In unserem Alltag werden wir häufig mit Vorurteilen konfrontiert. Sei es in den Medien, in Gesprächen mit anderen Personen oder in unseren eigenen Gedanken. Wohl keiner kann sich diesem Phänomen entziehen und von sich behaupten er wäre gegen es immun. Allport (1971) meint, „dass der Mensch eine Neigung zum Vorurteil hat. Diese Neigung stammt aus der normalen und natürlichen Anlage, Verallgemeinerungen, Begriffe und Kategorien zu bilden, deren Inhalte eine Über- Vereinfachung des Gesamts von Erfahrungen darstellt“. (Allport, 1971, S. 41). Warum dies so stimmen mag, obwohl jede Person mit Vorurteilen von anderen Menschen wahrscheinlich wiederum vorverurteilt wird ist ein sehr vielschichtiges und differenziert zu betrachtendes Problem. Weder das Entstehen und Vermeiden noch das Beseitigen von Vorurteilen lässt sich auf einen einzigen Nenner bringen, der eine alleingültige Antwort darauf gibt, auch wenn dieser Anspruch gerne an die Wissenschaft gestellt wird.
Ein typisches Vorurteil, mit dem die Deutschen häufig zu kämpfen haben, ist „am Strand der Erste zu sein“. Dieser Meinung nach, ist der Deutsche im Urlaub bereits in der Morgendämmerung am Pool oder am Strand um sich dort mit seinem Handtuch den besten Platz zu reservieren. Husemann (1998) bezeichnet dieses Phänomen als „Beachtowel-Konflikt“ und vertritt die Meinung, dass dieses Vorurteil, speziell bei den Briten, vom Neid darüber geprägt ist, dass die Deutschen schneller und effizienter sind, selbst im Urlaub. (Kerber, Psychologie Heute 02/1998).
In diesem Beispiel handelt es sich um ein Vorurteil gegenüber einer ganzen Nation. Vorurteile können sich auf den unterschiedlichsten Ebenen bewegen. Es gibt solche, die sich gegen einzelne Personen, gegen Personengruppen wie z.B. Frauen, Gastarbeiter, körperlich Behinderte, Straffällige usw. richten oder auch gegen Objekte bzw. Sachverhalte wie beispielsweise Kunst, Kultur, Atomkraft usw. (Schäfer & Six, 1978, S. 9).
Aber sind Vorurteile immer gleich Vorurteil oder vielleicht einfach nur ein Urteil über Personen, Gruppen oder Objekte, die doch einen Funken Wahrheit haben ? So bezeichnet Allport (1971) beispielsweise das gegen Verbrecher existierende Vorurteil, diese seien antisozial eingestellt, als Antagonismus. Dieser Antagonismus sei durchaus berechtigt, da der Personengruppe der Verbrecher antisoziales Verhalten schlüssig bewiesen werden kann.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorurteile als eine Form der Einstellung
- Eindimensionale Einstellungskonzept
- Mehrdimensionale Einstellungskonzept
- Funktionen von Einstellungen
- Lerntheorie
- Soziales Lernen
- Lernen am Modell
- Lernen von Erwartungen
- Lernen durch Kontingenz und Kontrolle
- Soziales Lernen
- Vorurteile und soziales Lernen
- Vorurteilsbildung unter dem Aspekt des sozialen Lernen
- Vorurteilsänderung unter dem Aspekt des sozialen Lernen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Vorurteilsforschung im Kontext der Lerntheorie. Der Schwerpunkt liegt auf der Erläuterung der Entstehung von Vorurteilen anhand verschiedener Lerntheorien und der Frage, ob diese Konzepte zur Beseitigung oder Verhinderung von Vorurteilen beitragen können. Dabei wird insbesondere auf die Form des sozialen Lernens mit den Unterpunkten Lernen am Modell, Lernen von Erwartungen und Lernen durch Kontingenz und Kontrolle eingegangen.
- Definition von Vorurteilen als eine Form der Einstellung
- Erläuterung der verschiedenen Lerntheorien, insbesondere des sozialen Lernens
- Analyse der Entstehung von Vorurteilen anhand der Lerntheorie
- Diskussion des Potenzials von Lerntheorien zur Beseitigung oder Verhinderung von Vorurteilen
- Untersuchung der Rolle des sozialen Lernens im Kontext von Vorurteilsbildung und -änderung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema Vorurteile ein und beleuchtet die Allgegenwärtigkeit des Phänomens in unserem Alltag. Sie skizziert die Schwierigkeit, das Entstehen und Vermeiden von Vorurteilen auf einen Nenner zu bringen und stellt das Vorurteil "am Strand der Erste zu sein" als Beispiel für ein nationales Vorurteil vor.
- Kapitel 2 definiert Vorurteile als eine Form der Einstellung und erläutert verschiedene Definitionen aus der Sozialpsychologie. Es werden verschiedene Arten von Vorurteilen vorgestellt und die negative Implikation des Begriffs betont, da sie eher zu Problemen der sozialen Interaktion führt. Es wird betont, dass Vorurteile meist als negative Einstellungen verstanden werden, aber auch positive Voreingenommenheit möglich ist.
- Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Lerntheorie im Allgemeinen und speziell mit dem Konzept des sozialen Lernens. Es werden die drei Formen des sozialen Lernens - Lernen am Modell, Lernen von Erwartungen und Lernen durch Kontingenz und Kontrolle - vorgestellt.
- Kapitel 4 untersucht die Beziehung zwischen Vorurteilen und sozialem Lernen. Es wird erörtert, wie Vorurteile unter dem Aspekt des sozialen Lernens entstehen und wie sie durch die Anwendung von sozialen Lerntheorien möglicherweise verändert werden können.
Schlüsselwörter
Vorurteile, Einstellung, soziales Lernen, Lernen am Modell, Lernen von Erwartungen, Lernen durch Kontingenz und Kontrolle, Vorurteilsbildung, Vorurteilsänderung, soziale Interaktion.
- Quote paper
- Josina Johannidis (Author), 2003, Vorurteile in lerntheoretischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15110