Das Zentralkomitee bildete laut Parteistatut, nach den alle fünf Jahre stattfindenden Parteitagen, das höchste Organ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und war seit 1950 maßgeblich verantwortlich für sämtliche politische Entscheidungen. Gewählt auf fünf Jahre unterteilte sich das Zentralkomitee in drei weitere Institutionen: das Politbüro, das Sekretariat des Zentralkomitees, sowie den Geschäftsführer des Zentralkomitees. Diese Untergliederungen getreu des strukturellen Aufbaus der russischen KPdSU, sowie anderen sozialistischen Schwesterparteien empfanden sowohl die Parteispitze, als auch die sowjetische Führungsriege für notwendig, damit alle Beschlüsse der jeweiligen Parteitage gemäß der sozialistischen Grundsätze ausgeführt werden konnten.
Im Folgenden soll es darum gehen Funktions- und Arbeitsweisen des Zentralkomitees näher zu untersuchen, unterschiedliche Befugnisse abzustecken, Agitationen der Machthabenden zu bewerten, sowie einen gesonderten Bereich als Beispielgebend für den politischen Umgang mit ideologischen Problemfeldern grundlegend zu erörtern: Das Gebiet der Kulturpolitik seit dem Mauerbau 1961 bis zum Jahr 1976. Während der erste Themenschwerpunkt sich mit theoretischen Fragen auseinandersetzt, die für das Verständnis des Themas als unerlässlich zu betrachten sind, geht es im zweiten Bereich des Hauptteils um ein hochinteressantes Arbeitsfeld des praktischen politischen Umgangs. In kaum einem behandelten Aufgabengebiet der SED-Spitzenfunktionäre konnte man derartige Schwankungen im Handeln zwischen den gerade gültigen ideologischen Ausrichtungen, bzw. wechselnden Machthabenden erkennen. Ausgelöst durch Interessenskonflikte zwischen der Sowjetunion und ihrer Vorstellungen, sowie der DDR-Führung um Walter Ulbricht und Erich Honecker, Konflikte einzelner DDR-Spitzenfunktionäre untereinander und der stetig wachsenden Unzufriedenheit der ostdeutschen Kulturschaffenden seit dem August 1961, entwickelte sich im kulturellen Bereich ein gefährliches Machtspiel um Ideologien, politische Befugnisse und Freiheitsdenken. Die Kulturpolitik in ihrer Fragilität eröffnet dem Autor sogar die These, dass der endgültige Bruch mit den Intelektuellen und Kunstschaffenden 1976, dem Jahr der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermanns, neben anderen bedeutenden Faktoren, eine entscheidende Rolle im Prozess des in den achtziger Jahren forcierten Untergangs der DDR gespielt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau und Funktion des Zentralkomitees der SED
- Die Mächtigen in Partei und Staat
- Das Politbüro und ZK-Sekretariat
- Der Generalsekretär – Ein Alleinherrscher?
- Die Kulturpolitik der SED-Führung vom Mauerbau bis zum Anfang der 1970'er Jahre
- Vom Mauerbau bis zum 11. ZK-Plenum der DDR
- Das „Kahlschlag-Plenum“ – Wirtschafts- oder Kulturplenum?
- Das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED – Das Ende einer kurzen Liberalisierungsphase und Ulbricht als Verlierer eines politischen Machtspiels
- Vom „kulturellen Tauwetter“ zur Ausbürgerung Biermanns
- Erster Sekretär Honecker – „Keine Tabus in Kunst und Literatur“
- Der Fall Wolf Biermann - Der Anfang vom Ende?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Funktionsweise und Arbeitsweisen des Zentralkomitees der SED und untersucht die Rolle des Gremiums in der DDR-Politik. Dabei stehen insbesondere die Machtkämpfe und ideologischen Konflikte im Fokus, die sich vor allem im Bereich der Kulturpolitik widerspiegelten.
- Die Organisation und Machtstrukturen des Zentralkomitees
- Die Entscheidungsfindungsprozesse in Politbüro und ZK-Sekretariat
- Die Kulturpolitik der SED und ihre Entwicklung vom Mauerbau bis zur Ausbürgerung von Wolf Biermann
- Die Rolle der ideologischen Konflikte zwischen der Sowjetunion und der DDR-Führung
- Die Bedeutung von Machtkämpfen und Interessenkonflikten für die politische Entwicklung in der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Zentralkomitee als höchstes Organ der SED und seine Struktur mit Politbüro, ZK-Sekretariat und Geschäftsführer vor. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Zentralkomitees für die politische Entscheidungsfindung in der DDR und dem Spannungsverhältnis zwischen theoretischen Fragen und praktischem politischem Handeln. Das Kapitel 2 beleuchtet die Funktionsweise des Zentralkomitees im Detail. Hier wird auf die Zusammensetzung, die Arbeitsweise und die Rolle des Gremiums in der Entscheidungsfindung eingegangen. Die Kapitel 3 und 4 widmen sich den mächtigen Gremien in Partei und Staat, dem Politbüro und ZK-Sekretariat, sowie der Kulturpolitik der SED-Führung. Die Analyse der Entwicklung der Kulturpolitik zwischen 1961 und 1976 zeigt die komplexen Machtverhältnisse und die Rolle von Ideologien, politischen Befugnissen und Freiheitsdenken.
Schlüsselwörter
Zentralkomitee, SED, Politbüro, ZK-Sekretariat, Generalsekretär, Kulturpolitik, Mauerbau, Wolf Biermann, Ideologie, Machtkampf, politische Befugnisse, Freiheitsdenken, DDR, Sowjetunion, Walter Ulbricht, Erich Honecker.
- Arbeit zitieren
- Erik Schulze (Autor:in), 2009, Das Zentralkomitee der SED, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151977