In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die Welt zusammengerückt. Die Ausbreitung neuer Technologie und Kommunikationsmöglichkeiten hat sowohl die Wirtschafts- als auch die Privatwelt stark beeinflusst. Globalisierungseffekte haben die konstruierte Trennung der Welten in Erste, Zweite und Dritte aufgehoben. Globale Klima- und Wirtschaftskrisen in jüngster Zeit führen der Menschheit vor Augen: Es gibt nur „Eine Welt“, den Planeten, auf dem wir leben.
Das führt dazu, dass unser Leben heute einerseits von globalen Phänomenen beeinflusst wird, andererseits aber auch weltweite Auswirkungen hat, die wir kaum noch überblicken können. Um als Menschen und als Christen verantwortlich leben zu lernen, reicht unser derzeitiges Schulsystem nicht mehr aus – wir brauchen eine neue, eine globale Art zu lernen. Seit Ende der 1980er Jahre existiert ein pädagogisches Konzept, das dieser Erkenntnis Rechnung tragen will. „Globales Lernen“ erfährt heute in der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ weite Verbreitung. Dass der katholische Religionsunterricht in Deutschland von seiner Konzeption her ohne ein solches Lernen seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügen, mit ihm aber eine zeitgemäße Erziehung in der christlichen Lehre realisieren kann, werde ich nachweisen.
In den ersten beiden Kapiteln dieser Arbeit werde ich das Phänomen "Globalisierung" konkretisieren und Entstehung und Konzeption des Globalen Lernens vorstellen. Im Hauptteil der Arbeit wird das dritte Kapitel zeigen, dass Globales Lernen in allen ordentlichen Unterrichtsfächern laut internationalen und nationalen Bildungsrichtlinien längst umgesetzt werden sollte. Von den öffentlichen Vorschriften leite ich zur theologischen Begründung über und zeige die Übereinstimmungen von Inhalten und Kompetenzen Globalen Lernens mit den Forderungen der kirchlichen Lehre zum Handeln von Christen in der Welt. Die Betrachtung in Kapitel fünf stellt dar, wie Aufgaben und Standards des katholischen Religionsunterrichtes in Deutschland im beginnenden 21. Jahrhundert nur unter Einbeziehung Globalen Lernens noch legitimiert sind. Ich möchte mit dieser Arbeit eine theoretische Fundierung für die Integration Globalen Lernens in den öffentlichen katholischen Religionsunterricht geben, die deutschlandweit gültig ist. Diese Integration ist nötig, damit der Religionsunterricht Handlungsperspektiven für das 21. Jahrhundert eröffnen und seinem Selbstanspruch, sowie dem Anspruch, den die Bildungspolitik an ihn stellt, genügen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Ziel und Anspruch dieser Arbeit
- 1. Globalisierung und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
- 1.1 Das Phänomen der Globalisierung
- 1.1.1 Die wissenschaftliche Debatte zur Globalisierung
- 1.1.2 Anstoßfaktoren des Globalisierungsprozesses
- 1.1.3 Globalisierungsverständnis in der Sozialenzyklika „Caritas in veritate“
- 1.2 Herausforderungen am Beginn des 21. Jahrhunderts
- 1.2.1 „Verschärfung der ungleichmäßigen Entwicklung“
- 1.2.2 „strukturelle Schizophrenie zwischen Funktion und Sinn“ – Identitätsproblem
- 1.3 Neue Antworten auf neue Fragen: Bildung für nachhaltige Entwicklung
- 1.4 Zusammenfassung und Ausblick
- 1.1 Das Phänomen der Globalisierung
- 2. Globales Lernen – ein pädagogisches Konzept für das 21. Jahrhundert
- 2.1 Geschichte
- 2.2 Was ist Globales Lernen?
- 2.2.1 Handlungstheorie und Systemtheorie
- 2.2.2 Definitionen
- 2.2.3 Zusammenfassung
- 2.3 Schwierigkeiten des Konzeptes
- 2.3.1 Begriffsproblematik
- 2.3.2 Globales Lernen im Verhältnis zu anderen Teilpädagogiken
- 2.3.3 Kritik
- 2.4 Globales Lernen konkret
- 2.4.1 Handlungsorientiert oder systemtheoretisch?
- 2.4.2 Der handlungstheoretische Ansatz von David Selby
- 2.4.2.1 Modell
- 2.4.2.2 Ziele/Kompetenzen
- 2.4.2.3 Methodische Implikationen
- 2.5 Zusammenfassung
- 3. Das Konzept des Globalen Lernens in der Bildungspolitik
- 3.1 Internationale Rahmenbedingungen
- 3.1.1 Auf UN-Ebene
- 3.1.2 Auf EU-Ebene
- 3.2 Nationale Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland
- 3.2.1 Die Jahre 1990-2003
- 3.2.2 Die Jahre 2004-2009: Erste Halbzeit der UN-Dekade
- 3.2.3 Die jüngsten Dokumente
- 3.3 Zusammenfassung
- 3.1 Internationale Rahmenbedingungen
- 4. Globales Lernen: ein pädagogisches Konzept für die Katholische Kirche
- 4.1 Selbstverständnis und historisch gewachsene Gestalt der Weltkirche
- 4.1.1 Neutestamentarischer Hintergrund: Universalität des Christentums
- 4.1.2 Historischer Hintergrund: Die weltweite Ausbreitung der katholischen Kirche
- 4.1.2.1 Mission
- 4.1.2.2 Die katholische Kirche als Weltkirche
- 4.1.2.3 Globale Fragen als Betätigungsfeld der katholischen Kirche
- 4.1.3 Ekklesiologischer Hintergrund: Die Menschheitsfamilie
- 4.1.4 Lernen mit Blick auf die Universalität der katholischen Weltkirche
- 4.2 Globales Lernen: Pädagogik im Einklang mit der katholischen Lehre
- 4.2.1 Religionsunterricht und Soziallehre
- 4.2.2 Die katholische Soziallehre
- 4.2.3 Christ sein im 21. Jahrhundert - Grundpositionen
- 4.2.3.1 Verpflichtung zum Handeln
- 4.2.3.2 Neuer Anspruch an Entscheidungen
- 4.2.4 Christ sein im 21. Jahrhundert - Lebensbereiche
- 4.2.4.1 Ressourcennutzung und Umwelt
- 4.2.4.2 Arbeit
- 4.2.4.3 Nächstenliebe
- 4.2.5 Erziehung zum „, Christsein“ im 21. Jahrhundert
- 4.2.5.1 Verantwortung der Kirche
- 4.2.5.2 Erziehung aus Sicht der Soziallehre
- 4.2.6 Zusammenfassung
- 4.2.7 Wechselwirkung von Globalem Lernen und katholischer Lehre
- 4.1 Selbstverständnis und historisch gewachsene Gestalt der Weltkirche
- 5. Globales Lernen und der katholische Religionsunterricht in Deutschland
- 5.1 Globales Lernen: Forderung aus der Legitimation des Religionsunterrichtes
- 5.2 Globales Lernen: Forderung aus den Aufgaben des Religionsunterrichtes
- 5.3 Globales Lernen und der Kompetenzerwerb im Religionsunterricht
- 5.3.1 Inhaltsbezogene Kompetenzen - Kenntnisse
- 5.3.2 Fachbezogene Allgemeine Kompetenzen - Fähigkeiten
- 5.3.3 Haltungen
- 5.4 Didaktische Schlussfolgerungen
- 5.4.1 Empfehlungen zu Unterrichtsorganisation, -formen und -methoden
- 5.4.2 Empfehlungen zur Unterrichtsvorbereitung
- 6. Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Globalem Lernen für den katholischen Religionsunterricht im 21. Jahrhundert. Sie analysiert die Herausforderungen der Globalisierung und zeigt auf, wie Globales Lernen als pädagogisches Konzept diesen Herausforderungen begegnen kann. Dabei wird der Fokus auf die Frage gelegt, wie Globales Lernen mit den Inhalten und Zielen des katholischen Religionsunterrichts in Einklang gebracht werden kann.
- Die Herausforderungen der Globalisierung für die Gesellschaft und die katholische Kirche
- Globales Lernen als pädagogisches Konzept und seine Relevanz für die Bildung im 21. Jahrhundert
- Die Integration von Globalem Lernen in den katholischen Religionsunterricht
- Die Förderung von Kompetenzen und Haltungen im Religionsunterricht im Kontext von Globalem Lernen
- Didaktische Empfehlungen für die Umsetzung von Globalem Lernen im Religionsunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Globalisierung als Phänomen und die Herausforderungen, die sie für das 21. Jahrhundert mit sich bringt. Kapitel 2 stellt das pädagogische Konzept des Globalen Lernens vor und analysiert seine Geschichte, Definitionen und Schwierigkeiten. Kapitel 3 betrachtet die Einbindung von Globalem Lernen in die Bildungspolitik auf internationaler und nationaler Ebene. Kapitel 4 untersucht die Relevanz von Globalem Lernen für die katholische Kirche und die Integration des Konzeptes in die katholische Lehre. Kapitel 5 widmet sich der konkreten Umsetzung von Globalem Lernen im katholischen Religionsunterricht in Deutschland. Das Resümee fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Globales Lernen, katholischer Religionsunterricht, Globalisierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Soziallehre, Weltkirche, Interkulturelles Lernen, Kompetenzen, Haltungen, Didaktik.
- Arbeit zitieren
- Theresia Schreiber (Autor:in), 2010, Christ sein in der Einen Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150682