Noch Ende des 19. Jahrhunderts waren Kriege ein normales und legitimes Mittel der Politik. Aber auch Attentate beabsichtigten meist ein politisches Ziel.
Zu den typischen Opfern gehören Tyrannen bzw. in der modernen Geschichte Diktatoren, welche ohne Blutvergießen nicht abgelöst werden konnten. Fast alle Attentäter hatten in ihrer Person und ihren Absichten etwas gemeinsam. Sie waren Einzeltäter, jungen Alters und sehr stolz auf ihre Tat, so dass es ihnen relativ leicht fiel aus dem Leben zu scheiden.
So auch der 22 Jahre alte Ferdinand Cohen-Blind. Er schoss am 07. Mai 1866 „Unter den Linden“ in Berlin mit einem Revolver auf den preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck. Dies ist zumindest aus den Quellen zu entnehmen.
Fraglich ist es, wieso der Tat und vor allem warum dem Attentäter heute so wenig Beachtung geschenkt wird. Cohen-Blind wollte einen Krieg verhindern, den keiner beabsichtigte, indem er vor hatte, den Verantwortlichen zu beseitigen. War die Absicht anderer Attentäter, wie zum Beispiel Graf Schenk von Stauffenberg mit seinem Anschlag auf Adolf Hitler oder Marcius Junius Brutus, einer der Mörder Julius Caesars, eine Andere? Wieso sind diese heute noch in Erinnerung, der junge Student aus Süddeutschland aber eine vergessene Persönlichkeit aus der Wilhelminischen Ära und Otto von Bismarck zu einer Kultfigur der deutschen Geschichte aufgestiegen?
Wenn man diese Tatsache näher betrachtet, stellt sich die Frage, ob es ein wirkliches Attentat gab. In der liberalen Fortschrittspartei war man davon überzeugt, dass die Geschehnisse eine Inszenierung der preußischen Regierung waren. Damit sollte die öffentliche Stimmung gegen den Minister, die seit seinem Amtsantritt 1862 immer schlechter wurde und gegen seine militante Politik, die auf einen Bruderkrieg gegen Österreich tendierte, verbessert werden. Viele Details sprechen für diese Annahme. Bismarck hingegen war davon überzeugt, dass es sich bei dem Mordversuch auf seine Person um eine groß angelegte Verschwörung von Liberalen und Demokraten aus ganz Europa handelte, die sich für den negativen Ausgang der Revolution von 1848 rächen wollten.
Die Existenz der Schüsse auf den „preußischen Junker“ aus Schönhausen ist unumstritten. Über die Hintergründe sind sich die Historiker jedoch bis heute uneinig. Mit den Einzelheiten über das Leben Ferdinand Cohen-Blinds, den Ablauf des Attentates und die Ermittlungen der preußische Polizei sollen diese Fragen geklärt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Attentat „Unter den Linden“ vom 07. Mai 1866
- 2.1 Der Attentäter Ferdinand Cohen-Blind und seine familiäre Herkunft
- 2.2 Die Geschehnisse am 07. Mai 1866
- 2.3 „Ein misslungenes Attentat mit Folgen“ - Die Ermittlungen der preußischen Polizei
- 2.4 „Tyrannenmord oder jugendlicher Leichtsinn“ – Die öffentliche Reaktion auf den Mordversuch
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Attentat des Studenten Ferdinand Cohen-Blind auf Otto von Bismarck im Mai 1866. Ziel ist es, die Hintergründe, den Verlauf des Attentats und die darauf folgenden Ermittlungen der preußischen Polizei zu beleuchten. Dabei wird auch auf die öffentliche Reaktion und die unterschiedlichen Interpretationen des Vorfalls eingegangen.
- Die Biografie Ferdinand Cohen-Blinds und seine familiäre Herkunft
- Die politische und gesellschaftliche Situation im Preußen des 19. Jahrhunderts
- Das Attentat und seine unmittelbaren Folgen
- Die Ermittlungen der preußischen Polizei
- Die öffentliche Reaktion auf das Attentat
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Attentats auf Otto von Bismarck dar und erläutert die Bedeutung des Themas. Sie beleuchtet die gängigen Ansichten über Attentate in der Geschichte und stellt die Frage nach den Gründen für die vergessene Gestalt Ferdinand Cohen-Blinds im Gegensatz zu anderen Attentätern.
2. Das Attentat „Unter den Linden“ vom 07. Mai 1866
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Ereignisse des Attentats selbst. Es beleuchtet die Identität und die familiäre Herkunft des Attentäters Ferdinand Cohen-Blind, beschreibt den Ablauf des Attentats und die darauf folgenden Ermittlungen der preußischen Polizei. Des Weiteren werden die Reaktionen der Öffentlichkeit und die unterschiedlichen Interpretationen des Vorfalls im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter: Ferdinand Cohen-Blind, Otto von Bismarck, Attentat, preußische Polizei, liberale Fortschrittspartei, deutsche Geschichte, 19. Jahrhundert, Revolution von 1848, Tyrannenmord, öffentliche Reaktion.
- Arbeit zitieren
- André Blaschke (Autor:in), 2009, Ferdinand Cohen-Blind und sein Attentat auf Otto von Bismarck, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150479