Spanien bietet – dank seiner vielen Varietäten – für Linguisten einen interessanten Untersuchungsgegenstand. Was die Entwicklung der „kastilischen Norm“, wie die spanische Sprache oft in der Literatur genannt wird, betrifft, ist sich die Wissenschaft
bis auf ein paar ungeklärte Detailfragen sicher. Es herrscht die belegte Überzeugung, dass die kastilische Sprache, welche später die Nationalsprache der spanischen Krone wurde, sich aus dem so genannten „Vulgärlatein“, also dem mündlich übertragenen
Latein der Soldaten und des Volkes, entwickelt hat. Hinzu kamen noch die Einflüsse des Arabischen, das beinahe 700 Jahre die iberische Halbinsel bis zur „Wiedereroberung“ durch die Christen prägte.
Etwas weniger eindeutig wird jedoch hingegen die Verbreitung der spanischen Sprache in der „Neuen Welt“, also dem amerikanischen Kontinent, gesehen. Sicher ist hingegen, dass viele in Lateinamerika verbreitete linguistische Phänomene große
Ähnlichkeiten mit der andalusischen Varietät des Kastilischen aufweisen. So existieren in der linguistischen Wissenschaft – etwas vereinfacht formuliert – zwei Strömungen, die jeweils für oder gegen einen andalusischen Ursprung argumentieren,
wobei hierbei auch immer die Frage nach der Beeinflussung durch indigene Sprachen gestellt wird. Es ist allerdings stets die Vorsicht geboten, das lateinamerikanische Spanisch nicht zu verallgemeinern, da zum Teil große Unterschiede bei der lokalen
Verbreitung der linguistischen Phänomene herrschen. Eine weitgehend akzeptierte Unterteilung, die eine Kategorisierung einfacher gestaltet, ist die Gruppierung der Phänomene in „tierras bajas“ und „tierras altas“, worauf aber noch näher eingegangen wird.
Die vorliegende Arbeit untersteht somit dem Versuch, die Argumentationen beider „Lager“ genauer zu untersuchen. Dabei soll zu allererst die andalusische Varietät als solche im Fokus sein, um später die Gemeinsamkeiten stärker illustrieren zu können.
Das Augenmerk liegt diesbezüglich hauptsächlich auf dem phonetischen Bereich, da dort die meisten Abweichungen zur kastilischen Norm vorzufinden sind. Letztendlich
soll auf diesem Wege eine abschließende Aussage zur Fragestellung gefunden werden, ob ein andalusischer Ursprung in der Geschichte des hispanoamerikanischen Spanisch angenommen werden kann, oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die andalusische Varietät
- Welche linguitischen Phänomene bezeichnen die andalusische Varietät?
- Die Andalucismo-These
- Argumentation der Andalucismo-These
- Argumentation der Antiandalucismo-These
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die andalusische Varietät des Spanischen einen Einfluss auf die Entwicklung des hispanoamerikanischen Spanisch hatte. Sie untersucht die Argumentationen der „Andalucismo-These“, die diese Behauptung aufstellt, und der „Antiandalucismo-These“, die sie ablehnt. Dabei liegt der Fokus auf phonetischen Aspekten der andalusischen Varietät und ihrer Unterschiede zur kastilischen Norm.
- Analyse der phonetischen und phonologischen Merkmale der andalusischen Varietät
- Untersuchung der Argumentationslinien der Andalucismo-These und der Antiandalucismo-These
- Beurteilung der Rolle der andalusischen Varietät bei der Entwicklung des hispanoamerikanischen Spanisch
- Diskussion des Einflusses indigener Sprachen auf die Entwicklung des hispanoamerikanischen Spanisch
- Herausarbeitung der Bedeutung der lokalen Variationen innerhalb des hispanoamerikanischen Spanisch
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung vor und gibt einen Überblick über die wissenschaftlichen Debatten zur Entstehung des kastilischen Spanisch und dessen Verbreitung in Lateinamerika.
- Die andalusische Varietät: Dieses Kapitel beschreibt die linguistischen Phänomene, die die andalusische Varietät von der kastilischen Norm unterscheiden, insbesondere im Bereich der Phonetik und Phonologie. Es werden die Phänomene „seseo“ und „labiler Konsonantismus“ sowie deren Ausprägungen im Andalusischen erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Sprachvariation, insbesondere mit der andalusischen Varietät des Spanischen und ihrer möglichen Rolle bei der Entwicklung des hispanoamerikanischen Spanisch. Wichtige Themen sind die phonetischen und phonologischen Unterschiede zwischen der andalusischen Varietät und der kastilischen Norm, die Argumentationen der Andalucismo-These und der Antiandalucismo-These sowie der Einfluss indigener Sprachen auf die Entwicklung des Spanischen in Lateinamerika.
- Quote paper
- Daniel Wehnhardt (Author), 2010, Andalucismo vs. Antiandalucismo: eine Gegenüberstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/152279