Der Krieg ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig: Meldungen über Terror und Bürgerkriege, über Tod und Zerstörung beherrschen die Medien; Konkurrenz und Machtkämpfe konstituieren unser alltägliches, soziales Umfeld; und auch in der Politik kämpfen Parteien um das Wohlwollen der Öffentlichkeit. Marco Althaus schreibt: „Politik ist Krieg mit anderen Mitteln. Politik ist ein Krieg um Positionen. […] Die Waffen der Politik sind Symbole für Furcht und Hoffnung“. Seinen martialischen Formulierungen zufolge ist Politikmanagement eine Art Kriegshandwerk und eine Wahlkampagne ein kommunikativer Feldzug. Die Verwendung solcher Metaphorik verdeutlicht, wie sehr das menschliche Denken und Handeln von Konflikt und Aggression geprägt ist. Doch inwiefern kann Krieg nur als Aberration vom ‚Normalzustand’ gesehen werden? Ist er nicht vielmehr das zentrale Element unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens? Wie kann man das Politische als konfliktgeladene Repräsentation eines Kriegszustandes, eines permanenten Ausnahmezustands denken?
Innerhalb der Politikwissenschaft rückt ein Konflikt- und Dissensverständnis des Politischen immer mehr in den Vordergrund, während liberale, kommunitaristische oder deliberative Denkmodelle an Bedeutung verlieren. Dieses Essay wird das Konfliktverständnis von Politik im Rahmen einer Diskussion der Theorien von drei französischen Philosophen betrachten; dabei soll die Methode selbst eine der Konfrontation sein: Michel Foucault, Jean Baudrillard sowie Gilles Deleuze und ihre jeweiligen Überlegungen bezüglich der Frage, wie man das Politische als Kampf, gar als Krieg, denken kann, werden darin Platz finden und, ähnlich eines Streitgespräches, ihre Parallelen, Diskontinuitäten, Standpunkte und Strategien aufzeigen. Die Wahl der drei erfolgte aufgrund ihres Spannungsverhältnisses zueinander: In vielfältigen Veröffentlichungen haben sich Foucault, Baudrillard als auch Deleuze gegenseitig kritisiert, theoretische Fragmente des jeweils anderen übernommen, Ideen weiterentwickelt oder verworfen. Das Verhältnis zwischen ihnen war, als eine Folge der Aushandlung und Verwandlung ihrer Differenzen, durchaus von Produktivität geprägt, wie im Folgenden gezeigt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Macht als Strategie im Kampf um Wissen und Macht
- Hyperrealität des Krieges und Implosion der Macht
- Das Wesen der Kriegsmaschine
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Frage, wie man das Politische als Kampf, gar als Krieg, denken kann. Dabei werden die Theorien von Michel Foucault, Jean Baudrillard und Gilles Deleuze herangezogen, um das Konfliktverständnis von Politik im Rahmen einer Diskussion ihrer jeweiligen Überlegungen zu beleuchten. Der Essay möchte aufzeigen, wie die Macht als Strategie im Kampf um Wissen und Wahrheit funktioniert und wie die Hyperrealität des Krieges die Implosion der Macht bewirkt.
- Macht als Strategie im Kampf um Wissen und Wahrheit
- Hyperrealität des Krieges und Implosion der Macht
- Das Wesen der Kriegsmaschine
- Die Rolle von Diskursen in der Produktion von Macht
- Der permanente Kriegszustand als Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass das Politische als ein permanenter Kriegszustand verstanden werden kann. Sie verweist auf die allgegenwärtige Präsenz von Krieg in unserer Gesellschaft und diskutiert die Verwendung von Kriegsmetaphern in der Politik.
Macht als Strategie im Kampf um Wissen und Macht
Dieses Kapitel beleuchtet die Theorie von Michel Foucault zur Macht als Strategie. Foucault argumentiert, dass Macht nicht als Eigentum, sondern als ein komplexes und wechselhaftes Spiel verstanden werden sollte, in dem Diskurse sowohl Machtinstrument als auch -effekt sein können. Er stellt das strategische Modell dem juridischen Modell entgegen und zeigt, dass der Krieg in allen Machtmechanismen, auch wenn sie institutionalisiert oder geregelt sind, weiter wütet.
Hyperrealität des Krieges und Implosion der Macht
Dieses Kapitel wird voraussichtlich auf die Theorien von Jean Baudrillard eingehen und untersuchen, wie die Hyperrealität des Krieges die Machtverhältnisse beeinflusst. Es wird wahrscheinlich argumentieren, dass die Überflutung mit Bildern und Simulationen von Gewalt und Krieg zu einer Destabilisierung der traditionellen Machtstrukturen führt.
Das Wesen der Kriegsmaschine
Dieses Kapitel wird voraussichtlich die Theorien von Gilles Deleuze zum Wesen der Kriegsmaschine diskutieren. Es wird wahrscheinlich die Verbindung zwischen Krieg, Technologie und Macht analysieren und untersuchen, wie die Kriegsmaschine die Gesellschaft prägt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieses Essays sind: Macht, Krieg, Konflikt, Strategie, Diskurs, Wissen, Hyperrealität, Implosion, Kriegsmaschine, Post-Politik, permanente Ausnahmezustand, Foucault, Baudrillard, Deleuze.
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- Julia Leser (Author), 2010, Permanenter Ausnahmezustand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151534