Ende des 18. Jhs. unternahm Jeremy Bentham den Versuch, aus der Ethik eine exakte Wissenschaft zu machen. Er wollte damit der auf Tradition, Verkündigung oder Intuition basierenden Moral eine gesicherte Grundlage verschaffen und sie damit auch entsprechend korrigieren. Er gründete das moralische Handeln auf das Prinzip der Nützlichkeit (Utility). “Nature has placed mankind under the governance of two sovereign masters, pain and pleasure. It is for them alone to point out what we ought to do, as well as to determine what we shall do. On the one hand the standard of right and wrong, on the other the chain of causes and effects are fastened to their throne. … The principle of utility recognizes this subjection,…”
Von diesem Ansatz her beurteilt der Utilitarist “Handlungen, Normen und Institutionen”.
Ist eine Handlung moralisch richtig, so hat sie zur Folge, dass Freude oder Lust vermehrt und Leiden oder Schmerz verhindert werden. “By the principle of utility is meant that principle which approves or disapproves of every action whatsoever, according to the tendency which it appears to have to augment or diminish the happiness of the party whose interest is in question…”
An diesen Grundsatz knüpft Bentham eine Zielbestimmung an: “It is the happiness of the greatest number that is the measure of right and wrong.” Was die Handlungen der Menschen bestimmt, ist zugleich das Erstrebenswerte. “Im Kern der Theorie werden eine deskriptiv-anthropologische und eine normativ-ethische These verbunden.”
Inhaltsverzeichnis
- Der Utilitarismus
- Benthams Prinzip des Utilitarismus
- Benthams Glückskalkül
- John Stuart Mill: Qualität des Glücks und sozialer Zusammenhang
- Sidgwick: Utilitarismus vereint mit “common sense morality”
- Weitere Entwicklungen des Utilitarismus
- Der Begriff “Glück”
- Das Gerechtigkeitsproblem
- Der Regel-Utilitarismus
- Wirkungsgeschichte des Utilitarismus
- Bedeutung für die Gegenwart
- Finanzmärkte und Finanzkrise
- Bedeutung der und Innovationen an den Finanzmärkten
- Kreditmarkt: viel Neues und keine Haftung
- Sub-Prime Hypotheken
- Verbriefen und irreführen: Collateralized Debt Obligations
- Rating und mathematische Methoden unzuverlässig
- Beispiel CDO-Handel
- Investitionen in CDOs: Leverage und Risikofreude
- Zweckgesellschaften als Risiko-Verstecke
- Grobe Skizze der Finanzkrise
- Die "Hypo Real Estate" als Beispiel für Spekulation und staatliche Hilfe
- Gigantische Staatshilfen und Folgen für die Realwirtschaft
- Utilitarismus liefert Ansätze zur Bewertung und Lösungshinweise
- Systemfehler und Akteure
- Utilitarismus als Vorwand oder Hoffnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Finanzkrise aus der Perspektive des Utilitarismus und untersucht, inwiefern diese philosophische Ethik Ansatzpunkte für die Bewertung und Lösung der Krise liefern kann.
- Das Prinzip des Utilitarismus und seine Anwendung auf ökonomische Prozesse
- Die Rolle von Moral und Verantwortung in der Finanzwelt
- Die Folgen der Finanzkrise für die Gesellschaft und die Wirtschaft
- Die ethische Dimension der staatlichen Interventionen
- Die Bedeutung der Risikobereitschaft und der Regulierung von Finanzmärkten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich dem Utilitarismus als philosophischer Ethik und beleuchtet dessen Kernprinzipien und Entwicklungen. Es wird auf Bentham, Mill und Sidgwick eingegangen und die Bedeutung des Glücksbegriffs sowie das Gerechtigkeitsproblem diskutiert. Das zweite Kapitel behandelt die Finanzmärkte und die Finanzkrise. Es werden die wichtigsten Ursachen der Krise erläutert, wie z.B. die Sub-Prime Hypotheken und die Verbriefung von Kreditrisiken. Zudem wird die Rolle von Ratingagenturen und die Bedeutung von staatlichen Interventionen beleuchtet. Das dritte Kapitel untersucht die Möglichkeiten und Grenzen des Utilitarismus im Kontext der Finanzkrise. Es wird diskutiert, inwiefern der Utilitarismus ein Werkzeug zur Bewertung und Lösung der Krise sein kann, aber auch welche ethischen Herausforderungen sich stellen.
Schlüsselwörter
Utilitarismus, Finanzkrise, Moral, Verantwortung, Glück, Gerechtigkeit, Finanzmärkte, Kreditmärkte, Sub-Prime Hypotheken, Verbriefung, Rating, Staatliche Interventionen, Risikobereitschaft, Regulierung.
- Arbeit zitieren
- Maria Rocío Gall (Autor:in), 2010, Die Finanzkrise unter dem Blickwinkel des Utilitarismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151230