Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, in welchem Maße eine infrastrukturelle Benachteiligung in den städtischen Problemvierteln im Bereich der medizinischen Grundversorgung nachgewiesen werden kann. Als Untersuchungsgegenstand wurde das Merkmal der ambulanten medizinischen Versorgung gewählt, das eine messbare Ausstattungs- und Versorgungsgröße darstellt und bereits seit längerer Zeit durch die Debatte um die Zweiklassen-Medizin im Kontext sozialer Ungleichheit steht. Trotz der allgemeinen Verbesserung des Gesundheitszustandes und des wohlfahrtsstaatlichen Systems, stehen der sozioökonomische Statuts und der Gesundheitszustand einer Person weiterhin in engem Zusammenhang (Weyers/-Kunst 2006).
Die Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, den inhaltlichen Zusammenhang sozialer Segregation und der Gesundheitsversorgung innerhalb eines Agglomerationsraums empirisch zu überprüfen. Unabhängig von individuellen Faktoren, wie etwa der Behandlungsqualität, liegt das vorrangige Interesse dieser Arbeit auf der strukturellen Versorgung mit niedergelassenen Ärzten.
Die Fragen sollen im Laufe dieser Arbeit empirisch überprüft werden, um auf diese Weise zu klären, ob eine angebotsorientierte Benachteiligung auf die armen Stadtteile von außen einwirkt und so Gebietseffekte in der medizinischen Versorgung für die Bewohner erzeugen. Als Untersuchungsraum wird beispielhaft die Stadt Köln als eine der größten Städte Deutschlands ausgewählt.
Zugleich soll in dieser Arbeit die Bedarfsplanung, bei der es um die Über- und Unterversorgung von ambulanten medizinischen Leistungen geht, thematisiert werden (Gemeinsamer Bundesausschuss 2009). Die Bedarfsplanungsrichtlinien, die die Niederlassung der Vertragsärzte regeln, bewegen sich innerhalb des kleinsten räumlichen Planungsbereichs auf gesamtstädtischer Ebene und berücksichtigen daher städtische Segregationsentwicklungen in keinster Weise. Diese gesetzliche Regelung soll hinterfragt und zugleich empirisch überprüft werden, ob in den Agglomerationsräumen, in denen die größte soziale und ökonomische Spanne innerhalb der deutschen Gesellschaft besteht, die Niederlassung von Ärzten dem Zufall überlassen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Rahmenbedingungen
- 2.1 Formen der Ungleichheit
- 2.2 Segregationsforschung
- 2.3 Medizinsoziologie
- 2.4 Medizinische Versorgungslage
- 2.4.1 Das deutsche Gesundheitssystem
- 2.4.2 Die ambulante Versorgung
- 2.4.3 Die Bedarfsplanung
- 2.4.4 Vergütung und Standortwahl
- 2.4.5 Medizinische Versorgungsforschung
- 2.4.6 Das Akteursnetz
- 2.5 Hypothesen
- 2.6 Das Untersuchungsgebiet
- 3. Methodik und Datenbasis
- 3.1 Datengrundlage
- 3.2 Variablen
- 3.3 Datenaufbereitung
- 3.4 Methodische Vorgehensweise
- 3.5 Das Logitmodell
- 3.6 Methodenkritik
- 4. Untersuchungsergebnisse
- 4.1 Deskriptive Auswertung
- 4.2 Bivariate Analyse - Prüfung von H1
- 4.3 Bivariate Analyse - Prüfung von H2
- 4.4 Einfache multivariate Analyse - Prüfung von H3
- 4.5 Logistische Regressionsanalyse – Einbezug der Kontrollvariable
- 4.6 Prüfung von H4
- 4.7 Zusammenfassung der Ergebnisse
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen sozialer Segregation und der medizinischen Versorgung innerhalb eines Agglomerationsraums. Sie konzentriert sich auf die strukturelle Versorgung mit niedergelassenen Ärzten und analysiert, ob eine angebotsorientierte Benachteiligung von armen Stadtteilen existiert, die zu Gebietseffekten in der medizinischen Versorgung führt.
- Analyse der räumlichen Verteilung von Ärzten in Abhängigkeit von der sozialen Segregation in einer Stadt
- Beurteilung der Ungleichverteilung von Ärzten über das Stadtgebiet aufgrund der sozialen Segregation der Stadtteile
- Untersuchung des Einflusses des Sozialstatus der Bewohnerschaft eines Stadtteils auf die medizinische Versorgung vor Ort
- Bewertung der Effektivität der bestehenden Bedarfsplanungsrichtlinien in überversorgten Regionen hinsichtlich der Versorgung in einzelnen Gebieten
- Empirische Überprüfung der Hypothese, ob eine angebotsorientierte Benachteiligung von armen Stadtteilen zu Gebietseffekten in der medizinischen Versorgung führt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und erläutert die Problematik der wachsenden sozialräumlichen Ungleichheit in deutschen Großstädten, insbesondere im Kontext von Verarmungsprozessen und Segregation. Kapitel 2 legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, indem es verschiedene Formen der Ungleichheit, die Segregationsforschung, die Medizinsoziologie und die medizinische Versorgungslage beleuchtet. Kapitel 3 beschreibt die Methodik und Datenbasis der Studie, die auf der Analyse von Kölner Ärztedaten und Shape-Files basiert. Kapitel 4 präsentiert die Untersuchungsergebnisse, die durch deskriptive und bivariate Analysen sowie logistische Regressionsmodelle gewonnen wurden. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen und bietet einen Ausblick auf zukünftige Forschungsansätze.
Schlüsselwörter
Soziale Segregation, Stadtentwicklung, medizinische Versorgung, ambulante Versorgung, Bedarfsplanung, Gebietseffekt, Kölner Ärztedaten, Logitmodell, empirische Forschung.
- Arbeit zitieren
- Anna-Sophie Rauschenbach (Autor:in), 2010, Sozialer Status des Stadtteils und medizinische Versorgung in Köln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151069