Das Phänomen des "Diversification Discounts“ hat sowohl in der Kapitalmarktpraxis
als auch in der wissenschaftlichen Literatur große Aufmerksamkeit erfahren. Der Begriff bezeichnet eine Situation, in der ein diversifiziertes Unternehmen (Konglomerat) durchschnittlich mit einem Wertabschlag gehandelt wird. Damit ist gemeint, dass der Gesamterlößs aus der Aufspaltung und dem einzelnen Verkauf der Abteilungen des diversifizierten Unternehmens den Wert des nicht aufgespaltenen Unternehmens übersteigt.
Das Modell von Stein (1997) zeigt, dass der Vorteil interner Kapitalmärkte in der wertsteigernden Reallokation von knappen Ressourcen zwischen Abteilungen liegt, dem so genannten Winner-Picking. Vor dem Hintergrund der empirischen Relevanz des Diversification Discounts wirft dieses Resultat die Frage auf, warum diversifizierte Unternehmen nicht mit einer Pämie, sondern mit einem Abschlag relativ zu einem Portfolio fokussierter Unternehmen gehandelt werden.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit drei verschiedenen Modellierungsansätzen auseinander.
Ziel ist es zu analysieren, unter welchen Bedingungen interne Kapitalmärkte zu Ineffizienzen führen und damit einen Diversification Discount erklären können. Die Arbeit von Gautier und Heider (2009) untersucht die Vor- und Nachteile des Winner-Pickings.
Es wird gezeigt, dass, selbst wenn Kapital effizient verteilt wird, Diversifikation wertvernichtend sein kann. Gautier und Heider argumentieren, dass die Wertsteigerung durch effiziente Reallokation nur eine Seite der Winner-Picking-Medaille darstellt. Sie zeigen, dass Winner-Picking mit höheren Agency-Kosten verbunden ist und dass das diversifizierte Unternehmen mit einem Abschlag gehandelt werden kann.
Im Gegensatz dazu thematisiert die Arbeit von Choe und Yin (2009) Informationsasymmetrien zwischen der Konzernleitung und den Divisionsmanagern als mögliche Quelle von Ineffizienzen in einem Konglomerat. Die Autoren zeigen, dass im Vergleich zu einem fokussierten Unternehmen in einem Konglomerat höhere Informationsrenten an die Manager gezahlt werden müssen. Dominieren die Nachteile höherer Informationsrenten die Effizienzvorteile eines internen Kapitalmarktes, so wird das Konglomerat zu einem Discount gehandelt.
Während die ersten beiden Modelle von einer effizienten Kapitalallokation ausgehen, basiert das Modell von Wulf (2009) auf einem Trade-Off zwischen Kapitalallokation und Manageranreizen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literaturüberblick
- Winner-Picking
- Das Modell von Gautier und Heider (2009)
- Stand-Alone-Fall
- First-Best- und Second-Best-Lösung
- Referenz-Fall
- IKM-Fall
- IKM-Fall ohne Winner-Picking
- IKM-Fall mit Winner-Picking
- Vergleich beider Organisationsformen
- Diskussion
- Informationsrenten
- Das Modell von Choe und Yin (2009)
- Kapitalallokation und Informationsrenten
- Stand-Alone-Fall
- IKM-Fall
- Vergleich beider Organisationsformen
- Diskussion
- Beeinflussungsaktivitäten
- Das Modell von Wulf (2009)
- Optimale Kapitalallokation in einem internen Kapitalmarkt
- Sensitivität der Kapitalallokation gegenüber Änderungen des Signals
- Regime ohne Beeinflussungsaktivitäten
- Regime mit Beeinflussungsaktivitäten
- Diskussion
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit den Erklärungsansätzen für die Ineffizienz interner Kapitalmärkte und dem daraus resultierenden „Diversification Discount“. Das Ziel der Arbeit ist es, zu analysieren, unter welchen Bedingungen interne Kapitalmärkte zu Ineffizienzen führen und damit den Wertabschlag bei diversifizierten Unternehmen erklären können. Dabei werden drei verschiedene Modellierungsansätze untersucht, die jeweils unterschiedliche Ursachen für die Ineffizienzen aufzeigen.
- Winner-Picking und Agency-Kosten
- Informationsasymmetrien und Informationsrenten
- Beeinflussungsaktivitäten und Trade-Off zwischen Kapitalallokation und Manageranreizen
- Diversification Discount
- Interne Kapitalmärkte
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Ineffizienz interner Kapitalmärkte ein und erläutert den Begriff des Diversification Discount. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die relevante Literatur zu internen Kapitalmärkten und den damit verbundenen Effizienztheorien. In Kapitel 3 wird das Modell von Gautier und Heider (2009) vorgestellt, welches die Vor- und Nachteile des Winner-Pickings untersucht. Kapitel 4 analysiert die Arbeit von Choe und Yin (2009), die Informationsasymmetrien als Ursache für Ineffizienzen in Konglomeraten untersuchen. Kapitel 5 stellt das Modell von Wulf (2009) vor, welches sich mit dem Trade-Off zwischen Kapitalallokation und Manageranreizen befasst. Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen interner Kapitalmärkte, Winner-Picking, Informationsrenten, Beeinflussungsaktivitäten, Diversification Discount, Agency-Kosten, Informationsasymmetrien und Kapitalallokation.
- Arbeit zitieren
- Annet Weber (Autor:in), 2010, Erklärungsansätze für die Ineffizienz interner Kapitalmärkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151461