Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Biographie
2. Zusammenfassung zum Buch „Drama des begabten Kindes“
Thesen, von welchen Alice Miller, wie auch David Winnicott, Margret Mahler und Heinz Kohut ausgehen:
Begriffklärung: Narzissmus
3. Zusammenfassung zum Buch „Am Anfang war Erziehung“ Demonstration möglicher verheerender Folgen von Erziehung anhand dem Beispiel von Adolf Hitler:
Demonstration der verheerenden Folgen der Erziehung anhand des Beispiels eines Kindermörders:
Bücher von Alice Miller:
4. Quellen
1. Biographie
Alice Miller ist 1923 in Polen geboren und kam 1946, also mit 23 Jahren in die Schweiz. Sie studierte in Basel Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach der Promotion machte sie in Zürich ihre Ausbildung zur Psychoanalyse (nach Freud) und übte 20 Jahre lang diesen Beruf aus. Sie war auch seit den sechziger Jahren Mitglied der Internationalen Vereinigung für Psychoanalyse. Ende der siebziger Jahre hat sie dann ihr erstes Buch „Das Drama des begabten Kindes“ geschrieben. Damals sprach noch kaum jemand über Kindesmisshandlungen und das Thema war noch ein vollständiges Tabu. Da aber die Kindheit der Patienten, die Alice Miller behandelt hat, eine eindeutige Sprache ausdrückten, war es ihr Hauptanliegen die Öffentlichkeit über ihre Kindheitsforschungen und die Ursachen und Folgen von Kindesmisshandlungen zu informieren.
1980 entschloss sie sich, ihre Praxis und Lehrtätigkeit aufzugeben, um nur noch zu schreiben. Seither veröffentlichte sie zehn Bücher. Ziel ihrer Bemühungen ist die verborgene Manipulation in der Erziehung und Politik aufzudecken. 1986 erhielt sie in New York für ihre Bücher zu den Ergebnissen der Kindheitsforschung den Janusz-Korcczak-Preis.
2. Zusammenfassung zum Buch „Drama des begabten Kindes“
Das erste Buch von Alice Miller „Drama des begabten Kindes“ ist im Jahr 1979 erschienen.
Es werden in diesem Buch drei Studien angeführt, welche das gemeinsame Leitthema haben, sich mit den Ursprüngen des Selbstverlustes und dem Wege der Selbstfindung zu beschäftigen.
Das Drama des begabten, das heißt sensiblen, wachen Kindes besteht darin, dass es, eben weil es so sensibel ist, schon früh die Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen seiner Eltern spürt. Um sich die Liebe der Eltern zu erhalten oder auch zu erwerben, richtet sich das Kind nach den Vorstellungen der Eltern, das heißt es ist z.B.: brav und stellt dabei aber seine eigenen lebendigen und vitalen Gefühle und Bedürfnisse in den Hintergrund. Solche verpönten Gefühle können z.B.: Zorn, Empörung, Verzweiflung, Neid, Angst, usw. sein. Das heißt das Kind verdrängt diese Gefühle, sie werden abgespalten und es lernt sozusagen seine intensivsten, unerwünschten Gefühle nicht fühlen. Alice Miller hat dies auch so ausgedrückt, dass „der vitalste Teil des wahren Selbst nicht in die Persönlichkeit integriert wird“.
Dies führt dann zur emotionalen Verunsicherung und zur Verarmung oder wie es Alice Miller ausdrückt zum Selbstverlust beim Kind. Dieser Selbstverlust kann sich wiederum in einer Depression ausdrücken oder in der Grandiosität abgewehrt werden. So kommt es, dass gerade sensible, begabte Kinder später zu Erwachsenen werden, die von ihrer eigenen Lebendigkeit abgeschnitten sind.
Leider ist es auch heute noch oft so, dass ein Kind welches die bewussten oder unbewussten Wünsche seiner Eltern nicht erfüllt, als egoistisch und rücksichtslos, usw. bezeichnet wird. Laut Alice Miller verliert sich dieser Egoismus, wenn ein Kind lange genug egoistisch, habgierig und asozial sein durfte; so wie z.B.: auch das Kind, welches 9 Monate an der Brust der Mutter genährt wurde, nicht dazu erzogen werden muss, damit es auf diese verzichtet. Das Kind wird von selbst das Bedürfnis haben wie die anderen Mitglieder der Familie die übliche Nahrung zu sich zu nehmen oder z.B.: die spontane Freude am Teilen erleben.
Ähnlich wie der Egoismus ist auch der Respekt zu sehen, welcher eine immense Bedeutung für die Erziehung hat. Es ist nicht nötig, dass man dem Kind „Respekt beibringt“. Es ist hingegen wichtig, dass eine Mutter sich selbst und auch ihr Kind vom ersten Tage an respektiert, dann braucht sie diesem niemals Respekt beibringen. Das Kind wird gar nicht anders können, als sich selbst und andere Menschen ernstzunehmen. Wenn jedoch die Mutter in ihrer Kindheit erlebt hat, dass sie nicht ernstgenommen wird, so wird sie nun versuchen, sich mit Hilfe der Erziehung „Respekt“ zu verschaffen. Alice Miller sagt auch, dass es nicht möglich ist, einen anderen Menschen zu lieben, wenn man sich selbst nicht lieben kann. Es ist jedoch einer Person z.B.: oft nicht möglich sich selbst zu lieben, da man nicht die Möglichkeit hatte, seine eigenen wahren Gefühle zu leben und diese zu erfahren.
Bei den Patienten handelt es sich nicht nur um Menschen, die von ihren Eltern verlassen oder verwahrlost aufgewachsen sind, sondern auch um welche, die von ihren Eltern gefördert wurden. Trotzdem leiden diese auch an schweren Depressionen. Es handelt sich meist um sehr begabte, talentierte Personen, welche von ihrer Umwelt bewundert und beneidet werden. Doch hier liegt auch die Problematik. Alles was diese machen, ist perfekt und erfüllen sie einmal nicht ihre hohen Ansprüche, so überfällt sie die Depression, das Gefühl der Leere, usw. Bei Fragen zur Kindheit versichern diese meist ohne jegliche Emotion für das eigene Kinderschicksal, dass diese behütet und glücklich war. Die Personen sind ahnungslos über ihren wahren Bedürfnisse und der Leistungszwang ist so verinnerlicht, dass die Illusion der guten Kindheit gerettet werden kann.
Thesen, von welchen Alice Miller, wie auch David Winnicott, Margret Mahler und Heinz Kohut ausgehen:
1. Es ist ein ureigenstes Bedürfnis des Kindes als Zentrum der eigenen Aktivität, gesehen, beachtet und ernstgenommen zu werden. Das heißt bereits der Säugling möchte sich mit seinen Gefühlen, Empfindungen und dessen Ausdruck verstanden werden und er möchte, dass jemand auf ihn eingeht und bewundert. Es handelt sich hier um ein legitimes, Bedürfnis, welches für die Entstehung eines gesungen Selbstwertgefühls unerlässlich ist.
2. Es wird also eine Atmosphäre geschaffen, in welcher das Kind Achtung erfährt und seine Gefühle toleriert werden.
3. Damit jedoch diese Voraussetzungen möglich wären, müssten auch die Eltern in einem solchem Klima aufgewachsen sein.
4. Eltern, die als Kinder dieses Klima nicht genießen konnten, suchen ihr ganzes Leben, was ihnen ihre eigenen Eltern zur rechten Zeit nicht geben konnten.
5. Da sich diese Suche jedoch auf die Vergangenheit bezieht, ist sie zum Scheitern verurteilt und die Eltern versuchen ihr unbewusstes Bedürfnis doch noch auf Ersatzwegen zu befriedigen.
6. Und am meisten eignen sich dazu die eigenen Kinder.
Alice Miller konnte auch beobachten, dass bei all diesen Menschen ein Kinderschicksal zu finden war. Es gab eine emotional unsichere Mutter. Wobei diese Unsicherheit sowohl dem Kind als auch der Umgebung hinten einer harten, autoritären Fassade verborgen bleiben konnte. Hinzu kam eine erstaunliche Fähigkeit des Kindes, dass es auch die unbewussten Bedürfnisse des Elternteiles fühlen konnte und diese erfüllte. Diese Funktion sicherte dem Kind die „Liebe“. In Wahrheit jedoch benutzten jedoch die Eltern das Kind für ihre Bedürfnisse. Nun hatten sie einen Ersatz für ihre Eltern gefunden, der auf ihre Bedürfnisse eingeht und sie achtet. Ein Kind ist verfügbar. Es kann einem nicht davon laufen, so wie die eigene Mutter und man kann es so erziehen, wie man es gerne hätte.
Geschichtlich ist hier zu erwähnen, dass die zwischen 1939 und 1945 geborenen Menschen ein gemeinsames Schicksal hatten. Die Mütter dieser Kinder waren durch den 2. Weltkrieg noch mehr als sonst verunsichert und verängstigt. Sie waren auf die Einfühlung ihrer Kinder angewiesen, welche diese auch erfüllten.
Die Anpassung der Kinder an elterliche Bedürfnisse führt dazu, dass es zur Entwicklung einer sogenannten „Als-ob-Persönlichkeit“ kommt. D. Winnicott hat es auch als das „falsche Selbst“ beschrieben. Das heißt das Kind übernimmt eine bestimmte Haltung, es verschmilzt mit dieser und integriert sie in seine Persönlichkeit. Das wahre Selbst oder die eigentlichen Bedürfnisse des Menschen können sich jedoch nicht entwickeln, weil sie nicht gelebt werden. Durch die enge Bindung zu den Eltern kann das Kind keine eigenen Strukturen aufbauen und kennt seine wahren Bedürfnisse nicht, wodurch es sich selber in höchstem Maße entfremdet ist.
Laut Alice Miller kann so ein Mensch in der Psychoanalyse sein wahres Selbst, also seine eigene Wahrheit finden. Wendepunkt in der Analyse ist z.B.: dass der Patient zur emotionalen Einsicht kommt, dass er von seinen Eltern nicht um seiner selbst Willen geliebt wurde, sondern nur wegen seiner Leistungen oder Schönheit usw. Das Erleben der eigenen Wahrheit und das nachträgliche Wissen um sie ermöglicht dem Patienten zu trauern und zu seiner Gefühlswelt zurückzukehren.
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