Schiller zeichnet in beiden Schriften ein erweitertes, zum Teil radikal neues Menschenbild, orientiert sich dabei an der Vorarbeit Kants. So stellt er an den Platz des Kantschen Vernunftmenschen eine Mischform aus Vernunft- und Sinnenwesen, bedient sich dabei allerdings vieler Begrifflichkeiten Kants um sie, eingebettet in einen neu entwickelten Kontext, einerseits als Kulturkritik an seine Zeit zu richten, andererseits um das unbefriedigende Wesen der reinen Vernunft zu ergänzen. So zeigt sich schnell in den ersten Briefen und seiner eingeschobenen Kulturkritik (3. bis 8. Brief in „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“), dass Ereignisse wie die Französische Revolution, also radikale, gewalttätige Systemumstürze unter dem Deckmantel der Aufklärung kein zufriedenstellendes Ergebnis hervorbringen können. Schiller nennt die selbstentfremdeten Menschen, verursacht durch die einseitige Betrachtungsweise als Vernunftwesen nicht umsonst Barbaren. Durch die umfassenden allgemeinen und verallgemeinernden Ausführungen besitzt Schillers Konstrukt des Menschen starke Aktualität. So auch darin, dass in modernen „Wissensgesellschaften“ allein das vernunftbegabte Tier Anerkennung findet, es sich selbst mitunter nicht gerecht werden kann. Die Kunst und damit das sinnliche Wesen ist heute oft nicht mehr als eine belächelte Chimäre. Es zeigt sich jedoch, dass mit solch einer Einstellung Leben missglücken wird, ja missglücken muss. In seinen Briefen bietet er nun den Schlüssel zum Verständnis von dem, was gemeinhin als gelingendes Leben aufgefasst werden darf, und wie es erreichbar wird.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Über die ästhetische Erziehung des Menschen
- Kant und die Frage nach dem Sinn
- Kulturkritik und Ästhetik
- Definition des Schönheitsbegriffs und Einschränkung des Spiels
- Kant als Grundlage Schillers
- Vom Pathetischen und Erhabenen
- Das Pathetische
- Das Erhabene und die Menschwerdung des Subjekts
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Schriften "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und "Vom Pathetischen und Erhabenen" von Friedrich Schiller, wobei sie sich auf die Kritik an Kants Ästhetik konzentriert. Schiller präsentiert in beiden Werken ein erweitertes Menschenbild, das auf Kants Werk aufbaut. Er stellt den Vernunftmenschen Kants durch eine Mischung aus Vernunft und Sinnenwesen in den Vordergrund und verwendet dabei viele Begriffe Kants, um sie in einen neuen Kontext einzubetten.
- Kritik an Kants Ästhetik und Entwicklung eines neuen Menschenbildes
- Die Rolle der Kunst und Schönheit in der Menschwerdung
- Zusammenführung von Vernunft und Sinnlichkeit
- Analyse der Kulturkritik Schillers
- Die Bedeutung des Pathetischen und Erhabenen in der ästhetischen Erziehung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Vorbemerkung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Schriften "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und "Vom Pathetischen und Erhabenen" als zentrale Werke Schillers vor. Sie beleuchtet auch die Kritik an Kants Ästhetik und die Entwicklung eines neuen Menschenbildes in Schillers Werk.
Das Kapitel "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" analysiert Schillers Kritik an Kants Philosophie und die Entwicklung seiner eigenen Konzeption der ästhetischen Erziehung. Es beleuchtet die Rolle der Kunst und Schönheit in der Menschwerdung, die Zusammenführung von Vernunft und Sinnlichkeit sowie die Bedeutung von Kultur und Geschichte für die Entwicklung des Menschen.
Das Kapitel "Vom Pathetischen und Erhabenen" befasst sich mit Schillers Analyse des Pathetischen und Erhabenen und deren Bedeutung für die ästhetische Erziehung. Schiller zeigt auf, wie diese beiden Phänomene zum Prozess der Menschwerdung beitragen.
Schlüsselwörter
Ästhetische Erziehung, Friedrich Schiller, Immanuel Kant, Vernunft, Sinnlichkeit, Kunst, Schönheit, Kultur, Geschichte, Pathetisches, Erhabenes, Menschwerdung, Kulturkritik, Weimarer Klassik, Deutscher Idealismus.
- Arbeit zitieren
- Jens Breidbach (Autor:in), 2008, Abriss Schillers Ästhetischer Erziehung auf Grundlage der Schriften "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" und "Vom pathetischen und Erhabenen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/150900