Der Bau repräsentativer Moscheen, die Errichtung eines Minaretts oder die Einführung des Gebetsrufes in einigen Städten ist heute kein Einzelfall mehr. Längst haben die in Deutschland lebenden Muslime, bei denen es sich größtenteils um Einwanderer oder deren Nachkommen handelt, es in die Hand genommen, ihre Religion selbstbewusst und sichtbar nach außen zu vertreten. Sie sind keine Fremden
mehr, keine Gäste, die sich in den Nischen zurück ziehen, die ihnen von der Gesellschaft zugestanden werden, sondern sind selbst Teil dieser Gesellschaft, Bürger, Mitbürger, die sich ihren Platz suchen. Dieser Prozess geht häufig mit Konflikten und Auseinandersetzungen einher, sei es in der Debatte um das Kopftuch, das für einige als Symbol der Unterdrückung muslimischer Frauen steht, für andere
als Zeichen des selbstbewussten Nach-Außen-Tragens der eigenen religiösen Selbstverortung gewertet wird, und als klares Bekenntnis zur eigenen Religion. Oder in den Diskussionen um Moscheeneubauten, die von einigen als Landnahme strikt abgelehnt, von anderen als Symbol des Angekommenseins in der neuen Heimat begrüßt werden.
Das Thema Moscheekonflikte ist in den vergangenen Jahren häufig
Untersuchungsgegenstand gewesen. Mittlerweile sind zahlreiche Publikationen erschienen, viele davon entstanden aus Diplomarbeiten oder Dissertationen. Mehrheitlich stammen sie aus der Tastatur von Sozialwissenschaftlern oder Stadtund Raumplanern, eine Veröffentlichung von islamwissenschaftlicher Seite ist mir bislang nicht bekannt.[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Forschungsstand
- 1.2 Fragestellung
- 1.3 Methode und Vorgehensweise
- 1.4 Aufbau der Arbeit
- 1.5 Begriffsklärung
- 2. Islam in Deutschland
- 2.1 Muslime in Deutschland - Daten und Zahlen
- 2.2 Zur Geschichte des Islams in Deutschland
- 2.3 Muslimische Organisationen in Deutschland
- 3. Zwischen Ablehnung und Anerkennung - Der Islam in der Diskussion
- 3.1 „Feinbild Islam“?
- 3.1.1 Der 11. September – Wendepunkt in der Rezeption des Islams?
- 3.1.2 Islamfeindliche Einstellungen in der Bevölkerung
- 3.1.3 Islambilder in den Medien
- 3.1.4 Islam in gesellschaftlichen Diskursen
- 3.2 Anerkennung und Institutionalisierung des Islams in Deutschland
- 4. Die Rolle und Entwicklung von Moscheen in Deutschland
- 4.1 Moscheen im Orient
- 4.2 Moscheen als multifunktionale Zentren in der Diaspora
- 4.2.1 Provisorische Gebetsräume in Hinterhöfen
- 4.2.2 Funktionswandel der Moschee in der Diaspora
- 4.2.3 Repräsentative Moscheen in Deutschland
- 5. Lokale Konflikte um die Errichtung und Nutzung von Moscheen
- 5.1 Was sind Konflikte? - Eine theoretische Annäherung
- 5.2 Moscheebaukonflikte – Beispiele aus Europa und in Deutschland
- 5.3 Rechtliche Aspekte von Moscheekonflikten
- 6. Beispiele von Moscheekonflikten im Vergleich
- 6.1 Fallbeispiel 1: Duisburg - Einführung des Gebetsrufes
- Exkurs DİTİB
- 6.2 Fallbeispiel 2: Halle - Konflikt um die Höhe eines Minaretts
- 6.3 Fallbeispiel 3: Schlüchtern – Widerstand gegen den Bau einer Moschee
- Exkurs: Ahmadiyya-Muslim-Jamaat
- 6.4 Vergleichende Analyse der Fallbeispiele
- 6.4.1 Desintegrationsprozesse als Hintergrund von Moscheekonflikten?
- 6.4.2 Etablierte und Außenseiter im öffentlichen Raum
- 7. Präsenz des Islams in Deutschland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Präsenz des Islams in Deutschland, insbesondere im Kontext von lokalen Moscheebauten. Ziel ist es, die verschiedenen Perspektiven auf diese Konflikte zu beleuchten und die Rolle von Moscheen als Orte der Begegnung und des Austauschs, aber auch als potenzielle Konfliktpunkte zu untersuchen.
- Die Bedeutung des Islams in Deutschland und die Herausforderungen seiner Integration
- Die Entwicklung von Moscheen in Deutschland und ihre Rolle im öffentlichen Raum
- Die Ursachen und Dynamiken von Moscheebaukonflikten
- Die Bedeutung von Kultur und Religion im Kontext von Integration und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen
- Die Rolle von Medien und Politik bei der Konstruktion von Islambildern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit dar. Kapitel 2 beleuchtet die Entwicklung des Islams in Deutschland, während Kapitel 3 die unterschiedlichen Perspektiven auf den Islam in der deutschen Gesellschaft untersucht. Kapitel 4 betrachtet die Rolle von Moscheen als multifunktionale Zentren in der Diaspora, und Kapitel 5 analysiert Konflikte um die Errichtung und Nutzung von Moscheen. Kapitel 6 vergleicht verschiedene Fallbeispiele von Moscheebaukonflikten, um die zugrunde liegenden Ursachen und Dynamiken zu verstehen. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und die Bedeutung der lokalen Moscheebauten für die gesellschaftliche Auseinandersetzung um den Islam in Deutschland diskutiert.
Schlüsselwörter
Moschee, Islam, Konflikte, Integration, Deutschland, Moscheebau, Minarett, Gebetsruf, Religion, Kultur, Gesellschaft, Medien, Politik, Diskurs, Islambilder, Desintegration, Etablierte, Außenseiter, öffentlicher Raum.
- Arbeit zitieren
- Julia Wiedemann (Autor:in), 2009, Lokale Moscheebauten als Feld der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen über die Präsenz des Islams in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151383