Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Bemerkungen zur Zielgruppe
2. Beschreibung des Angebotes
2.1. Wahl eines Themas
2.2. Vorbemerkungen, Hintergründe
3. Ablaufplanung
4. Spielbeschreibungen
5. Zielvorstellungen, Anregungspunkte
6. Methodisch-didaktische Überlegungen und Bemerkungen
7. Literaturverzeichnis
1. Bemerkungen zur Zielgruppe
Kinder haben einen instinktiven Bewegungsdrang, der durch veränderte Lebenssituationen vermehrt eingeschränkt wird. So gibt es weniger Bewegungsräume und –spiele durch verändertes Freizeitverhalten, elektronische Medien, oftmals kleine, hellhörige Wohnungen, Verplanung der Kinder, aber auch teilweise durch geringe Wertschätzung des freien Spiels im Freien[1]. Vor 20 Jahren gingen Kinder zum Kindergarten und zur Schule, heute werden sie gebracht. So schränken Technisierung und evtl. Zeitmangel Bewegungsräume ebenfalls ein.[2]
Dabei haben gerade Jungen im Alter von 6 Jahren eine ausgeprägte Bewegungslust. Motorische Fertigkeiten stehen im Vordergrund[3]. Sie „erleben durch ihre körperlichen Aktivitäten, dass sie selbst im Stande sind, etwas zu leisten, … dass sie mit ihren Handlungen etwas bewirken können“[4]. Sind Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, können keine altersgemäßen motorische Leistungen erzielt. Dabei sind Jungen von motorischen Entwicklungsstörungen stärker betroffen als Mädchen (im Verhältnis 2 : 1)[5]. Jungen im Alter von sechs Jahren rangeln, schieben, raufen und kämpfen. Sie wollen damit aber vielleicht gar keine Konflikte lösen. Es geht ihnen darum, sich zu spüren, anzustrengen, gar zu messen und Spaß zu haben. Erwachsene verbieten meistens schon im Ansatz dieses Kräftemessen und haben Angst vor einer Eskalation hin zur brutalen Gewalt. Gerade Jungen, wenn auch nicht alle, lieben es, sich auf dem Boden zu wälzen und zu zeigen was man „drauf hat“. Dadurch, dass die Möglichkeiten zu kämpfen zunehmend beschränkt werden, verlieren Kinder den Zugang, beim Raufen Grenzen einzuhalten und sich entsprechend zu erfahren und auch darin ihr Selbstbild zu entwickeln[6].
2. Beschreibung des Angebotes
2.1. Wahl eines Themas
Das Thema „Ringen, Raufen, Kämpfen als Schatzräuber“ habe ich gewählt, weil es auf Bedürfnisse der beschriebenen Altersgruppe eingeht. Jungen können das, was so oft verboten oder ihnen vorenthalten ist, auf den Schatzinseln austesten und erleben[7].
2.2. Vorbemerkungen, Hintergründe
Allgemein bekannt ist, dass die Förderung der motorischen Fähigkeiten zu den grundlegenden Bestandteilen der frühkindlichen Erziehung gehört. Das Ziel ist, eine gesunde harmonische Persönlichkeitsentwicklung zu erreichen[8]. Jungen reagieren auf verschiedene Spiel- und Bewegungssituationen mit Lust und Freude[9]. Sie müssen ihre Bewegungsbedürfnisse ausleben können um ihre Kreativität oder Spontanität anzuregen und zu fördern[10]. Kinder sollen sich mit sich selbst (Selbstkompetenz), mit ihren Mitmenschen (Sozialkompetenz), mit den räumlichen und materiellen Gegebenheiten (Sach- und Handlungskompetenz) beschäftigen[11]. Jedes Kind ist auf seine Art anders und deswegen muss beim Spielen auf jedes einzelne Kind und angemessene Problemlösungen eingegangen werden. „Es geht um offene Aufgabenstellungen, die individuelle Lösungen ermöglichen. Jedes Kind kann seine eigene Idee finden, ausprobieren, verändern, dabeibleiben oder sie erweitern“[12]. Die Kinder sollen lernen ihre Handlungen selber einschätzen zu können und ein gutes Sozialverhalten erlernen. „Kinder lernen, Wenn-Dann-Beziehungen herauszustellen und die Folgen ihrer Handlung abzuschätzen“[13]. Sehr wichtig ist, dass Kinder aus Fehlern lernen und gefundene Lösungsbeispiele bergen die Gefahr, dass sie nicht sofort gelingen[14].
Erfahrungsgemäß ist es bei einigen Jungen schwierig, sich in eine Gruppe zu integrieren. Dann stellt sich die Frage: „Durch welche Spiele wären sie zu integrieren?“[15]. Dass Jungen sich durchaus raufen sollen, könnte zu einer besseren Integration führen.
[...]
[1] Vgl.: www.aba-fachverband.org/fileadmin/user_upload/user_upload_2009/beirat/ Richard-Elsner/ Bewegungsmangel.pdf
[2] Vgl.: www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Kindliche_Entwicklung/s_ 2895.html
[3] Vgl.: www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Kindliche_Entwicklung/s _280.html
[4] Zimmer, Handbuch, S. 61
[5] Vgl.: www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Kindliche_Entwicklung/s _280.html
[6] Handbuch, S.2
[7] Vgl.: www.ipb-psychomotorik.de/termininfo.php?id=17
[8] Vgl.: Klaus Fischer: Einführung in die Psychomotorik, Ernst Reinhardt Verlag , München, 2. Auflage 2004, S. 171
[9] Vgl.. ebd.: S. 171
[10] Vgl. ebd.: S. 171
[11] Vgl. ebd.: S. 171
[12] Renate Zimmer: Toben macht schlau, 2. Auflage, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau, S. 78
[13] Ebd.: S. 78
[14] Ebd.: S. 78
[15] Renate Zimmer: Handbuch der Psychomotorik Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern, 8. Gesamtsauflage, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006, S. 157 (Im Folgenden: „Handbuch“)