Ines M., 22-jährige Studentin, öffnet ihren Briefkasten. Da ist er, der Brief, auf den sie so lange gewartet hat, endlich. Absender ist die Consulting-Agentur, bei der sie sich beworben hatte. Sie reißt den Umschlag auf: Absage! Aber warum das denn? Sie hatte doch alle Kriterien erfüllt und besaß die geforderten Qualifikationen, die Stelle wäre perfekt für sie gewesen. Doch die Personalmanagerin schreibt, sie würde nicht ins Profil der Firma passen. Woher kam diese Beurteilung? Was wussten die denn schon über sie, abgesehen von den sorgfältig formulierten Bewerbungsunterlagen? Sie ist ratlos, bis eine ihrer Kommilitoninnen bemerkt, dass Ines ein Opfer des SchnüffelVZ geworden ist.
Eine wildfremde Person ist in ihre Privatsphäre eingedrungen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Aber was hatte der Arbeitgeberin an der Profilseite ihrer Bewerberin nicht gefallen? Etwa die Bilder, auf die Ines, und somit auch ihr Profil, von anderen Mitgliederinnen verlinkt wurde, welche sie mit mehreren Bierflaschen, überfüllten Aschenbechern und übermüdetem Gesichtsausdruck zeigen? Oder waren es die Titel ihrer Gruppen, wie Scheiß Party, wenn ich meine Hose finde, geh ich heim! oder Mensch wart ihr besoffen! Ihr habt mich 3x fallen lassen!, die auf ihrem Profil als Liste verzeichnet sind? Was macht die individuelle Selbstdarstellung im globalen Netzwerk so riskant, und warum geschieht sie trotzdessen so gewissenlos? Welche Rolle spielen hier die Modernisierungsphänomene Individualisierung und Globalisierung?
Inhaltsverzeichnis
- Das Risiko individueller Selbstpräsentation im globalen Netz via StudiVZ
- Soziale Netzwerkportale im Internet sind ein Massenphänomen der Moderne
- Wird der Begriff Freundschaft durch das StudiVZ sinnentleert?
- Anstelle von festen Klassen- beziehungsweise Schichtenzugehörigkeiten definiert sich das Individuum heutzutage durch Kulturfragmente, die es sich aneignet.
- Jeder Klick im Internet hinterlässt Datenspuren, und somit ist alles jederzeit von überall abrufbar, Castells spricht hier von einer zeitlosen Zeit und einem Raum der Ströme.
- StudiVZ ist perfekt für deutsche Studenten angepasst und nicht auf der ganzen Welt und für jeden geeignet, wie sein Vorbild Facebook
- Laut Castells sind kulturelle Ausdrucksformen in diesen elektronischen Hypertext einbezogen, und er wird somit zum Vehikel kultureller Codes, die aber von jedem anders interpretiert werden können.
- Entrüstet über das vorschnelle Urteil der Personalmanagerin passt Ines ihr Profil an und programmiert ihre Daten neu.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Risiken der individuellen Selbstpräsentation im globalen Netz, insbesondere im Kontext des Studentennetzwerks StudiVZ. Er untersucht, wie die Modernisierungsphänomene Individualisierung und Globalisierung die Selbstpräsentation im Internet beeinflussen und zu neuen Zwängen führen.
- Die Ambivalenz der Individualisierung im Kontext von Online-Netzwerken
- Die Rolle von Globalisierung und „Glokalisierung“ in der Gestaltung virtueller Gemeinschaften
- Die Auswirkungen von Datenspuren und der „zeitlosen Zeit“ auf die Selbstpräsentation
- Die Risiken der Selbstdarstellung im Internet für den beruflichen und privaten Bereich
- Die Herausforderungen der Selbstverortung und -inszenierung im digitalen Raum
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Beispiel der Studentin Ines verdeutlicht die Risiken der Online-Selbstpräsentation und die Folgen von „SchnüffelVZ“.
- Der Text analysiert, wie StudiVZ-Mitglieder zur Individualisierung gezwungen werden und die neuen Freiheiten zu neuen Zwängen führen.
- Der Text diskutiert die Oberflächlichkeit von Online-Kontakten und die Bedeutung von Quantität und Individualisierung im StudiVZ.
- Der Text beleuchtet die Ambivalenz der Individualisierung, die zu extremen Online-Profilen führt und die Gefahr der Isolation birgt.
- Der Text analysiert, wie Datenspuren und die „zeitlose Zeit“ im Internet die Selbstpräsentation beeinflussen und zu einer ständigen Selbstdarstellung führen.
- Der Text betrachtet die „Glokalisierung“ von StudiVZ und die Unterschiede zu anderen Online-Netzwerken.
- Der Text beschreibt, wie kulturelle Codes im Internet individualisiert werden und zu neuer symbolischer Gewalt führen.
- Der Text zeigt, wie StudiVZ auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt reagiert und neue Optionen zur Gestaltung der Online-Selbstpräsentation bietet.
- Der Text endet mit Ines' Entscheidung, ihr Profil anzupassen und die Risiken der Online-Selbstpräsentation bewusst zu steuern.
Schlüsselwörter
Der Text beschäftigt sich mit den Themen Individualisierung, Globalisierung, Online-Netzwerke, StudiVZ, Selbstpräsentation, Datenspuren, zeitlose Zeit, symbolische Gewalt, Flexibilität, „Glokalisierung“ und den Risiken der Online-Selbstpräsentation.
- Citation du texte
- Fabian Bruckschen (Auteur), 2009, „Gruschelst du noch, oder schnüffelst du schon?“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151072