Heinrich Heine zählt man heute zu den bedeutendsten Dichtern der deutschen Ge-schichte. Schulen, Institute und andere öffentlichen Gebäude tragen ihm zu Ehren seinen Namen. Sein Name steht für freiheitliches Denken. Zu seiner Zeit stieß er allerdings mit seiner Denkweise auf eine Vielzahl starrer und längst überholter Wahrheiten, die sich nur noch durch ihre dogmatische Auslebung in Literatur, Musik und Kunst erhalten konnten; letztlich gestützt von einer nach Restauration strebenden Gesellschaft, die diese Wahrheiten für ihre nationalstaatlichen Bestrebungen benötigten.
Heine erklärte in verschiedenen Schriften seine Vaterlandsliebe, doch konnte er den politischen Tendenzen nicht folgen, weil sie einen rückwärts gewandten Chauvinismus bedeuteten. Da Heine es nicht einsah, untätig zu sein, entschied er sich, in vielen politischen bzw. gesellschaftlich relevanten Schriften alte Wahrheiten zu entwerten und neue Wahrheiten anzubieten. Als Dichter, der das Wort (welches Wahrheit impliziert) als Werkzeug zu bedienen weiß, ist es Richard Rorty zufolge seine Pflicht, denn er müsse den Menschen die Metaphern, die neue Wahrheitswerte beinhalten, geben, die sie selbst zu erschaffen nicht in der Lage sind.
Letztgenannter hat eine wichtige Abhandlung zum Wahrheitsbegriff und zum Begriff der Ironikerin verfasst, die zum Verständnis Heines sehr hilfreich sind und quasi das Rüstzeug sein sollten, um hinter die Worte Heines zu gelangen. Seiner Theorie ist daher ein eigenständiges Kapitel gewidmet (2.1).In den weiteren Kapiteln soll zunächst Heines Position zum Vaterland und sein Ziel dargelegt werden (2.2), wie er es in „Deutschland. Ein Wintermärchen“ formuliert hat, um dann anhand eben dieses Werkes zu untersuchen, wie er seine Ziele zu erreichen versucht hat. Die Kernfrage ist dabei, wie Heinrich Heine alte Wahrheiten und Mythen aufarbeitet und deutet (2.3). Welche Einstellung hat er zu den behandelten Themen (2.4)? Wie sehen seine Mittel aus, um alte Wahrheiten zu entwerten und neue Alternativen anzubieten?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- HAUPTTEIL
- Die Ironikerin und der Wahrheitsbegriff bei Richard Rorty.
- Das Vorwort in Heines „Wintermärchen“.
- Dekonstruktion des Mythos „Nation“
- Die Mythen: Barbarossa & Heinrich der Cheruskerfürst
- Die Symbole: der preußische Adler, der Kölner Dom (Religion) & der Rhein
- Die Zustände: die deutschen Fürsten und die staatlichen Organe
- Heines Einstellung zu den Mythen & seine Selbstauffassung
- Schluss
- Anhang
- Gedichte
- Friedrich Rückert (1817): Barbarossa-Gedicht.
- Nikolaus Becker (1840): Sie sollen ihn nicht haben (Der deutsche Rhein)
- Le Rhin allemand (Réponse à la chanson de Becker)
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Heinrich Heines politischer Poesie und untersucht seinen Umgang mit Ironie. Sie analysiert, wie Heine etablierte Wahrheiten und Mythen in seinen Schriften dekonstruiert und neue Perspektiven aufzeigt.
- Heines Kritik an den politischen Tendenzen seiner Zeit
- Rortys Theorie der Ironikerin und der Wahrheitsfindung durch Vokabulare
- Heines Nutzung von Ironie als Mittel zur Dekonstruktion von Mythen
- Die Rolle von Literatur bei der Gestaltung von Wahrheitsvorstellungen
- Die Bedeutung von Heines „Wintermärchen“ für die Analyse seiner politischen Haltung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Heinrich Heine als einen der bedeutendsten Dichter der deutschen Geschichte vor und beleuchtet seine Kritik an den dogmatischen Wahrheiten seiner Zeit. Sie führt Richard Rortys Theorie der Ironikerin ein, die als Grundlage für die Analyse von Heines Werken dient.
Der Hauptteil befasst sich zunächst mit Rortys Theorie der Ironikerin und dem Wahrheitsbegriff. Es wird erläutert, wie Wahrheiten durch Vokabulare geschaffen werden und wie der Wechsel zwischen verschiedenen „Sprachspielen“ durch literarische Schriften bewirkt werden kann.
Im Anschluss wird Heines Position zum Vaterland und sein Ziel im „Wintermärchen“ dargelegt. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie Heine alte Wahrheiten und Mythen aufarbeitet und deutet.
Die Kapitel behandeln die Dekonstruktion des Mythos „Nation“ anhand von Beispielen wie Barbarossa und Heinrich dem Cheruskerfürst, der Symbolisierung durch den preußischen Adler, den Kölner Dom und den Rhein sowie den Zuständen der deutschen Fürsten und staatlichen Organe.
Schlüsselwörter
Heinrich Heine, Ironie, Wahrheitsbegriff, Vokabulare, „Wintermärchen“, Mythos, Nation, Dekonstruktion, politische Poesie, deutsche Geschichte, Richard Rorty, Sprachspiel, Literatur, Wahrheitsfindung, Vaterlandsliebe, Chauvinismus.
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- Patrick Ewald (Author), 2007, Zwischen den Wahrheiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150408