In den letzten Jahren ist in den (deutschen) Medien eine klare Tendenz zur so genannten „Boulevardisierung“ erkennbar. Immer mehr Medieninstitutionen, seien es Fernsehsender, Radiosender oder Zeitungen, nehmen sich zunehmend der Themen an, die klassischerweise von Boulevardzeitungen aufgegriffen werden. Trotz dieses Trends in den letzten Jahren gibt es in der medienwissenschaftlichen Forschung kaum Untersuchungen zum Thema „Boulevardjournalismus“. Die meisten Ausarbeitungen gibt es auf Basis von Inhaltsanalysen. Die wenigen Arbeiten, die sich intensiv mit dem Thema „Boulevardjournalismus“ auseinandersetzen, beziehen meist die Themen „Moral und Ethik“ ein. Dennoch sollte man meinen, dass es gerade in diesem Bereich einen großen Bedarf an Forschungsmaterialien gibt. Moral und Ethik sind jedoch gesellschaftliche Konstrukte, die sich wissenschaftlich kaum erfassen lassen. Es gibt nur wenige Mittel, um Amoralität messen zu können. Eines davon ist die Messung der Beschwerden und Rügen über die verschiedenen Medien, die der Deutsche Presserat behandelt. Trotz dieser wenigen Hilfsmittel kann eine Bewertung, ob ein Medium moralisch/unmoralisch und ethisch/unethisch ist, tendenziell eher durch die subjektive Meinung des jeweiligen Autors vorgenommen werden. Eine fundierte wissenschaftliche Analyse ist kaum möglich.
Trotz dieser Schwierigkeit versucht diese Arbeit, Tendenzen und Trends in Bezug auf Moral und Ethik im Boulevardjournalismus herauszuarbeiten. Dazu werden in Kapitel 2 zunächst die Grundbegriffe „Journalismus“ und „Boulevardjournalismus“ erklärt, um eine Einführung in das Thema geben zu können. Anschließend wird ein Überblick über das Thema „Moral und Ethik in den Medien“ gegeben. Dazu werden zunächst die Begriffe „Moral“ und „Ethik“ definiert und auf medienethische Ansätze übertragen. Der Pressekodex als wichtiges Hilfsmittel im beruflichen Alltag von Journalisten wird anschließend kurz dargestellt und erklärt. Im nächsten Abschnitt soll dann versucht werden, eine erste Einschätzung zur Ethik im Boulevardjournalismus abzugeben.
Im zweiten Teil der Arbeit steht ein praktisches Beispiel im Vordergrund: der Amoklauf von Winnenden. Dieses Ereignis fand eine große Resonanz in den deutschen Medien, so dass es sich als Beispiel gut in dieser Arbeit eignet. Nach einer kurzen Darstellung des Vorfalls steht die Analyse der Berichterstattung in der BILD-Zeitung im Vordergrund, um dann eine abschließende Bewertung der zentralen Fragestellung abgeben zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Moral und Ethik im Boulevardjournalismus
- Journalismus – Begriffsklärung
- Boulevardjournalismus – Begriffsklärung
- Moral und Ethik in den Medien
- Begriffsklärungen
- Medienethische Ansätze
- Der Pressekodex in Deutschland
- Medienethik im Boulevardjournalismus
- Der Amoklauf von Winnenden
- Kurze Beschreibung des Tathergangs
- Analyse der Berichterstattung unter moralischen Gesichtspunkten
- Fazit/Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Frage, ob die Berichterstattung in Boulevardzeitungen unmoralisch und unethisch ist. Sie konzentriert sich auf den Boulevardjournalismus und analysiert die moralischen und ethischen Aspekte seiner Berichterstattung. Der Fokus liegt dabei auf dem Amoklauf von Winnenden, der eine große Resonanz in den deutschen Medien fand.
- Definition und Abgrenzung des Boulevardjournalismus
- Moral und Ethik im Journalismus
- Der Pressekodex als ethisches Leitbild
- Analyse der Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden
- Bewertung der moralischen und ethischen Aspekte der Boulevardberichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Hausarbeit vor und beleuchtet die Bedeutung des Themas im Kontext der „Boulevardisierung“ der Medienlandschaft. Sie erläutert die Herausforderungen bei der wissenschaftlichen Erforschung von Moral und Ethik im Journalismus.
- Moral und Ethik im Boulevardjournalismus: Dieses Kapitel definiert die Begriffe „Journalismus“ und „Boulevardjournalismus“ und untersucht die moralischen und ethischen Aspekte der Medienberichterstattung. Es behandelt die Begriffsklärungen von Moral und Ethik, medienethische Ansätze, den Pressekodex in Deutschland und die Anwendung ethischer Prinzipien im Boulevardjournalismus.
- Der Amoklauf von Winnenden: Dieses Kapitel schildert den Amoklauf von Winnenden und analysiert die Berichterstattung in der BILD-Zeitung unter moralischen Gesichtspunkten. Es untersucht die Darstellung des Tathergangs, die Auswahl der Themen und die Sprache der Berichterstattung.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Boulevardjournalismus, Moral, Ethik, Medienberichterstattung, Amoklauf von Winnenden, Pressekodex, BILD-Zeitung, Sensationsjournalismus.
- Arbeit zitieren
- Claire-Marie Tappert (Autor:in), 2009, Moral und Ethik im Boulevardjournalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150613