Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Chronologie der Ereignisse
1.2 das Bankensystem
2 Ursachen für den Ausbruch der Finanzmarktkrise
2.1 Kapitalismus und Freiheit
2.2 trügerische Sicherheit
2.3 Ersparnisschwemme und Renditejagd
2.4 Fehler der Notenbank
2.5 Immobilienblase und Subprime Boom
2.6 versagen der Finanzalchemisten
2.7 Schattenbanken und Deregulierung
2.8 Die Wall Street als Spielkasino
3 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1-1: Rettungspaket US-Finanzkrise
Abbildung 2-1: Preisentwicklung der US-Immobilien (Case-Shiller-Index)
Abbildung 2-2: Konsumausgaben und Rücklagen im Verhältnis zum BIP
Abbildung 2-3: Zwangsversteigerungen von Wohnimmobilien in den USA
Tabellenverzeichnis
Tabelle 2-1: Bewertung der US-Investmentbanken durch Standard & Poors's and moody's 2007
Tabelle 2-2: Eigenkapitalquoten und -Renditen amerikanischer Investmentbanken 2006
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Ich bin sicher, dass der Börsenkrach von 1929 noch einmal passieren wird. Nur weiß ich nicht, wann. Alles, was man für einen neuen Zusammenbruch braucht, ist, dass die Erinnerung an diesen letzten Wahnsinn schwächer wird.“
John Kenneth Galbraith * 15. Oktober 1908 - f 29. April2006) Ökonom
1 Einleitung
Das Phänomen spekulativer Krisen ist keineswegs eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Turbulenzen auf Finanzmärkten mit weitreichenden realwirtschaftlichen Konsequenzen lassen sich bis in das 17. Jahrhundert in die Niederlande zurückverfolgen. Der Grund für die Krise, die Holland in eine Depression führte, waren allerdings keine komplexen Finanzpapiere, sondern Tulpenzwiebeln.[1] Auch im Jahr 2007 wuchs eine Krise auf den globalen Finanzmärkten heran, die die größte Weltwirtschaftskrise seit Generationen ausgelöst hat. Der Wirtschaftseinbruch war so gewaltig, dass die maßgeblichen Regierungen Billionen Dollar und Euro in die Wirtschaft pumpen mussten, um den totalen Zusammenbruch zu verhindern. Mit der Frage, warum ausgerechnet diese Krise so schlimm wurde, werden sich vermutlich noch Generationen von Historikern und Ökonomen beschäftigen.[2] Ziel dieser Seminararbeit ist es, einen ersten Erklärungsansatz für den Ursprung der globalen Finanzmarktkrise im Jahre 2007 zu liefern, da es, wie von Ben Bernanke in einem Essay bezeichnet, der Heilige Gral der Makroökonomie sei, Weltwirtschaftskrisen zu verstehen.[3] Dazu sollen im Folgenden kurz maßgebliche Ereignisse der Krise dargestellt und die Funktionsweise des Bankensystems erläutert werden. Unter Kapitel zwei werden die einzelnen Gründe für die Entstehung der Finanzmarktkrise detailliert geschildert und in Kapitel drei wird ein Fazit gezogen.
1.1 Chronologie der Ereignisse
Im Juni 2006 beginnt die Trendwende auf dem US-Immobilienmarkt, als zum ersten Mal die Immobilienpreise in den zehn wichtigsten Großstädten rückläufig sind. Ein halbes Jahr später, im Februar 2007, steigen bereits die Zahlungsausfälle bei den Hypothekenkrediten der amerikanischen Unterschicht. Die Investmentbank Lehman Brothers legt dennoch für das zweite Quartal 2007 exzellente Geschäftszahlen vor, während die britische Regierung drei Monate später eine Garantieerklärung für
sämtliche Spareinlagen bei Northern Rock abgeben muss und die US-Notenbank zum ersten Mal seit vier Jahren den Leitzins senkt. Das Jahr 2008 beginnt mit weiteren Turbulenzen - so brechen weltweit die Aktienmärkte dramatisch ein und der DAX in Frankfurt verliert am 21. Januar 500 Punkte (ein Minus von fast 7 %).[4] Der September 2008 wird zum Schreckensmonat: Die angeschlagenen US- Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac werden de facto verstaatlicht und die US-Investmentbank Merrill Lynch wird für 50 Milliarden US-Dollar von der Bank of America übernommen. Die viertgrößte amerikanische Investmentbank - Lehman Brothers - wird mit Schulden in Höhe von 613 Milliarden Dollar von der amerikanischen Regierung fallen gelassen und meldet Konkurs an.[5] Nach einer Kapitalspritze von 85 Milliarden Doller übernimmt die Regierung die Kontrolle über AIG, den weltgrößten Kreditversicherer.[6] Im November desselben Jahres wird Barack Obama zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt und unterzeichnet im Februar 2009 das Gesetz über das mit knapp 800 Milliarden Dollar größte Konjunkturprogramm der Geschichte.[7]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1-1: Rettungspaket US-Finanzkrise
Quelle: Homepage Roger Schmidt
Die Finanzkrise wirkt sich erheblich auf die Wirtschaftsleistung aus. In den USA sinkt das BIP im vierten Quartal 2008 um 6,25 % und die Arbeitslosenquote steigt im Juli 2009 auf 9,5 % - den höchsten Stand seit 26 Jahren.[8] Die Automobilbranche ist sowohl in den USA als auch in Deutschland besonders von den Folgen der Krise betroffen. Weltweit sinkt die Automobilproduktion um 3,7 % und der Marktanteil der drei größten amerikanischen Automobilhersteller General Motors, Ford und Chrysler sinkt von 25 % auf 22 %. Seitdem hat die US-Regierung 80 Milliarden Dollar zur Unterstützung der Automobilbranche bereitgestellt.[9]
Im Juni 2009 warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vor überzogenem Optimismus und betont, dass die Finanzkrise noch lange nicht vorbei sei.[10] [11]
1.2 Das Bankensystem
Das Bankwesen spielt für die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems und der Wirtschaft eine zentrale Rolle. Daher ist es erforderlich, im Rahmen der vorliegenden Arbeit auf das Bankensystem einzugehen, um den Ereignissen ab 2007 auf den Grund zu gehen und die komplexen Zusammenhänge besser einordnen zu können. Um die Funktionsweise einer Bank zu verstehen, ist ein Blick in die Bilanz, die Auskunft über Vermögen und Verbindlichkeiten des Kreditinstitutes gibt, notwendig:
Auf der Passivseite (Mittelherkunft) sind die Einlagen der Bankkunden, wie z.B. die Giroeinlagen, die Termin- und Spareinlagen, das Fremdkapital, das die Bank z.B. bei der Fed, anderen Banken oder Unternehmen aufgenommen hat und das Eigenkapital aufgelistet. Das Eigenkapital wird durch Stammkapitalerhöhungen oder the- saurierte Gewinne aufgestockt und fungiert als Puffer, sodass die Bank bei Wertverlusten auf der Vermögensseite nicht liquidiert werden muss.
Die Aktivseite stellt die Mittelverwendung dar; die Bank nutzt also das verfügbare Kapital der Passivseite, um selber wiederum z.B. Kredite, gegen einen bestimmten Preis - die Zinsen -, zu gewähren. Im Einzelnen finden sich auf der Aktivseite Wertpapiere, gewährte Kredite und Rücklagen, die sich aus einem Mindestreservesatz und einer Überschussreserve zusammensetzen, um jederzeit allen Zahlungsverpflichtungen, z.B. durch hohe Abbuchungen, nachkommen zu können.[12] Das Bankmanagement hat vier Instrumente zur Verfügung, um den größtmöglichen Gewinn zu erwirtschaften. Als erstes soll das Liquiditätsmanagement sicherstellen, dass immer genug liquide Mittel zur Verfügung stehen, um den Verpflichtungen gegenüber den Anlegern nachzukommen. Zweitens muss gewährleistet sein, dass durch das Management der Aktivposten eine hohe Diversifikation vorliegt, um das Ausfallrisiko gewährter Kredite so gering wie möglich zu halten. Die dritte Möglichkeit liegt im Management der Passivposten, die möglichst zu geringen Kosten gene-riert werden müssen. Schließlich folgt das Management der Kapitalausstattung, wo Entscheidungen über die Höhe des benötigten Eigenkapitals getroffen werden.[13]
[...]
[1] Vgl. Lähn (2004) S. 1.
[2] Vgl. Piper (2009) S. 6 f.
[3] Vgl. Bernanke (2000) S. 5.
[4] Vgl. Storbeck (2009) S. 167 ff.
[5] Vgl. Homepage International Monetary Fund (2009) S. 8 und Storbeck (2009) S. 172.
[6] Vgl. Sinn (2009) S. 333.
[7] Vgl. Piper (2009) S. 288.
[8] Vgl. Homepage International Monetary Fund (2009) S. 11 und Storbeck (2009) S. 182.
[9] Vgl. Homepage International Monetary Fund (2009) S. 13.
[10] Vgl. Storbeck (2009) S. 181.
[11] Die Darstellung der Ereignisse der Finanzmarktkrise ist nicht endgültig oder abschließend.
[12] Vgl. Mishkin (2009) S. 226 ff.
[13] Vgl. Mishkin (2009) S. 232