Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Barockzeit
1.2 Das Leben des Andreas Gryphius
2 Das Drama Horribilicribrifax Teutsch
2.1 Titel
2.2 Gliederung und Gesamtaufbau
2.3 Figuren
2.4 Inhalt
2.5 Zur Entstehung des Dramas
2.6 Quellen und Vorbilder
3 Die Komik im Lustspiel Horribilicribrifax
3.1 Die Komik
3.2 Figurenkomik
3.3 Situationskomik
3.4 Sprachliche Komik
4 Fazit
5 Bibliographie
1 Einleitung
Mit dem viel umstrittenen Begriff „Barock“ bezeichnet man im Allgemeinen das Zeitalter zwischen Renaissance und Aufklärung. Dieser Begriff ist auch heute für die Kultur und Dichtung dieses Zeitraums gültig.
Dichter wie Paul Fleming, Philipp von Zesen und viele andere reihen sich mit ihrem Gesamtwerk in diesen geistes- und dichtungsgeschichtlichen Rahmen ein. Themen und Sprache des Petrarkismus (Vorgänger des Manierismus. Petrarcas Liebessprache wurde hier in ein System fester Klischees, etwa für die Beschreibung der Schönheit der Frau aufgeschlüsselt. So entstand eine zumeist unpersönliche, erotische Terminologie, die zu Künstlichkeit und Übertreibung neigte und für die europäische Barockliteratur von überragender Bedeutung war.) oder die Motive Memento mori und Carpe diem lassen sich als traditionelle Bestandteile der Kunst dieses Zeitraums nachweisen. Die heutzutage vorliegenden Ergebnisse der Barockforschung bestätigen die Polarität von Renaissance und Aufklärung im Spannungsfeld des europäischen Barock. Es wurde vor allem der politische Gehalt überprüft. Der soziologische Aspekt ermöglicht eine Bereicherung des inhaltlichen Verständnisses dichterischer Texte und deren sprachliche Ausformung.
Das Gesamtbild von Leben und Werk des Andreas Gryphius hat dadurch klarere Umrisse gewonnen[1]. Seine Glaubenshoffnung trägt ihn stark und zielbewusst durchs Leben. Das Memento mori und das Carpe diem stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander[2]. Das Wissen um die Vergänglichkeit allen Seins, Gryphius´ religiöse Verankerung und damit verbundene Ausrichtung auf das Jenseitige, durchziehen sein gesamtes Werk und schimmern auch im Lustspiel Horriblicribrifax als Grundzug durch alle Komik hindurch[3]. Seine komische Wirkung bezieht das Scherzspiel vornehmlich aus einem typisierenden Sprachkauderwelsch. In dieser Arbeit werde ich zunächst die Entstehungszeit der Komödie, den Barock, näher definieren und ihn zeitlich einordnen. Danach werde ich auf das Leben des Autors Andreas Gryphius eingehen, da dieses auch Gegenstand des Seminars war. Die anschließende ausführliche Darstellung zur Entstehung des Werkes Horribilicribrifax und dessen Inhalt, erfolgt zum einen, da es auch Thema des Seminars war und zum anderen, um die darauffolgende Analyse der komischen Elemente besser nachvollziehen zu können. Die Analyse bezieht sich auf die Komik im Lustspiel allgemein, auf die Komik der einzelnen Figuren, sowie die Situationen, in denen sie sich befinden und auf ihre Sprache. Im Fazit werde ich zusammenfassend zur Bedeutung und Funktion der Komik dieses Lustspiels kommen.
1.1 Barockzeit
In Deutschland trat das Barock mit Verspätung Anfang des 17. bis Anfang des 18. Jahrhunderts auf, im Gegensatz zu Spanien (Lope de Vega, Calderón, Cervantes), Frankreich (Ronsard) und England (Milton), was vermutlich auch daher rührt, dass zu dem Zeitpunkt in Deutschland noch keine einheitliche muttersprachige Nationalliteratur vorhanden war.
Man kann es eingrenzen durch Opitz` Buch von der deutschen Poeterey (1624) und Gottscheds Critischer Dichtkunst (1730). Die Ältere Literaturgeschichte sah im Barock eine von Gelehrsamkeit und Schwulst geprägte Verfallsperiode zwischen den Höhepunkten der Luther-Zeit und der Goethe-Zeit.
Der Begriff stammt aus dem portugiesischen pérola barroca (unregelmäßig bunt schimmernde Perle). Das Zeitalter des Barock ist in seiner Entwicklung durch eine der größten Katastrophen der deutschen Geschichte, den Dreißigjährigen Krieg mitbestimmt. Zudem herrschte ein starker Gegensatz zwischen der vom Kaiser geführten katholischen Liga süddeutscher Staaten und dem protestantischen Bund norddeutscher Fürsten (Gegenreformation). Fast keine Gegend Deutschlands blieb vom Krieg verschont. Noch verheerender als die eigentlichen Kriegsereignisse waren die, in ihrem Gefolge auftretenden Hungersnöte und Seuchen. Der allgemeine Pessimismus des Barockzeitalters unter diesen Umständen ließ die Menschen Trost in der Weltabgewandtheit und im christlichen Heil suchen. Das gesamte Lebensgefühl dieser Zeit war antithetisch geprägt, wie man zum Beispiel an den Gestaltungsmitteln in der Dichtung sehen kann (Antithetik, Formen der Anapher) oder der Metrik (Alexandriner mit Mittelzensur); auch das Auftreten von Dualismen ist typisch für das barocke Zeitalter: Gott – Welt, Diesseits – Jenseits, Augenblick – Ewigkeit, Höhe – Fall, Ordnung – Chaos oder Krieg – Frieden.
Das Nebeneinander von Altem und Neuem trägt einen Teil zum widersprüchlichen Erscheinungsbild der Epoche bei. Es entstand aber auch aus dem Fortwirken mittelalterlicher Theologien
Die Literatur wiederum zeigt sich durch streng normierende Poetiken, in einer formalen Strenge und scheint dennoch in nicht wenigen Texten charakterisiert durch große poetische Möglichkeiten. Unübersehbar bietet sie eine Perspektive auf das Jenseits und schreitet doch lustvoll durch den Raum des Hier und Jetzt.
Sie bestätigt zum einen absolutistische Denkweisen und bietet doch subversive Textebenen und kritische Blicke auf das Hofleben.
Sie erscheint als Literatur des Spiels, thematisiert dabei aber sehr ernste und essentielle Probleme. Es ist aber klar, dass man mit einer einseitigen Festlegung und Wertung, wie etwa das „Barock als Gestaltung antithetischen Lebensgefühls“ oder als bloß ästhetisches Phänomen oder als Kunst der Gegenreformation nicht weiterkommen kann. Denn in keiner Epoche der deutschen Literatur waren die verschiedenen Einflüsse auswärtiger und inländischer, rein formaler und bloß physischer, religiöser und weltanschaulicher, höfischer und volkstümlicher Kräfte so tief und weitgehend, wie im 17. Jahrhundert. Das Geheimnis des barocken Stils ist, dass er seine Einheit auf der Verbindung des Auseinanderstrebens begründet, dass er die Synthese des ewig Dualistischen ist[4] [5].
1.2 Das Leben des Andreas Gryphius
Andreas Gryphius ist heute einer der wichtigsten bürgerlichen Dichter des 17. Jahrhunderts. Sein gesamtes lyrisches, dramatisches und publizistisches
Werk ist durch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges geprägt und die ökonomischen, politischen und ideologischen Machtkämpfe, die die eingeleitete Nachkriegsperiode kennzeichnete. Nach dem Scheitern der adligen Zentralmacht sich die Vorherrschaft zu sichern, begann der Ausbau des Absolutismus auf regionaler Ebene. In Schlesien, der Wirkungsstätte Gryphius´, spitzten sich um 1750 die Widersprüche zwischen den Territorialfürsten und dem Habsburger Herrscherhaus zu.
Auch das schlesische Fürstentum Glogau, wo Gryphius 1616 geboren wurde, wird ab 1625 von der Gegenreformation erfasst. Gryphius selbst hatte auch unter den konservativen gegenreformatorischen Angriffen der Habsburger zu leiden. Trotzdem kehrt der Dichter 1650 in die schwer zerstörte Stadt Glogau zurück, wo er sich weiterhin mit den gegenreformatorischen Handlungen auseinandersetzen muss. Er will dort sein Amt als Syndikus der Landstände des Fürstentums Glogau antreten. Zwischen 1638 und 1647 hatte er im Ausland studiert und mehrere Reisen unternommen. So dass die Rückkehr nach Glogau eine entscheidende Wende in seinem Leben darstellt.
[...]
[1] Vgl. Wentzlaff-Eggebert, Friedrich Wilhelm u. Erika, 1983: S. 1
[2] Vgl. Lötscher, Jolanda, 1994: S. 32
[3] Vgl. ebenda S. 34
[4] Vgl. Sachlexikon: Barock, S. 4 ff. Digitale Bibliothek Band 9: Killy Literaturlexikon. Stand:14.10.2007
[5] Vgl. http://mrg-unterricht.de/cnt/de/pdf/barock.pdf. Stand:14.10.2007