Geht man von dem populären Verständnis des Aggressionsbegriffs aus, kann mit Recht behauptet werden, dass es tagtäglich Situationen gibt, in denen wir Aggression ausgesetzt sind. Dabei kann es sich sowohl um Formen körperlicher Aggression, die in aller Regel seltener vorkommen, als auch um verbale Aggression handeln, was weitaus häufiger der Fall ist. Oftmals geraten Menschen ohne Vorbereitung in Situationen, in denen zwei differente Standpunkte aufeinander treffen, die jedoch jeweils eine völlig andere Lösung anstreben. Manchmal sind wir sogar selbst Ausgangpunkt der Aggression, weil wir mit etwas unzufrieden sind, sich Aggression „angestaut“ hat oder wir einfach keinen anderen Umgang mit der Situation kennen und gelernt haben. Von welchem Standpunkt man Aggression auch betrachtet, bleibt sie dennoch mehr oder minder ein Phänomen,
dass auch die Psychologie nicht einheitlich erklären kann. Erkennbar ist allerdings, dass Aggression in unserer Gesellschaft einen immer größer werdenden Stellenwert einnimmt.
Schulmassaker wie jene in Erfurt oder Winnenden sind der traurige Beweis für einen eingeschlagenen „Trend“ der Gesellschaft. Auf der einen Seite sucht man fieberhaft nach Gründen für diese Entwicklung, doch viel wichtiger erscheint die Frage, wie
dieser Entwicklung entgegen gesteuert werden kann.
Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Arbeit die Entstehung von Aggression zunächst aus psychologischer Sicht, um in Anschluss daran der Frage nachzugehen, inwiefern die asiatischen Kampfkünste einen Beitrag zur Aggressionsbewältigung
liefern können. Dies scheint im ersten Moment paradox, da gerade die Kampfkünste oftmals in dem Verruf stehen, aggressionsfördernd zu sein. Aus meiner inzwischen mehrjährigen Erfahrung aus dem Kampfkunstbereich kann ich jedoch berichten, dass
dies im Sinne der traditionellen Kampfkünste für mich unmöglich erscheint. Gerade jene Disziplinen, die noch immer stark ihren traditionellen Werten verhaftet sind, lehren Aggressions- und Gewaltfreiheit im Umgang miteinander. Diesen Eindruck gilt es jedoch mithilfe der vorliegenden Arbeit wissenschaftlich zu untersuchen und zu einer nachprüfbaren Aussage hinsichtlich der Fragestellung zu kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aggression und ihre Definitionen
- Aggression als potentieller Trieb des Menschen
- Engere versus weitere Aggressionsdefinitionen
- Die Schwierigkeit der Wertfreiheit
- Aggression und ihre Entstehungstheorien
- Die trieborientierten Entstehungstheorien
- Die Frustrations-Aggressions-Theorie
- Die lernorientierten Entstehungstheorien
- Aggression in den asiatischen Kampfkünsten
- Das „Do“ als Zeichen eines geistigen Weges und einer Charakterschule
- Einteilung der Kampfkünste in „weiche“ und „harte“ Stile
- Aggressionsbewältigung in den Kampfkünsten am Beispiel Aikido
- Die körperliche Dimension
- Die geistige Dimension
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Aggression und untersucht ihre Entstehung aus psychologischer Sicht. Sie stellt die Frage, inwiefern asiatische Kampfkünste einen Beitrag zur Aggressionsbewältigung leisten können, obwohl sie oft als aggressionsfördernd wahrgenommen werden. Die Arbeit zeigt auf, dass traditionelle Kampfkünste im Gegenteil Aggressions- und Gewaltfreiheit im Umgang miteinander lehren.
- Definition und Entstehung von Aggression
- Unterschiedliche Theorien zur Aggressionsentstehung
- Asiatische Kampfkünste und ihre Rolle in der Aggressionsbewältigung
- Die Bedeutung von Tradition und geistiger Dimension in Kampfkünsten
- Die Rolle von Körper und Geist in der Aggressionsbewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema Aggression in den Kontext des alltäglichen Lebens und der aktuellen gesellschaftlichen Debatte. Sie verdeutlicht die Bedeutung der Aggressionsbewältigung angesichts von Gewaltdelikten und stellt die Forschungsfrage der Arbeit dar.
Aggression und ihre Definitionen
Dieses Kapitel beleuchtet unterschiedliche Definitionen von Aggression und stellt die Triebtheorien von Sigmund Freud und Konrad Lorenz vor. Es diskutiert die Unterscheidung zwischen „engeren“ und „weiteren“ Definitionen von Aggression und beleuchtet die Schwierigkeit, den Begriff von Werturteilen zu trennen.
Aggression und ihre Entstehungstheorien
Dieses Kapitel geht auf verschiedene Theorien zur Entstehung von Aggression ein. Es untersucht die trieborientierten Theorien, die Frustrations-Aggressions-Theorie und die lernorientierten Theorien.
Aggression in den asiatischen Kampfkünsten
Dieses Kapitel untersucht die Rolle asiatischer Kampfkünste in der Aggressionsbewältigung. Es beleuchtet das „Do“ als Zeichen eines geistigen Weges und einer Charakterschule und unterscheidet zwischen „weichen“ und „harten“ Kampfstilen. Am Beispiel des Aikido wird die körperliche und geistige Dimension der Aggressionsbewältigung in Kampfkünsten dargestellt.
Schlüsselwörter
Aggression, Aggressionsbewältigung, asiatische Kampfkünste, Aikido, Tradition, Gewaltfreiheit, geistige Dimension, körperliche Dimension, Triebtheorie, Frustrations-Aggressions-Theorie, Lernorientierte Theorien
- Quote paper
- Daniel Wehnhardt (Author), 2009, Aggression: Entstehung und Bewältigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152254