In dieser Arbeit wird gezeigt, dass sich der Sozialistische Deutsche Studentenbund, nach dem Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD und im Laufe der 60’er Jahre zunehmend radikalisierte. Ferner wird dargestellt, wie sich, mit dem Beitritt Rudi Dutschkes, der antiautoritäre Flügel des Verbandes entwickelte und von ihm ein maßgeblicher Teil des Radikalisierungsprozesses innerhalb des SDS ausging. Zwar war Rudi Dutschke innerhalb des Verbandes stark umstritten, schaffte es aber durch die aufständischen Entwicklungen in der BRD, Studenten für den Verband zu mobilisieren und mit ihrer Unterstützung enormen Einfluss innerhalb des Verbandes und auf die Studentenbewegung auszuüben.
Die Notwendigkeit von Gegengwalt verklausulierte Dutschke bis zum Organisationsreferat 1967 stets unter der Notwendigkeit von Aufklärung, welche zu einem revolutionären Umsturz führen sollte. Im Organisationsreferat und auf der Vietnamkonferenz verwendete er allerdings Begriffe, die auf die Forderung nach einem Partisanenkampf schließen ließen. Es ist auch nicht zu leugnen, dass der Begriff Stadtguerilla durch Rudi Dutschke erstmals in der BRD verwendet wurde und er ihn nachhaltig konzipiert hat. Diese Vorstellungen und Forderungen wurden allerdings nie konkretisiert. So wird nicht deutlich, ob er eine Mentalitätsveränderung (Guerillamentalität) der Studenten forderte oder aber einen tatsächlichen Guerillakrieg in den Metropolen anstrebte, was zu folgeschweren Missinterpretationen führte.
Dutschke war kein Pazifist und sah sich selbst als Revolutionär. Ein Revolutionär kann in Dutschkes Augen kein Pazifist sein, da er der Gewalt des repressiven Herrschaftssystems mit Gegengewalt begegnen muss.
Aus seinen Tagebuchaufzeichnen, seiner Ablehnung von der Tötung von Menschen und seiner späteren Distanzierung vom RAF-Terrorismus , ist aber zu entnehmen, dass er Gewalt immer nur im gesamtrevolutionären Kontext als legitimiert verstand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungs- und Quellenlage
- Radikalisierungsphase des SDS
- Abspaltung der SPD
- Unterwanderung des SDS
- Eier und Plakate
- Das Gewaltkonzept des Rudi Dutschke: Interpretationsansätze
- Die Konferenz von Hannover
- Das Organisationsreferat
- Gefahren des Organisationsreferates
- Die Vietnamkonferenz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Rudi Dutschkes und des Berliner SDS' Rolle bei der Entstehung linksterroristischer Gewalt in den 1970er Jahren. Es wird untersucht, ob neue Protestformen und Dutschkes rhetorischer Stil eine Enttabuisierung von Gewalt bewirkten und ob führende Mitglieder der Außerparlamentarischen Opposition (APO) direkt zu terroristischen Handlungen aufriefen oder die Gründung einer Partisanengruppe beabsichtigten.
- Radikalisierungsprozess des SDS
- Rudi Dutschkes Gewaltkonzept und dessen Interpretation
- Zusammenhang zwischen Studentenprotesten und RAF-Terrorismus
- Einfluss von Rhetorik und Protestformen auf die Gewaltbereitschaft
- Verantwortung führender APO-Mitglieder für linksterroristische Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Verantwortung von Rudi Dutschke und dem Berliner SDS für die linksterroristische Gewalt der 1970er Jahre. Sie beleuchtet den historischen Kontext, insbesondere Dutschkes Rede von 1967 und Ulrike Meinhofs Konzept Stadtguerilla, und beschreibt die kontroverse Wahrnehmung Dutschkes als Pazifist oder Vordenker des Terrors. Der Fokus liegt auf der Analyse des Radikalisierungsprozesses im SDS und der Interpretation von Dutschkes Gewaltverständnis.
Forschungs- und Quellenlage: Dieses Kapitel beschreibt die umfangreiche Forschungsliteratur zum Thema Studentenproteste der 1960er und deren Zusammenhang mit der RAF. Es werden wichtige Werke von Wolfgang Kraushaar, Gerd Langguth und Tilman Fichter erwähnt und deren Stärken und Schwächen hinsichtlich ihrer jeweiligen Ausrichtung und Quellenlage kritisch bewertet. Besondere Bedeutung erhalten die Tagebücher und der Nachlass Rudi Dutschkes als neuere Primärquellen.
Radikalisierung des SDS: Der Fokus liegt auf der Analyse des Radikalisierungsprozesses innerhalb des SDS vor dem 2. Juni 1967. Die Abspaltung von der SPD im Jahr 1961 wird als wichtiger Wendepunkt dargestellt, der die Annäherung des SDS an die „Neue Linke“ und die Distanzierung von der SPD zeigt. Die Kapitel beschreibt die zunehmende Radikalisierung der politischen Ausrichtung des SDS, ohne detailliert auf die Ereignisse nach dem Tod Benno Ohnesorgs einzugehen.
Das Gewaltkonzept des Rudi Dutschke: Interpretationsansätze: Dieses Kapitel analysiert Rudi Dutschkes Gewaltverständnis, insbesondere im Kontext seines Organisationsreferates und anderer Äußerungen. Es untersucht die Intentionen hinter seinen Aussagen und versucht, daraus ein mögliches Gewaltkonzept zu entwickeln. Die Kapitel berücksichtigt dabei die Konferenz von Hannover und die Vietnamkonferenz.
Schlüsselwörter
Rudi Dutschke, SDS, Studentenbewegung, Außerparlamentarische Opposition (APO), Rote Armee Fraktion (RAF), Gewalt, Radikalisierung, Protest, Propaganda der Tat, Gewaltkonzept, linksterroristische Gewalt, 1968er Bewegung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Rolle Rudi Dutschkes und des Berliner SDS bei der Entstehung linksterroristischer Gewalt
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Rolle von Rudi Dutschke und dem Berliner SDS bei der Entstehung linksterroristischer Gewalt in den 1970er Jahren. Es wird untersucht, ob Dutschkes Rhetorik und neue Protestformen eine Enttabuisierung von Gewalt bewirkten und ob führende APO-Mitglieder direkt zu terroristischen Handlungen aufriefen oder eine Partisanengruppe gründeten.
Welche zentralen Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage ist die Verantwortung von Rudi Dutschke und dem Berliner SDS für die linksterroristische Gewalt der 1970er Jahre. Weitere Fragen betreffen den Radikalisierungsprozess des SDS, Dutschkes Gewaltkonzept, den Zusammenhang zwischen Studentenprotesten und RAF-Terrorismus, den Einfluss von Rhetorik und Protestformen auf die Gewaltbereitschaft und die Verantwortung führender APO-Mitglieder.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Forschungs- und Quellenlage, ein Kapitel zur Radikalisierung des SDS, ein Kapitel zum Gewaltkonzept Rudi Dutschkes und ein Fazit. Die einzelnen Kapitel analysieren den Radikalisierungsprozess des SDS, Dutschkes Gewaltverständnis, den Kontext der Studentenproteste und deren Verbindung zum RAF-Terrorismus.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf umfangreiche Forschungsliteratur zu Studentenprotesten der 1960er Jahre und deren Zusammenhang mit der RAF, einschließlich Werken von Wolfgang Kraushaar, Gerd Langguth und Tilman Fichter. Neue Primärquellen wie die Tagebücher und der Nachlass Rudi Dutschkes spielen eine wichtige Rolle.
Wie wird das Gewaltkonzept Rudi Dutschkes analysiert?
Das Kapitel zum Gewaltkonzept analysiert Dutschkes Aussagen, insbesondere im Kontext seines Organisationsreferats und anderer Äußerungen, um seine Intentionen und ein mögliches Gewaltkonzept zu rekonstruieren. Dabei werden die Konferenz von Hannover und die Vietnamkonferenz berücksichtigt.
Welche Schlüsselereignisse werden behandelt?
Die Abspaltung des SDS von der SPD 1961 wird als wichtiger Wendepunkt dargestellt. Die Arbeit analysiert die zunehmende Radikalisierung des SDS vor dem 2. Juni 1967, ohne jedoch detailliert auf die Ereignisse nach Benno Ohnesorgs Tod einzugehen. Dutschkes Rede von 1967 und Ulrike Meinhofs Konzept der Stadtguerilla werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rudi Dutschke, SDS, Studentenbewegung, Außerparlamentarische Opposition (APO), Rote Armee Fraktion (RAF), Gewalt, Radikalisierung, Protest, Propaganda der Tat, Gewaltkonzept, linksterroristische Gewalt, 1968er Bewegung.
- Arbeit zitieren
- Jonas Edler (Autor:in), 2008, Die Propaganda der Tat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151666