Rechtsextreme Radikalisierungen finden vor allem in der Phase der Adoleszenz statt. Gleichzeitig kommt der Phase der Adoleszenz eine zentrale Bedeutung im Rahmen der Konstruktion von Männlichkeit zu. Hieraus hat sich die zentrale Frage dieser Arbeit entwickelt, inwiefern ein Zusammenhang zwischen rechtsextremer Radikalisierung und der Konstruktion von Männlichkeiten besteht. Im Kontext dessen ergibt sich zunächst die übergeordnete Frage nach dem Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und der Konstruktion von Männlichkeiten. Anschließend werden diese Erkenntnisse mit Hinblick auf rechtsextreme Radikalisierungsprozesse erweitert.
Dabei wird sich auf die Theorie der hegemonialen Männlichkeit nach Raewyn Connell, die Theorien der Männlichen Herrschaft und des männlichen Habitus nach Pierre Bourdieu, sowie auf Arbeiten von Michael Meuser und Sylka Scholz gestützt. Aktuelle Männlichkeitskonstruktionen in der extremen Rechten werden beleuchtet. Dabei wird das Spannungsfeld zwischen soldatischer Männlichkeit und Modernisierung erläutert. Anschließend werden die einzelne Komponenten dieser Männlichkeitskonstruktionen tiefergehend untersucht. Zu diesen Komponenten gehören Heteronormativität, Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, Kameradschaftlichkeit als rechtsextreme Homosozialität, das Konstrukt der Familie, sowie Geschlechtervorstellungen als solche gesamt. In der Arbeit wird verdeutlicht, inwiefern rechtsextreme Männlichkeit durch diese Komponenten konstruiert wird. Anschließend werden rechtsextreme Radikalisierungsprozesse unter einer geschlechtsdifferenten Betrachtung dargelegt. Dabei werden spezifische Motive in der rechtsextremen Radikalisierung von Männlichkeiten herausgearbeitet: empfundener Kontrollverlust, Integrationsdefizite, Sehnsucht nach Sinnhaftigkeit der eigenen Lebensgestaltung, negative Sinnlichkeitsbilanzen, defizitäre Selbst- und Sozialkompetenzen, Attraktivität von Gewalt und Verunsicherung in Anbetracht der Pluralisierungen postmoderner Gesellschaften. Dieses Kapitel schließt mit einer Betrachtung der Bedeutung rechtsextremer Männlichkeitskonstruktionen im Kontext rechtsextremer Radikalisierungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Männlichkeitskonstruktionen
- Theorie der hegemonialen Männlichkeit
- Männliche Herrschaft und männlicher Habitus
- Männlichkeit als generatives Prinzip
- Kritik bezüglich des Konzepts der männlichen Identität
- Definition Rechtsextremismus
- Zur aktuellen Situation des Rechtsextremismus in Deutschland
- Rechtsextreme Radikalisierung
- Männlichkeitskonstruktionen im Rechtsextremismus
- Geschlechtervorstellungen im Rechtsextremismus
- Aktuelle Konstruktionen von Männlichkeiten im Rechtsextremismus im Spannungsfeld soldatischer Männlichkeit und Modernisierung
- Das Konstrukt der Familie
- Heteronormativität
- Die "Krise der Männlichkeit": Antifeminismus und Viktimisierung
- Rassismus
- Antisemitismus
- Kameradschaftlichkeit, die rechtsextreme Homosozialität
- Gewalt
- Geschlechtsdifferente Radikalisierung
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen rechtsextremer Radikalisierung und der Konstruktion männlicher Identität. Sie beleuchtet, wie Männlichkeitskonstruktionen im Rechtsextremismus funktionieren und welche Rolle sie bei Radikalisierungsprozessen spielen. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse von Männlichkeit als soziales Konstrukt und nicht auf einer rein quantitativen Erklärung des männlichen Überhangs im Rechtsextremismus.
- Konstruktionen von Männlichkeit im Rechtsextremismus
- Bedeutung von Männlichkeit für rechtsextreme Radikalisierung
- Theorien der kritischen Männlichkeitsforschung im Kontext Rechtsextremismus
- Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und der Rechtsruck in Deutschland
- Geschlechtsspezifische Perspektiven auf Rechtsextremismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Forschungsfrage ein und begründet die Relevanz der Thematik vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und des Forschungsstandes. Kapitel 2 beleuchtet verschiedene Theorien der kritischen Männlichkeitsforschung, die für die Analyse relevant sind, wie die Theorie der hegemonialen Männlichkeit und Bourdieus Theorie der männlichen Herrschaft. Kapitel 3 definiert Rechtsextremismus und skizziert die aktuelle Situation in Deutschland. Kapitel 4 analysiert verschiedene Aspekte von Männlichkeitskonstruktionen im Rechtsextremismus, einschließlich Geschlechtervorstellungen, das Konstrukt der Familie, Heteronormativität und die Rolle von Gewalt. Kapitel 5 behandelt geschlechtsdifferente Radikalisierung.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Radikalisierung, Männlichkeitskonstruktionen, Hegemoniale Männlichkeit, Männliche Herrschaft, Kritische Männlichkeitsforschung, Geschlechtervorstellungen, Familie, Heteronormativität, Gewalt, Antifeminismus, Rassismus, Antisemitismus, Homosozialität, Adoleszenz.
- Quote paper
- Lena Mertens (Author), 2024, Zum Zusammenhang rechtsextremer Radikalisierung und Konstruktion männlicher Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1513973