Sprachliche Themen, Fragen und Probleme sind auch hierzulande brandaktuell. Nicht nur aufgrund der Orthographiereform sind daher sprachliche Verwirrungen und Fragen nach sprachlicher Korrektheit keine Seltenheit mehr. Sie manifestieren sich in Äußerungen wie: „Heißt es: wegen Dir oder Deinetwegen?“. Zudem die Klagen über den grässlichen Einfluss der englischen Sprache auf die einstige Sprache der großen Dichter und Denker.
Die Beliebtheit und Allgegenwärtigkeit von Fragen zu derartigen sprachlichen Zweifelsfällen zeigt sich nicht zuletzt an dem immensen Erfolg populärer Sprachkritiker, wie Wolf Schneider und der Kolumnist Bastian Sick. Üblicherweise lautet die „Diagnose“ populärer Sprachkritiker über die „krankhaften Symptome“ des aktuellen deutschen Sprachgebrauchs wie folgt: Sprachverfall, Sprachverwässerung, Sprachverlotterung oder Sprachniedergang.
Doch wie plausibel ist der Topos vom Sprachverfall? Wann kann von sprachlicher Richtigkeit gesprochen werden? Ist es ferner möglich, diese sprachlichen Entwicklungstendenzen zu bewerten – und wenn ja: wie?
Eine interessante Frage ist es daher, welche Position die Sprachwissenschaft zu diesen Fragen bzw. zu den Thesen populärer Sprachkritiker einnimmt. Aus diesem Grund ist es das Ziel dieser Arbeit, der folgenden Fragestellung nachzugehen: Wie ist die populäre Sprachkritik aus sprachwissenschaftlicher Perspektive zu beurteilen und welche Gründe sprechen in diesem Zusammenhang für eine grundsätzliche Auseinandersetzung der Sprachwissenschaft mit Sprachkritik?
Zur Beantwortung dieser Frage orientiert sich die Arbeit an der folgenden Struktur: Zunächst stehen ausgewählte Beispiele der Kolumnen Bastian Sicks im Mittelpunkt des Interesses. Daher wird in 2.1 zuerst eine kurze Darstellung der Person und des öffentlichen Status des populären Sprachkritikers erfolgen, um anschließend anhand einiger Beispiele der Kolumnen Sicks eine linguistische Einschätzung der populär-sprachkritischen Methodik und Analyse zu demonstrieren.
Unter Berücksichtigung der im zweiten Kapitel erarbeiteten Ergebnisse wird dritten Kapitel das Verhältnis zwischen Sprachkritik und Sprachwissenschaft genauer diskutiert. Zu diesem Zweck wird unter 3.1 ein kurzer Überblick darüber gegeben, welches Verhältnis seit Begründung der modernen Linguistik zwischen Sprachwissenschaft und Sprachkritik besteht, mit dem Ziel, daran anknüpfend wesentliche Gründe zu nennen, die für eine sprachkritische Auseinandersetzung von linguistischer Seite sprechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Linguistische Beurteilung populärer Sprachkritik am Beispiel Bastian Sick
- Bastian Sick - Entertainer oder Sprachexperte?
- Linguistische Beurteilung der Sick'schen Methodik
- Zum Verhältnis von Sprachwissenschaft und Sprachkritik
- Sprachwissenschaft vs. Sprachkritik
- Gründe für eine linguistisch-begründete Sprachkritik
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der populären Sprachkritik am Beispiel von Bastian Sick und analysiert diese aus sprachwissenschaftlicher Perspektive. Ziel ist es, die Methodik und Analyse von Sicks Sprachkritik zu beurteilen und die Gründe für eine grundsätzliche Auseinandersetzung der Sprachwissenschaft mit Sprachkritik zu beleuchten.
- Linguistische Beurteilung der populären Sprachkritik
- Analyse der Methodik und Analyse von Bastian Sick
- Das Verhältnis von Sprachwissenschaft und Sprachkritik
- Gründe für eine linguistisch-begründete Sprachkritik
- Bewertung der These vom Sprachverfall
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Sprachkritik im Kontext des aktuellen Sprachgebrauchs dar und führt die zentrale Fragestellung der Arbeit ein: Wie ist die populäre Sprachkritik aus sprachwissenschaftlicher Perspektive zu beurteilen und welche Gründe sprechen für eine grundsätzliche Auseinandersetzung der Sprachwissenschaft mit Sprachkritik?
Das zweite Kapitel widmet sich einer linguistischen Beurteilung der populären Sprachkritik am Beispiel von Bastian Sick. Zunächst wird die Person und der öffentliche Status des Sprachkritikers vorgestellt. Anschließend werden anhand von Beispielen aus Sicks Kolumnen die Methodik und Analyse der populär-sprachkritischen Vorgehensweise aus sprachwissenschaftlicher Sicht beleuchtet.
Im dritten Kapitel wird das Verhältnis zwischen Sprachkritik und Sprachwissenschaft genauer diskutiert. Es wird ein Überblick über die historische Beziehung zwischen beiden Disziplinen gegeben und anschließend werden wichtige Gründe für eine sprachkritische Auseinandersetzung von linguistischer Seite dargelegt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die populäre Sprachkritik, Bastian Sick, Sprachwissenschaft, Sprachverfall, Sprachrichtigkeit, linguistische Analyse, Methodik, Sprachkritik und Sprachwissenschaft, Gründe für eine linguistisch-begründete Sprachkritik.
- Arbeit zitieren
- Christian Reimann (Autor:in), 2010, Ist der Dativ dem Genitiv sein Tod?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149998