Wenn man Cy Twomblys Lepanto-‐Zyklus das erste Mal betrachtet, ohne den Titel zu kennen und ohne sich vorher mit dem Künstler auseinandergesetzt zu haben, würde man am wenigsten damit rechnen, dass man es hier mit einem zeitgenössischen Historienbild, bzw. mit einem Historienzyklus zu tun hat.
Aber auch viele Kenner und Bewunderer Twomblys reagieren ablehnend oder zumindest überrascht bei dieser, im Gegensatz zu seinem Frühwerk stehenden, Farbenfülle.
Teilweise abstrakt, teilweise gegenständlich wirkt das Werk zunächst durch die Leuchtkraft der Farben und die gewagten Farbkompositionen.
Auch die Wucht der großformatigen zwölfteiligen Zyklusform mag einige Betrachter zunächst abschrecken.
Den Titel «Lepanto» versteht nur, wer ausreichend historisch gebildet ist oder durch hilfreiche Informationstafeln am jeweiligen Ausstellungsort kurz in die Hintergründe eingeführt wird.
Dass es sich hierbei um eine Seeschlacht des 16. Jahrhunderts, die sich vor der Küste Kleinasiens ereignete, handelt, werden die wenigsten auf Anhieb wissen.
Auch würde man dieses Thema, die europäische und noch mehr die mediterrane Geschichte betreffend, einem amerikanischen Künstler zunächst nicht zutrauen.
Kennt man allerdings diesen amerikanischen Maler, Cy Twombly, dessen Biografie und sein nun schon an die sechzig Jahre umspannendes Werk, kennt man die genaue Geschichte der Schlacht von Lepanto und den Entstehungshintergrund für die 49. Biennale in Venedig 2001, wundert man sich schon weniger.
Diese Arbeit soll die nötigen Basisinformationen liefern, das heißt kurz den Künstler Cy Twombly und sein bisheriges Werk vorstellen und das zu betrachtende Werk, den Lepanto-Zyklus, darin verorten.
Weiterhin sollen die Hintergründe der Seeschlacht, die Bearbeitungstradition vom 16. Jahrhundert bis heute und die Bedeutung dieses Themas auf der Biennale 2001 dargestellt werden.
Erörtert wird der Zusammenhang, bzw. die Trennung von Bild und Titel, sowie die damit verbundene Betrachtung des Werkes und wie es mit dem Wissen um den Titel und die historische Schlacht und wie ohne dieses Wissen künstlerisch rezipiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Basisinformationen
- Cy Twombly
- Twomblys Lepanto
- Schlacht von Lepanto
- 49. Biennale in Venedig 2001 und Bildtradition
- Die Bilderzählung
- Der Bilderzyklus als Bilderzählung
- Inhaltliche Analyse
- Einzelbild vs. Bilderzyklus
- Das Bootmotiv
- Formale Analyse
- Der Betrachterstandpunkt
- Der Rhythmus
- Rezeption und Präsentation
- Lepanto als Bilderzählung
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit soll eine umfassende Analyse des Bilderzyklus "Lepanto" von Cy Twombly bieten. Sie beleuchtet den Künstler, sein Werk, die historische Schlacht von Lepanto und die Relevanz des Themas auf der Biennale 2001. Darüber hinaus wird die Frage erörtert, ob Twomblys abstrakte Form des Bilderzyklus weiterhin als "traditionelle Bilderzählung" bezeichnet werden kann.
- Cy Twomblys künstlerische Entwicklung und sein Werk im Kontext des Abstrakten Expressionismus
- Die Schlacht von Lepanto und ihre Bedeutung für die europäische Geschichte
- Analyse der formalen und inhaltlichen Merkmale von Twomblys Lepanto-Zyklus
- Die Rezeption des Zyklus und seine Präsentation im Museum Brandhorst
- Die Frage nach der "Bilderzählung" im Kontext von Twomblys Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Fragestellung der Arbeit vor. Im Kapitel "Basisinformationen" werden Cy Twombly, sein bisheriges Werk und die Seeschlacht von Lepanto beleuchtet. Des Weiteren wird der Entstehungshintergrund des Lepanto-Zyklus im Kontext der 49. Biennale in Venedig 2001 betrachtet. Das Kapitel "Die Bilderzählung" befasst sich mit der Form des Bilderzyklus und untersucht, inwiefern Twomblys Werk als "Bilderzählung" im traditionellen Sinne verstanden werden kann. Dabei werden die inhaltlichen und formalen Aspekte des Zyklus analysiert. Die Rezeption und Präsentation des Werkes werden in einem weiteren Kapitel betrachtet. Die Arbeit schließt mit Schlussbetrachtungen, die die Interpretation und Bedeutung von "Lepanto" im Kontext von Cy Twomblys Werk und der zeitgenössischen Kunst erörtern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der zeitgenössischen Kunst, insbesondere mit dem Werk von Cy Twombly, dem Konzept der Bilderzählung und der Verbindung von Kunst und Geschichte. Die Schlüsselwörter umfassen dabei: Abstrakter Expressionismus, Bilderzyklus, Historienmalerei, Lepanto, Seeschlacht, Biennale in Venedig, Museum Brandhorst.
- Arbeit zitieren
- Ina Ströher (Autor:in), 2010, Cy Twomblys Lepanto-Zyklus als abstrakte Bilderzählung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151223