Am 11. März 1812 wurde unter dem preußischen Kanzler Hardenberg nach langem Ringen
ein Gesetz verabschiedet, das die Verbesserung der Lebensbedingungen der Juden in dem nur
noch drittklassigen, unter französischer Besatzung leidenden Rumpfstaat zum Ziele hatte. An
dem Zustandekommen des „Emanzipationsgesetzes“ hatte der damalige Kanzler
maßgeblichen Einfluss. Jenes Gesetz war Teil der preußischen Reformen, welche nach der
katastrophalen Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 mit dem Zwecke der
Staatskonsolidierung und Abwehr einer Revolution notwendig geworden waren.
Dem Edikt waren zahlreiche Diskussionen und verschiedene Entwürfe vorangegangen. Knapp
30 Jahre zuvor wurde die Debatte von Christian Wilhelm Dohm angestoßen, der mit seiner
revolutionären Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ eine neue
Argumentationsgrundlage geboten hatte. Diese Arbeit entzündete 1781 eine breite
Diskussion, wie und ob die Juden zu nützlicheren Gliedern der Gesellschaft erzogen werden
konnten. Dieser Gedankengang spielte nach 1806 naturgemäß eine gewaltige Rolle, da der
König und die Regierung bei ihrem Vorhaben, das französische Joch abzuschütteln, alle Teile
des Volkes mobilisieren mussten.
Es soll im Folgenden der epochale Charakter von Dohms Schrift verdeutlicht werden. Um
diese herausragende Wichtigkeit allerdings fundiert darstellen zu können, ist es notwendig,
sich kurz die rechtliche Stellung der Juden von ihrer förmlichen Wiederaufnahme in der Mark
Brandenburg 1671 bis zum Tode Friedrich II. 1786 anzusehen. Hinzukommend sollen Dohms
wichtigsten Thesen herausgearbeitet werden, um so seine Argumentationsweise
nachvollziehbar darstellen zu können. Viele der Gedankengänge des preußischen Beamten
erscheinen uns heute sicher als Selbstverständlichkeit. Für die damalige Zeit waren sie dies
eben nicht. Daher darf der historische Blick bei der Untersuchung nicht verloren gehen.
Zuletzt soll in einer kurzen Schilderung der Ereignisse die Wirksamkeit des Buches bis zum
Jahr 1812 verdeutlicht werden, um wiederum die Stellung der Schrift als Ausgangspunkt der
gesetzlichen Judenemanzipation in Preußen zu unterstreichen.
Dohm nahm mit seinem Werk einen ganz entscheidenden Einfluss auf die gesellschaftliche
und rechtliche Stellung vieler europäischer Juden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rechtliche Stellung der Juden 1671-1781
- Dohms Kernthesen
- Praktische Auswirkungen der Schrift
- Zusammenfassende Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die bedeutende Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ von Christian Wilhelm Dohm und deren Einfluss auf die rechtliche Stellung der Juden in Preußen. Sie beleuchtet die historische Situation der Juden im 18. Jahrhundert, analysiert Dohms Kernthesen und zeigt die Auswirkungen seiner Schrift auf die Emanzipationsbewegung.
- Die rechtliche Stellung der Juden in Preußen von 1671 bis 1786
- Dohms Argumentation für die „bürgerliche Verbesserung“ der Juden
- Die Rezeption von Dohms Schrift und ihre Auswirkungen auf die Emanzipationsdiskussion
- Die Rolle von Dohms Schrift im Kontext der preußischen Reformen und der „Emanzipationsgesetze“
- Die Kontinuität und Veränderung von Vorurteilen gegenüber Juden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung stellt den historischen Kontext für die Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“ von Christian Wilhelm Dohm dar. Sie erläutert die Bedeutung des preußischen „Emanzipationsgesetzes“ von 1812 und die Rolle Dohms in der Emanzipationsbewegung.
Rechtliche Stellung der Juden 1671 - 1786
Dieser Abschnitt schildert die rechtliche Stellung der Juden in Preußen vom Zeitpunkt ihrer Wiederaufnahme in der Mark Brandenburg 1671 bis zum Tod Friedrichs II. 1786. Er zeigt die kontinuierliche Verschlechterung der Lebensbedingungen der Juden durch verschiedene Edikte und Gesetze.
Dohms Kernthesen
Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die wichtigsten Thesen Dohms in seiner Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. Er analysiert seine Argumentation für die Gleichstellung der Juden mit Christen und die Notwendigkeit, ihnen Zugang zu Bildung und beruflichen Möglichkeiten zu ermöglichen.
Praktische Auswirkungen der Schrift
Dieser Abschnitt beleuchtet die Auswirkungen von Dohms Schrift auf die gesellschaftliche und rechtliche Stellung der Juden. Er zeigt, wie sein Werk die Debatte über die Emanzipation der Juden beflügelte und maßgeblich zur Entstehung des „Emanzipationsgesetzes“ von 1812 beitrug.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Christian Wilhelm Dohm, „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“, Judenemanzipation, Preußen, rechtliche Stellung, gesellschaftliche Integration, Vorurteile, Emanzipationsgesetz, 1812, historischer Kontext, Emanzipationsbewegung, Preußische Reformen.
- Arbeit zitieren
- Daniel Sosna (Autor:in), 2005, Christian Wilhelm Dohm und "Die bürgerliche Verbesserung der Juden", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150327