Die Zwischennutzung ist als neue Raumnutzungskategorie eines forschenden Probehandelns und einer Strategie des Experimentierens vor allem im Stadtumbau Ostdeutschlands populär geworden. Die Notwendigkeit der Annäherung an dieses Thema in Westdeutschland und besonders in der Krisenregion Ruhrgebiet wird in der wissenschaftlichen Diskussion um den Umgang mit altindustriellen Brachflächen zunehmend erkannt, aber kaum in die Praxis umgesetzt. Dabei ist die zeitlich begrenzte Nutzung von brachgefallenen Arealen eng an aktuelle räumliche, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen geknüpft. Die Deindustrialisierung und Tertiärisierung, die im Ruhrgebiet weithin sichtbare Brachen hinterlässt, stören die Stadtgestalt aufgrund ihrer enormen Flächenkulisse. Aber auch das Streben der Gesellschaft nach Flexibilität und Mobilität, die kürzer werdenden Nutzungszyklen gewerblicher Immobilien sowie die sich rasant wandelnden Bedürfnisse urbaner Konsumenten verlangen nach einem Umdenken in der Planungspraxis des Ruhrgebiets (vgl. Arlt 2006: 41f.).
In der Erfahrung mit Zwischennutzungen haben sich zwei grundlegend unterschiedliche Zielsetzungen und Nutzungsinhalte herausgestellt. Die konservativen Ansätze schlagen weniger nachhaltige Inhalte wie gärtnerische Nutzungen, temporäre Parkplätze und die zeitlich begrenzte Nutzung durch Gebrauchtwagenhändler vor (vgl. BBR 2004: 4), die den Status einer Lückenlösung haben. Das Ruhrgebiet weist vor allem diese Art der Zwischennutzung auf. Der andere Ansatz ist wesentlich innovativer und verfolgt kapitalextensive Strategien, die aus vielfältigen Nutzungsclustern bestehen und dem kulturwirtschaftlichen Bereich zuzuordnen sind. In diesem Fall eignen sich die Raumpioniere Orte mit einem Minimum an Infrastruktur an, nutzen die vorhandenen Strukturen um und führen zu einer Aufwertung des Standortes und z. T. zu mikroökonomischen Nutzungen (Gespräch Overmeyer). Die Erfahrungen in internationalen Projekten weisen mittel- bis langfristig viele positive Wertschöpfungen mit dieser Art der temporären Nutzungen auf. Im Ruhrgebiet werden diese Potenziale noch nicht bzw. nicht vollständig ausgeschöpft.
Diese Arbeit befasst sich mit dem innovativen Ansatz der kulturwirtschaftlichen Zwischennutzungen. Das BBR hält diese Art temporärer Nutzungen an solchen Standorten für sinnvoll, an denen „perspektivisch ein Wiederanziehen der Nachfrage erwartet werden kann“ (BBR 2004: 3).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturwirtschaftliche Zwischennutzung als Chance für die Stadtentwicklung
- Das Konzept der Zwischennutzung
- Kulturwirtschaft und Stadtentwicklung
- Kulturwirtschaftliche Zwischennutzung als Chance für die Stadtentwicklung
- Kulturwirtschaftliche Zwischennutzung im Ruhrgebiet
- Die Region Ruhrgebiet
- Kulturwirtschaftliche Zwischennutzung im Ruhrgebiet
- Fallbeispiele
- Zeche Zollverein
- Dortmunder U
- Gasometer Oberhausen
- Bewertung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Potenziale kulturwirtschaftlicher Zwischennutzung für die Stadtentwicklung im Ruhrgebiet. Sie analysiert das Konzept der Zwischennutzung im Kontext von Kulturwirtschaft und Stadtentwicklung und beleuchtet die Rolle kulturwirtschaftlicher Zwischennutzung als Motor für die Transformation des Ruhrgebiets.
- Das Konzept der Zwischennutzung im Kontext von Kulturwirtschaft und Stadtentwicklung
- Die Rolle kulturwirtschaftlicher Zwischennutzung bei der Revitalisierung von Industriebrachen und der Förderung von Kreativität und Innovation
- Beispiele für erfolgreiche kulturwirtschaftliche Zwischennutzungen im Ruhrgebiet
- Herausforderungen und Chancen für die zukünftige Entwicklung kulturwirtschaftlicher Zwischennutzungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der kulturwirtschaftlichen Zwischennutzung im Ruhrgebiet ein und stellt die Relevanz des Themas für die Stadtentwicklung dar. Kapitel 2 beleuchtet das Konzept der Zwischennutzung im Kontext von Kulturwirtschaft und Stadtentwicklung und analysiert die Potenziale kulturwirtschaftlicher Zwischennutzung für die Stadtentwicklung. Kapitel 3 widmet sich der Situation im Ruhrgebiet und analysiert die Rolle kulturwirtschaftlicher Zwischennutzung bei der Transformation der Region. Kapitel 4 präsentiert Fallbeispiele für erfolgreiche kulturwirtschaftliche Zwischennutzungen im Ruhrgebiet und analysiert ihre Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Kapitel 5 bewertet die Ergebnisse der Untersuchung und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung von kulturwirtschaftlichen Zwischennutzungen im Ruhrgebiet.
Schlüsselwörter
Kulturwirtschaftliche Zwischennutzung, Stadtentwicklung, Ruhrgebiet, Industriebrachen, Kreativität, Innovation, Revitalisierung, Transformation, Fallbeispiele, Zeche Zollverein, Dortmunder U, Gasometer Oberhausen.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Ing. Nenad Rosic (Autor:in), 2007, Raumpioniere Ruhr - Stadtentwicklung durch kulturwirtschaftliche Zwischennutzungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150478