Das Phänomen Densha Otoko

Das Bild der Otaku im Medienmix


Magisterarbeit, 2008

246 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Formalitäten

1. Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Ziel
1.3 Vorgehensweise und Materialauswahl

2. Hintergründe für die Entstehung des „Train Man“ Medienmixes
2.1 Der mediale Hintergrund
2.2 Eine Welt namens 2Channel
2.3 Die Entstehung des Densha Otoko Phänomens

3. Vorstellung ausgewählter Bereiche des Otaku-Diskurses
3.1 Der Begriff Otaku im Wörterbuch
3.2 NAKAMORI Akio und „Manga Burikko“ – Stigmatisierung einer sozialen Gruppe
3.3 Die dunkle Seite des Diskurses – Der Fall MIYAZAKI und die Medienwirkung
3.4 Otaku – Spezialisten des Informationszeitalters?
3.5 Die Entdeckung einer neuen Konsumentenschicht
3.6 Moe – Die Eroberung einer neuen Welt
3.7 Auch Frauen sind Otakus oder etwa nicht?
3.8 Otaku als Objekt weiblicher Begierde
3.9 Zwischenfazit

4. Versuch einer Analyse des medialen Phänomens Densha Otoko
4.1 Die Buchfassung – eine genaue Textanalyse
4.2 „Train Man“ der Manga – Aussehen, Arbeit und Örtlichkeit
4.3 Der Kinofilm
4.4 Fernsehen in Japan – Entwicklungen und Eckdaten
4.5 Das Gerne Fernsehdrama und „Train Man“
4.6 Inhaltsangaben der Fernsehserie „Densha Otoko“
4.7 Wie könnte man „Train Man“ medienwissenschaftlich untersuchen?
4.8 Analyse des Fernsehdramas
4.8.1 Exposition
4.8.2 Die Kriterien Aussehen, Arbeit und Örtlichkeit
4.8.3 Weitere Aspekte des Otaku-Bildes
4.8.4 Faulstichs Kategorien von Heil, Horror und Exotik

5. Fazit und Ausblick

Formalitäten

Vorweg sind einige Formalitäten zu klären, die die folgende Arbeit betreffen. Japanische Namen werden in japanischer Schreibreihenfolge wiedergegeben, sprich der Nachname kommt vor dem Vornamen, wobei der Nachname durch Großschreibung hervorgehoben wird. Für die Verschriftlichung japanischer Worte wurde das Hepburn-System1 herangezogen. Die dazugehörigen Transkriptionstafeln sind im Anhang zu finden. Japanische Begriffe werden des Weiteren beim ersten Vorkommen im Text durch Angaben der japanischen Schriftzeichen ergänzt. Begriffe, die in Umschrift verwendet werden, sind kursiv markiert – Namen und Ortsbezeichnungen ausgenommen. Im Falle von Nachschlagewerken wie Lexika und Wörter- büchern bzw. Quellen mit zu langen Bezeichnungen werden aus Gründen der Praktikabilität Abkürzungen verwendet, die im Literaturverzeichnis in umfassenden Klammern ( {} ) auf- geführt sind. Alle Übersetzungen sind, falls nicht anders angegeben, vom Verfasser dieser Arbeit - Marc Hansen - angefertigt. Bei Buch-, Film- und Fernsehtiteln wird auf eine dem Genre entsprechende Lokalisierung zu Gunsten einer aussagekräftigen, am Original orientierten Übertragung, verzichtet. Da Internetseiten in den wenigsten Fällen Seitenzahlen aufweisen, wird auf eine Angabe verzichtet. Bei anderen digitalen Dokumenten wie z.B. Dokumente im Pdf-Format, wird so weit vorhanden, auf die Seitenzahl, die auf der Dokumentenseite notiert ist, verwiesen. Außerdem werden Zitate in der vorgefunden Form übernommen, was bedeutet, dass Schreib- und Zeichensetzungsformen vorkommen können, die noch der alten deutschen Rechtschreibung entsprechen. Die Begrifflichkeiten „Train Man“ und „Densha Otoko“ sind vollwertig synonym und ihre abwechselnde Verwendung geschieht aus rein stilistischen Gründen. Die eckigen Klammern ( [ ] ) werden als Kommentierungsmittel eingesetzt. Die Begriffe Otaku, Anime und Manga sehe ich als ein- gedeutscht an und werde sie daher nicht speziell durch Kursivschrift markieren. Bildaus- schnitte wurden mit Hilfe des Programms VLC-Player erstellt und dienen ausschließlich zur Erforschung des zur behandelnden Thematik.

1. Einleitung

1.1 Hintergrund

Im Internet, das häufig als Auslöser von Mord und Selbstmord in der Kritik stand, avancierte ein Forumsbeitrag zum großen Gesprächsstoff des Frühlings 20042 (u.a. GYKC 2007: 1078; 2006: 1156, 1194, 1256 u. 1693). Dieser erlangte in kürzester Zeit eine dermaßen hohe Popularität, dass eigens eine Zusammenfassungsseite von Forennutzern erstellt wurde, da man leicht den Überblick verlieren konnte, wenn man sich der enormen Menge an Beiträgen stellte. Aus dem zweimonatigen Wortwechsel zwischen dem anonymen Train Man3 und den Forennutzern entsprang eine Liebesgeschichte, die Japan über drei Jahre hinweg medial be- geisterte. Die Geschichte beginnt mit einem jungen unglücklichen Otaku4, der auf dem Heimweg von Akihabara, dem Electric Town Japans, eine Frau im Zug vor einem Trunken- bold rettet und sich schließlich in sie verliebt. Der unerfahrene Otaku sucht Lebenshilfe in einem Forum für allein stehende Männer, die ihm5 in Stilfragen als auch Herzensangelegen- heiten beraten, ihm gar Freund sind und so die Geschichte zu einem Happyend führen. Der Name Train Man ist der Forennutzername der Hauptfigur bzw. des real existierenden Beitragschreibers.6

Oktober 2004 erschien dann unter dem Label des japanischen Verlags Shinchôsha die Buch- fassung „Train Man“ zu Deutsch „Zugmann“ oder „Bahnmann“ 7, die auf der Zusammen- fassungsseite basiert8. Obwohl „Train Man“ als Original-Forenprotokoll und in einer leichter lesbaren bearbeiteten Fassung online frei zugänglich war, erreichte das Buch nach zwei Monaten Auflagenzahlen von 500 000 Exemplaren und wurde letztendlich zu einem Millionenseller9. Dem Trend folgend Bestseller10 zu einem groß angelegten Medienmix11 zu erweitern, kam die wahre12 Liebesgeschichte in die Kinos und wurde dort auch zum Hit13, den über 2 000 000 Menschen sahen. Fast zeitgleich starteten vier Mangareihen14, die in Länge und Leserschicht divergierten. Um den Medienmix zu komplettieren und noch eine breitere Zuschauerschaft anzusprechen, erfolgte eine Theateradaption und im Herbstquartal begann der japanische Fernsehsender Fuji (CX) schließlich mit der Ausstrahlung der Fernsehserie „Train Man“, die aus 11 Folgen bestand - mit einer durchschnittlichen Einschaltquote von 21% ein unerwarteter Erfolg. Den ursprünglich geplanten 11 Episoden folgten zwei Specials, die ebenfalls hohe Einschaltquoten erzielten.

Diese medialen Impulse, die über eine Zeitspanne von etwa drei Jahren auf die japanische Gesellschaft einwirkten, blieben nicht ohne eine gewisse Wirkung, die sich deut- lich in neuen Diskursperspektiven manifestiert (u.a. KARASAWA/OKADA 2007: 122, 127 u. 279). Zu den am stärksten beeinflussten Diskursen15 zählen der Liebesdiskurs, der wirtschaftliche Diskurs und speziell der Otaku-Diskurs, der mit den erstgenannten in Ver- bindung steht. Der Titel dieser Arbeit lautet „Das Phänomen Densha Otoko 16 - Das Bild der Otaku im Medienmix“. Das Wort Phänomen ist hier vor allem als Medienphänomen zu ver- stehen, das über eine längere Zeitspanne, durch verschiedenste Medienformen die Thematik Otaku in den Fokus des gesellschaftlichen Bewusstseins rückte. Das Bild, das dabei vermittelt wurde, gilt es mit Hilfe von medienwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und mit dem bis dato vorherrschenden Otaku-Diskurs zu vergleichen, um zu sehen, wo neue Standpunkte, Meinungen und Perspektiven entstanden sind (z.B. Roth 2006; Eng; MIKIYAMA 2005; KARASAWA/OKADA 2007 u. SUZUKI 2005).

1.2 Ziel

Ziel dieser Arbeit wird es sein, zuerst den Otaku-Diskurs, wie er bis dato bestand, anhand einer Vielzahl von Quellen zu beschreiben. Bewusst wähle ich hier das Verb beschreiben, da es unmöglich ist eine soziale Gruppe zu definieren, die sich in den 60er Jahren formierte und fortwährend dem gesellschaftlichen und technischen Wandel unterlag. Auch soll damit einer Verallgemeinerung des Begriffs Otaku entgegengewirkt werden, wie sie in Arbeiten zur Kultur der Otaku zu finden ist – häufig ein Versuch sich mit dem Wesen des Otaku aus- einanderzusetzen17. Dass dies problematisch ist, zeigt schon der Ausdruck „ the whole hundred million population of otaku “ (Ichiokusôotaku 一億総オタク; ISHIKAWA 2007: 52), der je nach Interpretation des Begriffs Otaku, schaut man sich die Bevölkerungszahlen (127 288 41918)von Japan an, als Nahe an der Wirklichkeit angesehen werden kann. Doch soll angemerkt sein, dass Stereotypen, die u.a. auf Verallgemeinerungen aufbauen, durchaus ihre Berechtigung haben und gerade in unserer modernen Gesellschaft, die mit Globalisierung und Informations- bzw. Reizüberflutung zu kämpfen hat, einen notwendigen Faktor darstellt. Die Verwendung des Begriffs Stereotyp und dessen Bewertung innerhalb dieser Arbeit begründet sich auf den folgenden Zitaten aus der Einführung „Interkulturelle Kommunikation“ von Heringer (2007: 198, 199).

“There is economy in this. For the attempt to see all things freshly and in detail, rather than as types and generalities, is exhausting […] There is neither time nor opportunity for intimate acquaintance. Instead we notice by means of the stereotypes we carry about in our heads.” (Lippmann 1922: 88)

„Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf sozialen Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung. Es hat die logische Form einer Aussage, die in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz, einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu- oder abspricht.“ (Quasthoff 1973: 31)

Diese wiederkehrenden Verhaltensmuster bzw. Codes, seien es nun z.B. Sprachcodes oder Kleidungscodes (nonverbale Kommunikation), gilt es im Folgenden, so weit vorhanden, im Medienmix des Phänomens Densha Otoko nachzuweisen und mit der Analyse des vor- handenen Diskursausschnitts zu vergleichen, so weit dies im Rahmen dieser Arbeit möglich ist. Das Kernziel besteht darin, eine breite Grundlage für weitere Forschung zu schaffen.

1.3 Vorgehensweise und Materialauswahl

Neben den Unterschieden, sollen bei der partiellen Diskursanalyse auch Gemeinsamkeiten herausgestellt werden, da man davon ausgehen kann, dass es sowohl konstante als auch flexible Elemente gibt, die die soziale Gruppe der Otaku beschreiben. Einfließen werden auch historische Entwicklungen und Ereignisse, die technische und damit gesellschaftliche Um- brüche mit sich führten, sei es nun die Markteinführung von Aufnahmegeräten wie VHS- Videorekordern oder das Stattfinden der ersten Comic Messe. Dies erschien mir wichtig, da in den meisten Arbeiten zur Thematik Otaku der soziokulturelle Hintergrund völlig ausgeblendet wird. Das Textkorpus wurde anhand eines Stichwortkataloges zusammengestellt, der folgende Schlüsselwörter umfasste: Medien, Otaku, Popkultur, Subkultur, Manga, Anime, MIYAZAKI und Train Man. Da Train Man ein Produkt der neuen Medien ist - zur digitalen Literatur ge- hört - gibt es nur wenige publizierte Materialen, die zugänglich sind. Eine Vielzahl der Quellen, die in diese Arbeit einflossen, ist aus dem Internet. Neben den Primärmaterialen zu „Densha Otoko“, wie Buchfassungen, Mangabänden, Kinofilm und Fernsehserie, wurden auch alle verfügbare Sekundärliteratur zu „Train Man“ rezipiert, wobei aus Gründen der Zu- gänglichkeit auf eine Erarbeitung von Fernsehzeitungen und anderen Zeitschriften verzichtet werden musste. Aufgrund der Komplexität des Themas konnte nicht die gesamte rezipierte Literatur eingearbeitet werden, doch wurde sie der Vollständigkeit halber komplett auf- geführt, um als Bibliographie für diesen Forschungsbereich dienen zu können. Die Ver- wendung von Internetmaterialien ist nicht unproblematisch, doch wurde darauf geachtet, dass vorwiegend wissenschaftliche Arbeiten, sowie eindeutig zuordnungsbare journalistische Schriften verwendet wurden. Auf das umstrittene Onlinelexikon Wikipedia wurde jedoch zu- gegriffen, da es im Gegensatz zu publizierten Nachschlagewerken eine Vielzahl an Verweisen zu populärkulturellen Themen aufweist und somit eine bibliographische Verwendungsweise zulässt. Alle verwendeten, dem Internet entnommen Materialien, liegen in digitaler Form vor, da es auch Ziel dieser Arbeit ist einen Grundstein für weitere Forschung in diesem Bereich zu erleichtern, wozu ein Textkorpus nur förderlich sein kann. Die digitale Sicherung erklärt sich aus dem Grund, dass Informationen im Internet meist schnelllebiger Natur sind und ohne jeg- liche Möglichkeit der Rekonstruktion für den normalen Nutzer, verschwinden. Um größtmög- liche Portabilität zu gewährleisten wurden die digitalen Kopien im Pdf-Format gesichert, das mit den gängigsten Betriebssystemen kompatibel sein sollte. Die Quellen werden innerhalb ihrer Bearbeitung in dieser Arbeit, soweit es der zeitliche Rahmen zulässt bzw. für die Be- arbeitung der Fragestellung wichtig erscheint, kritisch diskutiert werden. Zum Schluss soll auch noch eine kritische Auseinandersetzung mit der von mir getroffenen Materialauswahl stattfinden, da durch die vorhandenen zeitlichen, lokalen als auch finanziellen Be- schränkungen eine optimale Zusammenstellung kaum möglich war und daher bestimmte Aspekte keine bzw. nur hinzureichend Erwähnung finden.

Aufgrund des begrenzten zeitlichen Rahmens und der Primärmaterialfülle wird der Schwer- punkt auf dem Versuch einer Medienanalyse der Fernsehserie „Train Man“ liegen, da mit ihr ein audio-visuelles Medium vorliegt, das a) eine breite Zuschauerschaft erreichte, b) nicht wie das Genre Kinofilm an einen knappen zeitlichen Rahmen gebunden war und c) den gesichts- losen, anonymen Figuren der Buchvorlage einen Namen, ein soziales Umfeld, sprich eine Identität verleiht und somit die Identifikation mit der Fernsehfigur erleichtert (Kamp/Rüsel 2007: 106). Eine medienwissenschaftliche Diskussion des Kinofilms wird daher nicht erfolgen. Das vorliegende digitale Material ist ein Fernsehmitschnitt der Serie, der einen Vor- teil zur DVD/Verkaufsversion aufweist, nämlich die Einblendung der Sponsoren, die durch- aus Mitspracherecht bei der Gestaltung von Fernsehserien haben. Leider fehlen die Werbe- einblendungen, wodurch es nicht möglich ist weitere Aussagen über eine mögliche Ein- wirkung des Sponsors auf das Bild der Otaku zu machen. Trotz der Schwerpunktlegung auf die Fernsehserie werden die anderen Medienprodukte, sprich Zusammenfassungsseite, Buch, Film und Manga, soweit dies für die Analyse des Phänomens von Wichtigkeit erscheint, vor- gestellt und mit einbezogen. Mit Rücksicht auf die gegebene Problemstellung, muss auf eine detaillierte Untersuchung der Manga verzichtet werden, da die abgeschlossenen Reihen mit ihren insgesamt 10 Bänden den Rahmen der Arbeit überschreiten würden. Anstelle einer Be- arbeitung aller Bände steht eine Betrachtung der Exposition, in der die wichtigsten Informationen zu einem möglichen Bild der Otaku zu finden sind. Diese ist jeweils im ersten Band der jeweiligen Mangareihe situiert, wodurch der Schwerpunkt der Analyse dieses Mediums auf die ersten Bände entfällt. Auch auf ein näheres Eingehen auf die Originalforeneinträge wird verzichtet (vgl. ANDÔ 2005).

Neben der Beschäftigung mit den Medienprodukten wird auch das Genre Fernsehserie selbst im Kontext Japans besprochen, da gravierende Unterschiede zum deutschen Fernsehen vor- liegen. Vorwiegend soll sich diese Arbeit mit dem Otaku-Diskurs beschäftigen, doch steht auch dieser Diskurs in einem größeren Kontext, der zum Abschluss der Arbeit Erwähnung finden wird. Darunter fallen, die im Vorfeld schon angedeutete Verbindung von Otaku- Diskurs zum wirtschaftlichen Diskurs, sowie dem Liebesdiskurs, der durch weitere Best- sellerverfilmungen wie „Aufschrei nach Liebe, im Zentrum der Welt“ 19, „Ich komme gleich zu dir“ 20 und dem südkoreanischen „Wintersonate“ 21 viel Aufmerksamkeit auf sich zog (TAKARAJIMA 2005: 35; SUZUKI 2005: 84-85). Doch bevor wir zur eigentlichen Medien- analyse kommen, gilt es im ersten Schritt den medialen Hintergrund in Japan zu klären, der das Phänomen an sich, als auch die soziale Gruppe der Otaku im weitesten Sinne bestimmt. Im Anschluss daran soll anhand der Buchfassung, die in japanischer, englischer als auch deutscher Sprache vorliegt, die genauere Entstehung des Phänomens umrissen, die Haupt- figuren und Rahmenhandlung, der dem Medienmix zugrunde liegenden wahren Liebes- geschichte, gestellt werden, damit ein Grundwissen vorhanden ist, auf dessen Basis die Medienanalyse bzw. das Phänomen an sich eingeordnet werden kann.

2. Hintergründe für die Entstehung des „Train Man“ Medienmixes

2.1 Der mediale Hintergrund

Das Jahr 2004, 79 480 000 Japaner (62.3% der Gesamtbevölkerung) verwenden nach Hoch- rechnungen des Ministeriums für öffentliche Verwaltung, Inneres, Post und Tele- kommunikation das Internet (Sômushô 2007: 151).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 1 Internernutzerzahlen und Verbreitung unter der Bevölkerung (aus Sômushô 2007: 151; vgl. Den 2007: 172-173)

2001 fasste die Regierung den Plan die Strategie „e-Japan“ (electronic-Japan) umzusetzen, um gegen die bevorstehenden vielfältigen Problemstellungen der Zukunft gewappnet zu sein. Es wurde vorausgesagt, dass „Japan neben einem Wandel des sozialwirtschaftlichen Umfelds, der mit dem Schwinden der Bevölkerungszahl, dem Rückgang der Geburtenrate und einer damit einhergehenden Überalterung der Gesellschaft begonnen hat, auf vielfältige Probleme in den Bereichen des gesellschaftliches Lebens und der Wirtschaftsaktivitäten treffen wird.“ (Sômushô 2007: vii)

Von dieser Vorstellung ausgehend schien es der Regierung wichtig, nicht bei einer reinen Verbesserung der Effizienz vorhandener Prozesse zu verbleiben, „sondern dass gesamte sozioökonomische System zu einem System von hoher Vielfältigkeit, Kreativität, Produktivität und Glaubwürdigkeit zu revolutionieren“ und dadurch Japan bis 2005 zu einem führenden IT- Staat der Welt zu machen. Im Laufe dieser Umwälzungsprozesse wurde vor allem die Ent- wicklung und Verbreitung der medialen Infrastruktur Japans vorangetrieben. Diesen Maß- nahmen folgte 2004 die Orientierung hin zu dem so genannten Ubiquitous-Network 22, das auf eine Allgegenwart (lat. ubique = überall, allgegenwärtig bzw. universell) der Computer- technik und somit von virtuellen Welten zielt. Das Motto der Regierung lautete „Jederzeit, Überall, Alles und Jedermann“ 23 und verweist somit auf das Endziel - die Ubiquitous- Society 24, in der der freie Austausch von Informationen ohne Restriktionen durch Lokalität oder Bandbreite erfolgen können soll (Sômushô 2006: vii). Die zwei wichtigsten Schlag- wörter in diesem Zusammenhang sind Mobilisierung im Sinne einer Erhöhung der Mobili- tät/Flexibilität25 und Bandbreitenvergrößerung26, damit auch größere Datenmengen übertrag- bar werden (Sômushô 2006: 17). Welchen Stellenwert das Internet nun im Japan der heutigen Zeit hat, soll das folgenden Diagramm 2 verdeutlichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 2 Vergleich der Wichtigkeit der Medien nach Zielsetzung (Sômushô 2007: 161)

Nicht die genauen Werte dieses Diagramms sind wichtig, sondern der innermediale Vergleich in den vier Bereichen (v.l.n.r.) Nachrichten, Entertainment, Einkaufsberatung und andere für den Lebensalltag wichtige Informationen. Die farbigen Balken spiegeln die Medien (v.l.n.r.) Internet, Fernsehen, Radio, Zeitung und Zeitschrift wider. Der Grenzwert 0.0 trennt den positiven Bereich „wichtig“ vom negativen Bereich „weniger wichtig“ ab. Aus diesem Dia- gramm ist klar ersichtlich, dass das Internet einen äußerst hohen Stellenwert zu besitzen scheint. In der Kategorie Nachrichten ist das Medium mit 0,01 Punkten hinter dem Medium Zeitung. Einzig im Bereich Entertainment hält das Fernsehen seine Vorreiterrolle. Das Radio, das im Erdbebenland Japan bis heute eine wichtige Rolle spielte, scheint immer mehr an Wichtigkeit zu verlieren. Anstelle dessen tritt das Internet, das vor allem durch Podcasts - digital aufgezeichnete (Radio)sendungen – in diesen Bereich eindringt27.

Im Jahr 2004 besaß jeder Haushalt im Durchschnitt 2,5 Farbfernseher, 1,9 Mobiltele- fone und 1,0 Computer. Im Durchschnitt wurden 3 Stunden und 55 Minuten Fernsehen pro Tag gesehen (Sômushô 2006: 211). Im Vergleich dazu, wurden im Januar 2004 im Durch- schnitt 26 Minuten und 49 Sekunden zu Hause im Internet verbracht und dabei 49,7 Internet- seiten angesehen - Tendenz steigend (Sômushô 2006: 22). Das Fernsehen ist und bleibt noch das Massenmedium Nummer 1 in Japan28, vor allem da es durch seine Passivität (Fernsehen als Nebentätigkeit29) und eine sehr breite Nutzerschicht, die von Kleinkindern bis zu alten Menschen reicht (vgl. Knobloch 2003: 24-25), wieder einen andere Stellenwert einnimmt als das Internet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 3 Länge des Fernsehkonsums pro Tag (unten der öffentlich rechtliche Sender NHK, oben die Privat- sender in Sômushô 2007: 211)

Neuste Videospielkonsolen und Handhelds folgen diesem Trend und erreichen somit selbst jüngere Konsumentenschichten. So verfügen die Handhelds der letzten Generation über die Möglichkeit auf Funknetzwerke - so genannte W-LANs (Wireless Local Area Network oder zu Deutsch „drahtloses lokales Netzwerk“) – zuzugreifen und somit über das WorldWideWeb Updates und Informationen abzurufen. Im Falle des Nintendo DS ist sogar Fernsehempfang möglich. Nicht nur die Kleingeräte, sondern auch stationäre Systeme wie z.B. Microsofts X-Box 360, Sonys Playstation 3 oder Nintendos Wii kommen nicht mehr ohne eine Möglichkeit zum Internetzugang aus. Im Bereich der Pc-Spiele entwickelte sich seit 1998 ein schnell anwachsender Markt im Sektor Online-Gaming mit dem Fokus auf MMOG (Massive Multiplayer Online Game bzw. zu Deutsch Massen-Mehrspieler-Online- Gemeinschaftsspiel). Ein Erfolgsbeispiel ist „ World of Warcraft “ (kurz WOW) ein Rollen- spiel vom amerikanischen Spielehersteller Blizzard, indem man die Kontrolle über einen selbst generierten Charakter erhält und sich online alleine oder in Gruppen vorgegebenen Missionen in einer fantastischen Welt (VR = Virtual Reality/Virtuelle Realität) stellt30. Diese Ausweitung der internetfähigen Endgeräte ermöglicht es immer mehr Menschen - vor allem auch immer mehr jungen Menschen – einen Zugang zum Internet zu finden. Die Entwicklung zeigt auch das folgende Diagramm 4, in dem die Internetnutzerschichten nach Altersklassen aufgeschlüsselt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 4 Internetnutzeranteile nach Generationen (links 2004, rechts 2007 in Sômushô 2007: 169)

Die Daten der Weißbücher zu den Informationsmedien sollten zwar nicht ohne kritisches Hinterfragen verwendet werden, doch kann dies an dieser Stelle nicht geleistet werden. Auf diesem Hintergrund der Wandlung Japans hin zu einer Informations- und Wissensgesellschaft, mit ihrem Fortschritt auf der einen Seite und ihren Problemen z.B. der Internetkriminalität, der Anonymität31, der „Freiheit“ des Internets auf der anderen, entstand das Phänomen Densha Otoko. Weitere Informationen zur Thematik Medien und Informationsgesellschaft sind in Den (2007) zu finden, das die Entwicklungen der Medien- landschaft bis und von 2007 anhand von einer Vielzahl von Übersichtsdarstellungen, Dia- grammen und Tabellen nachzeichnet (Vgl. Sômushô 2006/2007; NHKHK 2006)32. Doch nun zum Ursprung des Phänomens.

2.2 Eine Welt namens 2Channel

Wie schon erwähnt wurde, entstammt „Train Man“ dem Internet, genauer gesagt dem 2Channel (kurz 2ch – gelesen Ni-channel), das als die größte Internetforenseite Japans bekannt ist. Im Folgenden soll dargestellt werden, wie diese Internetseite aufgebaut ist und welche Besonderheiten sie aufweist.

2Channel 33 wurde von NISHIMURA Hiroyuki34 am 30.05.1999 gegründet und er- langte an Popularität durch das Motto „Wir behandeln Themen vom Hacken bis zum Nacht- imbiss“. Das BBS (Abk. für Bulletin Board System), wie diese Forenseiten auch genannte werden, lässt sich grob in drei Einheiten unterteilen: Kategorie, Forum (Brett – engl. Board), und Diskussionsstrang. Beiträge können dabei aber nur in den jeweiligen Diskussionssträngen eingegeben werden. Der Oberpunkt Kategorie umfasst die folgenden Unterpunkte: 2Channel, Gesellschaft - Ereignisse, Lehre - Erziehung, Lebensumstände & Lebensunterhalt, Hobby – Kultur, Unterhaltung & Rundfunk/Fernsehen, Computer, Plauderei & Neta 35, Programme & Sonstiges36 (SUZUKI 2005: 144; TAKARAJIMA 2005: 61; Hansen 2006: 11-16). Diese bilden einzelne Internetseiten, die auf der Hauptseite von 2Channel zusammenlaufen. Ein Beispiel für solch eine Hierarchie zeigt Darstellung 1.

2ch (Hauptseite, auf der die verschiedenen Foren verlinkt sind) Gesellschaft (Oberkategorie)

Massenmedien (Unterkategorie - Forum)

178. Nachrichtenterrorismus (Diskussionsstrang)

1. […] (Beitrag)

Darstellung 1 Die Struktur des Forums 2ch anhand eines Beispiels (2ch Zugriff: 06.06.2008)

Nicht nur die Themenvielfalt der einzelnen Diskussionsstränge sind eine Besonderheit, sondern auch der von der Norm abweichende Sprachgebrauch, der die virtuelle Welt des 2ch mitdefiniert. Um die Charakteristika der 2ch Kommunikation aufzuzeigen ist es sinnvoll sich an einem Beispiel zu orientieren. Für die Erklärung soll ein Forenbeitrag aus „Train Man„ dienen, der diese Welt fast eins zu eins widerspiegelt und neben dem ungewöhnlichen Sprach- und Zeichenbild auch die äußere Form eines Beitrags, die sich immer wieder wiederholt, ver- deutlicht. Aus Gründen der Verständlichkeit wird dem japanischen Original die deutsche Übersetzung gegenübergestellt.

811 Name: 731 Beitrag vom 14.03.04 23:40

Irgendwie hab ich heute nur ungewöhnliche Dinge gemacht, ich bin total fertig … _ |  ̄ |○

tnx Leute, dass ihr meinen Schreibversuch gelesen habt

Wenn sie sich melden sollte, berichte ich natürlich(` ・ ω ・ ´ )

>>805

Hätte ich auch gerne gemacht, aber es saßen ja nur Frauen im Abteil … Aus meiner Sicht war der Businesstyp ein Held

Wäre er nicht gewesen, hätte ich vermutlich eine erbärmliche Figur gemacht und ordentlich eins auf die Fresse bekommen …

cu

(„Train Man“ deutsche Ausgabe 2007: 15)

811 名前:731 投稿日:04/03/14 23:40

なんか今日は慣れないことばっかやってどっと疲れたよ・・・_| ̄|○ こんな駄文読んでくれて、おまいらあらいがとう もしも連絡があったら、もちろん報告します(`・ω・´)

>>805 俺もそうしたかったけど、乗ってたのは女性ばっかだったのよ・・・(´・ω・`) リーマンさんは俺から見たらネ申でした

彼がいなかったら普通にブチのめされて 醜態晒したと思う・・・

ではでは ノシ

(„Train Man“ japanische Ausgabe 2004: 11)

Der Beitrag beginnt mit einer festgelegten Kopfzeile, in die eine durchlaufende Bei- tragsnummer, der Name des Posters (Beitragschreibers), Datum und Uhrzeit der Einsendung vermerkt sind. Zum Namen ist zu sagen, dass es auf den meisten Foren des 2ch keine Registrierungspflicht gibt und somit meist ein Ersatzname automatisch vom System eingefügt wird. Dieser Ersatzname ist immer gleich und wird in der deutschen Übersetzung von „Train Man“ einfach mit anonym (auf Japanisch wird der Begriff Nanashi 37 kurz ohne Name zu- sammen mit der Anrede san 38, dem deutschen Frau bzw. Herr zu vergleichen, angezeigt) übersetzt. Möchte man auffallen oder die Lesbarkeit des Textflusses erhöhen, so ist es jedem freigestellt seinen richtigen Namen oder ein Pseudonym zu verwenden. Dies tritt aber häufiger in registrierungspflichtigen Foren auf. In diesem Beispiel hat Train Man, um sich kenntlich zu machen, die Kennnummer seines ersten Beitrags genommen. Dadurch kann man durch Suchfunktionen im Browser leichter dem Hauptdiskussionsfaden folgen. Da der Be- treiber einer Internetseite für den Inhalt haftet39, kommt es vor, dass in Foren, in denen be- sonders brisante Themen behandelt werden, vor dem Namen der Eintrag „Verantwortung für den Inhalt“ (Bunseki 文責) samt einer Identifikationsnummer angezeigt wird (Hansen 2006: 13, 16; SUZUKI 2005: 17-18 u. NISHIMURA o. J.).

Auffallend am visuellen Erscheinen des Beitrags ist mit Sicherheit die Verwendung von 2ch typischen Emotikons, deren Besonderheit unter anderem in der Ausnutzung des kompletten japanischen Jis-Zeichensatzes liegt, in dem u.a. griechische und russische Zeichen enthalten sind. Im Beispiel taucht als Repräsentation der Nase der griechische Buchstabe Omega auf. Diese Form der Emotikons nennt man im engeren Gesichtsbuchstaben (Kaomoji 顔文字) und in weiter Bedeutung Bildbuchstaben (Emoji 絵文字). Graphische Darstellungen, die vorwiegend mit dem standardisierten ASCII-Zeichensatz erstellt werden, heißen Ascii-Art (Ascii-Kunst) und finden sich nicht in diesem Beispiel, doch gehört auch dies zur Kultur des 2ch und sollte daher der Vollständigkeit halber aufgeführt werden. ASCII steht für „ American Standard Code for Information Interchange40 und besteht mit dem Leerzeichen beginnend aus den folgenden Zeichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

128 Zeichen sind es insgesamt, doch sind nur 95 druckbar. Die nicht druckbaren Zeichen wurden aus Gründen der Verständlichkeit nicht mit aufgelistet. Typisch ist z.B. die einfach gestaltete Katzenfigur Monâ oder eine komplexe Darstellung einer Szene aus der be- kannten Managreihe „Dragonball“, wobei aus Gründen der Traffic (Datenvolumen, die vom Server her übertragen werden) und der Datenspeicherung komplexe Ascii-Art auch im weitesten Sinne als Spam41 angesehen werden kann, insbesondere, wenn die Darstellungen in Form und Anzahl ausarten.

Personen, die absichtlich Foren und Diskussionsstränge stören. Bezeichnet ebenfalls die Handlung. Häufig geben sie bedeutungslose Beiträge ab oder kopieren bereits vorhandenes Material. Buragura (Browser Crasher) [...]. Es existieren auch Arashi, die Guro-Bilder (groteske Bilder von z.B. Leichen) posten. Wenn man es als Belästigung empfindet und sagt, dass sie aufhören sollen, führt es nur dazu, dass sie weiter zu- nehmen. Die wahren Arashi vergnügen sich an den Reaktionen der Leute. Daher ist es am besten sie zu ignorieren. Aus KEN (2003)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 1 Monâ aus Wiki-J T

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 2 Figur aus der Mangareihe „Dragonball“ aus MARUHESO (2006)

Neben diesen graphischen Elementen, die die doch karge 2ch Landschaft zu dem machen, was sie ist, finden sich in dem Beitragsbeispiel auch mehrere sprachliche Elemente, die nicht mit der hochjapanischen Schreibung übereinstimmen. Diese Elemente fallen unter den Begriff der 2ch-Fachsprache42.

Häufig auftretende Ausdrücke sind Omaira (おまいら), Noshi (ノシ) und Neshin (ネ 申). In der Übersetzung finden wir die Worte, Leute, cu (englischer Internetslang für „see you“) und „ Held “. Omaira ist eine phonetisch veränderte Form von Oma-e-ra einem eigent- lich eher unhöflichen, männlichen Ihr, wobei das japanische System der Höflichkeitssprache, die sich nach sozialem Status, Alter, Bekanntschaftsgrad, Geschlecht etc. richtet, in diesem Kontext nicht greift, da durch Anonymität weder Geschlecht noch Alter bekannt sind und zumindest im 2ch auch nicht erwartet wird. Eine Zone sozusagen ohne gesellschaftlichen Druck. Noshi, auch wenn es in dieser Form nicht danach aussieht, ist die visuelle Repräsentation einer hochgehobenen Hand und wird in diesem Sinne häufig in Fällen ver- wendet in denen um Zustimmung gebeten wird bzw. als Ersatzform zu byebye 43. In eine andere Richtung geht Neshin, das eine Komposition aus einem japanischen Silbenschrift- zeichen NE (Radikal/Bedeutungsteil) und dem chinesischen Schriftzeichen (phonetischer Teil) für Affe bzw. für eine höfliche Form des Verbs sagen darstellt und zusammengefügt im herkömmlichen Sinne Gott bedeutet. Da es in Japan nicht den einen Gott gibt, kann man die Wendung hier als „Retter in der Not“ begreifen. Für eine genauere Kategorisierung des Wort- schatzes nach Entstehungsmuster und für weitere Beispiele siehe Hansen (2006: 13-15), TAKARAJIMA (2005: 63-72) und SUZUKI (2005: 18-26).

Es häuften sich im Laufe der Zeit so viele 2ch spezifische sprachliche Phänomene, dass eigens ein (Fachsprachen-)Wörterbuch konzipiert werden musste, um die Verständlich- keit/Leserlichkeit der Beiträge zu gewährleisten. Die Rede ist von dem Onlinewörterbuch „2tenPlus“, das am 30.07.2005 in dritter Auflage in Buchform erschienen ist.

2.3 Die Entstehung des Densha Otoko Phänomens

In dieser Umgebung, genauer im Forum für allein stehende Männer44 (ANDÔ 2005: 14), unter dem Diskussionsstrang „Hier wird allein stehenden Männern in den Rücken ge- schossen“ 45 entstand die Geschichte um Train Man (ANDÔ 2005: 121).

Man sagt, dass ein Diskussionsfaden in ein bis zwei Minuten die 1000 Einträgegrenze erreichen kann. Daher müssen immer wieder weitere Diskussionsfäden eröffnet werden. Wenn das Thema beliebt ist, kommt es auch zu Serienbildungen. Die Diskussionsstränge werden dann meist mit durchlaufenden Ziffern versehen. In diesem Fall ist es für neu Hinzu- gekommene schwierig der Unterhaltung zu folgen. Dafür müsste man eine enorme Menge an Informationen bewältigen. Daher kommt es manchmal vor, dass jemand aus dem Forum sich die Mühe macht und die Hauptpunkte aus der Diskussion heraus kopiert und daraus eine Übersichtsseite erstellt (Hansen 2006: 12 u. 16). Im Fall von „Train Man“ spricht ANDÔ Kenji46 (2005: 71) davon, dass man etwa drei Wochen benötige, um die Originaltexte inhalt- lich zu erfassen. Die Übersichtsseite hingegen, kann man in etwa vier Stunden lesen, wenn nicht sogar schneller47. Diese Sisyphusarbeit machte sich ein Mann, der sich selbst das Pseudonym „Naka no hito“ ( „中の人“ zu Deutsch „eine Person aus unserer Mitte“) gibt, womit er vermutlich andeuten möchte, dass er zur Gruppe der Forennutzer zählt - zum Kern gehört. Es ist davon auszugehen, dass mehrere Personen unter der Leitung von NAKANO Hito an der Arbeit beteiligt waren. Hinweise dazu finden sich in einem Beitrag von NAKANO Hito im Forum für allein stehende Männer. Seine Überarbeitung der Densha Otoko Diskussionsstränge innerhalb seiner Zusammenfassungsseite unter dem Namen „Hier wir einsamem Otaku 48 in den Rücken geschossen – Ruft die Sanitäter“ 49 diente als Vorlage für das Buch (u.a. TAKARAJIMA 2005: 54). Der dazugehörige Foreneintrag lautet:

367 Name: Nakano Hito Beitrag: vom 10.04.04 21:00 Here we go.

Ich habe den Thread >>Hier wir einsamem Otaku in den Rücken geschossen – Ruft die Sanitäter<< neu eingerichtet:

http://www.geocities.co.jp/Milkyway-Acquarius/7075/

Die verschiedenen Bombenangriffe sind in gestraffter Form darin enthalten. Diejenigen, die nicht immun sind, mögen bitte vorsichtig sein.

Ich habe ja bereits an verschiedener Stelle angekündigt, dass ich ein Buch aus den Threads machen möchte. Falls andere Folgethreads existieren, bitte ich um Erlaubnis, sie ebenfalls zu verwenden.

Den Moderatoren vielen Dank für die Mitwirkung

(Auszug aus der deutschen Ausgabe von „Train Man“ 2007: 143)

Der Autorenname NAKANO Hitori50, der das Buch mit dem Titel „Densha Otoko“ ( 『電車男』 „Train Man“ 51 von 2004) ziert, wird als Anlehnung an NAKANO Hito an- gesehen, könnte aber auch als Pars pro toto für das Forum selbst gelten52. Auch vor der Buch- adaption wurde Densha Otoko schon in verschieden Foren und Blogs (TAKARAJIMA 2005: 34), selbst in Zeitschriften zum Gesprächsthema. Viele Verlage bemühten sich darum die Rechte für Densha Otoko zu erlangen, doch war es Shinchôsha, die den Zuspruch von Seiten des Forenverwalters NISHIMURA Hiroyuki, Densha Otokos und des Verwalters der Über- sichtsseite bekamen, da der Verlag einwilligte, das Forum soweit wie möglich in seiner ur- sprünglichen Form zu übernehmen. Bis auf das Wegfallen von Bildmaterial, das nur auf der Übersichtsseite zu finden ist, ist das auch geschehen. „Train Man“ ist eine über zwei Monate sich hinziehende Geschichte, die sich im Internetforum 2Channel abspielte, innerhalb dieses Prozesses auf einer Übersichtsseite zusammengefasst und letztendlich von einem Verlag publiziert wurde.

ANDÔ (2005: 5) führte eine quantitative Analyse der Densha Otoko Original- Diskussionsstränge [die in stark überarbeiteter Form veröffentlicht wurden] durch und ver- glich seine Ergebnisse mit dem Buch. Dabei fand er heraus, dass nur 6.4% der Beiträge in die Druckversion übernommen wurden. Diese doch überraschende Zahl ergibt sich aus dem ein- fachen Tatbestand, dass das Buch auf einer stark gekürzten Fassung der Diskussionsstränge, nämlich der Zusammenfassungsseite von NAKANO Hito basiert. Daher ist es seiner Meinung nach nicht gelungen die ursprüngliche Atmosphäre des Forums einzufangen und er geht sogar soweit zu sagen, dass dadurch eine gewisse Verfremdung des Originalgeschehens stattfand. Dabei relativiert er seine Meinung wie folgt:

„Würde man das Forenprotokoll von „Train Man“ in unveränderter Form publizieren, würden mit Leichtigkeit Seitenzahlen im Bereich von 5000 überschritten werden. Wer würde „Train Man“ kaufen, wenn es eine so lange Reihe wäre wie KICHIKAWA Eijis „Die Chroniken der drei Reiche 53 “? Es ist normal es so zu bearbeiten, dass es so viele Leser wie möglich lesen können. Auch die bekannten Märchen der Gebrüder Grimm waren in ihrer Erstauflage sehr brutal, doch in der zweiten Auflage wurden diese Stellen gestrichen und dessen Resultat war es, dass die Märchen von vielen Kindern auf der Welt gelesen wurden.“ (ANDÔ 2005: 9)

Da man aufgrund der bloßen Informationsmenge des Originalthreads davon ausgehen kann, dass die meisten Leser diese gar nicht zur Kenntnis genommen haben, scheint dieser Punkt für die Diskussion nicht so wichtig zu sein. In diesem Zusammenhang sprach die zu- ständige Redakteurin für „Train Man“ GUNJI Yûko (郡司裕子) davon, dass sie das Forum nicht bis zum 16.05.2004 verfolgte und auch die Einträge des 17.05.2004 nicht las. Damit widerspricht sie den Gerüchten, dass absichtlich bestimmte Passagen für die Buchfassung ge- löscht wurden54. Im Rahmen dieser Arbeit ist eine Vorstellung und Diskussion der Original- beiträge vom reinen Aufwand her nicht zu leisten und es wird somit auf ein näheres Eingehen darauf verzichtet. Des Weiteren wurde viel und lange in den Medien diskutiert, ob „Train Man“ nun eine wahre Geschichte ist oder nicht55. Zur Diskussion siehe Hansen (2006: 27), ANDÔ (2005), SUZUKI (2005) und TAKARAJIMA (2005: 16-23; 140-144). Angelehnt an der Zusammenfassungsseite von NAKANO Hito, stellt sich die Gliederung des Buchinhalts wie folgt dar:

Mission 1

Dringende Anfrage: Essen, wo? Hilfe!

Mission 2

>>Ich halte mich doch gut fest<<

Mission 3

Sie nahm sanft meine Hand

Mission 4

Der Moment, die Teetassen einzuweihen, war gekommen

Mission 5

>>Bitte führen Sie mich nicht in Versuchung<<

Mission 6

Das letzte Kapitel eines Wunders Nachspiel

>>So sehr hast du dich angestrengt …<<

(entnommen der deutschen Ausgabe von „Train Man“ 2007)

An dieser Stelle soll betont sein, dass die oben aufgeführte Gliederung im Nachhinein eingeführt wurde, um die Leserlichkeit zu erhöhen. Die Originaldiskussionsstränge sind, wird keine besondere Software vom Forennutzer eingesetzt, linear-chronologisch angeordnet und nicht in einer baumdiagrammähnlichen Struktur, wie sie die Software erstellt. Die Benennung der Kapitel mit dem Ausdruck Mission bedarf einer genaueren Diskussion, da die anderen Medien anderen Bezeichnungen verwenden und je nach Ausdruck andere Konnotationen/Assoziationen bzw. Wirkungen auf den Leser/Zuschauer anzunehmen sind (vgl. Hansen 2006: 20).

Die Einbände der japanischen Ausgabe56 (22.10.2004 l. o.), der britischen Ausgabe57 (27.07.2006 r. o.), der amerikanischen Ausgabe (April 2007 l. u.) und der deutschen Ausgabe (August 2007 u. r.) gestalten sich wie folgt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 4 Cover der Buchausgabe von „Train Man“ (l.o. J, r.o. GB, l.u. US, r.u. G )

Zu den Einbänden ist zu sagen, dass bis auf den deutschen Einband sich die britische und die amerikanische Version weitestgehend am japanischen Original orientieren, wobei sie anstelle der schlichten schemenhaften, aber doch stilvollen Abbildung von Train Man und Hermes, mangaeske Zeichnungen in den übernommenen Hintergrund einbinden. Die deutsche Fassung hingegen setzt auf fotografische Darstellungen von Train Man und Hermes, als Blickfänger.

Fast zeitgleich erschienen 2004 vier verschiedene Mangareihen in Japan (Manga = japanische Comics58) - alle unter dem Titel „Train Man“. Englische Übersetzungen gibt es zu drei der vier Reihen (ohne links unten), doch in Deutschland ist bist jetzt nur 2007 „Train Man: Train Man 01“ (Illustration 5 - Cover r.u.) erschienen. Französische Übersetzungen sind unter den Titeln „Le garçon du train“ und „Densha otoko - l'homme du train“ publiziert worden.

Die unter Illustration 5 abgebildeten Illustrationen sind die Einbände der Manga. Rechts unten befindet sich das Cover des zuerst erschienen Comics, das beim Verlag Shôgakukan, nachdem es im hauseigenen Mangamagazin „Young Sunday weekly“ (YS) in Fortsetzung veröffentlicht wurde, in drei Bänden erschien. Die beiden Bände links oben und unten sind beim Verlag Akita Shoten gleichzeitig erschienen. Auch diese Reihen umfassen jeweils drei Bände und sind das Produkt einer fortsetzenden Veröffentlichung in den verlags- eigenen Mangamagazinen „Champion Red“ (Champion Red Comics) und „Young Champion“ (YC). Dass sie zuerst in Mangamagazinen, die für eine männliche Leserschaft konzipiert ist, erschienen, unterscheidet sie von der letzten Ausgabe rechts oben, die in dem Mangamagazin „Dessert“ (Verlag: Kôdansha; Kodansha Comics kurz KDC) zuerst ver- öffentlicht und schließlich zu einem abgeschlossenen Manga zusammengestellt wurde59. Letzteres Magazin zielt auf eine weibliche Lesergruppe im Alter zwischen 10 und 20 Jahren ab, was sich in der Konzeption des Mangas, sprich Zeichenstil, Storyentwicklung und Sprache, zeigt.

Die Titel der Manga lauten „Train Man. Eine Liebesgeschichte einer hübschen Frau und einem naiven Otaku aus dem Netz“ (OCHA 2005 [KCD]), „Train Man. Eine Liebes- geschichte, die im Netz beginnt und an allen Bahnhöfen halt macht“ (HARA 2005 [YSC]), „Train Man. Trotzdem gehe ich auf Reisen“ (WATANABE 2005 [CRC]) und „Train Man. Weiter so männliche Singles!“ (DÔKE 2005 [YCC])60.

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Illustration 5 Cover der Mangaausgaben von „Train Man“ (l.o. CRC, r.o. KCD, l.u. YCC und r.u. YSC )

Auffällig ist bei den Einbänden der Comicausgaben die Ähnlichkeit des Hintergrund- designs von YSC (r.u.) zur japanischen Buchfassung und eine sehr stark divergierende Ge- staltung des Covers unter den jeweiligen Ausgaben. Einen Einblick zu den Leserschaften der einzelnen Mangamagazine, denen die Comicfassungen entstammen, verschaffen die folgenden Cover (siehe unten):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 6 Cover der Mangamagazine v.l.n.r. und v.o.n.u. Young Sunday, Dessert, Champion Red, Young Champion Besonders die Ausgaben, deren Titelblätter leicht bekleideten Frauen zieren (jap. Gurabia), sind eindeutig einer [jungen] männlichen Klientel zuzuordnen, wobei solche Magazine auch häufig von Salaryman aller Altersklassen auf dem Weg zur Arbeit konsumiert werden.

Nachdem 2004 vor allem Printmedien das Phänomen Densha Otoko vorantrieben, wurde der Medienmix am 04.06.2005 durch den gleichnamigen Film „Train Man“ erweitert. Zehn Tage nach Kinostart spielte der Film über sechs Millionen Euro bei einer Besucherzahl von 659 141 Menschen ein. Am 13.07.2005 stiegen die Besucherzahlen sogar über die Zahl von zwei Millionen und machte den Film zu einem Kassenschlager61. Die Illustration unten zeigt das Cover der DVD.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 7 Cover der Film-DVD

Das Phänomen wuchs weiter an. Am 07.07.2005, am Tag des als romantisch an- gesehenen Tanabata-Festes62, begann der japanische Sender Fuji (Abk. CX) mit der Aus- strahlung der 11-teiligen Fernsehserie von „Train Man“. Aufgrund der hohen Popularität die sich in den hohen Einschaltquoten widerspiegelt, entschied sich der Sender dazu noch zwei Specials zu senden. Auch diese erreichten hohe Einschaltquoten (siehe Tabelle 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Video Research – Einschaltquoten der Fernsehserie „Densha Otoko“ (2005) in Wiki-J D

Erreicht wurde eine durchschnittliche Einschaltquote von 21,2%. Zur Einschätzung des Stellenwertes dieses Zahlenwerts vergleiche man die folgenden Einschaltquoten63 von japanischen Fernsehserien des Jahres 2005: Gokusen (Nippon TV) 28,0%; Engine (Fuji TV) 22,5%; Lieber Klöße als Blumen (TBS) 19,6%; Rettungsstation 24 Uhr (Fuji TV) 19,2%; Scheidung im reifen Alter (TV Asahi) 19,1%; Die gefährliche große Schwester (Fuji TV) 18,7%; Das Klassenzimmer der Königin (Nippon TV) 17,2%, Slowdance (Fuji TV) 17,0%

u.a. (ZakZak 2006). Nur wenige Werte befinden sich überhalb der 20%-Marke. Somit ist davon auszugehen, dass „Train Man“ 2004 ein Hit war. Interessant hierbei sind die ver- gleichsweise hohen Werte im Kansai-Gebiet, auf die aber nicht eingegangen werden kann. Die Sendezeiten der Serie sahen wie folgt aus:

(2005)

Donnerstag 22:00 – 23:09 Uhr (Folge 1)

Donnerstag 22:30 – 23:24 Uhr (Folge 2)

Donnerstag 22:15 – 23:09 Uhr (Folge 7)

Donnerstag 22:00 – 22:54 Uhr (Folge 3-7, 8-10) Donnerstag 22:00 – 23:24 Uhr (letzte Folge und Special 1)

(2006)

Samstag 21:00 – 23:09 Uhr (Special 2)

(aus Wiki-J D)

Dieser Zeitrahmen, der um 19:00 Uhr beginnt und um 23:00 Uhr endet, wird auch als Prime Time bezeichnet (Wiki-J K). Man geht davon aus, dass die höchsten Einschaltquoten in der so genannten Golden Time erzielt werden, die sich von 19:00 bis 20:00 Uhr erstreckt (Wiki-J L). Diese Zeiten haben mit den alltäglichen Routinen der Japaner zu tun. Auf diesen Aspekt wird zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen, da er für das Verständnis der japanischen Fernsehlandschaft wichtig ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 8 v.l.n.r. DVD Box der Fernsehserie, DVD des zweiten Specials (abschließende Folge) „Train Man Deluxe – Der letzte heilige Krieg“

Neben den „klassischen“ Massenmedien erschien ein Rezitationstheater sowie eine Bühnenfassung, die den Medienmix noch um weitere Perspektiven ergänzten und dadurch halfen weitere Zuschauerschichten zu erreichen. Aufgrund der Quellenlage wird auf eine Analyse dieser beiden Medienformen verzichtet. Eine Zeittafel, die die Entwicklung des Phänomens übersichtlich darstellt, findet sich im Anhang.

3. Vorstellung ausgewählter Bereiche des Otaku-Diskurses

3.1 Der Begriff Otaku im Wörterbuch

Wie wird nun der Begriff Otaku verstanden? Bevor wir uns dieser Frage stellen, möchte ich auf eine kleine quantitative Untersuchung des Wortes verweisen. In der romanisierten Form mag es nur eine Schreibung von Otaku geben, nämlich otaku (ungeachtet Groß- /Kleinschreibung), doch finden sich im Japanischen insgesamt 11 Möglichkeiten das Wort Otaku zu verschriftlichen: 御宅、お宅、おたく、おタク、オタク、ヲタク、Otaku、お た、オタ undヲタ64. Um zu schauen, wie verbreitet diese jeweiligen Formen sind, wurden alle Begriffe in die Internetsuchmaschine des japanischen Anbieters Yahoo65 eingegeben. Die erhaltenen Trefferzahlen können natürlich nicht als absolute Werte angesehen werden. Nichts desto trotz sind es Werte, die zumindest eine Tendenz zur Verbreitung vermitteln können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 Internetsuche zum Ausdruck Otaku und seinen Schreibungen. Durchgeführt am 10.06.2008.

Schaut man sich die Tabelle an, so fallen zwei Werte besonders auf - die Trefferzahlen für オタク und Otaku. Die Katakana -Form オタク ist mit 40 100 000 Treffern an der Spitze und man kann davon ausgehen, dass diese Form im Sinne der modernen Bedeutung des Wortes Otaku, die im nächsten Schritt erklärt wird, dominant ist. Die Zahl 23 900 000 für Otaku ist ein Hinweis auf die Internationalisierung der Otaku-Kultur, in dessen Kontext der Begriff selbst eine Schlüsselfunktion aufweist. Neben dieser Vielfältigkeit an Formen be- stehen mehrere Bedeutungsebenen. Ein dem Duden vergleichbares japanisches [ein- sprachiges] Wörterbuch namens „ Kôjien“ (1998) erläutert den Begriff Otaku wie folgt:

„1. Respektvolle Bezeichnung für das Haus des Gegenübers. 2. Respektvolle Bezeichnung für den Ehemann des Gegenübers. 3. Respektvolle Bezeichnung für das Gegenüber bzw. dessen Partei. 4. (Oft mit Katakana geschrieben) Jemand, der nur für ein spezielles Feld oder eine Sache/einen Gegenstand Interesse hat, und darüber sehr genau Bescheid weiß, aber dem es an gesellschaft- lichem gesundem Menschenverstand mangelt. Die Bezeichnung legt das Hauptaugenmerk auf die Tendenz, unter Gleichgesinnten das Gegenüber mit ‚otaku’ anzusprechen.“ (Übersetzung Kôjien 1998 aus Roth 2006: 3) 66

Zum Inhalt des Wörterbuchartikels ist zu sagen, dass das Lemma Otaku in vier Be- deutungen unterteilt ist, wobei die ersten drei Bedeutungen demselben Feld der Höflichkeits- sprache angehören und um einen grammatischen Terminus zu verwenden, auf ein Personal- pronomen verweisen, also zu der Kategorie Anredeformen zählen. Der Unterschied liegt nur im Gegenüber, der eine Einzelperson bzw. häufiger einen ganzen Haushalt repräsentiert. Leider gibt der Artikel keine Auskunft zu den pragmatischen Bedingungen für die Ver- wendung dieses Ausdrucks, die eindeutig mehr Klarheit in die Abgrenzung zur vierten Be- deutung bringen würde. Darunter würde ich Angaben wie Situation, Alter des Sprechers/Angesprochenen und Geschlecht zählen. Erläuterung vier, die einen semantischen Mehrwert zur Grundbedeutung darstellt, verweist auf einen Überbegriff für eine Gruppe von Menschen, die einen begrenzten Interessenbereich haben und aufgrund des Grades ihrer Be- schäftigung mit diesem, es ihnen an „social skills“ mangelt. Auf diesen Punkt würde ich gerne später noch einmal zu sprechen kommen67.

Bei Roth (2006: 3) findet sich eine Anmerkung, dass der Begriff Otaku erst mit der 5. Auflage von 1998 den Weg ins Wörterbuch gefunden hat. Roth (2006: 4) weist indes anhand von zwei Jahrbüchern, dem „ Grundwissen der heutigen Alltagsbegriffe68 (abgekürzt GYKC) und „ imidas “ (Innovative Multi-Information Dictionary, Annual Series), nach, dass schon 1990 Einträge zum Stichwort Otaku vorhanden waren und somit der Begriff zu diesem Zeit- punkt schon in den öffentlichen Sprachgebrauch übergegangen zu sein scheint.

Ein Artikel aus einem Fachsprachenwörterbuch für Otaku soll als Ergänzung zum all- gemein sprachlichen Wörterbuch dienen. Es handelt sich dabei um einen Wörterbucheintrag in dem Buch „ Grundwissen des Otaku-Wortschatzes69, das 2006 erschien. In diesem wird Otaku wie folgt definiert:

Otaku [Bedeutung]

1. Menschen, die hauptsächlich Subkulturen wie Anime, Manga und Video-/Pc-Spiele mögen und studieren
2. Menschen, die sich neben den oben erwähnten Bereichen auch noch für andere Genre be- geistern
3. abschätzige Benennung für junge Männer, die sich an den eigentlich für Kinder gemachten oben genannten Bereiche erfreuen
4. Personalpronomen 2. Person Singular, das innerhalb von SF-Kreisen und Fanzine-Communitys benutzt wird

(OYKC 2006: 40)

Die Erklärung unter viertens verweist auf den Hintergrund der Neuprägung des Wortes Otaku. Es gibt mehrere Erklärungsversuche für die ungewöhnliche Verwendung des Wortes Otaku unter Jugendlichen, doch OKADA (2000: 11) spricht davon, dass das Personal- pronomen zuerst unter Jugendlichen reicher Eltern, die die Keio Gijuku Yochisha Primary School besuchten, Verwendung fand. Einige dieser Jugendlichen arbeiteten später bei dem Anime-Studio Nue, das mit dem Fernseh-Anime „ The Super Dimension Fortress Macross70 einen Hit landete71. Für Otaku, die häufig neue Leute kennen lernen, stellte der höfliche Aus- druck Otaku [im Sinne des Personalpronomens/der Anredeform] eine praktische Möglichkeit dar, ohne große Energie aufzuwenden, den richtigen Sprachduktus zu treffen und somit schnell mit dem Gegenüber Informationen austauschen zu können. Darüber hinaus fand der Begriff auch in dem gerade benannten Anime in einer Dialogstelle der jungen weiblichen Hauptfigur Einzug.

Minmei: „Sind Sie so ein Mensch?“ Minmei: „Otaku, sô iu hito?“

(Zitat aus „The Super Dimension Fortress Macross“ in OAKDA 2000: 12)

Diese Verwendung unter den jungen Figuren des Animes, beeinflusste die Fans, die wie ihre Idole des Studios Nue, anfingen sich gegenseitig mit Otaku anzusprechen, was sich bis in alle Otaku-Kreise, selbst bis zu den Neulingen ausweitete (OAKDA 2000: 12; OYKC 2006: 41)72. Diese Theorie gilt als weithin akzeptiert, da sie den sozialen Hintergrund, das Fantum, sowie den Aspekt des Verbreitungsmediums mit einschließt und sich somit eine durchaus schlüssige Argumentation ergibt. Widmen wir uns im Folgenden der etymo- logischen Herleitung des Begriffs in seiner neusten Bedeutung, als Bezeichnung einer sozialen Gruppe.

3.2 NAKAMORI Akio und „Manga Burikko“ – Stigmatisierung einer sozialen Gruppe

Die neuere Bedeutung des Begriffs Otaku wurde 1983 von NAKAMORI Akio geprägt (z.B. ÔTSUKA 2007: 27; AIDA 2005: 19; ISHIKAWA 2007: 39; Roth 2006: 10).

NAKAMORI, von Haus aus Kolumnist, veröffentlichte ab Juni 1983 drei Ausgaben lang, seine Essays mit dem Titel „Otaku-Studien 73 in der Rubrik „Tokio Club der Erwachsenen Jr. 74 des Mangamagazins „Manga Burikko 75.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Illustration 9 Die Cover der Juni-, Juli und August-Ausgabe des Magazins „Manga Burikko“ (MBNS C)

Verlag und Herausgeber wechselten und das drittklassige Erotik-Comic-Roman- Magazin wandelte sich seit seinem Ersterscheinen 1982 auf dem Hintergrund eines neuen Szenetrends zu einem Lolita76-Mangamagazin (MBNS77) und erzielte damit kurzzeitig Ver- kaufszahlen von 30 000 Exemplaren (MBNS; ÔTSUKA 2007: 27)78. NAKAMORIs Essay- reihe wurde in Reaktion auf die heftige Kritik von Leserseite aus durch den damaligen Herausgeber ÔTSUKA Eiji gestoppt. Aufgrund des niedrigen Bekanntheitsgrades (AIDA 2005: 21) und der geringen Auflage ist es fast unmöglich an die Originaltexte NAKAMORIs zu kommen, um den Inhalt zu untersuchen. Seit 21.08.2000 entstand eine Internetseite mit dem Namen „Manga burikko no sekai“ (zu Deutsch „Die Welt des Magazins Manga burikko“), die sich besonders der geschichtlichen Entwicklung des Magazins und der Bereit- stellung NAKAMORIs Essayreihe „Otaku-Studien“, Leserkritiken sowie Stellungnahmen, verschrieb. Auf dieser Seite liegen alle relevanten Texte vor. Leider sind es nur ab- geschriebene Texte, die keine Rückschlüsse auf das Layout und somit bestimmt Intentionen [vielleicht Selbstironie? Provokation?] des Verfassers schließen lassen. In seinem ersten Artikel „Otaku-Studien (1) Die Stadt ist voller Otaku“ 79 (Juni-Ausgabe 1983) schreibt NAKAMORI über seine Eindrücke von einem Comic Markt in Tokio 1982, als er 23 Jahre alt war.

[...]


1 Siehe dazu Hadamitzky (2005c).

2 Zugmann: Eine im Internet, das als Auslöser für Selbstmord und Mord in der Kritik stand, lebhaft fortgeführte Dis- kussion [metaphorisch: erblühte Blume] über wahre Liebe. Vor dem Sommer wurde die Liebes- geschichte/Geschichte vom Erwachsenwerden, die damit beginnt, dass ein unglücklicher Akihabara-Stil Otaku eine Frau, die von einem Trunkenbold bedrängt wird, rettet, zum großen Gesprächsthema. Es gibt auch Stimmen die sagen[, dass diese Geschichte] „ [Hits wie] ‚Wintersonate’ und ‚Im Zentrum der Welt’ [jap. Sekachû] übertroffen habe“. Im Wettstreit mehrerer Verlage [um die die Rechte] dominierte Shinchôsha und brachte im Oktober [2004] die Buchfassung heraus. […] Ein Wunder, das das Internet hervorgebracht hat oder ein [neuer] Trend? (aus GYKC 2007: 1078 Kolumne: „Trends und Wörter“)

3 jap. Densha Otoko 電車男

4 „Überbegriff für eine Gruppe von Menschen, die subkulturellen Bereichen wie Comics, Anime, Pc- /Videospiele, Computer, Tokusatsu [japanisches Live-Action Effekt Genre], Figuren, Light Novels [ein Roman mit Illustrationen im Anime- oder Manga-Stil] u.a. frönen“ (AZUMA 2003: 7). Otaku wird im weitesten Sinn als extremer Fan, Gamer, Geek bzw. Nerd mit Fokus auf subkulturelle Bereiche verstanden.

5 Ihm bezieht sich auf Forennutzer beider Geschlechter, obwohl das Forum explizit für männliche Singles ausgewiesen ist.

6 Die Arte und Weise, wie er an diesen Namen kommt, variiert zwischen den Medien.

7 『電車男 - The story of the Train Man who fell in love with the girl, Hermes.』„ Densha Otoko – The story of the Train Man who fell in love with the girl, Hermes.“ Shinchôsha 2004. Analog zum englischen „Train Man“ wäre auch eine Getrenntschreibung im Titel denkbar.

8 Siehe dazu das Lemma Shosekika 書籍化 in GYKC (2007: 1616) – zu Deutsch einen Blog als Buch publizieren.

9 Siehe Den (2007: 49, 264).

10 SUZUKI (2005: 68-69) zitiert die Zeitschrift „AERA“, die schrieb, dass in der dritten Verkaufswoche von „Densha Otoko“ 46% der Verkäufe an Frauen gingen. Da keine Leserkarten dem Buch beilagen, sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen.

11 Vgl. GYKC (2008: 718) Stichwort: „cross media“.

12 Siehe dazu u.a. SUZUKI (2005: 118-140), TAKARAJIMA (2005: 48-51), Hansen (2006: 25 u. 27), ANDÔ

(2005) u. 2channeru purasu (2005: 27-53 u. 139-148).

13 Siehe Den (2007: 264).

14 Unter Manga versteht man allgemein japanische Comics. Näheres dazu u.a. bei TANAKA 2004: 55, Schodt 1996, Orenstein 2003 (DVD) und Kinsella 1996.

15 Diskurs wird im Sinne Foucaults verwendet. Vergleiche dazu Diaz-Bone (2007).

16 jap. Densha otoko genshô 電車男現象 z.B. bei TAKARAJIMA (2005: 51 u. 140).

17 Diese Kritik findet sich bei AIDA (2005: 2).

18 Die Zahl ist aus dem „ The World Factbook “ des CIA (2008) entnommen. In: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ja.html Letzter Zugriff: 11.07.2008

19 “Sekai no chûshin de, ai wo sakebu“ 『世界の中心で、愛をさけぶ』(kurz Sekachû) ist 2001 bei Shôgakukan erschienen; 2004 wurde der Medienmix erweitert auf die Bereiche Manga, Kino und Fernsehen. Das Buch gilt als das Buch mit den größten Auflagenzahlen in Japan.

20 „Ima, ai ni yukimasu“ 『いま、会いにゆきます』Medienmix wie Sekachû, 2003 bei Shôgakukan er- schienen.

21 „Fuyu no sonata“ 『冬のソナタ』südkoreniasche Fernsehdrama, das 2003 bei NHK ausgestrahlt wurde und zu einem Korea-Boom in Japan verantwortlich war.

22 jap. Yubikitasu nettowâku ユビキタスネットワーク

23 jap. „Itsumo, dokodemo, nandemo, daredemo“ 「いつでも、どこでも、何でも、誰でも」

24 jap. Yubikitasu shakai ユビキタス社会

25 jap. Mobairuka モバイル化

26 jap. Brôdobandoka ブロードバンド化

27 Man könnte sogar vom Auftreten einer „I-Pod-Kultur“ sprechen.

28 Nach einer Untersuchung der Firma Dentsû im Februar des Jahres 2008, fand man heraus, dass das Internet immer weiter in den Alltag eindringt. Auch wurde auf eine crossmediale Nutzung von Fernsehen und Computer hingewiesen, die sich u.a. darin zeigt, dass Informationen, die im Fernsehen gezeigt wurden, im Computer/Internet überprüft oder weiterverfolgt wurden. Trotz des Einflusses des Internets gaben außerdem 63.4% der Befragten an zu Hause Zeitung zu lesen. In: YahooJapanNews (2008)

29 jap. „nagara“ shichô 「ながら」視聴 (NHKHK 2006: 9)

30 Zu Video-/Pc-Spiele in Japan und deren Wirkung auf den Aspekt Kommunikation siehe Grassmuck (1993; 1998; 2000).

31 Vgl. ASK (2008) jap. Gakkô urakei saito 学校裏系サイトInoffizielle Schulhomepages.

32 Übersichten zu den einzelnen Medienbreichen finden sich in Den (2007: 43, 124 u. 172).

33 jap. Nichanneru 2ちゃんねる

34 西村博之

35 Neta:

(1) Bezeichnet unwahre Einträge. Viele zielen nur darauf ab Popularität zu erlangen. Man spricht auch von Netaresu [Anmerkung des Verfassers: resu kommt vom englischen Wort Response]

(2) Vorschlag für Gesprächsstoff. Gesprächsstoff.

aus KEN (2003)

36 Siehe NISHIMURA (o. J.).

37 名無し

38 さん

39 Gesetz zur Begrenzung der Verantwortung von Foren und Providern - jap. Denshikeijiban to purobaida sekinin seigen hô 電子掲示板とプロバイダ責任制限法

40 Siehe Wiki-D B

41 Arashi:

42 jap. 2ch Yôgo 2ch用語Siehe dazu das Online Wörterbuch 2tenPlus unter http://www.media-k.co.jp/jiten/ - KEN (2003).

43 Siehe KEN (2003).

44 Dies schließt nicht aus, dass nicht auch Frauen oder nicht allein stehende Männer aktiv (lesen und schreiben) bzw. passiv (nur lesen) an der Diskussion teilgenommen haben. Es gibt nur wenige deutliche Textstellen, die die Teilnahme von Frauen belegen können (siehe „Train Man“ deutsche Ausgabe S. 43, 44, 51 und u.a. 60). Der japanische Forentitel lautet Dokushinotoko@2ch keijiban 独身男@2ch掲示板.

45 jap. Dokuo ga ushiro kara utareru sure 毒男がうしろからうたれるスレ [Übersetzumgsansätze über- nommen aus „ Train Man “ deutsche Fassung]

46 安藤健二

47 basierend auf der eigenen Lese-Erfahrung des Verfassers dieser Arbeit

48 Übersetzung aus der deutschen Ausgabe von „ Train Man “ (2007) - eigentlich ist Doku-o 毒男 [das zweite Schriftzeichen wird in diesem Fall nicht otoko gelesen – In der Fernsehserie findet die Lesung Doku-otoko aber auch Verwendung] (wortwörtlich: Giftmänner) ein 2ch-Fachwort und bezeichnet allein stehende Männern bzw. das Forum für allen stehende bzw. Single-Männer (aus KEN 2003).

49 jap. Ushiro kara utareru sure eiseihei wo yobe 毒男が後ろから撃たれるスレ衛生兵を呼べ unter NAKANO 2004

50 jap. 中野独人“einer von uns“ (Übersetzung aus der deutschen Ausgabe von „Train Man“ von 2007)

51 Die Übersetzug Train Man findet sich auch auf dem Einband der Originalausgabe und gilt damit als beste Übersetzungsmöglichkeit für den Titel Man kann ihn vielleicht auch als Anlehnung an Superheldennamen, wie z.B. dem jap. Ultraman oder dem amerik. Superman, sehen. Leider gibt keine genaueren Ausführungen zur Benennung der Hauptfigur, nur eine direkte Verbindung des Vorkommnisses „Rettung im Zug“ und dem Geschlecht des Retters. Im Buch verwendet Train Man den Benutzernamen für sich selbst. In der deutschen Ausgabe das erste Mal im Beitrag 762 auf Seite 15 (Name: 731 alias Train Man – ab Beitrag 604 auf Seite 69 nur Train Man [mit einem Identifikationscode]).

52 Übersetzung aus der japanischen Ausgabe von „Train Man“ (2004):

NAKANO Hitori ist ein erfundener Name und bedeutet: „Singles, die sich im Internetforum treffen“

Dazu die englische Ausgabe:

NAKANO Hitori (meaning ´one of us´) was the name used by an anonymous messenger who first collected Train Man´s adventures into a single complete and magic thread. Since then Train Man has become a Japa- nese social phenomenon, generating a hit movie, a TV series, stage play, five manga realisations, a guide- book and three companion books. The true identity of Train Man remains a closely guarded secret.

53 Historischer Roman in 8 Bänden mit ca. 4000 Seiten Umfang (Angaben auf www.amazon.co.jp letzter Zu- griff: 06.06.2008).

54 SAITÔ (2004d)

55 HONDA (2005: 204) bezeichnet „Train Man“ als Densha otoko shinwa – als Train Man Mythe.

56 Eine Besprechung der Buchaufmachung findet sich bei Hansen (2006: 26-26).

57 Schon vorher entstand eine englische Übersetzung von Fans im Internet. Siehe rinji.tv (2006).

58 Siehe u.a. Kôdansha (1993: 917f) [Überblicksartikel],Kinsella (1998) [Fanzine], Schodt (1996) [Einführung] u. TANAKA (2004) [Wurzeln].

59 Nähere Informationen sind unter den folgenden Seiten zu finden:

http://www.youngsunday.com/index.html (YS)

http://www.akitashoten.co.jp/index2.html (RC und YC)

http://www.kodansha.co.jp/dessert/ (KDC)

60 Vgl. TAKARAJIMA (2005: 166-175).

61 Siehe u.a. Wiki-J A bzw. 2channel raiburarî (o. J.).

62 Tanabata Festival 七夕 (Tanabata). One of Japans’s traditional five festvals, or gosekku (see SEKKU), currently observed on 7 July, or, in some locals, 7 August. Its clebration originated in Chinese folk legend concerning two stars – the Weaver Star (Vega) and the Cowherd Star (Altair) – who were said to be lovers woh could meet only once a year on the seventh night of the seventh lunar month. […] Although the modern celebration of Tanabata varies according to locale, a common feature of this festival is the display of bam- boo branches decorated with long narrow strips of colored paper and other small ornaments and talismans. The paper strips are inscribed with wishes and romantic aspirations. […] aus Kôdansha (1993: 1522)

63 Auf die Problematik von Einschaltquoten wird in einem späteren Kapitel eingegangen.

64 Die Reihenfolge könnte eine mögliche historische Entwicklung widerspiegeln, was aber noch zu belegen wäre. Der Vollständigkeit halber müsste in dieser Reihe auch der Ausdruck Otaku-zoku おたく族 auf- genommen werden, da er von NAKAMORI Akio (NANBA 2005: 134) fast synonym zu Otaku verwendet wurde. Vgl. dazu NANBA(2005: 149) Wandel von zoku 族(etwa Stamm) nach kei 系 (etwa Richtung).

65 http://www.yahoo.co,jp

66 vgl. „Das Großwörterbuch Japanisch“Ninhongokokugodaijiten “ 『日本国語大辞典』2002 [mit Text- belegen]

67 „The name otaku in Japanese connotes "male nerd." Science fiction writer William Gibson calls them "pas- sionate obsessives." But as any otaku would tell you, he's no social reject. […] "There's a lot of people that have the same interest as I do. We exchange a lot of information," says Maeda. "I also teach at a school once a week and it's for video-making on PCs," Hayashi adds. “ (aus Stout 2001)

68 jap. „ Gendai yôgo no kiso chishiki“ 『現代用語の基礎知識』(kurz GYKC). Siehe dazu Roth (2006: 32). Weitere Übersetzungen aus zu Jahrbuchartikeln der Jahre 1990-2004 finden sich bei Roth (2006: 32-35)

69 Otaku yôgo no kiso chishiki (kurz OYKC)ist erschienen beim Verlag Magajin Faibu. Kritik an dem Spezialwörterbuch findet sich bei KARASAWA/OKADA (2007: 173), die bemängeln, dass das Wörterbuch zu viel 2ch –Slang/Fachwortschatz enthielte. Dies könnte zu der Annahme verleiten, dass 2ch Fachsprache ein Bestandteil des Fachwortschatzes der Otaku ist. Einzuräumen wäre die Möglichkeit, dass tendenziell Otaku durch ihr Konsumentenverhalten [auch von sprachlichen Mitteln] häufiger solche Formen anwenden.

70 Chôjikû yôsai makurosu 超時空要塞マクロス (1982) produziert durch Studio Nue スタジオ・ぬえ

71 SF-Roboter-Anime mit insgesamt 36 Folgen, die im Zeitraum 03.10.1982 – 26.06.1983 beim Sender Mainichi (MBS) ausgestrahlt wurden (Wiki-J U).

72 weitere Theorien finden sich u.a. bei Manfé (2005: 21)

73 Übersetzung des japanischen Titels „‚ Otaku’ no kenkyû “ 『「おたく」の研究』 nach Roth 2006

74 jap. „ Tôkyô otona kurabu Jr. “ 『東京おとなクラブJr.』– Ableger des Minikomishi (Zeitschrift mit geringer Auflage) „Tokio Club für Erwachsene“Tôkyô otona kurabu “ 『東京おとなクラブ』

75 ぶりっ子; ブリッ子 (鰤子) ぶりっこburik·ko {名} (übertr.) junge Mädchen und Frauen mit geziert- süßem Verhalten. aus Apel (2003)

76 „…rori-kon bekam seinen Namen von einem Roman Vladimir Nabokovs. Es bedeutet die merkwürdige sexuelle Vorliebe für Teenager-Mädchen (Lolita Komplex)." Es ist so eng verwandt mit otaku, daß die Enzyklopädie ihn als ihr wichtigstes Charakteristikum bezeichnet: "Man nennt die otaku auch ein rorikon- zoku [Generation von Lolita-Komplexigen]."“ Grassmuck 1993 (vgl. KARASAWA/OKADA 2007: 95)

77 vgl. MBNS C u. MBNS D

78 Trotz dieser Auflagenzahlen, muss das Magazin als Nischenmedium angesehen werden, das nur einen be- grenzten Leserkreis erreichte. In diesem Sinne gilt „Manga Burikko“ als Ursprung, aber nicht als das Medium, dass zur Verbreitung des Begriffs beitrug (AIDA 2005: 19).

79 „‚Otaku’ no kenkyû (1) Machi ni wa otaku ga ippai“ 『おたく』の研究(1)街には『おたく』がい っぱい NAKAMORI A (6/1983)

Ende der Leseprobe aus 246 Seiten

Details

Titel
Das Phänomen Densha Otoko
Untertitel
Das Bild der Otaku im Medienmix
Hochschule
Universität Trier
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
246
Katalognummer
V150006
ISBN (eBook)
9783640611645
ISBN (Buch)
9783640611249
Dateigröße
31044 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Japan, Medien, Otaku, Dorama, Internet, Wandel, Informationsgesellschaft, Liebe, Diskurs, Manga, Kinofilm, Zeitung
Arbeit zitieren
MA Marc Hansen (Autor:in), 2008, Das Phänomen Densha Otoko, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150006

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