Der Begriff Geschichtsphilosophie wurde erstmals im 18. Jahrhundert von Voltaire geprägt und versucht als Wissenschaft über die Geschichte, gegenüber der bloßen Geschichtsdarstellung, allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Geschichte aufzudecken und nachzuweisen. Sie widmet sich der Frage, ob der Gang der Geschichte kontingent, beziehungsweise zufällig ist, oder vielmehr einem vernünftigen Plan und Ziel gehorcht und so in ihrer Gesamtheit gedeutet werden kann.
In seiner Abhandlung „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“ von 1784 liefert Kant in neun Sätzen eine formale und materiale Theorie der Geschichte. Kant stellt die These auf, dass die Geschichte nicht eine bloße Erzählung ist, sondern in ihr, trotz Zufälligkeiten und Kontingenzen, ein regelmäßiger Gang erkennbar sei. Die Weltgeschichte habe, so Kant, ein reales Ziel, auf das sie hinstrebt. Um diese teleologische Geschichtsdeutung zu bekräftigen, stellt Kant neun Sätze auf, in denen er die Natur als Movens der Geschichte erklärt, die alles Lebendige zur vollständigen Entwicklung seiner Anlagen bringe und somit die Entwicklung des Menschengeschlechts steuere und zu einem Ziel vorantreibe. Dieses Ziel sei eine allgemein das Recht verwaltende bürgerliche Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Kants Geschichtsphilosophie
- Die "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht"
- Die Zweckmäßigkeit der Natur
- Der gesellschaftliche Antagonismus
- Die bürgerliche Vereinigung
- Die Annäherung an eine vollkommen gerechte Gesellschaft
- Kants "Zum ewigen Frieden"
- Der Frieden unter den Staaten
- Der Krieg als treibender Moment der Kultur
- Die "große Künstlerin Natur"
- Kants Geschichtsdeterminismus
- Der regelmäßige Gang der Geschichte
- Die Naturabsicht und der Endzweck der Menschheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit Kants Geschichtsphilosophie, insbesondere mit seinen Werken "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" und "Zum ewigen Frieden".
- Kants Theorie der Zweckmäßigkeit der Natur und ihre Rolle in der Menschheitsgeschichte
- Der gesellschaftliche Antagonismus als Motor der menschlichen Entwicklung
- Die Bedeutung der bürgerlichen Gesellschaft für die Entfaltung der menschlichen Anlagen
- Kants Geschichtsdeterminismus und die Rolle der Natur in der Entwicklung der Menschheit
- Die Verbindung von Vernunft und Geschichte in Kants Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Kants Geschichtsphilosophie
Kant stellt in seiner "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" eine teleologische Geschichtsdeutung vor. Er argumentiert, dass die Geschichte der Menschheit einem regelmäßigen Gang folgt, der von der Natur gesteuert wird. Die Natur, so Kant, strebt nach der vollständigen Entwicklung aller menschlichen Anlagen, was durch einen gesellschaftlichen Antagonismus zwischen den Trieben zur Vergesellschaftung und zur Isolierung vorangetrieben wird. Dieser Antagonismus führt schließlich zur Entwicklung einer bürgerlichen Gesellschaft, die die beste Voraussetzung für die Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten bietet.
Kants "Zum ewigen Frieden"
In "Zum ewigen Frieden" setzt sich Kant mit der Frage auseinander, ob es dem Menschen zum Frieden veranlagt ist und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um diesen zu erreichen. Er argumentiert, dass der Frieden kein natürlicher Zustand ist, sondern durch die Einwirkung der Natur und die Entwicklung eines Völkerbundes erreicht werden kann. Der Krieg, so Kant, ist ein treibender Moment der menschlichen Kultur, der die Menschen dazu zwingt, ein gesetzlich geregeltes Gleichgewicht der Staaten zu entwickeln.
Kants Geschichtsdeterminismus
Kant entwickelt in seinen beiden Werken einen Geschichtsdeterminismus, der davon ausgeht, dass die Geschichte der Menschheit einem regelmäßigen Gang folgt, der von einer Naturabsicht gesteuert wird. Der Endzweck der Menschheit, so Kant, ist die Erreichung einer vollkommenen Staatsverfassung, die größtmögliche Freiheit garantiert.
Schlüsselwörter
Kants Geschichtsphilosophie, Naturzweckmäßigkeit, gesellschaftlicher Antagonismus, bürgerliche Gesellschaft, Geschichtsdeterminismus, "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht", "Zum ewigen Frieden", Völkerbund, Freiheit, Vernunft, Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Marieke Jochimsen (Autor:in), 2008, Kants Geschichtsphilosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152150