1998 war ein markantes Jahr in der politischen Geschichte der Bundesrepublik. Nicht nur die Ära Kohl ging nach 16 Jahren zu Ende und ließ eine neue Politikergeneration an die Schalthebel der Macht. Anfangs fast unbemerkt, vollzog sich ein anderer, bedeutender und nachhaltiger Wandel, dessen Tragweite und Konsequenz bis heute nur abzuschätzen sind: In der inneren und äußeren Verfasstheit bundesrepublikanischer Wahlkämpfe wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Im Zusammenhang mit dem Wahlkampf 1998 werden oft und zurecht die Begriffe Amerikanisierung bzw. Mediatisierung, Popularisierung und Entpolitisierung gebraucht: Niemals zuvor war ein Wahlkampf mehr auf die Medien zugeschnitten und niemals zuvor hatte er sich soweit von konkreten politischen Inhalten entfernt. Diese Entwicklung hatte sich naturgemäß bereits in vorausgegangenen Wahlen angedeutet, erfuhr jedoch erst 1998 einen überproportionalen Schub und trat in aller Deutlichkeit zutage. Es war vor allem eine Partei - die SPD -, die diesen Schub leistete und damit das vorexerzierte, was alle anderen Parteien bei künftigen Wahlen auf Landes- wie auf Bundesebene übernehmen sollten.
Die SPD setzte eine Vielzahl von Strategien ein, um ihren Spitzenkandidaten in ein Licht zu rücken, das dessen mediale Absorption begünstigen und in ihrer Tendenz positiv beeinflussen würde. Dabei lehnte sie sich zum einen an die Erfahrungen amerikanischer Wahlkampfprofis an und beanspruchte ferner die Fachkenntnis externer Experten aus Werbewirtschaft und Demoskopie. Am Ende stand - ein beeindruckender Wahlsieg und die Gewissheit, dass die Faktoren, die den Wahlkampf 1998 außergewöhnlich machten, schon bald politischer Alltag werden würden.
Es bleibt die Aufgabe, die Medienstrategie der SPD auf Ursache und Wirkung zu untersuchen. Die Ergebnisse einer solchen Analyse mögen sich dabei gleich in zweifacher Hinsicht als verwertbar erweisen: Zum einen als Einführung für alle, die sich mit Wahlkämpfen befassen bzw. deren Aufgabe es ist, Wahlkämpfe erfolgreich durchzuführen. Zum anderen und weitaus wichtiger jedoch als kritischer Denkanstoß für diejenigen, die von Wahlen direkt betroffen sind: die Bürger. Gerade für sie ist es vonnöten, zu wissen, wie Wahlkämpe funktionieren und die Mittel zu kennen, derer sich Wahlstrategen bedienen. Es geht dabei nicht zuletzt darum, Distanz und Urteilsvermögen zu bewahren und gegen manipulative Techniken gewappnet zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- Fragestellung und Problemlage
- Rahmenbedingungen des SPD-Wahlkampfes von 1998
- Formale Aspekte
- Inhaltliche Aspekte
- Analyseraster Fernsehberichterstattung
- Stern TV: Gerhard Schröder – der neue Kanzlerkandidat der SPD?
- Monitor: Breiter Konsens in der Frage der Kanzlerkandidatur
- Kennzeichen D: Schröder privat
- Bericht vom Parteitag der SPD in Leipzig
- Der Herausforderer
- Gesamteindruck
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Medienstrategie der SPD im Bundestagswahlkampf 1998, insbesondere deren Einsatz des Mediums Fernsehen zur Lancierung von Berichten über den damaligen Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder und zur positiven Positionierung seines Images. Sie untersucht, wie erfolgreich die Partei dabei war, und ob es ihr gelang, Schröders Image mit positiven Themen zu besetzen.
- Die Rolle des Fernsehens im Wahlkampf 1998
- Die Medienstrategie der SPD im Kontext des damaligen Wahlkampfes
- Die Darstellung von Gerhard Schröder in den Medien
- Die Herausforderungen und Chancen der medialen Kommunikation im Wahlkampf
- Die Bedeutung des Images eines Kandidaten im Wahlkampf
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Fragestellung ein und beleuchtet die Problemlage im Kontext der Mediatisierung von Wahlkämpfen in der Bundesrepublik. Das zweite Kapitel beleuchtet die Rahmenbedingungen des SPD-Wahlkampfes 1998, indem es sowohl formale als auch inhaltliche Aspekte des Konzepts darlegt. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Fernsehberichterstattung und analysiert die Darstellung von Gerhard Schröder in verschiedenen Fernsehsendungen.
Schlüsselwörter
Wahlkampf, Medienstrategie, Fernsehen, SPD, Gerhard Schröder, Image, Personalisierung, Mediatisierung, Bundestagswahl, Fernsehberichterstattung, politische Kommunikation.
- Quote paper
- Eduard Luft (Author), 2002, Arbeit, Innovation, Gerechtigkeit. Der Fernsehwahlkampf der SPD 1998, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15042