Es gibt wohl kaum ein zweites Gedicht, das im 20. Jahrhundert Geist
und Gemüt namhafter Forscher so in seinen Bann gezogen hat wie
Les Chats aus Charles Baudelaires Les Fleurs du Mal. 1962
veröffentlichen der Anthropologe Claude Lévi-Strauss und der
Linguist Roman Jakobson eine provokante Analyse des Sonetts,
betrieben mit den Mitteln der strukturalistischen Linguistik und
Anthropologie. Die Reaktionen lassen nicht auf sich warten, und
bald erscheint eine wahre Flut von wissenschaftlichen Werken,
sowohl zu den berühmten Katzen als auch zu der ungewöhnlichen
Annäherung an das Gedicht. 1980 sehen Maurice Delcroix und
Walter Geerts die Zeit für ein Resümee gekommen: Auf über 300
Seiten veröffentlichen sie Une confrontation de méthodes – 21
Beiträge aus der langjährigen, von Lévi-Strauss und Jakobson
angestoßenen Debatte um den Platz linguistischer Methoden in der
Literaturwissenschaft, über Sinn und Unsinn von Strukturanalysen
bei der Interpretation literarischer Texte.
Von diesen wissenschaftlichen Beiträgen beziehen sich viele fast
ausschließlich auf die Erkenntnisse oder Irrwege, die den Autoren
des berühmten strukturalistischen Lehrstücks zu verdanken seien.
Zugegeben, es ging dabei auch um Les Chats. Doch relativiert der
Herausgeber schon im Vorwort die Bedeutung der oft
emotionsgeladenen Diskussion der Experten für unser Verständnis
Baudelaires und des Gedichts: "Mais nous pardonnent les
baudelairiens: Baudelaire n'était pas l'enjeu principal du débat".1
Dennoch kommt, selbstverständlich, auch eine bescheidene
Hausarbeit nicht an dem umfangreichen Material vorbei. Bleibt zu hoffen, dass in diesem Text der Versuch gelungen ist, fremde
Beobachtungen sinnvoll mit eigenen zu verknüpfen, aus den
verschieden Ansätzen das Interessanteste herauszufiltern und dabei
nicht wider Willen einen bloßen Tertiärtext zu schreiben.
Nun aber zum eigentlichen Thema, bevor die wissenschaftliche
Debatte darüber sich schon auf Seite 1 in den Vordergrund drängt!
Die wichtigste Quelle: [...]
1 "Les Chats" de Baudelaire: Une confrontation de méthodes, Herausgeber: Maurice Delcroix, Walter
Geerts. Namur 1980, S. 9
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Veröffentlichungen 1847-1874
- Einordnung in Les Fleurs du Mal/Spleen et Idéal
- Form- und Strukturanalyse unter Berücksichtigung der Unterteilung von Claude Lévi-Strauss und Roman Jakobson
- Der Inhalt zählt: Kritik an der strukturalistischen, "objektiven" Analyse von Lévi-Strauss und Jakobson
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Gedicht "Les Chats" von Charles Baudelaire und seiner Stellung innerhalb des Gesamtwerks "Les Fleurs du Mal". Die Arbeit analysiert die Struktur und Form des Gedichts und setzt sie in den Kontext der strukturalistischen Analyse von Claude Lévi-Strauss und Roman Jakobson. Darüber hinaus hinterfragt sie die Grenzen und Möglichkeiten der strukturalistischen Interpretation von literarischen Texten und diskutiert die Rolle des Inhalts in der Gedichtanalyse.
- Die Einordnung des Gedichts "Les Chats" in das Gesamtwerk "Les Fleurs du Mal"
- Die Form- und Strukturanalyse des Gedichts
- Die Kritik an der strukturalistischen Analyse von Lévi-Strauss und Jakobson
- Die Bedeutung des Inhalts für die Gedichtanalyse
- Die Rolle der Linguistik und der Literaturwissenschaft in der Interpretation von Texten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Gedicht "Les Chats" von Charles Baudelaire in den Kontext der wissenschaftlichen Debatte um die strukturalistische Interpretation von Literatur. Sie führt die Analyse von Lévi-Strauss und Jakobson ein und stellt den Forschungsrahmen der Hausarbeit vor.
- Veröffentlichungen 1847-1874: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Veröffentlichungen von "Les Chats" im Zeitraum von 1847 bis 1874. Es analysiert die unterschiedlichen Versionen des Gedichts und die Entstehungsgeschichte.
- Einordnung in Les Fleurs du Mal/Spleen et Idéal: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Einordnung des Gedichts "Les Chats" innerhalb des Gesamtwerks "Les Fleurs du Mal" und dem Abschnitt "Spleen et Idéal". Es untersucht die thematische und stilistische Verbindung des Gedichts mit anderen Werken Baudelaires.
- Form- und Strukturanalyse unter Berücksichtigung der Unterteilung von Claude Lévi-Strauss und Roman Jakobson: Dieses Kapitel analysiert die Form und Struktur des Gedichts "Les Chats" unter Einbezug der strukturalistischen Methode von Lévi-Strauss und Jakobson. Es untersucht die Reimschema, die metrische Struktur und die Verwendung von Bildern und Symbolen.
Schlüsselwörter
Charles Baudelaire, Les Chats, Les Fleurs du Mal, Spleen et Idéal, strukturalistische Analyse, Claude Lévi-Strauss, Roman Jakobson, Form, Struktur, Inhalt, Gedichtinterpretation, Linguistik, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Jan Fredriksson (Author), 2003, Charles Baudelaire - Les Chats, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15098