Kurt Tucholsky gilt als einer der bedeutendsten Gesellschaftskritiker und Satiriker der
Weimarer Republik und ist dem Leser als scharfzüngiger und ebenso humorvoller Publizist
und Chronist in Erinnerung geblieben. Mit seiner oft bissigen Kritik verfolgte er die Ziele
einer demokratischen und humanen Gesellschaft.
Der promovierte Jurist Kurt Tucholsky beherrschte die kleine Form wie kein anderer und
verfasste neben zwei Romanen, Gedichte und Kabarettsongs, unzählige Feuilletons zu den
Themen Politik, Literatur und Justiz und wandte sich darüber hinaus der Theaterkritik und
dem Alltagsleben zu. Ferner hat er sich mit den neuen Medien seiner Zeit beschäftigt.
Im Gegensatz zum Film, den Tucholsky zu Beginn ablehnte, stand er der Fotografie sehr
aufgeschlossen gegenüber und sah in ihr eine wirksame publizistische Ausdrucksform.
Tucholsky hat der künstlerischen Qualität dieses Mediums jedoch kaum Aufmerksamkeit
geschenkt und beschäftigte sich hauptsächlich im Rahmen der politisch-agitatorischen
Möglichkeiten mit der Thematik.
Im Folgenden werde ich mich diesem Aspekt in Tucholskys Werk widmen, insbesondere der
Veröffentlichung „Deutschland Deutschland über alles“, die in Zusammenarbeit mit dem
Dadaisten John Heartfield im Jahre 1929 entstand und als das Produkt der langjährigen
Auseinandersetzung mit der Fotografie gewertet werden kann. Besonderes Gewicht werde ich
auf die Entstehung des Deutschlandbuches legen, d.h. die Frage beantworten, welche
Faktoren Tucholsky bei dieser Arbeit beeinflussten. Verlegt wurde die Satire im Neuen
Deutschen Verlag, dem Willi Münzenberg vorstand, eine der wichtigsten Personen der
deutschen und internationalen Arbeiterbewegung.
Das Deutschlandbuch ist Tucholskys schonungslose Abrechnung mit der Weimarer Republik,
in der keine Demokratie heranwachsen wollte und sein letzter Versuch, das nahende Ende
abzuwenden.
Das Buch und seine Rezeption werden nur vor dem Hintergrund der letzen Jahre der
Weimarer Republik verständlich. Aus diesem Grund werde ich in meiner Arbeit nicht nur
formale und inhaltliche Aspekt betrachten, sondern darüber hinaus näher auf historische und
biographische Bezugspunkte eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurt Tucholsky und die Fotografie
- Frühe Arbeiten und erste Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie
- Die Tendenzfotografie
- Deutschland Deutschland über alles
- Die Entstehung
- Einflüsse
- John Heartfield und die Fotomontage
- Georg Grosz
- Alfons Goldschmidt: Deutschland heute
- Linke illustrierte Blätter
- Die Textanalyse
- Die Fotostorie - Statistik, Nie allein
- Die Bildüber- bzw. -unterschrift - Tiere Sehen dich an, Demokratie
- Reaktionen und Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Beziehung von Kurt Tucholsky zur Fotografie, insbesondere im Kontext seines satirischen Werkes „Deutschland Deutschland über alles“. Sie untersucht die Entwicklung von Tucholskys Interesse an der Fotografie, von frühen privaten Engagements bis hin zur Verwendung der Fotomontage als Mittel der Gesellschaftskritik.
- Tucholskys frühe Erfahrungen mit der Fotografie und ihre Bedeutung für seine spätere Arbeit
- Die Rolle der Fotomontage in "Deutschland Deutschland über alles" als Instrument der politischen Kritik
- Die Einflüsse auf Tucholskys Deutschlandbuch, insbesondere durch John Heartfield, Georg Grosz und Alfons Goldschmidt
- Die Analyse der Text-Bild-Beziehung in "Deutschland Deutschland über alles"
- Die Rezeption und Kritik an Tucholskys Werk im Kontext der Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Kurt Tucholsky als bedeutenden Gesellschaftskritiker der Weimarer Republik vor und erläutert sein vielfältiges Werk. Sie führt in die Thematik der Fotografie ein und fokussiert auf Tucholskys Werk "Deutschland Deutschland über alles" als Beispiel für die Verwendung des Mediums zur politischen Kritik.
- Kurt Tucholsky und die Fotografie: Dieses Kapitel zeichnet Tucholskys frühe Erfahrungen mit der Fotografie nach, von der privaten Sammelleidenschaft bis hin zu den ersten publizistischen Ansätzen. Es betont Tucholskys Interesse an den agitatorischen Möglichkeiten der Fotografie und zeigt auf, wie er das Medium bereits früh für seine politischen Anliegen nutzte.
- Deutschland Deutschland über alles: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung von Tucholskys "Deutschland Deutschland über alles" im Kontext der Weimarer Republik. Es analysiert die verschiedenen Einflüsse auf das Werk, insbesondere von John Heartfield, Georg Grosz und Alfons Goldschmidt. Zudem wird die Rolle der Fotomontage als kritisches Instrument hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Kurt Tucholsky, Fotografie, Fotomontage, politische Kritik, Weimarer Republik, Deutschlandbuch, John Heartfield, Georg Grosz, Alfons Goldschmidt, Satire, Gesellschaftskritik, Tendenzfotografie.
- Arbeit zitieren
- Ellen Schäpsmeier (Autor:in), 2003, Kurt Tucholsky und die Fotografie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15199