Eine wissenschaftliche Untersuchung ohne entsprechende Primärquellen zu entwickeln, ist nicht gerade eine vorteilhafte Grundvoraussetzung, doch genau entsprechende Bedingung gilt für die hier vorliegende Arbeit: literarische Primärquellen sind zu diesem Thema kaum vorhanden. Es handelt sich dabei um einen Versuch, den Kult um König Artus im Ostseeraum und die dazugehörige Rezeption des 14. und 15. Jahrhunderts literaturwissenschaftlich zu erfassen. Aber wie ist eine Analyse ohne literarische Primärquellen zu bestreiten, und wie ist das Fehlen sämtlicher Literatur überhaupt zu erklären? Sofort insistiert die Frage nach der Existenz von Quellen anderer Art.
Betrachtet man die Topografie der Verbreitung von Artushöfen ab dem 14. Jahrhundert, findet man besonders im Ostseeraum eine starke Präsenz partikulärer Räume – die der Artushöfe.
Paradoxerweise ist die Artusliteratur dort ungegenwärtig. Dieser Kontext verweist auf ein ungewöhnliches Spannungsverhältnis zwischen Literaturpräsenz bzw. Nicht-Präsenz der Artus-Sagen und derer Rezeption im Norden, welches in der vorliegenden Arbeit untersucht werden soll. Wolf (2010) macht die interessante Aussage, dass König Artus und die Legenden um ihn herum „gelebt“ bzw. anderes rezipiert werden. Diese Aussage kann sofort mit heute noch existierenden Teppichen und Fresken mit Artusmotiven, die aus dem Niederdeutschen Raum stammen, belegt werden. Aber vor allem mit der Existenz der Artushöfe, die seit dem Mittelalter ausschließlich in Niederdeutschen Gebieten erbaut worden sind, und die teilweise noch existieren, kann eine andere Artuswahrnehmung belegt werden. Daher ist anzunehmen, dass sich die Artuswahrnehmung im Niederdeutschen Raum von der im Mittelhochdeutschen Raum unterschieden hat.
Um die zwei Thesen von unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen zu beleuchten, wird Literatur von Wolf (2010), Selzer (1996,2006), Cieslak/Biernat (1988) und Hewelt (1988,1992)
für die Untersuchung herangezogen. Ziel der Arbeit ist es nicht, einen literarischen, neuen, noch nicht erbrachten Verweis ausfindig zu machen, wie schon erwähnt ist dies nicht möglich, sondern einen eventuellen Verflechtungsweg der Arthurischen Rezeptionsgeschichte im Danziger Raum aufzuspüren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Über die Abwesenheit weltlicher Literatur in norddeutschen Gebieten im Mittelalter
- Die Annäherung aus der Gegenposition
- König Artus in der Stadt, das Hansebündnis und Reisefieber
- Ein öffentlicher Raum - Der Artushof zu Danzig
- König Artus als Ausdruck einer ästhetischen Praxis
- Schluss: Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption der Artus-Sagen im Danziger Raum des 14. und 15. Jahrhunderts. Besonders im Fokus steht die Frage, wie die Artus-Kultur trotz der Abwesenheit von literarischen Quellen im Norden „gelebt“ wurde. Die Arbeit analysiert das Spannungsverhältnis zwischen Literaturpräsenz und Nicht-Präsenz der Artus-Sagen im Ostseeraum und beleuchtet die Bedeutung des Artushofes als Ausdruck einer ästhetischen Praxis.
- Die Abwesenheit von literarischen Quellen im nördlichen Raum
- Die Rolle der Hanse als Kulturtransporter
- Die Bedeutung des Artushofes als öffentlicher Raum
- Die Artus-Kultur als Ausdruck einer ästhetischen Praxis
- Die Rezeption der Artus-Sagen im Danziger Raum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und erläutert das Spannungsverhältnis zwischen der Abwesenheit von literarischen Quellen und der Präsenz von Artus-Motiven im Ostseeraum. Kapitel 2.1 befasst sich mit der Abwesenheit weltlicher Literatur in norddeutschen Gebieten im Mittelalter, während Kapitel 2.2 die Annäherung an die Artus-Rezeption aus der Gegenposition betrachtet. Kapitel 2.3 untersucht die Rolle der Hanse als Kulturtransporter und die Verbreitung der Artus-Sagen in der Stadt. Kapitel 2.4 widmet sich dem Artushof zu Danzig als öffentlichem Raum, und Kapitel 2.5 analysiert König Artus als Ausdruck einer ästhetischen Praxis.
Schlüsselwörter
Artus-Rezeption, Danziger Raum, Hanse, Artushof, ästhetische Praxis, mittelalterliche Literatur, Ostseeraum, Kulturgeschichte, Rezeptionsgeschichte
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2010, Arthuriana im Norden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151326