Intersektionalität meint die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Diskriminierung. Winker und Degele machen es sich zur Aufgabe, eine umfassende und theoretisch begründete Methodologie zu entwickeln. Aus ihr sollen sich konkrete methodische Schritte ableiten lassen, mit denen Forschende intersektionale Dynamiken in ihrer vollen Komplexität forschungspraktisch erfassen können. Der Mehrebenenansatz kann dieser Aufgabe in mehrerlei Hinsicht gerecht werden. Trotz einer zentralen Schwäche stellt er Forschenden fast handbuchartig einen ‚Werkzeugkasten‘ zur Verfügung, mit dem sich Intersektionalität erforschen lässt. Dies wird in vorliegender Rezension ausführlich erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- Der praxeologische Mehrebenenansatz in Kürze
- Eine (zu) starke theoretische Rahmung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Hauptziel der Arbeit von Winker und Degele ist die Entwicklung einer umfassenden und theoretisch begründeten Methodologie zur Erforschung intersektioneller Dynamiken in ihrer vollen Komplexität. Der Mehrebenenansatz wird als Werkzeugkasten präsentiert, um Intersektionalität empirisch zu erfassen.
- Entwicklung einer Mehrebenenanalyse zur Erforschung von Intersektionalität
- Integration eines marxistisch-feministischen theoretischen Rahmens
- Beschreibung eines achtstufigen, iterativ-zyklischen methodischen Vorgehens
- Analyse der Wechselwirkung zwischen Struktur-, Repräsentations- und Identitätsebene
- Anwendung des Ansatzes auf qualitative Interviews zum Thema Erwerbslosigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Der praxeologische Mehrebenenansatz in Kürze
Dieses Kapitel präsentiert den Mehrebenenansatz von Winker und Degele. Dieser Ansatz basiert auf einem marxistisch-feministischen Verständnis von Gesellschaft und integriert drei Untersuchungsebenen: die Strukturebene (Herrschaftsverhältnisse wie Heteronormatismen, Rassismen, Klassismen und Bodyismen), die Repräsentationsebene (Werte, Normen und Ideologien) und die Identitätsebene (Selbstkonstruktion). Es wird ein achtstufiges, iterativ-zyklisches methodisches Vorgehen beschrieben, das sowohl induktive als auch deduktive Elemente beinhaltet.
Eine (zu) starke theoretische Rahmung
Dieser Abschnitt diskutiert die starke theoretische Rahmung des Mehrebenenansatzes durch marxistisch-feministische Theorien. Die Autorinnen setzen vier Herrschaftsverhältnisse voraus und leiten daraus Werte, Normen und Ideologien ab. Die Diskussion konzentriert sich auf die Frage, inwieweit theoretische Vorannahmen die Methodologie beeinflussen sollten und ob der ebenengebundene Wechsel zwischen deduktiver und induktiver Kategorienbildung angemessen ist, insbesondere im Kontext qualitativer Forschung.
Schlüsselwörter
Intersektionalität, Mehrebenenansatz, marxistisch-feministische Theorie, qualitative Forschung, methodologische Debatte, soziale Ungleichheiten, Struktur-, Repräsentations- und Identitätsebene, Heteronormatismen, Rassismen, Klassismen, Bodyismen, Praxis, Komplexitätsreduktion, Komplexitätserhöhung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2023, Eine ‚einfache‘ Anleitung für eine schwierige Aufgabe. Der Mehrebenenansatz zur Erforschung von Intersektionalität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1513268