Welche Divergenzen ergeben sich für die Europäische Union durch das Globalisierungstrilemma noch, und welche Konflikte gibt es innerhalb der einzelnen Komponenten des Globalisierungstrilemmas?
Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas hat dazu geführt, dass chinesische Unternehmen, vor allem im Hightech-Bereich, zu ernsthaften Konkurrenten für US-amerikanische, aber auch für europäische Unternehmen geworden sind. Zudem driften die Ordnungsvorstellungen von US- und EU-Machteliten auseinander. Der hybride, chinesische Parteistaatskapitalismus führt zu einem neuen Systemkonflikt. Wirtschaftlich werden die chinesischen Unternehmen zu Konkurrenten, politisch wird die Kontrolle sensibler Datenströme und Infrastrukturnetzwerke zum Streitthema. Während die Vereinigten Staaten auf eine aggressive Handels- und Sanktionspolitik setzen, agiert die EU eher defensiv.
Viele europäische Unternehmen, besonders die deutsche Automobilindustrie, sind von ihren Geschäften auf dem chinesischen Binnenmarkt abhängig. Im Unterschied zu US-amerikanischen Unternehmen haben viele europäische Konzerne Direktinvestitionen auf dem chinesischen Markt getätigt. Wohingegen die EU ein relativ offenes Investitions- und Handelsregime hat, verweigert sich China der Öffnung, bevorzugt eigene Unternehmen bei staatlichen Aufträgen sowie auf dem Binnenmarkt und unterstützt chinesische Konzerne im Ausland, die somit einen unfairen Wettbewerbsvorteil haben.
Hierbei scheint die Europäische Union vor einem klassischen Problem des Globalisierungstrilemmas, wie es der Ökonom und Harvard-Professor Dani Rodrik in seinem Werk „Das Globalisierungsparadox“ beschrieben hat, zu stehen. Die EU will die wirtschaftlichen Risiken in der Zusammenarbeit mit China minimieren und muss hierfür die Globalisierung einschränken, um ihre (supra-)nationale Souveränität festigen und die Demokratie vor chinesischem Einfluss schützen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen
- Das Globalisierungstrilemma nach Rodrik
- Die Entstehung der Europäischen Union
- Die heutige Situation der Europäischen Union
- Das Globalisierungstrilemma der Europäischen Union
- Demokratie(-defizit)
- Nationalstaatliche Souveränität
- (Hyper-)globalisierung
- Diskussion und Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Herausforderungen, vor denen die Europäische Union aufgrund des Globalisierungstrilemmas steht. Sie analysiert die Spannungsfelder zwischen Hyperglobalisierung, nationaler Souveränität und Demokratie im Kontext der Beziehungen der EU zu China und Russland. Der Fokus liegt auf der Frage, wie die EU mit den wirtschaftlichen Abhängigkeiten und dem damit verbundenen Risiko umgeht.
- Das Globalisierungstrilemma nach Rodrik und seine Anwendung auf die EU
- Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten der EU von China und die damit verbundenen Risiken
- Die Spannungen zwischen nationaler Souveränität und globaler wirtschaftlicher Integration
- Demokratische Herausforderungen im Kontext der Globalisierung
- Der Ansatz des "Derisking" als Strategie der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung Dieses Kapitel beleuchtet den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas und dessen Auswirkungen auf die EU, insbesondere die Abhängigkeiten europäischer Unternehmen vom chinesischen Markt. Es führt das Globalisierungstrilemma als zentralen analytischen Rahmen ein.
Kapitel 2: Theoretischer Rahmen Hier wird das Globalisierungstrilemma nach Rodrik detailliert erläutert, die Entstehung und aktuelle Situation der EU beschrieben und die Anwendbarkeit von Rodriks Theorie auf die EU analysiert.
Kapitel 3: Das Globalisierungstrilemma der Europäischen Union Dieses Kapitel untersucht die konkreten Herausforderungen, vor denen die EU im Kontext des Trilemmas steht: Demokratiedefizite, die Verteidigung nationalstaatlicher Souveränität und die Bewältigung der (Hyper-)Globalisierung.
Schlüsselwörter
Globalisierungstrilemma, Europäische Union, China, Nationalstaatliche Souveränität, Demokratie, Hyperglobalisierung, Derisking, wirtschaftliche Abhängigkeiten, Handelspolitik, Dani Rodrik.
- Arbeit zitieren
- Fabian Berger (Autor:in), 2023, Inwiefern ergeben sich für die Europäische Union Herausforderungen durch das Globalisierungstrilemma?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1507008