Das Thorsberger Moor in Süderbrarup in Schleswig-Holstein war im 3./4. Jh. n. Chr. ein wichtiger Kriegsbeute-Opferplatz im nichtrömisch besetzten Germanien, an dem siegreiche «Germanen» die Militaria besiegter «germanischer» Gegner rituell zerstörten und anschliessend im Moor irreversibel versenkten.
Viele der Thorsberger Militaria stammen aus dem «Römischen Reich» oder weisen, im Falle lokaler Produktion, bei Formgebung und Material visuelle Ähnlichkeiten und Parallelen zu «römischen» Militaria im römisch besetzten Gebiet auf, obwohl sich dieser Kriegsbeute-Opferplatz augenscheinlich weit ausserhalb des «Römischen Reichs» befand. Dies veranlasste die Thorsberg-Forschung dazu, von einer Übernahme im Sinne eines Kulturtransfers, von einem römisch-germanischen Mischhorizont und von einer Vermischung römisch-germanischer Elemente zu sprechen. Im Zuge eines globalen Ansatzes soll kritisch überprüft werden, inwiefern diese Argumentation auf Thorsberg anwendbar bleibt und welche Art der Vernetzung vorliegt. Ferner soll untersucht werden, wie sich die Ähnlichkeiten erklären lassen und welche regionalen Neuschöpfungen sich in Folge globaler Vernetzung an den Militaria erkennen lassen («glocalisation» ). Folgende Artefakte werden untersucht: Helme des Typs Heddernheim, Schwertgurte und Schwertgurtschliessen, Ortbänder und der Maskenhelm.
Der methodische Ansatz von Prof. M. J. Versluys (Uni Leiden/NL) bedient sich der Begriffe globlisation, glocalisation und appropriation, weist ihnen neue archäologische Definitionen zu und eröffnet so alternative Blickwinkel und völlig neue Perspektiven und Interpretationen für Thorsberg-Funde. Globalisation erlaubt es der Forschung, sich von einem allzu engen Forschungsrahmen von der Fundstelle Thorsberg zu lösen und dadurch ein besseres Verständnis von ihrer Vernetzung im globalen Raum zu erhalten: «Herauszoomen». Darüber hinaus können interpretationseinschränkende «Container»-Modelle nach dem Motto «Was ist römisch, was germanisch?» aufgebrochen und neutralere Deutungen von Artefakten angestrebt werden; denn die Objekte sind so Teil eines globalen bzw. lokalen Netzwerks. Auf diese Weise lassen sich Militaria aus allen Teilgebieten des globalen Raums als kulturell gleichwertige Artefakte auf Augenhöhe begreifen.
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