Die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) ist ein weltweit einzigartiges Bündnis: Sie ist die erste regionale Organisation, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde und ihre Mitgliedskonstellation unterscheidet sich deutlich von anderen derartigen Bündnissen. Die 34 lateinamerikanischen Mitglieder sehen sich der dominanten Stellung der Vereinigten Staaten gegenüber. Dieses schwierige Verhältnis hat den amerikanischen Kontinent seit jeher geprägt und erschwert bis heute die Zusammenarbeit im Rahmen der OAS.
Durch die Dominanz der Vereinigten Staaten hatte die US-Außenpolitik stets große Auswirkungen auf die Situation und Effizienz der OAS. Die US-Außenpolitik wiederum hing und hängt in starkem Maße von der Person des jeweiligen Präsidenten im Weißen Haus ab.
Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die Lateinamerikapolitik der Vereinigten Staaten in den 60 Jahren, die seit der Gründung der OAS vergangen sind, die Funktionsweise dieser Organisation bestimmt hat.
Die Relevanz der OAS ist umstritten – mehr als die jeder anderen internationalen Organisation. Von Fidel Castro als „Kolonialministerium der USA“ gegeißelt, oft von den eigenen Mitgliedsstaaten umgangen und als wirkungslos beschimpft, führt die Organisation fast unaufhörlich einen Kampf um die eigene Existenz. Die Schuld dafür wird meist den Vereinigten Staaten gegeben, doch inwieweit trifft dies wirklich zu? Diese Arbeit soll zeigen, wie sich das Verhältnis der USA zu den Staaten Lateinamerikas im Rahmen der OAS gestaltet hat und wie sich die Situation heute darstellt.
Um das Verständnis der Konflikte innerhalb der OAS zu erleichtern, soll zunächst ein Überblick über die Entwicklung multilateraler Zusammenarbeit auf dem amerikanischen Kontinent gegeben werden. Gegenstand des zweiten Kapitels ist die Situation, wie sie sich bei der Gründung der OAS darstellte, einschließlich der Erläuterung historischer Gründe für die besonderen Charakteristika der Organisation. Schließlich soll im dritten Kapitel auf die US-Lateinamerikapolitik im Rahmen der OAS von 1948 bis heute eingegangen werden. Abschließend werden die Ergebnisse der Arbeit im Schlusskapitel zusammenfassend dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Organisation der Amerikanischen Staaten
- 2.1 Die Panamerikanische Bewegung
- 2.2 Die Gründung der OAS
- 2.3 Struktur und Ziele der OAS
- 2.3.1 Der strukturelle Aufbau der OAS
- 2.3.2 Die Ziele der OAS
- 3. Die Ausgangssituation der OAS
- 3.1 Der besondere Charakter des interamerikanischen Systems
- 3.1.1 Asymmetrie zwischen Nord und Süd
- 3.1.2 Die Monroe-Doktrin und die US-amerikanische Interventionspolitik
- 3.1.3 Theodore Roosevelts Neuinterpretation der Monroe-Doktrin
- 3.1.4 Das Nichtinterventionsprinzip
- 3.1.5 Das Prinzip der Gleichberechtigung aller Mitgliedsstaaten
- 3.2 Erwartungen der Mitgliedsstaaten
- 3.2.1 Erwartungen der Vereinigten Staaten
- 3.2.2 Erwartungen der Staaten Lateinamerikas
- 3.3 Zwischenbilanz
- 4. Die US-lateinamerikanischen Beziehungen in der OAS
- 4.1 Der Kampf gegen den Kommunismus
- 4.1.1 Die Erhaltung des Status quo – Truman und Eisenhower
- 4.1.2 Der Spezialfall Kuba
- 4.1.3 Reformen gegen den Kommunismus – Kennedy
- 4.1.4 Rückkehr zur Interventionspolitik – Johnson
- 4.1.5 Zwischenbilanz – Die 1950er und 1960er Jahre
- 4.2 Die Welt im Wandel
- 4.2.1 Erste Brüche im interamerikanischen System – Nixon und Ford
- 4.2.2 Der Weg zur Demokratie - Carter
- 4.2.3 Das Ende des Kalten Krieges - Reagan
- 4.2.4 Zwischenbilanz - Die 1970er und 1980er Jahre
- 4.3 Die 1990er Jahre
- 4.3.1 Das Ende der bipolaren Weltordnung – Bush sen.
- 4.3.2 Der Weg zur Jahrtausendwende - Clinton
- 4.3.3 Zwischenbilanz – Die 1990er Jahre
- 4.4 Aufbruch in ein neues Jahrtausend
- 4.4.1 Krieg gegen den Terrorismus - Bush jun.
- 4.4.2 Ein Neuanfang? – Obama
- 4.4.3 Zwischenbilanz - Der Beginn eines neuen Jahrtausends
- 5. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Lateinamerikapolitik der Vereinigten Staaten im Rahmen der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) seit deren Gründung. Sie analysiert, wie die US-Außenpolitik die Funktionsweise der OAS beeinflusst hat und welche Auswirkungen dies auf die Beziehungen zwischen den USA und den lateinamerikanischen Staaten hatte.
- Die Entwicklung der OAS als regionale Organisation und ihre besondere Charakteristik im interamerikanischen System
- Die Rolle der USA in der OAS im Kontext des Kalten Krieges und des Kampfes gegen den Kommunismus
- Die Veränderungen in der US-Außenpolitik gegenüber Lateinamerika und ihre Auswirkungen auf die OAS
- Die Herausforderungen der OAS im 21. Jahrhundert und die Beziehungen zwischen den USA und den lateinamerikanischen Staaten
- Die Rolle der OAS in der Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung in Lateinamerika
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 bietet eine Einleitung in die Thematik und erläutert die Bedeutung der OAS als einzigartige regionale Organisation. Kapitel 2 beleuchtet die Panamerikanische Bewegung als Vorläufer der OAS und beschreibt die Gründung, Struktur und Ziele der Organisation. Kapitel 3 analysiert die Ausgangssituation der OAS, die durch die Asymmetrie zwischen Nord und Süd und die US-amerikanische Interventionspolitik geprägt war. Es werden die Erwartungen der Mitgliedsstaaten und eine Zwischenbilanz zur Situation der OAS vor dem Hintergrund der US-amerikanischen Dominanz gezogen.
Kapitel 4 untersucht die US-lateinamerikanischen Beziehungen im Rahmen der OAS von 1948 bis heute. Es beleuchtet die verschiedenen Phasen der US-amerikanischen Lateinamerikapolitik, angefangen vom Kampf gegen den Kommunismus über die Veränderungen im Zuge des Kalten Krieges bis hin zu den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Es werden die jeweiligen US-amerikanischen Präsidenten und ihre Strategien in Bezug auf Lateinamerika analysiert.
Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der OAS und die US-lateinamerikanischen Beziehungen.
Schlüsselwörter
Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS), US-Außenpolitik, Lateinamerikapolitik, interamerikanisches System, Monroe-Doktrin, Interventionspolitik, Kalter Krieg, Kommunismus, Demokratie, Menschenrechte, wirtschaftliche Entwicklung, regionale Organisation, multilaterale Zusammenarbeit.
- Arbeit zitieren
- B.A. Damaris Englert (Autor:in), 2010, Die Lateinamerikapolitik der USA im Rahmen der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152127