Thomas Luckmann, geboren 1927 in Jesenice (Slowenien), studierte in Österreich und den USA Soziologie, Philosophie, Psychologie und Sprachwissenschaften. Gemeinsam mit Berger verfasste er das 1970 auf deutsch erschienene Buch ‚Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit’, das innerhalb der Wissenssoziologie große Beachtung fand (Marhold 2004: 133). Hierin machen die Autoren bezüglich der Religion(en) vor allem auf deren „positive, konstruktive (und) gesellschaftliche Rolle“ (Hock 2006: 87) aufmerksam. Weiteres Thema der von beiden vertretenen Wissenssoziologie ist das Verhältnis zwischen der Gesellschaft und dem Individuum, welches als dialektisch bestimmt wird (Stolz 2001: 57).
Während Berger und Luckmann in ihrem gemeinsamen Buch durchaus eine einheitliche Position vertreten, trennen sich ihre gedanklichen Wege später in Bezug auf die Frage nach einer Definition von Religion, der Säkularisierung und auch im Hinblick auf die Folgen für Religion(en) im Zeitalter der Säkularisierung. Neben der mittlerweile umstrittenen, da nicht haltbaren These der Säkularisierung, die schon bei Weber als ‚Entzauberung der Welt’ begegnet (Kippenberg & von Stuckrad 2003: 77), sind Individualisierung, Pluralisierung und Privatisierung wichtige Topoi, die eng mit diesem Diskursfeld verbunden sind. Diese Motive sind auch für Luckmanns Konzept der ‚unsichtbaren Religion’ bedeutend. Damit prägte und veränderte er die Religionssoziologie, die bis dahin als Kirchensoziologie verstanden werden konnte, nachhaltig (Knoblauch 1991: 11).
Anhand des Luckmannschen Entwurfes für eine neue Sozialform der Religion, namentlich die Unsichtbare, soll im ersten, eher theoretisch orientierten Teil dieser Hausarbeit auf die Themenkomplexe von Säkularisierung, Individualisierung, Pluralisierung und Privatisierung eingegangen werden.
Als veranschaulichendes Beispiel wird im späteren Teil der Hausarbeit auf die Wicca-Bewegung eingegangen werden. Im ‚Wörterbuch der Religionen’ (2006) findet sich unter dem Stichwort Wicca kein separater Eintrag, was mich angesichts der mittlerweile weiten Verbreitung doch verwundert hat.
Im Bezug auf die Wicca-Religion wird Ziel dieser Hausarbeit sein, zu prüfen, ob die Wicca-Religion als Muster für Luckmanns Konzept der ‚unsichtbaren Religion’ dienen kann bzw. inwieweit Wicca von einer ehemals ‚unsichtbaren Religion’ in den letzten Jahrzehnten zu einer durchaus sichtbaren Religionsform geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Kontext der, unsichtbaren Religion'
- Die Säkularisierung
- Der Begriff der Säkularisierung
- Hintergründe der Säkularisierung
- Folgen der Säkularisierung
- Die, unsichtbare Religion'
- Luckmanns Religionsbegriff und -verständnis
- Luckmanns Verständnis der, unsichtbaren Religion'
- Die Wicca-Religion
- Entstehung und Wurzeln von Wicca
- Gerald Brosseau Gardner
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des Konzepts der „unsichtbaren Religion“ im Kontext der Säkularisierung. Die Arbeit analysiert die Kernaussagen von Thomas Luckmann und deren Bedeutung für die Religionssoziologie. Außerdem untersucht die Arbeit die Wicca-Religion als Beispiel für eine sichtbar gewordene Religion der Moderne und bewertet, ob sie als Muster für Luckmanns Konzept der „unsichtbaren Religion“ dienen kann.
- Säkularisierung und ihre Auswirkungen auf Religionen
- Luckmanns Konzept der „unsichtbaren Religion“
- Individualisierung, Pluralisierung und Privatisierung als Folgen der Säkularisierung
- Wicca als sichtbare Religionsform der Moderne
- Das Verhältnis von Moderne und Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt den Kontext der „unsichtbaren Religion“ vor. Sie erläutert die Bedeutung der Säkularisierung und die Kritik an der traditionellen Kirchensoziologie. Das zweite Kapitel behandelt die Säkularisierungsthese, ihre Hintergründe und Folgen. Es werden die Begriffe Individualisierung, Pluralisierung und Privatisierung in Bezug auf die Säkularisierung erklärt. Das dritte Kapitel widmet sich Luckmanns Konzept der „unsichtbaren Religion“ und erläutert seinen Religionsbegriff sowie seine Analyse der „unsichtbaren Religion“ als Formwandel. Das vierte Kapitel untersucht die Wicca-Religion als Beispiel für eine sichtbar gewordene Religion der Moderne und stellt ihre Entstehung und Wurzeln dar. Schließlich wird die Frage untersucht, ob Wicca als Muster für Luckmanns Konzept der „unsichtbaren Religion“ dienen kann.
Schlüsselwörter
Säkularisierung, unsichtbare Religion, Religionssoziologie, Thomas Luckmann, Wicca, Moderne, Individualisierung, Pluralisierung, Privatisierung, Hexenglaube, Hexenreligion.
- Quote paper
- Caroline Dorsch (Author), 2009, Säkularisierung und Luckmanns "unsichtbare Religion", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151325