barton Fink, Shakespeare in Love.
- Arbeit zitieren
- M.A. Marius Nobach (Autor:in), 2009, Der Schriftsteller als filmischer Protagonist im Zeitalter der Postmoderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149836