Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Frida in ihrer Rolle als Frau:
II. 1. Ihre Mädchenjahre mit Zukunftsblick
II. 2. Die Künstlerin
II. 3. In der Liebe
III. Fridas politische Attitüde:
III.1. Tochter der Revolution (1907 – 1925)
III. 2. Kommunistische Kämpferin für das Volk (1928 – 1954)
IV. Fazit
V. Literaturanhang:
I. Einleitung
Mit dem im Jahre 2002 erschienen Kinofilm «Frida» von Regisseurin Julie Taymor, bescherte man der mexikanischen Malerin aus dem 20. Jahrhundert nicht nur eine populäre Rückkehr, sondern immigrierte sie damit auch nach Europa. Die Rolle der Kahlo gehörte zu einer der begehrtesten Frauenrollen für eine Kinoverfilmung in den letzten Jahren. Außer Madonna erregte sie zuletzt auch das Begehren von Jennifer Lopez. Mit Salma Hayek, geboren in Veracruz, in der Hauptrolle wurde der Film mit zwei Oscars und einem Golden Globe ausgezeichnet.[1] Seitdem spricht man von einer regelrechten «Fridamanie».[2] Doch soll in dieser Arbeit nicht etwa die Rezension eines Filmes entstehen, sondern vielmehr die Persönlichkeit der Frida Kahlo unter die Lupe genommen werden. Neben ihrer Tätigkeit als Künstlerin war sie vor allem eine Frau, die sich mit dem Leben in Mexiko und dessen politischen Gegebenheiten auseinander zu setzten hatte. Dank einer guten Quellenlage, bestehend aus einem «Gemalten Tagebuch», zahlreichen Briefen und ihren Gemälden als ebenso wertvolle Zeugnisse, ist ihr Leben und ihre Zeit gut zugänglich. Darüber hinaus befindet sich ihr Haus, La Casa Azul, nach wie vor in Coyoacán und vermittelt den Besuchern des Museums einen guten Einblick in Frida und ihre Welt.
II. Frida in ihrer Rolle als Frau
II. 1. Ihre Mädchenjahre mit Zukunftsblick
Magdalena Carmen Frieda[3] Kahlo y Calderón wurde am 6. Juli 1907 als fünfte Tochter von Guillermo[4] Kahlo, einem ungarisch – jüdischen Berufsfotographen, der in Baden – Baden aufgewachsen und nach Mexiko ausgewandert war und als dritte Tochter von Mathilde Kahlo, geborene Calderón y Gonzales, einer indianisch abstammenden Mexikanerin, in Coyoacán bei Mexiko D.F. geboren. Ihre Kindheit erlebte Frida, so schrieb sie selber in ihrem Mitte der 40er Jahre begonnenen Tagebuch, als „wunderschön“.[5] Zu ihrem Vater entwickelte sie ein ganz besonderes Verhält-nis. Dies lässt sich einerseits darauf zurückführen, dass die Mutter sich für ihre Erziehung nicht sonderlich zu interessieren schien[6] und andererseits, dass Vater und Tochter die künstlerische Tätigkeit, sowie die gemeinsame Erfahrung körperlicher Leiden verband. Mit achtzehn Jahren hatte Guillermo, der Epileptiker war und kurz zuvor seine Mutter verloren hatte, einen Unfall. Die Konsequenz war, dass er wegen der zunehmend stärkeren Anfälle sein Hochschulstudium abbrechen musste.[7] Trotz etlicher Behandlungen wurde er niemals anfallsfrei. 1913 bekam Frida Kinderlähmung und musste neun Monate lang im Bett bleiben. Ein dünneres und ein verkürztes Bein blieb als körperliche Folge. Der Vater opferte viel Zeit für die Genesung seiner Tochter.[8] Einige Jahre später verletzte sich Frida ihren rechten Fuß an einem Baumstumpf und behielt davon eine leichte Verkrümmung zurück.[9] Am 17. September 1925, also ebenfalls im Alter von achtzehn Jahren, ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall: Der Bus mit dem Frida von der Schule nach Hause fuhr prallte mit einer Straßenbahn zusammen. Viele Menschen starben dabei. Sie selbst kam zwar mit dem Leben davon, doch war das Resultat eine schwerste körperliche Beeinträchtigung.[10] Damit kam es zu einem bedeutenden Wendepunkt im Leben der kleinen Kahlo. Mit den permanenten Schmerzen verschwand allmählich auch ihre jugendliche Zuversicht vom Leben und sie sah sich weitgehend mit der Einsamkeit konfrontiert. So schrieb sie auch zwei Jahre
später in einem Brief an ihren Jugendfreund Alejandro Gómez Arias, der sie kurz nach dem
Unfall verließ, um nach Europa zu reisen:
„Es geht mir immer noch schlecht und ich habe fast keine Hoffnung mehr. Wie immer, glaubt mir keiner. Heute ist der 17. September, der Schlimmste von allen, denn ich bin allein. Wenn Du kommst, werde ich Dir nichts von dem bieten können, was ich gerne möchte. Ich werde nicht frech und kokett sein können, sondern nur frech und nutzlos, was sehr schlimm ist. Diese Dinge quälen mich ständig.“[11]
Eine weitere Folge ihres Unfalls war, dass sie die Schule lange nicht besuchte und stattdessen, bettlägerig wie sie war, zu zeichnen begann. Neben einigen Porträts von stillsitzenden Besuchern fertigte sie vor allem Selbstporträts an, denn oft war sie ihr einziges Modell, welches sie in dieser Zeit am besten kennen lernte.[12] Diese Ereignisse sollten sie in späteren Jahren auf den Weg zur Künstlerin bringen. Doch trotz der vielen Menschen, die sie kennen lernte - darunter auch ihr späterer Ehemann Diego Rivera - und hinzu in die USA und nach Europa reiste, litt sie zunehmend an den Auswirkungen. Begleitet von schweren Depressionen bis hin zu Selbstmordversuchen,[13] flüchtete sie sich gegen Ende der dreißiger Jahre in einen regelmäßigen Alkoholkonsum und ertrug ihr Dasein nicht mehr ohne die Einnahme von starken Schmerzmitteln. Der schwerwiegendste Befund für sie als Frau war aber, dass sie niemals Kinder zur Welt bringen konnte. „Wegen ungünstiger Beckenlage“[14] ließ Frida zwei Abtreibungen vornehmen und durchlebte 1932 eine Fehlgeburt ihres vier Monate alten Sohnes.[15] Anhand dieser Tatsachen wird ersichtlich, dass sie zeitweise keinerlei optimistischen Aussichten bezüglich ihres eigenen Lebens besaß. Was gab ihr dennoch neuen Lebensmut um in diesem Körper 47 Jahre lang existieren zu können?
[...]
[1] Genauere Angaben zum Film «Frida» unter: http://www.bad-bad.de/gesch./f_kahlo_film.htm
[2] Vgl. Bauer, S. 117.
[3] Vgl. ebd., S. 141: Diese ursprünglich deutsche Schreibweise ihres Namens glich Frida später der spanischen an – aus Frieda wurde Frida. So unterschrieb sie bis ca. 1932 noch teils mit «Frieda», teils als «Frida».
[4] Laut der biographischen Daten aus: Prignitz – Poda et al., S. 77 wurde Fridas Vater als Wilhelm Kahlo ge-boren und nannte sich seit seiner Niederlassung in Mexiko 1891 «Guillermo Kahlo».
[5] Kahlo, S. 282: „Meine Kindheit war wunderschön denn, obgleich mein Vater ein kranker Mann war (er bekam alle sechs Wochen Schwindelanfälle). Er war ein ganz großes Vorbild für mich, was die Zärtlichkeit betrifft die Arbeit (ebenfalls Photograph und Maler) und vor allem das Verständnis für alle meine Probleme, die schon seit meinem vierten Lebensjahr sozialer Natur waren.“.
[6] Vgl. Salber, S. 17
[7] Vgl. Herrera, S. 15f.
[8] Vgl. ebd., S. 25f.
[9] Vgl. Tibol, S. 138.
[10] Frida wurde von einer der Haltestangen des Busses durchbohrt und erlitt zwei Wirbelbrüche, drei Becken-brüche, elf Brüche des rechten Beines, eine Verrenkung der linken Schulter und schwere Verletzungen an den Schamlippen und der Vagina. Vgl. ebd., S. 139 und Prignitz – Poda et al., S. 78.
[11] Tibol, S. 39f.
[12] Vazquez, S. 117: „Me pinto a mí misma porque estoy sola con frecuencia. Soy el tema que conozco mejor.”.
[13] Vgl. Tibol, S. 51f.
[14] Prignitz – Poda, S. 79.
[15] Vgl. Tibol, S. 138 – 143.