1967 schrieb Hans Küng:
„Jeden Tag stehen die Zeitungen voll vom Leid der Menschen: Unglück über Unglück, Katastrophe über Katastrophe, Mißlingen und Krankheiten, Unfälle und Tod, Hungersnöte und Kriege...Wer kann ermessen, was da an Leid dahintersteht?“
Es ist jedoch nicht allein das unermessliche Ausmaß auf Erden erfahrenen Leids, das die Menschen empört, sondern mehr noch dessen offensichtliche Sinnlosigkeit. Warum gibt es Leid in der Welt? Warum gerade ich? Wie kann Gott das zulassen?
Werner Brändle bezeichnet Leiden als eine „Provokation für jeden an Gott Glaubenden“ und trifft damit den Kern des Theodizeeproblems. Die Erfahrung von Leid und Schmerz scheint im Gegensatz zum Bild eines gütigen und allmächtigen Gottes zu stehen, was einmal mehr die Frage nach dem Sinn menschlichen Leids in einer von Gott geschaffenen Welt aufwirft. Bis heute werden verschiedene Ansätze diskutiert, um dem Problem eine Antwort entgegen stellen zu können. Eine der populärsten Thesen ist die sogenannte free will defense, welche abwägt, ob das Leid unter bestimmten Bedingungen als Preis der Willensfreiheit der Menschen betrachtet werden kann.
Die vorliegende Hausarbeit wird versuchen, diesen Ansatz nachzuvollziehen, um Chancen und Probleme der Theorie heraus zu stellen. Dabei gilt es zunächst, den Begriff der menschlichen Freiheit im Kontext der Theodizeefrage näher zu definieren, um in einem weiteren Schritt deutlich zu machen, inwieweit sie überhaupt Einwirkungen auf das „Übel“ in der Welt haben kann. Es wird im Folgenden, Leibnitz zitierend, eine Unterscheidung zwischen dem malum morale und dem malum physicum vorgenommen, um die unterschiedlichen Ursachen des Leids besser deutlich zu machen.
Schlussendlich stellt sich die Frage, wem letztlich die Verantwortung für das Leid in der Welt zukommt und ob tatsächlich vom Leid als Preis der Freiheit gesprochen werden darf.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DER BEGRIFF DER FREIHEIT INNERHALB DER FREE WILL DEFENSE
- 3. DER ZUSAMMENHANG VON MENSCHLICHER FREIHEIT UND DEM „ÜBEL“ IN DER WELT
- 3.1 FREIHEIT UND DAS MALUM MORALE
- 3.2 FREIHEIT UND DAS MALUM PHYSICUM
- 4. DIE SCHULDFRAGE
- 5. LEID ALS PREIS DER FREIHEIT?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die „free will defense“ als Ansatz zur Erklärung von Leid in der Welt. Sie analysiert den Begriff der menschlichen Freiheit im Kontext der Theodizeefrage und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Freiheit und „Übel“, differenziert nach malum morale und malum physicum. Schließlich wird die Frage nach der Verantwortung für das Leid diskutiert.
- Der Begriff der menschlichen Freiheit innerhalb der free will defense
- Der Zusammenhang zwischen menschlicher Freiheit und moralischem Übel (malum morale)
- Der Zusammenhang zwischen menschlicher Freiheit und physischem Übel (malum physicum)
- Die Frage nach der Verantwortung für das Leid in der Welt
- Leid als möglicher Preis der Willensfreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
1. EINLEITUNG: Die Einleitung führt in die Theodizeefrage ein und stellt die Sinnlosigkeit von Leid in der Welt heraus. Sie problematisiert das scheinbare Paradox zwischen einem allmächtigen und gütigen Gott und der Erfahrung von Leid und Schmerz. Die Arbeit kündigt an, die „free will defense“ zu untersuchen, um Chancen und Probleme dieses Ansatzes aufzuzeigen. Die Unterscheidung zwischen malum morale und malum physicum wird als methodischer Ansatz angekündigt.
2. DER BEGRIFF DER FREIHEIT INNERHALB DER FREE WILL DEFENSE: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Freiheit im Kontext der free will defense als ein libertarisches Freiheitsverständnis. Es beschreibt Freiheit als die Fähigkeit, unter gleichen Bedingungen verschiedene Handlungsoptionen zu haben, basierend auf freier Entscheidung und ohne Determinierung durch äußere Faktoren. Willensfreiheit besteht aus drei Komponenten: Anderskönnen, rationale Entscheidungsfindung basierend auf Gründen und die Urheberschaft der Handlung. Nur mit allen drei Komponenten kann Leid gegen Freiheit abgewogen werden.
3. DER ZUSAMMENHANG VON MENSCHLICHER FREIHEIT UND DEM „ÜBEL“ IN DER WELT: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen menschlicher Freiheit und Leid, unterteilt in moralischem Übel (malum morale) und physischem Übel (malum physicum). 3.1. argumentiert, dass die Freiheit des Menschen, auch moralisch falsch zu handeln, unvermeidbar mit der Möglichkeit zu moralischem Handeln verbunden ist, und damit Leid (malum morale) entsteht. Die Manipulation zum Guten würde die Freiheit aufheben. 3.2. argumentiert, dass naturbedingtes Leid (malum physicum) eine notwendige Bedingung für die Entstehung des Menschen und seines freien Lebens darstellt, da die Evolution eine gewisse Indeterminiertheit benötigt.
4. DIE SCHULDFRAGE: Dieses Kapitel diskutiert die Frage der Verantwortung für das Leid in der Welt. Es wird argumentiert, dass Gott nicht für das Leid verantwortlich gemacht werden kann, welches durch den Missbrauch der menschlichen Willensfreiheit entsteht (malum morale). Trotzdem trägt Gott die Letztverantwortung, da die Freiheit selbst ein Geschenk Gottes ist. Selbst bei der free will defense bleibt Gott für die Leidensgeschichte insgesamt verantwortlich.
Schlüsselwörter
Free will defense, Theodizee, Leid, Willensfreiheit, malum morale, malum physicum, Verantwortung, Gott, Freiheit, Autonomie, Evolution.
Häufig gestellte Fragen zur Hausarbeit: Die Free Will Defense und das Problem des Leids
Was ist das Thema der Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die „free will defense“ als Ansatz zur Erklärung von Leid in der Welt. Sie analysiert den Begriff der menschlichen Freiheit im Kontext der Theodizeefrage und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Freiheit und „Übel“, differenziert nach moralischem Übel (malum morale) und physischem Übel (malum physicum). Schließlich wird die Frage nach der Verantwortung für das Leid diskutiert.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die zentralen Themen sind der Begriff der menschlichen Freiheit innerhalb der free will defense, der Zusammenhang zwischen menschlicher Freiheit und moralischem sowie physischem Übel, die Frage nach der Verantwortung für das Leid in der Welt und Leid als möglicher Preis der Willensfreiheit.
Wie wird der Begriff der Freiheit definiert?
Die Hausarbeit definiert Freiheit im Kontext der free will defense als ein libertarisches Freiheitsverständnis. Freiheit wird als die Fähigkeit beschrieben, unter gleichen Bedingungen verschiedene Handlungsoptionen zu haben, basierend auf freier Entscheidung und ohne Determinierung durch äußere Faktoren. Willensfreiheit besteht aus drei Komponenten: Anderskönnen, rationale Entscheidungsfindung basierend auf Gründen und die Urheberschaft der Handlung.
Wie wird der Zusammenhang zwischen Freiheit und Übel (malum morale und malum physicum) dargestellt?
Die Arbeit argumentiert, dass die Freiheit des Menschen, auch moralisch falsch zu handeln, unvermeidbar mit der Möglichkeit zu moralischem Handeln verbunden ist, und damit Leid (malum morale) entsteht. Naturbedingtes Leid (malum physicum) wird als notwendige Bedingung für die Entstehung des Menschen und seines freien Lebens dargestellt, da die Evolution eine gewisse Indeterminiertheit benötigt.
Wer ist laut der Hausarbeit für das Leid verantwortlich?
Die Hausarbeit argumentiert, dass Gott nicht für das Leid verantwortlich gemacht werden kann, welches durch den Missbrauch der menschlichen Willensfreiheit entsteht (malum morale). Trotzdem trägt Gott die Letztverantwortung, da die Freiheit selbst ein Geschenk Gottes ist. Selbst bei der free will defense bleibt Gott für die Leidensgeschichte insgesamt verantwortlich.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit?
Die Hausarbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition der Freiheit innerhalb der free will defense, ein Kapitel zum Zusammenhang zwischen Freiheit und Übel (unterteilt in malum morale und malum physicum), ein Kapitel zur Schuldfrage und abschließend eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Hausarbeit verwendet?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind Free will defense, Theodizee, Leid, Willensfreiheit, malum morale, malum physicum, Verantwortung, Gott, Freiheit, Autonomie und Evolution.
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- Carolin Briegel (Author), 2010, Das Leid als Preis der Freiheit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152107