Methoden der Internalisierung externer Effekte am Beispiel des Klimaproblems


Bachelorarbeit, 2009

49 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Formelverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserläuterungen
2.1 Internalisierung externer Effekte
2.2 am Beispiel des Klimaproblems
Exkurs: Das Öffentliche-Gut-Problem

3. Methoden
3.1 First-Best-Lösungen
3.1.1 Pigou-Steuer
3.1.2 Coase-Theorem
Exkurs: Das Informationsproblem
3.2 Second-Best-Lösungen
3.2.1 Standard-Preis-Ansatz
3.2.2 Handelbare Eigentumsrechte
Exkurs: Standard-Preis-Ansatz oder handelbare Eigentumsrechte?
3.3 Auflagenpolitik
Exkurs: Auflagenpolitik im System handelbarer Eigentumsrechte

4. Notwendigkeit einer globalen Umsetzung

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Pigou-Steuer versus Kompensationszahlung

Abbildung 2: Recht auf Luft ohne Rauch versus Recht auf Luft mit Rauch

Abbildung 3: Unterschiedliche Steuerhöhen im Standard-Preis-Ansatz

Abbildung 4: Handelbare Eigentumsrechte

Abbildung 5: Unterschiedliche Besteuerung der Auflagenpolitik

Abbildung 6: Unterschiedliche Besteuerung der fossilen Brennstoffe

Formelverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Ein Klima ohne Wandel ist ein wertvolles Gut. Diese Aussage wird von Studien bestätigt, welche die jährlichen volkswirtschaftlichen Schäden, die durch eine um vier Grad Celsius erhöhte globale Durchschnittstemperatur entstünden, auf ein bis fünf Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes schätzen.[1] So wären beispielsweise hunderte Millionen Menschen einer erhöhten Wasserknappheit ausgesetzt, mehr als vierzig Prozent der Arten würden aussterben und viele Millionen Menschen wären zusätzlich von Küstenüberflutungen betroffen.[2] Trotzdem vollzieht sich zurzeit ein Klimawandel, der nicht nur auf natürliche, sondern auch auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist.[3] Die resultierende Fragestellung lautet:

- Warum lassen wir den Klimawandel zu, obwohl die resultierenden Schäden sehr hoch sein werden?

Diese Fragestellung wird im zweiten Kapitel dieser Arbeit behandelt. Dazu wird zunächst der Begriff der externen Effekte erläutert, um diese im folgenden Abschnitt mit dem Klimaproblem in Verbindung zu bringen. Die Zwischenergebnisse werden anhand von Formeln und Abbildungen an einem Beispiel verdeutlicht. Es wird sich herausstellen, dass der Klimawandel prinzipiell aufgehalten werden kann, was jedoch mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden wäre. Daraus ergibt sich folgende Frage:

- Wie können wir den Klimawandel aufhalten, ohne die resultierenden Kosten unnötig hoch werden zu lassen?

Dieser Fragestellung widmet sich das dritte Kapitel dieser Arbeit. Dazu werden verschiedene Methoden, wie der Klimawandel aufgehalten werden könnte, insbesondere hinsichtlich ihrer Effizienzeigenschaften untersucht. Dies wird auch mit Hilfe des zuvor eingeführten Beispiels getan. Dabei wird mit den First-Best-Lösungen begonnen, um Schlussfolgerungen bezüglich der besten praktisch umsetzbaren Methode ziehen zu können. Die nächsten Abschnitte beschäftigen sich mit den Second-Best-Lösungen und der Auflagenpolitik. Letztere wird anhand der deutschen Gesetzgebung erläutert, um ihre Relevanz in der Realität zu verdeutlichen. Da das Klimaproblem nicht national eingeschränkt werden kann, ergibt sich folgende Frage:

- Was müssen wirbei der Klimapolitikbeachten, wenn die Betrachtung global ausgeweitet wird?

Diese Fragestellung wird im vierten Kapitel dieser Arbeit behandelt. Dazu werden zunächst die Ergebnisse aus dem dritten Kapitel zusammengefasst, um darzulegen, welche Methoden sich als die überlegenen herausgestellt haben. Anschließend wird erläutert, warum einer dieser Ansätze global angewendet werden muss, damit die Klimapolitik kosteneffizient und effektiv betrieben werden kann. Ein abschließender Vergleich soll klären, ob sich eine der Methoden als die beste praktisch umsetzbare erweist, um dem weltweiten Klimaproblem zu begegnen.

2. Begriffserläuterungen

2.1 Internalisierung externer Effekte …

Externe Effekte treten immer dann auf, wenn jemand Nutzen aus etwas zieht (positiver externer Effekt) oder Schaden durch etwas nimmt (negativer externer Effekt), was durch jemand Anderen verursacht wird. Der zusätzliche Nutzen bzw. Schaden wird dabei von dem Verursacher nicht berücksichtigt. Dieser Umstand hat zur Folge, dass er sich nicht so verhält, wie es gesellschaftlich optimal wäre. Als gesellschaftlich optimal wird in dieser Arbeit ein Zustand bezeichnet, in dem sich niemand durch eine Reallokation soviel besser stellen könnte, dass er dazu in der Lage wäre, die Anderen für ihre daraus resultierenden Schäden zu kompensieren (Effizienz nach dem Kaldor-Hicks-Kriterium).

Eine Internalisierung der externen Effekte fände dann statt, wenn der Verursacher den zusätzlichen Nutzen bzw. Schaden berücksichtigen würde. Eine solche Internalisierung erfolgte dann gesellschaftlich optimal, wenn der zusätzliche Nutzen bzw. Schaden in voller Höhe berücksichtigt werden würde.

Im Folgenden wird das Beispiel des negativen externen Effektes betrachtet, der durch das Rauchen von Zigaretten in einem Restaurant entsteht.

Sei

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (1)

der in Geldeinheiten gewogene Nutzen des rauchenden Restaurantbesuchers, der von der Menge der gerauchten Zigaretten abhängt. Der Raucher wählt einen Zigarettenkonsum, bei dem der Nutzen einer weiteren Zigarette nicht mehr positiv ist, was dem Übergang von einem Gut zu einem Übel entspricht:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2)

Sei

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (3)

der in Geldeinheiten gewogene Schaden der nichtrauchenden Restaurantbesucher, der von der Menge der gerauchten Zigaretten und der Anzahl der Nichtraucher abhängt. Hätten die Nichtraucher eine Wahl, wählten sie einen Zigarettenkonsum des Rauchers, bei dem der Schaden einer weiteren Zigarette nicht mehr positiv ist, was einem Konsum von null entspräche:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (4)

Der in Geldeinheiten gewogene Nutzen aller Restaurantbesucher entspricht:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (5)

Der gesellschaftlich optimale Zigarettenkonsum ist derjenige, bei dem der Nutzen einer weiteren Zigarette für den Raucher genau dem daraus resultierenden Schaden für alle Nichtraucher entspricht:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (6)

Unter den Annahmen, dass sowohl der Schaden einer weiteren Zigarette für die Nichtraucher als auch die Anzahl der Nichtraucher stets positiv sind, ist der Nutzen einer weiteren Zigarette für den Raucher in Gleichung (6) größer als in Gleichung (2). Unter der Annahme eines abnehmenden Grenznutzens des Zigarettenkonsums für den Raucher, der aus dem Gut ab einem bestimmten Punkt ein Übel werden lässt, folgert daraus ein geringerer Zigarettenkonsum im gesellschaftlichen Optimum als im individuellen Optimum des Rauchers.

Ohne die Internalisierung des negativen externen Effektes, der durch das Rauchen der Zigaretten in dem Restaurant entsteht, wird sich jedoch kein gesellschaftlich optimaler Zigarettenkonsum einstellen, da der Schaden, den die Nichtraucher nehmen, keinen Einfluss auf den Nutzen des Rauchers hat. Um eine Internalisierung zu erreichen, müsste der Raucher den Schaden der Nichtraucher bei seinem Zigarettenkonsum berücksichtigen. Eine Möglichkeit dafür zu sorgen bestünde darin, dass die Nichtraucher mit dem Raucher über eine Reduktion seines Zigarettenkonsums verhandeln würden. Die Höhe der Kompensationszahlung würde von der Verhandlungsmacht der Restaurantbesucher abhängen. Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass der Raucher in Höhe seines ihm entgehenden Nutzens kompensiert wird.

Sei

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (7)

die Kompensationszahlung der Nichtraucher an den Raucher, die der Differenz aus dessen Nutzen in seinem individuellen und im gesellschaftlichen Optimum entspricht. Die resultierenden in Geldeinheiten gewogenen für den Raucher, für die Nichtraucher und für alle Restaurantbesucher entsprechen:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (8)

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (9)

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (10)

Bei einer Kompensationszahlung in Höhe des entgangenen Nutzens des Rauchers durch dessen verringerten Zigarettenkonsum würde der negative externe Effekt internalisiert werden. Der Nutzen des Rauchers bliebe dabei konstant, der Nutzen aller Restaurantbesucher würde sich durch das Erreichen des gesellschaftlich optimalen Zigarettenkonsums maximieren und der Schaden der Nichtraucher sich dementsprechend verringern.

Das dritte Kapitel wird sich eingehend mit den verschiedenen Methoden der Internalisierung externer Effekte befassen. Da sich diese am Beispiel des Klimaproblems orientieren werden, ist es zielführend, zunächst auf selbiges einzugehen.

2.2 … am Beispiel des Klimaproblems

Seit vielen Jahren beschäftigt sich nicht nur die internationale Wissenschaft, sondern auch die internationale Politik intensiv mit dem Klimawandel. So wurde im Jahr 1988 der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ins Leben gerufen. Dieser trägt die wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen Informationen zusammen, die für das Verständnis des Risikos des anthropogenen (vom Menschen verursachten) Klimawandels relevant sind, und wertet sie für die Weltpolitik aus.[4] Seit dem Jahr 1992 ist der IPCC der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) beigeordnet. Deren Sekretariat begleitet die Umsetzung selbiger Konvention, die den Austausch relevanter Informationen bezüglich des Klimawandels, das Voranbringen nationaler Strategien gegen ihn und die Vorbereitung auf seine Folgen umfasst.[5] Die Konvention trat im Jahr 1994 in Kraft und wurde mittlerweile von 195 Ländern ratifiziert. Seit dem Jahr 1995 treffen die Mitgliedsstaaten jährlich auf den sogenannten UN-Klimakonferenzen zusammen, um die Inhalte der Konvention auszugestalten.

Trotz der intensiven Beschäftigung mit dem Klimawandel hat sich dieser unentwegt fortgesetzt. So betrug die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2008 14,33°C, was einem Temperaturanstieg seit dem Jahr 1950 um 0,62°C entspricht. Seit dem Inkrafttreten der Klimarahmenkonvention sind nunmehr fünfzehn Jahre vergangen, von denen dreizehn die wärmsten seit der Mitte des vorletzten Jahrhunderts waren.[6] Die globale Durchschnittstemperatur unterliegt zwar auch natürlichen Schwankungen, der IPCC geht aber mit einer Wahrscheinlichkeit von über neunzig Prozent davon aus, dass der Temperaturanstieg seit der Mitte des letzten Jahrhunderts hauptsächlich anthropogene Ursachen hat.[7] Die bisherigen Ergebnisse werfen zwei Fragen auf:

- Wodurch beeinflussen die Menschen das Klima?
- Warum setzt sich diese Beeinflussung trotz der Klimarahmenkonventionen fort?

Das Klima wird vor allem durch die langlebigen Treibhausgase, das Ozon, die Beschaffenheit der Landoberfläche, die Aerosole und die Sonneneinstrahlung beeinflusst.[8] Von diesen fünf Aspekten ist nur die Sonneneinstrahlung ausschließlich naturgegeben, die vier anderen Einflussgrößen sind zusätzlich anthropogen. Bei deren Anteil, der vom Menschen verursacht wird, machen die langlebigen Treibhausgase 83% der klimaerwärmenden Faktoren aus.[9] Dementsprechend wird diesen auch bei den UN-Klimakonferenzen die meiste Beachtung geschenkt. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO2), welches laut IPCC im Jahr 2004 zu 76,7% zu den anthropogenen klimaerwärmenden Treibhausgasemissionen beitrug. Weitere wichtige Treibhausgase sind Methan (CH4) mit 14,3% und Lachgas (N2O) mit 7,9%. F-Gase (Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW, FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6)) machten hingegen nur 1,1% aus.[10] Das von Menschen verursachte Kohlenstoffdioxid entsteht hauptsächlich bei dem Verbrauch fossiler Brennstoffe, während das anthropogene Methan und das anthropogene Lachgas hauptsächlich in der Landwirtschaft entstehen.[11] Da die einzelnen Treibhausgase unterschiedliche mittlere Lebenszeiten aufweisen und teilweise ineinander übergehen, muss man, um ihre klimaerwärmenden Potenziale miteinander vergleichen zu können, einen betrachteten Zeitraum definieren. Dieser beträgt in den Studien des IPCC zumeist 100 Jahre. Um das klimaerwärmende Potenzial innerhalb des definierten Zeitraumes von einer Gewichtseinheit eines Treibhausgases mit dem einer Gewichtseinheit eines anderen Treibhausgases vergleichen zu können, wird es in Relation zu dem Potenzial von einer Gewichtseinheit Kohlenstoffdioxid gesetzt und in Kohlenstoffdioxid-Äquivalenten ausgedrückt.

Trotz der Klimarahmenkonventionen sind die jährlichen anthropogenen Treibhausgasemissionen auch nach dem Jahr 1994 kontinuierlich gestiegen. Zwar verpflichteten sich 39 Staaten, darunter die wichtigsten Industrieländer, auf der dritten UN-Klimakonferenz zu einer Reduktion ihrer jährlich emittierten Kohlenstoffdioxid-Äquivalente im Zeitraum von 2008 bis 2012 um 5,2% unter das Niveau von 1990, dennoch stiegen die jährlich global emittierten Kohlenstoffdioxid-Äquivalente im Zeitraum von 1990 bis 2004 um 24,4%.[12] Während die 39 Länder ihr Reduktionsziel wahrscheinlich erreichen werden, wobei die zwölf Nationen, die am meisten dazu beitragen, ehemalige Ostblockstaaten sind[13], emittiert der Rest der Welt mehr denn je. Zwar besteht ein globales Interesse an einem Klima ohne Wandel, was die regen Ratifizierungen sowohl der Klimarahmenkonvention (195 Staaten) als auch des Kyoto-Protokolls (184 Staaten) bestätigen, es werden aber offensichtlich zu wenige Mittel eingesetzt und/oder die vorhandenen Mittel werden nicht effektiv genug eingesetzt, so dass der Klimawandel nahezu ungebremst voranschreitet.

Die Reduktion von Kohlenstoffdioxid-Äquivalenten ist mit Kosten verbunden. Wenn beispielsweise ein Unternehmen vom Staat gezwungen wird, jährlich tausend Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger zu emittieren als bisher, so muss es entweder energieeffizienter und/ oder weniger produzieren. Eine energieeffizientere Produktion wäre mit pagatorischen Kosten in Form von Gebäudesanierungen, Feuerungsanlagenmodernisierungen oder ähnlichem verbunden. Eine verringerte Produktion wäre zwar nicht mit pagatorischen Kosten verbunden, im Gegenteil, die Energiekosten würden sogar sinken, es fielen jedoch kalkulatorische Kosten durch einen gesunkenen Gewinn an, der Differenz aus entgangenem Umsatz und gesparten pagatorischen Kosten. Diese kalkulatorischen Kosten werden auch als Opportunitätskosten bezeichnet.

Andererseits ist die Reduktion von Kohlenstoffdioxid-Äquivalenten auch mit Nutzen verbunden, wobei diese wesentlich schwieriger zu quantifizieren sind. Jede emittierte Einheit Kohlenstoffdioxid-Äquivalent erwärmt das Klima. Das IPCC rechnete im Jahr 2005 mit einem mittleren Wert der negativen externen Effekte pro Tonne Kohlenstoffdioxid-Äquivalent in Höhe von US$12. Das hieße, dass jede Tonne Kohlenstoffdioxid-Äquivalent, die heute eingespart wird, einen zinsbereinigten Nutzen für die (zukünftige) Weltgesellschaft in Höhe von US$12 stiften würde. Dieser mittlere Wert basiert auf Prognosen, die stets große Unsicherheiten aufweisen. So gibt es Schätzungen der negativen externen Effekte pro Tonne Kohlenstoffdioxid-Äquivalent in Höhe von US$3 ebenso wie in Höhe von US$95.[14]

Der Unterschied zwischen den Kosten und dem Nutzen der Treibhausgasreduktion in den obigen Beispielen ist, dass die Kosten allein von dem Unternehmen getragen werden müssten, während der Nutzen der (zukünftigen) Weltgesellschaft zu Gute käme. Diese Eigenschaften des Gutes treibhausgasarmes Klima entsprechen denjenigen eines sogenannten öffentlichen Gutes.

Exkurs: Das Öffentliche-Gut-Problem

Öffentliche Güter sind Güter, bei denen keine Konsumausschlussmöglichkeit und keine Rivalität im Konsum bestehen. Die fehlende Konsumausschlussmöglichkeit impliziert, dass jemand, der ein öffentliches Gut bereitstellt, allen Anderen einen Nutzen stiftet. Die fehlende Rivalität im Konsum meint, dass durch den Konsum des Einen die Konsummöglichkeiten der Anderen nicht eingeschränkt werden.

Das Gut treibhausgasarmes Klima erfüllt diese Eigenschaften. Wenn jemand, in dem Beispiel aus dem Abschnitt 2.1 der Unternehmer, für ein treibhausgasärmeres Klima sorgt, stiftet er allen Anderen, der (zukünftigen) Weltgesellschaft, einen Nutzen. Von diesem Nutzen kann niemand ausgeschlossen werden. Darüber hinaus besteht keine Rivalität im Konsum des treibhausgasärmeren Klimas, da durch das Genießen der niedrigeren Temperaturen des Einen kein Anstieg der selbigen erfolgt, die Anderen die niedrigeren Temperaturen also ebenso genießen können.

Wie bereits angedeutet, bringt die Reduktion der Treibhausgasemissionen des Unternehmers einen positiven externen Effekt mit sich, von dem die (zukünftige) Weltgesellschaft profitiert. Gleichermaßen hätte eine Ausweitung der Treibhausgasemissionen einen negativen externen Effekt zur Folge. Die Situation ist der des Beispiels aus dem Abschnitt 2.1 sehr ähnlich. Das öffentliche Gut raucharme Luft würde nur dann in einer gesellschaftlich optimalen Menge zur Verfügung gestellt werden, wenn der negative externe Effekt des Rauchens internalisiert werden würde.

Um ein öffentliches Gut in einer gesellschaftlich optimalen Menge zur Verfügung stellen zu können, müssen die positiven externen Effekte, die mit seiner Bereitstellung einhergehen, internalisiert werden. Das ist bei dem Gut treibhausgasarmes Klima aus mindestens zwei Gründen besonders schwierig. Zum Einen ist der Grenznutzen einer vermiedenen Tonne Kohlenstoffdioxid-Äquivalent nicht exakt bestimmbar. Zum Anderen profitiert eine sehr große Anzahl von Menschen, die zu einem sehr großen Anteil noch ungeboren sind, von der Reduktion. Das erzeugt einen Zustand, in dem es zwar gesellschaftlich rational wäre, dass jeder Einzelne Mittel für die Vermeidung zur Verfügung stellt, es aber individuell rational ist, genau das nicht zu tun. Dieses Dilemma wird durch eine modifizierte Betrachtung des Beispiels aus dem Abschnitt 2.1 offensichtlich.

Sei

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] ) (11)

die Bedingung für einen optimalen Zigarettenkonsum aller Restaurantbesucher abzüglich eines Trittbrettfahrers, der sich nicht an der Kompensationszahlung beteiligen möchte. Da der rechte Term der Gleichung (11) kleiner ist als derjenige der Gleichung (6), ist auch der optimale Grenznutzen des Zigarettenkonsums gesunken. Daraus ergibt sich eine verringerte Kompensationszahlung in Höhe von:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (12)

Die resultierenden in Geldeinheiten gewogenen Nutzen bzw. Schäden für den Raucher, für die Nichtraucher abzüglich des Trittbrettfahrers, für alle Restaurantbesucher abzüglich des Trittbrettfahrers und für den Trittbrettfahrer entsprechen:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (13)

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (14)

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten](15)

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (16)

Das neue Gleichgewicht ist charakterisiert durch einen gesellschaftlich nicht optimalen, weil zu hohen, Zigarettenkonsum, der mit einer geringeren Kompensationszahlung einhergeht. Während der Nutzen des Rauchers nach wie vor konstant bleibt, sinkt der zusätzliche Nutzen, den die Nichtraucher abzüglich des Trittbrettfahrers erzielen. Der Trittbrettfahrer ist besser gestellt als jeder Nichtraucher, der sich an der Kompensationszahlung beteiligt hat, da er kostenlos in den Genuss der rauchärmeren Luft kommt. Damit sich das Freifahrerverhalten gelohnt hat, muss zusätzlich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (17)

gelten. Das neue Schadensniveau des Trittbrettfahrers muss also geringer sein als das alte. Durch Einsetzen der Gleichungen (15) und (10) in die Ungleichung (17) ergibt sich folgende Ungleichung:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (18)

Je größer die Anzahl der Nichtraucher ist, desto weniger stark fällt die minus eins des linken Nenners ins Gewicht und desto ähnlicher sind sich der Nutzen der Gesellschaft und selbiger abzüglich des Trittbrettfahrers sowie der Nutzen des Rauchers aus dem gesellschaftlich optimalen Zigarettenkonsum und selbiger abzüglich des Trittbrettfahrers. Grund dafür ist, dass bei der Berechnung des Nutzens der Gesellschaft abzüglich des Trittbrettfahrers sowie des Nutzen des Rauchers aus dem gesellschaftlich optimalen Zigarettenkonsum abzüglich des Trittbrettfahrers letzterer relativ weniger Einfluss nimmt. Die Kompensationszahlung der Nichtraucher nimmt hingegen mit steigender Anzahl der Nichtraucher zu. Das Freifahrerverhalten lohnt sich also umso eher, je größer die Anzahl der Restaurantbesucher ist. Sobald es sich lohnt, ist es individuell rational, es zu begehen, auch wenn der gesellschaftliche Nutzen darunter leidet.

Das Problem des öffentlichen Gutes treibhausgasarmes Klima ist, dass es von so vielen Menschen konsumiert wird, dass sich Trittbrettfahren quasi automatisch lohnt. Das macht es bedeutend schwieriger, eine Internalisierung der negativen externen Effekte, die durch die Emission von Kohlenstoffdioxid-Äquivalenten entstehen, durchzusetzen. Die Einführung einer Kompensationszahlungskollekte ist in jedem Fall zum Scheitern verurteilt. Sie ist es aber auch deswegen, weil man dafür die Nutzenfunktion desjenigen kennen müsste, der den negativen externen Effekt verursacht. Wie eine Internalisierung grundsätzlich funktionieren könnte, wird im Folgenden betrachtet. Dabei wird zunächst auf die sogenannten First-Best-Lösungen eingegangen, die theoretisch für eine effiziente Internalisierung sorgen.

3. Methoden

3.1 First-Best-Lösungen

3.1.1 Pigou-Steuer

Arthur Cecil Pigou (1877-1959) war ein britischer Ökonom, der das Phänomen externer Effekte als Erster erfasste. Zudem beschäftigte er sich mit der Optimierung des gesellschaftlichen Nutzens, wobei er auch folgende Generationen mit einbezog. So lag es für ihn nahe, seinen Lösungsansatz für die Internalisierung externer Effekte auch auf den Umweltschutz zu beziehen.[15] Sein Name wird häufig mit den Steuern des Energiesteuergesetzes in Verbindung gebracht. Diese stellen jedoch keine Steuern im Sinne der Pigou-Steuer dar, was im Abschnitt 3.3 gezeigt wird.

Pigous Idee war, den Verursacher eines negativen externen Effektes mit einer Mengensteuer zu belasten, die der Höhe des Grenzschadens einer weiteren Einheit des negativen externen Effektes im gesellschaftlichen Optimum entspricht. In dem Raucherbeispiel entspricht diese

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (19)

Sei

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (20)

der modifizierte in Geldeinheiten gewogene Nutzen des rauchenden Restaurantbesuchers, der von der Menge der gerauchten Zigaretten und der Höhe der Pigou-Steuer abhängt. Der Raucher wählt einen Zigarettenkonsum, bei dem der Nutzen einer weiteren Zigarette der Pigou-Steuer entspricht:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (21)

Der gesellschaftlich optimale Zigarettenkonsum ergibt sich aus

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (22)

wobei durch die Gleichungen (19) und (21) sichergestellt wird, dass dieser dem individuell optimalen Zigarettenkonsum des Rauchers entspricht. Die Pigou-Steuer hat den negativen externen Effekt internalisiert, wobei im Vergleich zur Kompensationszahlungsvariante der Raucher einen Nutzenverlust erleidet, während die Nichtraucher durch den Wegfall der Kompensationszahlung Nutzengewinne erzielen und der Staat eine Steuerzahlung erhält. Die Abbildung 1 verdeutlicht die Unterschiede in den Lösungen der Methoden:

[...]


[1] IPCC (2007a), S. 822

[2] IPCC (2007a), S. 787 ff.

[3] IPCC (2007b), S. 131

[4] IPCC (2009)

[5] UNFCCC (2009)

[6] Jones, P. D. et al. (2009)

[7] IPCC (2007b), S. 131

[8] IPCC (2007b), S. 136

[9] IPCC (2007b), S. 204

[10] IPCC (2007c), S. 36

[11] IPCC (2007b), S. 137 ff.

[12] IPCC (2007c), S. 36

[13] UNFCCC (2008), S. 9

[14] IPCC (2007a), S. 821 ff.

[15] ZEIT ONLINE (1999)

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Methoden der Internalisierung externer Effekte am Beispiel des Klimaproblems
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Wirtschaftspolitik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
49
Katalognummer
V150709
ISBN (eBook)
9783640623198
ISBN (Buch)
9783640623341
Dateigröße
780 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Externe Effekte, Klimaproblem, Steuern, Zertifikate, Erderwärmung, Treibhauseffekt
Arbeit zitieren
Mark Schopf (Autor:in), 2009, Methoden der Internalisierung externer Effekte am Beispiel des Klimaproblems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150709

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