Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Funktionsweise des Gehirns
2.1. Grundlegendes
2.2. Kreativitätsblockaden und Grenzen der herkömmlichen Problemlösung
2.3. Die vier Phasen des Problemlösens
2.4. Die Methodik von Kreativitätsprozessen
3. Einzelne Methoden der Ideenfindung
3.1. Logisch-Systematische Methoden
3.1.1. Osborn-Methode (Modifikations-Analyse):
3.1.2. Vernetztes Denken:
3.1.3. Morphologischer Kasten / Morphologische Matrix:
3.1.4. Funktionsanalyse:
3.1.5. Produktproblemanalyse:
3.1.6. Umkehr-Methode:
3.1.7. 6-Hüte-Denken:
3.2. Intuitiv-kreative Methoden
3.2.1. Bild- und Analogie-Methoden
3.2.1.1. Visualisierung:
3.2.1.2. Bisoziation:
3.2.1.3. Reizworttechnik:
3.2.1.4. Synektik:
3.2.1.5. Synektik-Varianten:
3.2.1.6. Bionik:
3.2.1.7. Semantische Intuition:
3.2.2. Assoziationstechniken
3.2.2.1. Brainstorming:
3.2.2.2. Brainstorming-Varianten:
3.2.2.3. Brainwriting / Methode 635:
3.2.2.4. Mindmapping:
3.3. Unterstützende Methoden zur Ideenfindung
3.3.1. Pinnwandtechnik (Metaplantechnik):
3.3.2. Ideenkasten:
3.3.3. Checklisten:
3.3.4. Zukunftswerkstatt:
4. Schlußbemerkung:
5. Literaturverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Morphologische Matrix 10
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Seminars „Dienstleistungsmarketing im Tourismus“ an der Universität Trier im Sommersemester 2004 verfaßt. Das Seminar richtete sich an Studierende des Hauptstudiums Betriebswirtschaftslehre. Die vorliegende Arbeit wurde von Professor W. Schertler betreut.
1. Einführung
Die vorliegende Seminararbeit befaßt sich mit dem Thema Ideenfindung. Sie beinhaltet die grundlegenden Techniken der systematischen und der kreativen Problemlösung. Methoden der Ideenfindung sind allerdings lediglich Hilfsmittel auf dem Weg zur Problemlösung. Das Verständnis für die zugrundeliegenden Eigenschaften menschlichen Denkens und typischer menschlicher Denkstrukturen ist essentieller Bestandteil eines erfolgreichen Arbeitens mit diesen Techniken. Die Arbeit wird daher zunächst die psychologischen Hintergründe erläutern, warum Menschen bei der Lösung eines Problems gegebenenfalls nicht erfolgreich arbeiten können und an welcher Stelle dort geeignete Techniken ansetzen. Danach werden die einzelnen Methoden der Ideenfindung aufgeführt. Ausgehend von grundlegenden Denkstrukturen werden diese in die beiden Hauptgruppen logisch-systematische und kreativ-intuitive Methoden unterteilt. Abschließend werden kurz einige darüber hinausgehende Methoden vorgestellt, die entweder unterstützend oder als integrierend genutzt werden können.
2 Die Funktionsweise des Gehirns
2.1. Grundlegendes
Menschliches Denken läßt sich grundsätzlich in die beiden Kategorien divergentes und konvergentes Denken unterteilen. Konvergent bezeichnet hierbei das logische Denken in Assoziationsform. Es unterscheidet sich von Mensch zu Mensch in seinen Ausprägungen. Zum Beispiel würde ein Kind mit dem Wort Tisch eventuell Schularbeiten verbinden, ein Tischler vielleicht verschiedene Materialien zum Bau eines Tisches. Divergentes Denken ist Denken, daß aus diesen gewohnten Assoziationsbahnen herausfällt. Durch divergentes Denken erzeugte Assoziationen erscheinen uns zunächst unlogisch, ein direkter Zusammenhang zwischen den Begriffen läßt sich meist von Außenstehenden nicht nachvollziehen.
An diesem Punkt menschlichen Denkens setzt nun eine Vorrichtung an, die in der Psychologie als Zensor bezeichnet wird. Der Zensor sitzt zwischen Unterbewußtsein und Bewußtsein des Menschen und ist eine Art Filter, der die divergenten, also nicht logisch begründbaren Assoziationen von den konvergenten trennt, und nur oder vornehmlich diese konvergenten Assoziationen in unser Bewußtsein eindringen läßt. Dieser Filter ist verantwortlich für den Rahmen unseres konvergenten Denkens, denn er wird geformt durch unsere Erfahrungen in der Vergangenheit. Die Beeinflussung unseres Denkens durch den Zensor und damit auch die Einengung unseres Blickfelds bezüglich kreativer Alternativpfade steigt also auch mit wachsender Erfahrung in einem Themengebiet.[1]
Gewohnheiten und Erfahrung (sowohl im Handeln, als auch im Denken) stellen für das Gehirn weiterhin Arbeitserleichterungen dar. Es braucht nicht über jeden Vorgang neu nachzudenken, sondern kann sich auf Bewährtes berufen. Oft laufen Gewohnheiten unbewußt und automatisiert ab. Allerdings funktioniert dieses Prinzip nur so lange zuverlässig, wie sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.
In der universitären Ausbildung und bei Problemlösungen des täglichen Lebens werden Menschen letztlich meistens mit Problemen konfrontiert, die sie auf logisch-analytische Art zu lösen gewohnt sind. Damit werden aber auch die für Logik und Analyse zuständigen Hirnbereiche deutlich öfter gefordert und trainiert, als die für Kreativität und ganzheitliches Denken zuständigen Zentren. Dieses Ungleichgewicht kann sich später durch einen Mangel an Kreativität äußern.
2.2. Kreativitätsblockaden und Grenzen der herkömmlichen Problemlösung
In der gewohnheitsmäßigen Anwendung alter Routinen auf neue Problemstellungen liegt eine der Hauptursachen für Denkblockaden und ausbleibenden Erfolg bei der Lösungssuche.[2] Wenn die bisher erfolgreichen Handlungsroutinen sich unter den neuen Rahmenbedingungen nicht mehr bewähren, wird das oft nicht sofort erkannt und der Grund für das Scheitern der Routinen nicht in diesen selbst gesucht. Probleme entstehen zudem oft als subjektive Meinungen aus der subjektiven Sichtweise des Betrachters heraus. Allerdings fällt es Menschen oft schwer, die Notwendigkeit einer Veränderung des Blickwinkels von sich aus zu erkennen. Auch die Dynamik vom komplexen Problemsituationen wird meist unterschätzt. Es wird eine einzige Ursache als zentral herausgestellt, andere, sich eventuell gegenseitig stark beeinflussende oder im Zeitablauf ändernde Ursachen werden nicht beachtet.[3]
Kreativitätsblockaden entstehen oft aus dem Arbeitsumfeld heraus. Zu diesen zählen typische Killerphrasen wie "Das hat noch nie funktioniert", die meist ohne böse Absicht weitergegeben werden. Die bisherigen Erfahrungen und der subjektive Blickwinkel des Betrachters läßt die Idee tatsächlich auf den ersten Blick unrealisierbar erscheinen. Weiterhin ist die Freisetzung kreativen Gedankenguts stark von der Art der Hierarchiebildung in einem Unternehmen abhängig. Unternehmen mit ausgeprägter Hierarchie sind tendenziell kreativitätsfeindlich.[4] Es gibt aber auch persönliche Blockaden. Zu diesen zählen Pessimismus, Konformismus, Angst, Vorurteile und, wie bereits erwähnt, ein ausgeprägter Hang zu Routinehandlungen. Natürlich ist es einfacher und oft sinnvoll in gewohnten Bahnen zu denken, es geht jedoch darum, ein Gespür dafür zu entwickeln, wann die bisherigen Handlungsmuster nicht mehr zuverlässig ans Ziel führen.[5]
2.3. Die vier Phasen des Problemlösens
Der Prozeß des Problemlösens wird in vier Phasen unterteilt: Präparation, Inkubation, Illumination und Verifikation. Erst durch das Verständnis dieser Phasen läßt sich der Vorgang optimieren. So wird in der Präparationsphase das Problem genau analysiert und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Intensive Informationssuche begleitet diesen Vorgang. Eventuell treten spontane Lösungsansätze zu Tage. Es liegen dabei sowohl konvergente, als auch divergente Denkmuster vor. Danach folgt die sogenannte Inkubationsphase. Dies ist die eigentliche Phase der Ideenfindung, die Vorgänge in der Inkubationsphase laufen faßt nur divergent ab. Zunächst entfernt sich der Mensch gedanklich von seinem Problem, er lenkt sich ab oder beschäftigt sich mit anderen Dingen. Das Unterbewußtsein allerdings ruht nicht, es kann zu nächtlichen Träumen und Gedankenblitzen kommen. Mit zeitlichem Abstand folgt dann die spontane Lösungsidee, einer der Gedankenblitze hat sich als goldrichtig erwiesen. Dies wird als Illumination bezeichnet. Der gefundene Lösungsansatz muß mit weiterem zeitlichen Abstand überprüft werden. In dieser "Verifikationsphase" ist divergentes Denken nicht mehr erforderlich, die logisch-analytische Betrachtung sortiert hier hübsche aber nicht realisierbare Träumereien aus und bewertet die Idee kritisch.[6] Die Inkubationsphase stellt also das zentrale Element der eigentlichen Ideenfindung dar. Die verschiedenen Methoden des Problemlösens setzen deswegen hier an, um den mitunter langwierigen und unbewußten Prozeß in dieser Phase in geregelte und effiziente Bahnen zu lenken. Wichtig ist dabei die Konzentration auf fünf hauptsächliche Forschungserkenntnisse bezüglich der Lösung von Problemen in der Inkubationsphase:
1. Der Grad der Entspannung korreliert positiv mit der Empfänglichkeit für intuitive Inputs.
2. Die gedankliche und / oder räumlich Entfernung vom Problem geht einher mit dem Verlassen eingefahrener Denkgewohnheiten und der Lösung starrer Strukturen.
3. Bereits früher gefaßte Vorstellungen werden selektiv vergessen, daraus folgt eine Aktivierung zusätzlicher, vorher bereits aussortierter Informationen.
4. Der Mensch beschäftigt sich unterbewußt weiterhin ständig mit dem Problem. Dieser unterbewußte Prozeß nennt sich ‚Nichtbewußte Synthese‘.
5. Es kommt zu zufälligen Inputs von Objekten oder Geschehnissen, die im Zusammenhang mit dem Problem stehen.[7]
[...]
[1] Vgl. Linneweh, Klaus (1981), S.24ff.
[2] Vgl. Brodbeck, Karl-Heinz (1997), ohne Seitenangabe.
[3] Vgl. Wegweiser-Denkfehler (2004).
[4] Vgl. Wegweiser-Rahmenbedingungen (2004).
[5] Vgl. Wegweiser-Blockaden (2004).
[6] Vlg. Methodik der Synektik (2004); Vgl. Linneweh, Klaus (1981), S.66.
[7] Vgl. Hauser, Thomas (1990), S.29ff.