Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Frankreich
2.1 Begrüßung und Anrede in Frankreich
2.2 Einladung zum Essen in Frankreich
2.3 Geschäftsleben in Frankreich
3 Großbritannien
3.1 Britische Höflichkeit
3.2 Klassische britische Dinner
3.3 Geschäftsleben in Großbritannien
4 USA
4.1 Begrüßung und Verhalten in den USA
4.2 Tischsitten in den USA
5 Japan
5.1 Begrüßung und Verhalten in Japan
5.2 Tischsitten in Japan
6 Volksrepublik China
6.1 Begrüßung und Verhalten in China
6.2 Tischsitten in China
Quellenverzeichnis
Literatur
Internetseiten (inklusive Empfehlungen)
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die richtige Verbeugung (15°: kaishaku; 30°: keirei; 45°: saikeirei):
1 Einführung
In Zeiten der Globalisierung und der internationalen Arbeitsteilung kommt es immer häufiger vor, dass auch mit Geschäftspartnern im Ausland zusammengearbeitet wird. Um Missverständnisse zu vermeiden und sich auch in der fremden Kultur souverän bewegen zu können, sollte man sich mit den Besonderheiten der jeweiligen Region auseinandersetzen sowie die grundsätzlichen Unterschiede verschiedener Kulturen kennen.
Die Kulturen lassen sich anhand folgender Strukturmerkmale ihrer Bevölkerung beschreiben:[1]
- Nationalcharakter, Basispersönlichkeit, Stereotypen
- Sprache
- Verhalten, Sitten, Normen, Rollen, Beziehungen
- Werteempfinden
- Zusammensetzung und Hierarchien sozialer Gruppen
- Zeitempfinden und Umgang mit der Zeit
- Umgang mit Raum, Nähe und Berührungen
In den späteren Abschnitten wird auf ausgewählte Strukturmerkmale in den jeweiligen Ländern eingegangen. Generell lässt sich bereits an dieser Stelle sagen, dass es insbesondere in den Bereichen Zeitempfinden und Umgang mit der Zeit sowie dem Umgang mit Raum zu Irritationen kommen kann, wenn man unvorbereitet in fremde Länder reist. Auch über die Beziehungen der Menschen zueinander, beispielsweise die Rolle der Frau in der Gesellschaft, sollte man informiert sein.[2]
In einigen Ländern, so auch in Deutschland, hat Zeit eine sehr starke Bedeutung. Andere Regionen kennen unseren Zeitbegriff nicht oder gehen bedeutend lockerer mit vereinbarten Terminen um. Allgemein kann man sagen, dass der Grad der Industrialisierung der jeweiligen Länder stark mit dem Zeitempfinden der Bevölkerung zusammenhängt. Je weiter die Entwicklung in den Ländern ist, desto rationaler und sparsamer gehen die Menschen mit der Zeit um. In einer Studie wurde untersucht, wie sich das Zeitempfinden in den USA und in Brasilien unterscheidet. Es wurde ermittelt, dass in Brasilien sowohl die Uhren auf öffentlichen Plätzen als auch im privaten Bereich nur sehr unpräzise eingestellt waren. Bei geschäftlichen Terminen in Brasilien sind Verspätungen von bis zu 45 Minuten der Regelfall.[3][4] Geht man in solche Länder ohne das Wissen über die Unterschiede im Umgang mit der Zeit und verharrt auf deutscher Pünktlichkeit, kann es vorkommen, dass lukrative Geschäfte nicht zustande kommen, da man von einem Nichterscheinen des Gegenübers ausgeht und den Kontakt verstimmt abbricht.
Auch im Umgang mit dem Raum gibt es Unterschiede in den einzelnen Kulturen. Es geht darum, wie viel Privatsphäre in den Ländern üblich ist, wie nah man einem Menschen kommen darf und ob Berührungen erlaubt sind. In kaum einem anderen Land der Welt ziehen sich die Menschen so stark in private Bereiche zurück wie in Deutschland. Ist man im Ausland, kann dies oder die Verletzung der Privatsphäre eines Anderen zu Verwirrungen führen.[5]
In welchen Beziehungen die Menschen in dem Land zueinander stehen, sollte auch vor einem Auslandsaufenthalt analysiert werden. Hierunter fällt beispielsweise, welche Rolle die Frau in der Gesellschaft spielt. Gerade im asiatischen Raum gibt es hier Unterschiede, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. In Japan ist die Frau traditionell für das Großziehen der Kinder und die Betreuung des Haushalts zuständig. Gehobene Stellen in Unternehmen werden grundsätzlich nicht an Frauen vergeben.[6] In China wird im Geschäftsleben kein Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Grad der Formalität, der in dem jeweiligen Land Standard ist. Man sollte wissen, wie sich die Menschen begrüßen und ansprechen. Auch Hierarchien und die Form der Entscheidungsfindung sollten analysiert werden. In einigen Ländern werden wichtige Entscheidungen in der Regel sehr direktiv vom Unternehmensleiter getroffen, in anderen wird gemeinsam im Team eine Lösung diskutiert. In wieder anderen Ländern fallen wichtige Entscheidungen gar von Amts wegen.[7]
Auch wenn man sich der kulturellen Besonderheiten der einzelnen Länder bewusst ist, so heißt das nicht, dass man seine guten deutschen Sitten über Bord werfen sollte. Nicht in jedem Land wird von ausländischen Geschäftsleuten verlangt, dass sie sich anpassen. Durch die Globalisierung haben ohnehin ausländische Sitten in fast jedem Land Einzug gehalten, wodurch man auch mit einer guten deutschen Kinderstube im Ausland punkten kann. Dennoch sollte man die Besonderheiten in den einzelnen Ländern kennen und zumindest teilweise selbst darauf zurückgreifen. Hiermit zeigt man, dass man gut vorbereitet in das Land gereist ist und keinesfalls stur auf seinen eigenen Ansichten verharrt.
2 Frankreich
Frankreich ist seit Jahren der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Rund 10 % der deutschen Exporte gehen nach Frankreich.[8] Obwohl sich die französische und die deutsche Kultur in vielen Bereichen ähneln, sollten doch einige Punkte beachtet werden, wenn man in Frankreich geschäftlich unterwegs ist.
2.1 Begrüßung und Anrede in Frankreich
Bei der Begrüßung schütteln sich die Geschäftspartner die Hand. Auch im Tagesgeschäft begrüßen sich die Kollegen oftmals per Handschlag und verabschieden sich auf die gleiche Weise. Erst wenn sich die Geschäftsbeziehung zu einer Freundschaft entwickelt hat, begrüßt man sich in Frankreich mit Wangenküssen. Begonnen werden diese „bises“ stets auf der linken Wange. Die Anzahl der Küsse ist regional unterschiedlich. Meist wird viermal geküsst, im Großraum Paris allerdings nur zweimal. Der Kuss wird lediglich gehaucht, Lippen und Wange berühren sich nicht.[9]
Man sollte sein Gegenüber mit „bonjour monsieur“ bzw. “bonjour madame“ begrüßen, nie zusammengefasst mit „messieurs-dames“. „Je suis enchanté de faire votre connaissance“ (wörtlich: „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“) sollte als ganzer Satz gesprochen und nicht zu „enchanté“ abgekürzt werden. Der Satz sollte nie von einer Frau ausgesprochen werden, sie belässt es bei der Begrüßung. „ça va?“ ist eine Grußformel für eher lockere Kontexte und wird mit „ça va?“ erwidert. Ist man mit einem Geschäftspartner unterwegs und er begrüßt einen Bekannten, wird er einander nicht vorstellen. Dies gilt in Frankreich als indiskret.[10] Generell versuchen die Franzosen, in den meisten Situationen höflich zu bleiben. Ein klares Nein auf wichtige geschäftliche Fragen wird nur sehr selten ausgesprochen, sondern meist nur umschrieben.[11]
Im Geschäftsleben siezen sich die Franzosen stets. Je höher die Stellung der Geschäftspartner ist, desto förmlicher wird der Umgang miteinander. Ex-Staatschef Jacques Chirac siezte jahrelang seine Frau in der Öffentlichkeit. Ein „Du“ wird oft erst nach Jahren angeboten, wenn sich die Geschäftsbeziehung zu einer Freundschaft entwickelt hat. Ein einmal angebotenes „Du“ sollte angenommen und nicht rückgängig gemacht werden, da dies als Beleidigung bzw. Rücknahme der Freundschaft angesehen wird. Generell macht man in Frankreich einen guten Eindruck, wenn man wenigstens die gängigsten Begrüßungs- und Höflichkeitsfloskeln in der Landessprache beherrscht. Darüber hinaus kann man sich, insbesondere in den größeren Städten, auf Englisch verständigen. Visitenkarten sollten eine französische Übersetzung haben und nicht zweiseitig bedruckt sein.[12]
2.2 Einladung zum Essen in Frankreich
In Frankreich werden zahlreiche wirtschaftliche Entscheidungen im Rahmen eines gemeinsamen Essens getroffen. In der Regel wird sich zum Mittagessen verabredet, wofür man rund zwei Stunden einplanen sollte. Arbeitskollegen laden sich des Weiteren oft gegenseitig zum Abendessen ein. Hierbei wird meist zunächst in ein Restaurant eingeladen. Erst wenn sich die Kollegen besser kennen, wird auch zu sich nach Hause eingeladen.[13]
Wird man ins Haus eines Geschäftspartners eingeladen, sollte man ein Präsent mitbringen. Eine Flasche Wein im Wert von 20 bis 30 Euro bietet sich an. Man sollte hierbei stets 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit erscheinen, um den Gastgeber nicht in Bredouille zu bringen. Des Weiteren ist es höflich, Frauen Blumen mitzubringen, allerdings sollte man darauf achten, immer eine ungerade Anzahl an Blumen zu kaufen, da dies als ästhetischer gilt. Rosen sind der Liebe und Chrysanthemen Beerdigungen vorbehalten und sollten bei geschäftlichen Anlässen vermieden werden.[14]
Für ein Geschäftsessen sollten Männer, wie im geschäftlichen Bereich üblich, einen schwarzen, anthrazitfarbenen (im Winter) oder dunkelblauen (im Sommer) Anzug tragen. Dazu sollte man ein weißes Hemd mit einer bevorzugt klein gemusterten Krawatte tragen. Kurzärmlige Hemden sind in Frankreich tabu. Eine Frau im Managementbereich sollte ein dunkles Kostüm (kein Hosenanzug!) und schlichte Pumps (keine flachen Schuhe!) tragen. Schmuck, Make-up und Parfüm sollten nur dezent eingesetzt werden.[15]
Am Tisch sollte man bis zum Dessert mit den geschäftlichen Themen warten. Vorher sollte man sich privat oder mit Small Talk unterhalten. Themen bezüglich der USA, französischer Kolonien und Immigranten sowie der Insel Korsika sollten vermieden werden. Generell dürfen politische Themen besprochen werden, allerdings sollte man sie mit Bedacht auswählen. Man sollte einen Franzosen nie nach seinem Einkommen oder Beruf fragen. Des Weiteren sollte man sich mit dem Unterschied zwischen einer Universität und einer „Grand école“ in Frankreich vertraut machen. Nie sollte man einen Absolventen einer „Grand école“ (rund 2/3 der Top-Manager haben an einer „Grand école“ studiert) fragen, an welcher Universität er studiert hat. Die Franzosen sind meist sehr stolz auf ihr Land, weshalb die Themengebiete „Fußball“, „soziale Probleme in Frankreich“ sowie „französische kulinarische Besonderheiten“ (Stichwort: „Froschschenkel“) nur mit Bedacht gewählt werden sollten. Gute Gesprächsthemen in Frankreich sind Wein und Essen sowie sonstige kulturelle Themen, beispielsweise Theater.[16]
Zum Essen wird meist ein Korb Brot serviert, der für das gesamte Menü reichen soll. Man sollte demnach gerade zu Beginn nur mäßig nach dem Brot greifen, da es für alle Tischnachbarn gedacht ist und nicht aufgefüllt wird. Brot wird in französischen Restaurants gebrochen, nicht geschnitten. Steht ein Dip bereit, darf das Brot getunkt werden. Krümeln ist erlaubt. Nachwürzen gilt in Frankreich als Beleidigung, auch wenn Gewürzmühlen bereitstehen. Geflügel darf niemals mit der Hand gegessen werden. In Frankreich wird sehr viel Fisch serviert, weshalb man sich mit den gängigsten Tischwerkzeugen vertraut machen sollte. Falls man unvorbereitet ist, sollte man das Vorgehen seiner Tischnachbarn studieren und nachahmen.[17]
[...]
[1] Gerhard Maletzke: „Interkulturelle Kommunikation – Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen“, S. 42 ff.
[2] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 323 f.
[3] Gerhard Maletzke: „Interkulturelle Kommunikation – Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen“, S. 53 ff.
[4] R. V. Levine: „Perceptions of time and punctuality in the United States and Brazil”.
[5] Gerhard Maletzke: „Interkulturelle Kommunikation – Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen“, S. 57 ff.
[6] Martin Lutterjohann: „KulturSchock Japan“, S. 109.
[7] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 324.
[8] Statistisches Bundesamt Deutschland: „Deutschlands wichtigste Handelspartner 2009“ http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistiken/Aussenhandel/Handelspartner/Handelspartner.psml [Abgerufen am 16.03.2010 um 13:40 h].
[9] Kai Oppel: „Business Knigge International – Der Schnellkurs“, S. 24.
[10] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 326.
[11] Heinz Fichtinger: „Knigge fürs Ausland“, S. 58 f.
[12] Kai Oppel: „Business Knigge International – Der Schnellkurs“, S. 26 f.
[13] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 326.
[14] Kai Oppel: „Business Knigge International – Der Schnellkurs“, S. 29.
[15] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 327.
[16] Elisabeth Bonneau: „Andere Länder, andere Sitten – Der moderne Business-Knigge“, S. 327 f.
[17] Kai Oppel: „Business Knigge International – Der Schnellkurs“, S. 24 ff.