Gerade im Kinder- und Jugendalter treten in der Phase der Identitätsentwicklung gehäuft anhaltende Störungen der eigenen Persönlichkeit auf. Diese äußern sich in heterogenen Störungsbildern und lassen sich mit den anerkannten Klassifikationssystemen DSM-IV und ICD-10 nahezu vollständig erfassen.
Persönlichkeitsstörungen werden primär als interpersonelle Störungen betrachtet. Doch auch die individuelle Persönlichkeit des Einzelnen ist hierbei ein wichtiger Faktor. Möglich ist die Entstehung dieser Verhaltensmuster „als Folge konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen schon früh im Verlauf der individuellen Entwicklung“ oder aber auch ein späterer Erwerb ist denkbar. Tief verwurzelte und anhaltende Verhaltensmuster sind Reaktionen auf die individuelle Lebensgeschichte und äußern sich durch Unterschiede im Denken, Fühlen und Handeln.
Ein verfestigter Persönlichkeitsstil kann fließend in eine Persönlichkeitsstörung übergehen.
1. Einleitung
Er legte seine Handfläche gegen sein Gesicht im Spiegel, ließ seine Finger sanft über Wangen, Augen, Stirn und Schläfen kreisen, streichelte, fühlte nichts als Glätte und Kälte. [...]
Er trat einen Schritt zurück, holte mit dem Arm weit aus und ließ seine Faust in die Spiegelscheibe krachen. Glasteile fielen herunter, Splitter verletzten ihn, seine Hand fing an zu bluten.[1]
Gerade im Kinder- und Jugendalter treten in der Phase der Identitätsentwicklung gehäuft anhaltende Störungen der eigenen Persönlichkeit auf. Diese äußern sich in heterogenen Störungsbildern und lassen sich mit den anerkannten Klassifikationssystemen DSM-IV[2] und ICD-10[3] nahezu vollständig erfassen. Persönlichkeitsstörungen werden primär als interpersonelle Störungen betrachtet. Doch auch die individuelle Persönlichkeit des Einzelnen ist hierbei ein wichtiger Faktor. Möglich ist die Entstehung dieser Verhaltensmuster „als Folge konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen schon früh im Verlauf der individuellen Entwicklung“[4] oder aber auch ein späterer Erwerb ist denkbar. Tief verwurzelte und anhaltende Verhaltensmuster sind Reaktionen auf die individuelle Lebensgeschichte und äußern sich durch Unterschiede im Denken, Fühlen und Handeln.[5] Ein verfestigter Persönlichkeitsstil kann fließend in eine Persönlichkeitsstörung übergehen.[6]
Olhalm und Morris haben in ihrem Buch „Ihr Persönlichkeitsportrait“ 13 Persönlichkeitsstile erläutert und den jeweiligen Persönlichkeitsstörungen aus dem DSM- IV zugeordnet, um den Übergang deutlich zu machen.
In der angeführten Tabelle[7] wird deutlich, wie dünn der Grad zwischen der sogenannten Norm und einer Anomalie wirklich ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In dieser Arbeit soll ein Unterrichtsentwurf zu dem Thema Persönlichkeitsstörungen repräsentativ dargestellt werden.
Anlass zur Wahl der Thematik gab die mehrmalige Konfrontation meinerseits mit Menschen, die unter einer Persönlichkeitsstörung leiden. Ich empfinde es als wichtig, diesen Gegensatz in den Schulalltag eines Pädagogiklehrers miteinzubeziehen und habe daher eine mögliche Unterrichtsreihe zu dem Thema erstellt, die so abgehalten werden könnte.
Die Arbeit basiert auf Fachliteratur, ergänzt mit Informationen aus Schulbüchern und von wissenschaftlichen Internetseiten.
Anfänglich wird im Kapitel 2 der später vorgestellten Unterrichtskurzentwurf in den Lehrplankontext der Oberstufe des Berufskollegs eingeordnet. Eine fiktive Unterrichtsreihe dient hierbei als Orientierung, in wie weit der Wissenstand der Schüler bis zur detailliert beschriebenen Unterrichtsstunde sein sollte.
Besonders herauszuheben ist der eigentliche Kurzentwurf einer möglichen Stunde zur Thematik in Kapitel 3, der die Vertiefung von Persönlichkeitsstörungen in Form von einer systematischen Vorgehensweise aufzeigt.
Im vierten Kapitel folgen Erläuterungen und Ergänzen zum Unterrichtsentwurf, bevor im darauf folgenden Abschnitt die Lernziele der Stunde formuliert werden.
In Kapitel 6 und 7 wird aus den gegebenen Fakten und Ergebnissen ein Fazit gezogen und anhand von Klafiks Didaktischer Analyse begründet, wieso der konzipierte Unterrichtsentwurf als bildend zu verstehen ist. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Fragestellung gerichtet, wieso genau dieses Thema für die Erstellung einer Unterrichtsstunde ausgewählt wurde.
2. Einordnung des Unterrichtsentwurf in den Lehrplan und in die Unterrichtseinheit
Das Thema „Persönlichkeitsstörungen“ ist in der Jahrgangsstufe 12.2 in dem Themenbereich der „Abweichende[n] Entwicklungs- und Sozialverläufe[n]“ auf der kausalen Ebene einzuordnen.
Die Unterrichtsreihe setzt eine Behandlung der Freud'schen Psychoanalyse in der 12.1 zwar nicht voraus, wird dadurch jedoch erheblich erleichtert. Da die meisten Pädagogiklehrer die Psychoanalyse als obligatorischen Teil des Lehrplans der Oberstufe betrachten, ist jedoch davon auszugehen, dass den Schülern die Fachtermini bekannt sind. Der Einstieg in die Unterrichtsreihe wird mit einer bloßen Begriffswiederholung begonnen und muss nicht erst den Exkurs in Form von Erläuterungen der Vokabeln[8] Persönlichkeit, Temperament und Charakter einschieben.
Die Unterrichtsstunde, die hier als Entwurf vorgestellt wird, stammt aus diesem Bereich und gibt die Einführung in die neue Thematik in Form von einer möglichen Begriffsdefinition. Nachdem die Grundlagen erarbeitet worden sind, beschäftigt sich die Klasse mit den Leitsymptomen dieser Störung, bevor die Untergruppen in Form der Cluster A, B und C eingeführt werden. In diesem Abschnitt der Spezialisierung wird die Sozialform des Fallbeispiels eingeleitet und mit den Schülern erprobt, um ideal damit arbeiten zu können.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Grundlagen zur eigenständigen Erarbeitung von einzelnen Persönlichkeitsstörungen gelegt. Die Klasse wird in einzelne Gruppen unterteil, die sich jeweils mit Störungen aus den Clustern A bis C beschäftigen, um nach einer mehrstündingen, selbstständigen Gruppenarbeit ihr Ergebnis dem Rest der Lerngruppe präsentieren zu können.[9] Hierbei wird ein allgemeingültiger Arbeitsauftrag an die Gruppen verteilt, der ihnen immer wieder aufzeigt, auf welche Kriterien in ihrem Vortrag besonders wert gelegt wird. Das werden neben den Informationen über die Krankheit generell auch die Ursachen, der Verlauf und mögliche Behandlungs- und Therapieformen sein. Für die Präsentation wird den einzelnen Gruppen vorgeschrieben, ebenfalls ein Fallbeispiel miteinzubinden, um zu zeigen, dass sie nicht nur fähig sind, ein passendes Beispiel zu finden, sondern auch selbst damit arbeiten können.
Die Ergebnissicherung der Reihe wird durch eine Klausur erfolgen. Hier ist noch hervorzuheben, dass es auch dort gilt, ein Fallbeispiel zu bearbeiten und die jeweils vorher in der Gruppe behandelte Persönlichkeitsstörung mit der angegeben Störung zu vergleichen. Somit ist garantiert, dass sich die Schüler in der Gruppenarbeit nicht zurückgehalten haben und andere für sich haben arbeiten lassen. Es wird weiterhin aufgezeigt, ob behandelter Stoff überhaupt verstanden wurde.
[...]
[1] Steenfatt, Marget: Im Spielgel. In: Biermann, H. u.a.: Texte, Themen und Strukturen. Deutschbuch für die Oberstufe. Berlin: Cornelsen Verlag 1999. S.16f.
[2] Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders; DSM (4. Revision, Version 2000) unterteilt sich in fünf Achsen, wobei die Persönlichkeitsstörungen unter die zweite Achse, die der Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderungen, fällt.
Quelle: www.dsmivtr.org/coding.cfm (Stand: 15.02.2010; 17.26 Uhr)
Eine Auflistung der einzelnen spezifischen Persönlichkeitsstörungen der ersten und zweiten Achse findet sich im Anhang.
[3] International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems; In der Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (10. Revision, Version 2006) bilden die Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen den Bereich F60-60.9. Quelle: www.dimdi.de/dvnamic/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlamt12006/fr-icd.htm (Stand: 15.02.2010; 17.31 Uhr) Eine Auflistung der einzelnen spezifischen Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10 findet sich im Anhang.
[4] www.dimdi.de/dvnamic/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlamt12006/fr-icd.htm (Stand: 15.02.2010; 17.36 Uhr)
[5] Vgl. www.dimdi.de/dvnamic/de/klassi/diagnosen/icd10/htmlamt12006/fr-icd.htm (Stand: 15.02.2010; 17.39 Uhr)
[6] Barnow, Sven: Persönlichkeitsstörungen: Ursachen und Behandlung. Mit fünf Fallbeispielen. S.18f.
[7] Ebd. S.19.
[8] Bereich (1) der angefügten beispielhaften Unterrichtsreihe zum Thema Persönli chkei tsstörungen
[9] Bereich (4) der angefügten beispielhaften Unterrichtsreihe zum Thema Persönlichkeitsstörungen
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