Die „Heimat“ ist für das Individuum der regionale (Nah-)Erfahrungsraum zum Kennenlernen und Verstehen seiner Lebensumwelt. Aufgrund seiner begrifflichen Vielfalt ist er leicht nutz- und konstruierbar. Dies birgt nicht selten politische und gesellschaftliche Implikationen, welche den „kleinen Raum“ ideologisch anfällig erscheinen lassen.
Die vorliegende Staatsexamensarbeit will dekonstruieren, wie sich die geschichtliche Konzeption des Heimatgedankens in Schule und Unterricht niederschlägt. Dies erfolgt vorwiegend anhand sächsischer Schul- und Lesebücher. Einbezogen sind desweiteren ausgewählte Quellen zur besseren Darstellung der staatlichen Vorgaben in Aufzeichnungen, Weisungen und Lehrplänen. Auch soll ein Rückgriff auf zeitaktuelle geschichtliche Publikationen zum objektiveren Verständnis politischer, wirtschaftlicher und sozialer Entwicklungen beitragen, deren Behandlung unerlässlich für eine möglichst mehrperspektivische Untersuchung des Heimatbegriffes ist. Die Arbeit unterteilt sich hierbei in fünf historische Untersuchungsabschnitte. Innerhalb dieses vor allem qualitativen Querschnitts soll untersucht werden, wie der Heimatbegriff im jeweiligen historischen Kontext dargestellt, konstruiert und instrumentalisiert wird. Im Zuge dieser Analyse sollen auch vorgegebene Wertvorstellungen miteinander verglichen werden.
Aufgrund der Kompaktheit der Darstellung erhebt die Ausarbeitung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Schulbuchsammlung selbst ist nicht lückenlos. Einige Bereiche sind aufgrund der gefundenen Unterrichtspublikationen leicht über- bzw. unterrepräsentiert und können daher nur einen kleinen Ausschnitt der historischen Wirklichkeit im Bezug auf die Gesamtfragestellung wiedergeben. Der analytische Vergleich soll trotzdessen am Ende in abstrahierter Form erfolgen. Abschließend werden dann die Möglichkeiten einer zeitgemäßen Verwendung des Heimatbegriffes in Schule und Unterricht knapp erörtert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vom Königreich zum Nationalstaat - Sachsen von 1800-1871
- Zwischen Agrarromantik und Fortschrittsglaube
- Der Verlust politischer Autonomie
- Im Spannungsfeld von Landesbewusstsein und Nationalbildung
- Lernziel: Untertan - Sachsen im Kaiserreich
- Die Wiederentdeckung der Heimat - Der Freistaat in der Weimarer Republik
- ,,Blut und Boden" - Sachsen als faschistischer Gau
- Das sozialistische Vaterland - Die sächsischen Bezirke in der DDR
- Schematische Auswertung der Untersuchung
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Staatsexamensarbeit befasst sich mit der historischen Konzeption des Heimatgedankens in Schule und Unterricht, insbesondere in Sachsen. Die Arbeit analysiert, wie der Heimatbegriff in verschiedenen historischen Kontexten dargestellt, konstruiert und instrumentalisiert wurde, und untersucht die damit verbundenen Wertvorstellungen. Die Arbeit stützt sich dabei auf sächsische Schul- und Lesebücher sowie ausgewählte Quellen zur Darstellung der staatlichen Vorgaben.
- Die Entwicklung des Heimatbegriffs in Sachsen von 1800 bis zur Gegenwart
- Die Rolle von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien in der Konstruktion von Heimat
- Die Instrumentalisierung des Heimatbegriffs für politische und gesellschaftliche Zwecke
- Die Veränderung des Heimatbegriffs im Kontext von Industrialisierung, Nationalismus und Ideologien
- Die Bedeutung des Heimatbegriffs für die individuelle und kollektive Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Einleitung und stellt die Forschungsfrage sowie die Methodik der Arbeit vor. Es wird die Bedeutung des Heimatbegriffs für die individuelle und kollektive Identität sowie die Rolle von Schulbüchern in der Konstruktion von Heimat erläutert.
Das zweite Kapitel untersucht die Entwicklung des Heimatbegriffs in Sachsen im Zeitraum von 1800 bis 1871. Es werden die Auswirkungen der Industrialisierung, der Nationalbewegung und der politischen Veränderungen auf den Heimatbegriff analysiert. Die Arbeit zeigt auf, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit sowohl als Ausdruck von Tradition und Heimatverbundenheit als auch als Instrument der nationalen Einheit genutzt wurde.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Rolle des Heimatbegriffs im Deutschen Kaiserreich. Es wird untersucht, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit für die Förderung von Nationalismus und Patriotismus eingesetzt wurde. Die Arbeit analysiert die Inhalte von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien und zeigt auf, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit zur Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins eingesetzt wurde.
Das vierte Kapitel untersucht die Entwicklung des Heimatbegriffs in der Weimarer Republik. Es wird die Bedeutung des Heimatbegriffs für die Bewältigung der Folgen des Ersten Weltkriegs und der wirtschaftlichen Krise analysiert. Die Arbeit zeigt auf, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit sowohl als Ausdruck von Sehnsucht nach Stabilität und Ordnung als auch als Instrument der politischen Mobilisierung eingesetzt wurde.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Instrumentalisierung des Heimatbegriffs im Nationalsozialismus. Es wird untersucht, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit für die Förderung von Rassismus und Antisemitismus eingesetzt wurde. Die Arbeit analysiert die Inhalte von Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien und zeigt auf, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit zur Legitimierung der nationalsozialistischen Ideologie eingesetzt wurde.
Das sechste Kapitel untersucht die Entwicklung des Heimatbegriffs in der DDR. Es wird die Bedeutung des Heimatbegriffs für die Förderung von sozialistischer Ideologie und die Stärkung des Staatsbürgerschaftsgefühls analysiert. Die Arbeit zeigt auf, wie der Heimatbegriff in dieser Zeit zur Legitimierung des sozialistischen Systems eingesetzt wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Heimatbegriff, die Geschichte Sachsens, Schulbücher, Unterrichtsmaterialien, nationale Identität, politische Instrumentalisierung, Industrialisierung, Nationalismus, Ideologien, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, DDR.
- Arbeit zitieren
- Christian Knape (Autor:in), 2009, Historische Konzeption des Heimatgedankens , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150024