Katastrophen, wie der Zweite Weltkrieg, erfordern neue Strategien der Verarbeitung. Verdrängung und unterschwellige Schuldzuweisungen waren zwar probate Mittel, um der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rekonstruierung nicht den Neuanfang mit dem schweren historischen Erbe zu verbauen. Für die intellektuelle junge Generation jedoch konnte sich daraus kein brauchbares Lebenskonzept ableiten. Sie stellten die Fragen, denen der Großteil der Gesellschaft auswich. Sie waren Anklage, Richter und Vollstrecker zugleich. Ihre Texte wollten radikal, innovativ und nichts verschleiernd sein. Diese Literaten standen, wie die umgebende Gesellschaft, an einem Nullpunkt, einem literarischen: die alten Normen konnten nicht übernommen werden, ideologisch verwendete Stilmittel sind obsolet geworden – kurz: was war, durfte fortan nicht mehr sein. Ohne eine literarische Tradition im Rücken und nur mit wenigen brauchbaren Vorbildern ausgestattet musste sich quasi aus den Trümmern des Vergangenen ein neues literarisches Modell entwickeln, welches weder den gängigen Mustern des Verdrängens folgte noch das Alte auf umgefärbte Weise am Überleben hielt. Es war im wahrsten Sinne eine Trümmerliteratur.
Anhand Arno Schmidts 1949 erstmals veröffentlichten Text „Leviathan oder Die beste der Welten“ soll gezeigt werden, wie eine solche literarische Auseinandersetzung aussehen konnte. Im Fokus steht dabei Schmidts Antwort auf die Frage, was das Weltgeschehen lenkt. Es ist die schon oft gestellte Frage nach dem Guten und dem Bösen. Schmidt Antwort ist die Negation des Guten und der Postulierung einer zerstörerischen Allmacht: dem Leviathan. Die genaue Bestimmung seines Leviathan-Begriffs ist Ziel dieser Hausarbeit.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schmidts Leviathan
- Kurzzusammenfassung der Handlung
- Textverweise und das sich daraus ergebende Bild vom Leviathan
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Arno Schmidts "Leviathan oder Die beste der Welten" und untersucht, wie Schmidt die Frage nach dem Guten und dem Bösen in den Kontext des Zweiten Weltkriegs stellt. Im Zentrum der Analyse steht Schmidts Konzept des Leviathan als einer zerstörerischen Allmacht, die das Weltgeschehen lenkt.
- Die literarische Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg
- Das Konzept des Leviathan als Chaosmacht
- Die Rolle Gottes in Schmidts Werk
- Die Ambivalenz von Gut und Böse im Kontext des Krieges
- Die Bedeutung von Textverweisen für die Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet den Kontext der Nachkriegsliteratur und die Notwendigkeit einer neuen literarischen Ausdrucksform, die mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs umgehen kann. Schmidts "Leviathan" wird als ein Beispiel für diese "Trümmerliteratur" vorgestellt, die die alten Normen und Ideologien hinterfragt.
Schmidts Leviathan
Kurzzusammenfassung der Handlung
Die Handlung spielt in den letzten Kriegstagen und erzählt die Geschichte eines namenlosen Erzählers, der zusammen mit anderen Flüchtenden aus dem Kampfgebiet flieht. Während der Flucht reflektiert er über das Weltgeschehen und entwickelt seine Theorie des Leviathan.
Textverweise und das sich daraus ergebende Bild vom Leviathan
Dieser Abschnitt analysiert Schmidts Textverweise, insbesondere den Bezug auf Leibniz' "beste aller möglichen Welten". Schmidt stellt Leibniz' optimistische Sichtweise in Frage und präsentiert den Leviathan als eine dämonische Macht, die die Welt beherrscht. Die Schuld für das Leid der Welt wird Gott zugeschrieben, der den Leviathan geschaffen hat.
Schluss
Der Schluss fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und bietet eine Interpretation von Schmidts "Leviathan" als ein Werk, das die zerstörerischen Kräfte des Krieges und die Ambivalenz von Gut und Böse aufzeigt.
Schlüsselwörter
Nachkriegsliteratur, Arno Schmidt, Leviathan, Allmacht, Chaos, Kriegserfahrungen, Gut und Böse, Textverweise, Leibniz, Gott, Schuld, Interpretation.
- Quote paper
- Patrick Ewald (Author), 2009, Arno Schmidts Begriff von der Allmacht: Die Bestimmung seines Leviathans, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150398