Frauenideale in der Liteartur des 18. Jahrhunderts.

Christian Fürchtegott Gellert und Jean-Jacques Rousseau im Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Frauen im 18. Jahrhundert
2.1 Frauenleben und Frauenbildung
2.2 Frauenideale

3. Weiblichkeitsbild in Gellerts Werk
3.1 Vater-Tochter-Beziehungen
3.2 Ehe
3.3 Weibliche Gelehrsamkeit

4. Weiblichkeit in Rousseaus Werk
4.1 Eigenschaften der beiden Geschlechter
4.2 Das Machtverhaltnis
4.3 Die Gebildete Frau

5. Gellert und Rousseau: Zusammenfassung und Vergleich ..

6. Fazit

7. Literatur

1. Einleitung

,Aufklarung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmundigkeit. Unmundigkeit ist das Unvermogen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ (Kant, Immanuel 1784).

So beschreibt Immanuel Kant 1784 die geistesgeschichtliche Stromung die die Zeit des 18. Jahrhunderts pragte.

Man konnte nun zu der Annahme kommen, dass durch das Ideal des emanzipierten Menschen auch die Gleichberechtigung der Frau wahrend des Zeitalters der Aufklarung voranschritt. Es wurde schlieRlich Toleranz, die Loslosung von der Theologie und die innere Unabhangigkeit propagiert und der Mensch zu selbststandigem Denken und Handeln aufgefordert. (Zirbs, Wieland (Hrsg.) (1998): Literaturlexikon: Daten, Fakten und Zusammenhange. Berlin.: 33f.) Jedoch konnte sich eine Emanzipation der Frau mit der Aufklarung nicht durchsetzen. Obwohl besonders in der Fruhaufklarung der Entwurf eines egalitaren Geschlechterverhaltnisses aufkam, wurde die Idee des aufgeklarten Menschen bald nur auf den mannlichen Teil der Menschheit bezogen. Diese Entwicklungen von Gesellschaft und Menschenbild des 18. Jahrhunderts spiegeln sich in der Literatur der Zeit wieder.

Christian Furchtegott Gellert war der meistgelesene Autor der Epoche und hatte mit seiner Literatur groRen Einfluss auf die lesende Bevolkerung. Er schrieb Schaferspiele, Komodien, Lustspiele und einen Roman und am erfolgreichsten seine Fabeln und Erzahlungen, mit denen er seinem Werk einen erzieherischen Charakter verlieh. Haufig wird Gellert sogar als Volkserzieher bezeichnet.

Ein weiterer sehr einflussreicher Autor im 18. Jahrhundert war der Philosoph und Padagoge Jean-Jacques Rousseau, der in der zweiten Halfte des Jahrhunderts mit seinem Erziehungsroman Emile oder uber die Erziehung auf das Menschenbild der Leser einwirkte.

Ziel der vorliegenden Arbeit soll es nun sein, die Weiblichkeitsbilder, die den Texten der beiden Autoren zugrundeliegen, herauszuarbeiten und zu vergleichen. Dabei soil versucht werden Gellert und Rousseau innerhalb der Entwicklung des Frauenideals im 18. Jahrhundert einzuordnen. Hierzu werden zunachst die reale Rolle der Frau des Jahrhunderts und die verschiedenen Ideale des Weiblichen, wie sie besonders deutlich in der Literatur entstanden aufgezeigt. Im weiteren Text soll das Frauenbild, das in verschiedenen Werken Gellerts und Rousseaus (Gellerts Fabeln und Lustspiele und Rousseaus Erziehungsroman) zum Vorschein kommt anhand einiger Beispiele verdeutlicht werden. AbschlieRend gilt es die Rolle des Weiblichen in den Texten beider Autoren zu vergleichen und abzugrenzen.

2. Frauen im 18. Jahrhundert

Mit der Aufklarung begann man sich stark mit den Geschlechterrollen, insbesondere mit der der Frau zu befassen. Im Rahmen der aufklarerischen Diskussion um die Gleichheit der Menschen - die sich zunachst auf die Standegesellschaft bezog - musste auch die Frau ihren Platz bekommen. Somit entstanden wahrend der Zeit der Aufklarung verschiedene Frauenbilder und -ideale[1].

Gottsched bezog in der Fruhaufklarung seine burgerliche Gleichheitsforschung noch auf beide Geschlechter, ohne Unterschiede zu machen. Hieraus entwickelte sich dann das Ideal der gelehrten Frau. Mit Rousseaus erzieherischer Schrift Emile und der Novelle Heloise wurde dieses egalitare Bild aber relativ schnell abgewandelt und die Gleichheit galt nur noch fur den burgerlichen Mann. Das Frauenideal wandelte sich von der weltklugen Frau zum Ideal der Empfindsamen. (Stephan, Inge (2001): Aufklarung. In: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfangen bis zur Gegenwart. Sechste, verbesserte und erweiterte Auflage. Stuttgart, Weimar. S. 148-181: 169)

Diese beiden Ideale im Kontrast und die Realitat der Frauen des 18. Jahrhunderts sollen im Folgenden kurz erlautert werden.

2.1 Frauenleben und Frauenbildung

Im 18. Jahrhundert gab es eine starke Trennung zwischen privatem und offentlichem Leben. Der Platz der Frauen und Madchen war fast ausschlieRlich auf die familiare Umgebung zu Hause begrenzt. Junge Madchen hatten daher in erster Linie Kontakt zur Familie und deren Bekannten, wenn diese zu Besuch kamen. Ihre Aufgabe bestand darin die Mutter oder die Hausangestellten bei der Arbeit zu unterstutzen, und die kleineren Geschwister zu huten. Zum Madchenalltag gehorten Handarbeiten, Musizieren, Malen und Lesen. Nur in wohlhabenden Kreisen kamen die Madchen hin und wieder aus dem Haus und konnten - naturlich nur unter Aufsicht - das Theater oder die Oper besuchen und kleinere Reisen zu Verwandten unternehmen. Wenn Madchen unterrichtet wurden, dann auf speziellen Madchenschulen oder zusammen mit ihren Brudern von einem Hauslehrer oder den Eltern. Zwischen dem zwolften und dreizehnten Lebensjahr war ihre Lehrzeit allerdings meist beendet. Erst in der zweiten Halfte des Jahrhunderts entwickelte sich ein offizielles Schulwesen fur Madchen, das einen spateren Einstieg in die Berufswelt ermoglichen sollte. (Barth, Susanne (2002): Madchenlekturen. Lese- diskurse im 18. Und 19. Jahrhundert. Frankfurt, New York.: 26)

2.2 Frauenideale

Das erste Frauenideal, das im 18. Jahrhundert diskutiert wurde war das des gelehrten Frauenzimmers[2]. ,,Konsens der Autoren (und ganz vereinzelt Autorinnen) all dieser Schriften war, daft Frauen als dem Manne intellektuell gleichwertige menschliche Wesen bezeichnet wurden, die genau wie Manner zu hoheren und hochsten Verstandesleistungen fahig seien, wenn sie in genugendem Mafte von Jugend an dazu angeleitet wurden." (Brokmann-Nooren 1994: 261). Eine von Gottsched herausgegebene Zeitschrift[3] forderte sogar eine akademische Ausbildung von Frauen. Ihm gelang es zudem 1733 die Kronung einer Frau zur Dichterin zu erwirken, nachdem diese 1731 in die Deutsche Gesellschaft aufgenommen wurde. Gottsched schrieb aufterdem die erste Frauenzeitschrift Die vernunftigen Tadlerinnen, in der er unter den weiblichen Pseudonymen Iris, Calliste und Phyllis publizierte (Bovenschen, Silvia (2003): Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Pra- sentationsformen des Weiblichen. Sonderausgabe zum 40jahrigen Bestehen der Edition Suhrkamp. Frankfurt am Main.: 61ff.).

Neben verschiedenen Frauenzeitschriften wurden zahlreiche Frauenzimmerkataloge und -lexika herausgegeben, die die Verbreitung des Ideals weiter unterstutzten. Zunachst ging es beim Bild des gelehrten Frauenzimmers nur um die generelle Bildsamkeit des weiblichen Geschlechts. Mit der Konkretisierung der Inhalte dieser Bildung wurden jedoch Abstriche gemacht, so dass der Lehrplan fur die Frau mit der Zeit immer mehr schrumpfte, bis es sich nur noch um unspezifisches Allge- meinwissen handelte, das nichts mehr mit dem eigentlichen Begriff gelehrt, im wissenschaftlichen Sinne zu tun hatte[4] (Brokmann-Nooren 1994: 41).

Der Versuch das imaginierte Bild der gelehrten Frau mit dem realen Alltag durchschnittlicher Frauen zu verbinden musste scheitern, da es unmoglich war hausliche Pflichten und hohere Bildung zu vereinbaren. Die idealisierte weibliche Gelehrsamkeit ,,blieb ein kunstliches Gebilde": ,,ln Wirklichkeit waren die >Frauen mit der Feder in der Hand< Ausnahmen, die >Frauen mit dem Degen in der Faust< Exotika, und der >Mangel an Gelegenheit< war gesellschaftliche festgeschrieben." (Bovenschen 2003: 134). Schnell wurde die egalitare Vorstellung Gottscheds und anderer Befurworter der Gleichheit der Geschlechter nur noch belachelt oder sogar verspottet (Bovenschen 2003: 161).

Mit dem Ideal der empfindsamen Frau, das gegen Mitte des 18. Jahrhunderts aufkam wurden die beiden Geschlechter im Gegensatz zum Gelehrtenideal stark voneinander abgegrenzt. Aus dem egalitaren Geschlechterverhaltnis wurde ein erganzungstheoretisches. Die Frau wurde ganz klar auf die Rolle der Mutter und Hausfrau festgelegt und sollte in erster Linie das lernen, was ihr dabei hilft ihre hausliche Arbeit gut zu verrichten und die Kinder gut erziehen zu konnen. Idealisiert waren hier nicht ihr vernunftiger, intelligenter Geist, sondern ihre typisch weiblichen Eigenschaften, die unter dem Begriff der Empfindsamkeit zusammen- gefasst wurden (Gefuhlswerte, naturliche Tugend: Sanftmut Liebreiz usw.). Die zuvor angestrebte Bildung der Frau wurde nun als Bedrohung gesehen, die dazu fuhre, dass Weiblichkeit verlorenginge. (Bovenschen 2003: 142ff.)

Besonders stark unterscheidet Rousseau in seinem padagogischen Roman Emile, der groRen Einfluss auf das Menschenbild der Zeit hatte, die beiden Geschlechter. Er macht die Frau zur Untertanin des Mannes, mit der einzigen Aufgabe Kinder zu gebaren und ihrem Gatten das Leben so angenehm wie moglich zu gestalten. Wenn sie gebildet werden sollte, dann von ihrem Mann und nur in dem MaRe, wie es erstrebenswert erschien und gleichzeitig ihre Attraktivitat im Auge des Mannes erhohte. (Brokmann-Nooren 1994: 255ff.)

In diesem Sinne stellt Brokmann-Nooren in der diskontinuierlichen Entwicklung des Frauenideals des gelehrten Frauenzimmers hin zur gefalligen Gattin einen Ruckschritt in der Entwicklung weiblicher Bildung fest (Brokmann-Nooren 1994: 267).

[...]


[1] Diese Ideale entstanden in Gelehrtenkreisen und kamen in der Literatur zum Ausdruck.

[2] Das Ideal der Gelehrten entstand schon Mitte des 17. Jahrhunderts (Brokmann-Nooren, Christiane (1994): Weibliche Bildung im 18. Jahrhundert. »gelehrtes Frauenzimmer« und »gefallige Gattin«. Oldenburg.: 261).

[3] Der Biedermann

[4],,im 17. 18. jh. ubrigens in vielen fallen gebraucht, wo jetzt wissenschaftich steht, wie gelehrsamkeit (s. d. 2, b) fur das heutige wissenschaft" (Grimm, Jacob und Wilhelm (1854-1960): Deutsches Worterbuch. GELEHRT - GELEHRTENSTREIT, m. (Band 5, Spalten 2959 - 2977 ))

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Details

Titel
Frauenideale in der Liteartur des 18. Jahrhunderts.
Untertitel
Christian Fürchtegott Gellert und Jean-Jacques Rousseau im Vergleich
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Christian Fürchtegott Gellert: Literatur, Moral, Gelehrsamkeit um 1750
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V150383
ISBN (eBook)
9783640618392
ISBN (Buch)
9783640618729
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
18. Jahrhundert, Frauenideale, Gellert, Rousseau
Arbeit zitieren
Sandra Faust (Autor:in), 2007, Frauenideale in der Liteartur des 18. Jahrhunderts., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150383

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