Ohne Ratingagenturen wäre ein derartiges Wachstum der internationalen Finanzmärkte im Verlauf der letzten 20 Jahre kaum möglich gewesen. Sie haben einen vereinfachten „Sprach-code“ entwickelt, der es Investoren ermöglicht hat, den Grad des Risikos und eine erwartete Rendite gewisser Finanzprodukte zu erkennen und besser verstehen zu können. Gleichwohl haben die Auswirkungen der globalen US-Immobilienkrise den Glauben sowohl einiger Inves-toren als auch den der Bürger in den Finanzmarkt erschüttert und ein sehr starkes Misstrau-en erzeugt. Finanzprodukte wurden von Ratingagenturen zu lange zu gut bewertet und die „spekulative Blase“ platzte, weil stetig mehr Immobilienbesitzer ihre Kredite nicht mehr ab-bezahlen konnten. Als Folge fielen die Immobilienpreise stark ab. Innerhalb kürzester Zeit wurden Vermögenswerte in Milliardenhöhe zerstört und haben sowohl einige Banken als auch Bürger in den Ruin getrieben. Nicht nur in den USA wurden infolge der Immobilienkrise einige traditionsreiche Unternehmen („AIG“) verstaatlicht, die ohne stattliche Hilfe nicht weiter hätten bestehen können1, sondern auch in Großbritannien („Northern Rock“ und „Bradford & Bingley“), Belgien („Fortis“) oder bspw. Deutschland („IKB“ und „Hypo Real Es-tate“) kam es zu staatlichen Rettungsaktionen, die den Steuerzahler einen milliardenschwe-ren Betrag kosteten. Bei der Suche nach den Gründen der Krise wird deutlich, dass Ratingagenturen eine erhebli-che Mitschuld angelastet wird. Damit einhergehend wird der Ruf nach staatlicher Regulie-rung der Ratingagenturen immer lauter. Generell, so der Vorwurf einiger Wirtschaftswissen-schaftler, soll das „Monster“ der freien Marktwirtschaft nicht ad libitum schalten und walten können, weshalb weltweit Diskussionen entstanden sind, die divergente Lösungsansätze generierten.
In dieser Hausarbeit vergleiche ich die beiden Debatten über Regulierung und Wandel von Ratingagenturen, die in der europäischen und der angloamerikanischen Politiklandschaft geführt werden. Soll ein Wandel von Ratingagenturen durchgeführt werden; wenn ja, wie stark und in welcher Form? Meine These dazu lautet: Ratingagenturen müssen zunehmend reguliert werden, um eine erneute Finanzkrise nachhaltig unterbinden zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ratingagenturen
- 2.1 Aufgaben und Funktionen von Ratingagenturen
- 2.2 Bewertungskriterien/Ratingcodes
- 2.3 Ratingprozess
- 3. Kritik an den Ratingagenturen
- 3.1 Politische Debatte im angloamerikanischen Raum
- 3.1 Politische Debatte im europäischen Raum
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Rolle von Ratingagenturen im Kontext der globalen Finanzkrise und untersucht die Debatten um Regulierung und Wandel in der europäischen und angloamerikanischen Politiklandschaft. Die Arbeit zielt darauf ab, die Funktionsweise und Kritik an Ratingagenturen zu beleuchten und die Notwendigkeit einer stärkeren Regulierung zu argumentieren.
- Die Bedeutung von Ratingagenturen für den internationalen Finanzmarkt
- Die Kritik an der Bewertungspraxis und den Interessenkonflikten der Ratingagenturen
- Die Debatten um Regulierung und Wandel von Ratingagenturen in verschiedenen politischen Kontexten
- Die Auswirkungen der Finanzkrise auf das Vertrauen in den Finanzmarkt
- Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Regulierung von Ratingagenturen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung von Ratingagenturen für den internationalen Finanzmarkt sowie die Auswirkungen der Finanzkrise auf das Vertrauen in den Finanzmarkt. Kapitel 2 beschreibt die Funktionsweise von Ratingagenturen, ihre Aufgaben und Bewertungskriterien. Kapitel 3 analysiert die Kritik an den Ratingagenturen, die politische Debatte im angloamerikanischen und europäischen Raum und die unterschiedlichen Ansätze zur Regulierung.
Schlüsselwörter
Ratingagenturen, Finanzkrise, Regulierung, Wandel, Kritik, Interessenkonflikt, politische Debatte, angloamerikanischer Raum, europäischer Raum, Finanzmarkt, Kreditwürdigkeit, Bewertung, Ratingcodes, Bonität, Oligopol, Markteintrittsschwelle.
- Arbeit zitieren
- Udo Wichmann (Autor:in), 2010, Krisenfaktor Ratingagenturen Wandel oder Status quo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150260